37▪️ Gedankengänge

Leise stehe ich auf, ganz bedacht darauf Harry nicht zu wecken, und ziehe mir ein Hemd vom meinem Freund drüber, bevor ich still und leise das Zimmer verlasse.

Nachdem Greta und Ludger wieder verschwunden sind habe ich ein paar Sachen zusammen gepackt, meinen beiden Freundinnen geschrieben und bin dann mit zu Harry gefahren.

Er bewohnt eine ziemlich große Maisonette Wohnung und ich habe wirklich nicht schlecht gestaunt. Die Wohnung ist wirklich ein Traum. In der unteren Etage nutzt er den größten hellen Raum als Wohnzimmer mit einer offenen Küche. Obwohl alles sehr hell und viel in weiß gehalten ist, wirkt es alles andere als steril, so wie Juls solche Einrichtungen immer betitelt, sondern wirklich gemütlich und wohnlich. Das einzige was mir überhaupt nicht gefällt ist das Graue Leder Sofa - aber über Geschmack lässt schließlich streiten. Neben der großen Wohnküche im unteren Geschoß, hat er noch ein Zimmer wo Preise der Band stehen und in dem er, sich laut seiner eigenen Aussage, am liebsten zurück zieht, um an Songs zu arbeiten. Neben den beiden Räumen und einer kleinen Gäste Toilette, kann es vom Wohnzimmer aus, auf einer großen Terrasse, aus die er auf jeden Fall mehr machen könnte, wenn er wollte.

Auf der zweiten Etage seiner Wohnung, hat er ein großes Badezimmer mit riesigen Badewanne und sein Schlafzimmer, welches auch nicht an größe fehlt.

Ich schlürfe die Treppe herunter, überlege kurz bevor ich mich dazu entscheide an die Luft zu gehen. Ich setze mich auf die weiße Bank, ziehe die Beine an meinem Körper und schlinge meine Arme um diese.

Harry ist toll wirklich. Als er bemerkt hat, dass mich das Geständnis von dem besten Freunden meiner Grandma mehr beschäftigt als ich zu geben will, hat er so ziemlich alles getan um mich auf andere Gedanken zu bringen. Er hat mich nicht gedrängt mit ihn zu reden oder versucht mir seine Meinung auf zu drängen. Er hat es einfach so hingenommen und war für mich da ohne genau zu wissen, dass es grade das ist was ich grade gebraucht habe. Und das gemeinsame Einkaufen und Kochen bei ihm in der Wohnung, hat wirklich super geklappt genauso wie sein verwöhn Programm danach, aber kaum sind wir zur Ruhe gekommen, fing das Grübeln wieder an. Während Harry neben mir leise vor sich hin schnarchte, habe ich mich bemüht mich nicht zu viel hin und her zu drehen.

Eigentlich war mir schon von vorne rein klar, dass es sich bei dem Pärchen um meine Erzeuger handelt, aber es nun aus erster Hand bestätigt zu bekommen, ist noch mal eine ganz andere Sache. Ich verstehe es einfach nicht. Nicht nur, die Tatsache warum sie ausgerechnet jetzt auftauchen, nachdem Jahre vergangen sind in denen sie sich nicht einmal gemeldet haben. Nicht ein einziges Lebenszeichen haben sie von sich gegeben. Granny hat sie für Tod erklären lassen und ich kann mir wahrscheinlich gar nicht vorstellen wie groß ihr Schock war, als die beiden vor ihr standen.

Es ist aber nicht nur das was mich beschäftigt. Granny und ich hatten so ein gutes Verhältnis. Wir konnten uns alles erzählen, wieso hat sie mir von dem auftauchen der beiden nicht ein einziges Wort verraten? Es hat nicht mal ansatzweise etwa dafür gesprochen, dass etwas im Busch ist. Ich hätte es doch gemerkt. Wir hatten doch nie ein Geheimnis vor dem anderen. Wir haben uns immer, alles erzählt.

Ich wische mir Tränen aus dem Gesicht, überfordert damit wie ich mit der ganzen Sache umgehen soll. Grandma hätte es mir sagen sollen, sie hätte mit mir drüber reden sollen, um mit mir zusammen die Entscheidung zu treffen wie wir mit der ganzen Situation umgehen. Ob wir uns anhören, warum sie vor Jahren einfach so verschwunden sind und mich bei meiner Granny gelassen haben, bloß um nach so vielen Jahren wieder aufzutauchen und ein Haufen Verwirrung zu stiften. Ich habe einfach keine Ahnung, was sie mit ihrem plötzlich auftauchen überhaupt bezwecken wollen.

Ich spüre eine warme Hand auf meine Schulter, wische noch einmal schnell die Tränen aus meinem Gesicht und drehe mich zu Harry um. „Warum bist du wach?", will ich leise von ihm wissen. „Das selbe wollte ich dich Fragen.", erwidert er und setzt sich zu mir. Er drückt mir ein Kuss auf die Schläfe, ehe er seinen Arm um mich legt und mich an sich zieht. „Willst du mir erzählen was los ist?", fragt er mich. Ich schüttle den Kopf und wische weitere Tränen aus meinem Gesicht. „Okay.", seufzt er, zieht mich noch etwas näher an sich und hält mich tröstend im Arm. Eine Weile streicht er mir über den Rücken. Als es weniger wird und sein Atem gleichmäßig wird schaue ich auf, bloß um zu sehen, dass seine Augen geschlossen sind. „Harry du solltest wieder ins Bett gehen.", gebe ich von mir. Er schaut mich an. „Nur wenn du mitgehst." Ich schüttle den Kopf. „Ich kann eh nicht schlafen, aber du schaust echt müde aus.", erwidere ich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Es ist wegen dem was Greta und Ludger dir bestätigt haben, oder?", will er von mir wissen. Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, mein Kopf ist voller Zeug." „Vielleicht hilft es drüber zu reden."

Ich schüttel den Kopf. „Nein, sei mir nicht böse aber ich will absolut nicht drüber sprechen. Ich wünschte sie hätten es einfach für sich behalten. Dann würde ich mich nun nicht Fragen, was Granny noch alles so vor mir verheimlicht hat.“,  lehne ich ab. Er streicht mir durch die Haare. „Ich bin zwar nie in das Vergnügen gekommen sie kennen zu lernen, aber ich bin mir sicher, dass sie es nicht getan hat um dir weh zu tun. So etwas steckt man nicht mal weg oder fällt, im Normalfall, mit der Tür ins Hause.“

Ich nicke und merke wie mir erneut Tränen in den Augen schießen. „Ich weiß. Ich wünsche einfach sie wäre noch hier und würde mir einen Rat geben. Würde mir sagen, was ich nun tun soll.“ Harry streicht mir die Tränen aus dem Gesicht und drückt mir ein Kuss auf den Mundwinkel. „Würde sie dir denn wirklich sagen, was du tun sollst? Oder würde sie dir nahe liegen das ganz allein nur für dich zu entscheiden? Dich kann niemand zwingen die beiden kennen zu lernen oder eben nicht.“ „Aber sie wäre bei mir. Sie würde mit gehen, wenn ich mich dazu entscheiden würde die beiden zu treffen.“ Harry streicht mir durchs Haar. „Niemand kann sie ersetzen, Amilia. Aber dir muss wirklich bewusst sein, dass du da auf keinen Fall alleine durch musst.  Egal wofür du dich entscheidest. Wenn du sie treffen willst, sind sicherlich Greta und Ludger und besonders Juls und Jen mit an Bord und wenn du willst ich auch.“ Ich runzel die Stirn. „Du würdest wirklich mit gehen?“ Er nickt und runzelt ebenfalls dir Stirn. „Wenn du das willst auf jeden Fall. Wieso auch nicht?“ Ich zucke mit den Schultern und kenne darauf selber keine wirkliche Antwort. Ich lege meinen Kopf gegen seine Schulter und und merke wie er seine Arme um mich schingt.

Eine Weile sitzen wir so schweigend aneinander gekuschelt, als mich die Müdigkeit packt und ich dadurch ein wenig fröstel. „Wollen wir vielleicht doch wieder ins Bett gehen?“, will ich leise wissen. „Sehr, sehr gute Idee.“, höre ich Harry sagen, der sich relativ schnell von mir löst, aufsteht und meine Hand packt, bloß um mich direkt hoch und mit schnellen Schritten hinter sich her zu ziehen. In Null Komma nix sind wir wieder in seinem Schlafzimmer. Er schlägt die Decke nach hinten und sieht mich dann Auffordernt an.

Gähnend steige ich ins Bett und Kuschel mich an meinen Freund als er neben mir liegt. „Danke.“, gebe ich leise von mir. „Halt mir für Verrückt, aber ich weiß grade nicht genau wofür.“, gibt er ehrlich zu. „Einfach dafür, dass du für mich da bist. Mir zuhörst, wenn ich es brauche, mich aber nicht in eine Ecke drängst, wie es Juls und Jen gerne mal machen, wenn es um dieses Thema geht.“,  erkläre ich ihm, denn nicht nur einmal haben meine Freundinnen versucht mich zu drängen, diese blöden Briefe doch endlich öffnen soll. Harry hingegegen hat die Diskussionen bisher immer nur Schweigend mit angesehen. „Nicht dafür.“, gibt er von sich und drückt mir ein Kuss auf die Schläfe. „Außerdem bin mir sicher, dass deine Freundinnen nur das Beste für dich wollen.“ „Ja vielleicht.“

⏭️⏮️

Ausgeschlafen strecke ich mich und stelle direkt feste, dass Harry mal wieder schon auf ist. Wie schafft er es jeden Morgen, leise und immer als erster aus dem Bett zu schleichen, ohne mich zu wecken. Grade als ich meine Beine aus dem Bett schwingen will, öffnet sich die Tür und Harry kommt zusammen mit einem Tablett ins Zimmer. „Eigentlich wollte ich dir die Kaffeetasse unter die Nase halten und dich so wecken. Musst du mir das kaputt machen?“ „Sorry.“, gebe ich von mir, lege mich zurück ins Bett und schließe die Augen. Ich höre ihn leise lachen. Höre wie er das Tablett auf den Sideboard stellt und sich anschließend neben mich setzt.

Kurze Zeit später öffne ich die Augen, als ich den Geruch Kaffee in die Nase bekomme. „Ich wurde ja noch nie mit dem Geruch von Kaffee geweckt.“, gebe ich von mir, versuche dabei euphorisch zu klingen und sehe wie Harry die Augen verdreht. „Jetzt hast du mir den ganzen spaß verdorben. Zum zweiten mal innerhalb von drei Minuten.“, bemerkt er beleidigt. „Tut mir leid.“, gehe ich drauf ein und richte mich auf. „Was hältst du von Frühstück im Bett?“ Begeistert nicke ich. „Klingt gut, wenn ich vorher ins Bad darf.“ Er nickt. „Natürlich nur zu.“ Ich drücke ihn ein Kuss auf die Wange und springe auf.

„Hey Amilia, ich hab vorhin mit Louis telefoniert. Er ist auch wieder in London, ist es okay, wenn wir uns nachher mit ihn treffen? Er würde dich auch liebend gern kennen lernen, am besten schon gestern.“ Überrascht schaue ich ihn an und nicke ohne vorher drüber nachzudenken. „Ich wollte allerdings nachher noch zum Friedhof. Der alte Blumenstrauß muss raus und ein neuer muss hin. Ich war schon eine Weile nicht mehr dort.“, lasse ich ihn wissen. „Keine Dinge. Wenn du willst gehe ich mit und danach können wir dann zu Louis.“,  schlägt er vor. „Ich finde das klingt gut.“

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