35▪️ Unterschiede
Ich benehme mich Kindisch. Eindeutig. Seit Harry und ich in seinem Zimmer "geredet" haben gehe ich ihm aus den Weg. Ich hatte mich bei Gemma entschuldigt, auch wenn sie es für überflüssig hielt, bevor wir in einen netten Plausch über dies und das gefallen sind. Als Anne mit ihrem Mann nach Hause kam, haben wir drei Mädels uns ums Essen gekümmert, während Harry mit seinem Stiefvater ins Wohnzimmer verschwunden ist.
Ich habe mich mit den beiden Styles Frauen wirklich super verstanden und bin immer ich tierisch überwältigt von der Herzlichkeit mit der ich hier empfangen wurde und wie selbstverständlich mich hier alle aufgenommen haben.
Während ich mich beim Essen neben Harrys Schwester gesetzt habe, dafür seltsame Blicke erhaschen habe, haben mich die anderen mit Geschichten aus der Kindheit meines Freundes versorgt. Bevor Harry seinen lieben Fotos aus Südamerika gezeigt hat, habe ich schnell gemeinsam mit Gemma abgeräumt und die Küche aufgeräumt.
Mittlerweile sitzen nur noch Gemma, mein Freund und ich im Wohnzimmer. Während das Geschwisterpaar auf der Couch sitzt, habe ich es mir gegenüber auf den Sessel gemütlich gemacht. „Ich geh hoch, ins Bett.“, durchbreche ich das gequetsche der beiden. Es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe als würden die beiden mich ausschließen, ganz im Gegenteil schon den ganzen Abend wurde alles dafür getan, dass ich mich wohl fühle, allerdings würde ich grade viel lieber alleine sein. Bloß ein bisschen. „Hast du immer noch Kopfschmerzen?“, will Gemma von mir wissen. „Es bisschen, aber es geht schon.“, antworte ich ihr. „Mum hat sicherlich noch Schmerzmittel da.“ Ich schüttel mit den Kopf. „Nein ich denke das geht schon. Ich brauch einfach bloß etwas schlaf. Gute Nacht.“, gebe ich noch von mir ehe ich nach oben verschwinde.
Ich geh als erstes ins Badezimmer, bevor ich mich in Harrys Zimmer begebe, mich rasch umziehe und dann ins Bett schlüpfe.
Ich bin ein wenig hin und her gerissen. Auf der einen Seite, will ich morgen einfach nur nach Hause fahren. Das mit Harry heute Mittag hat mir einfach gereicht um über die ganze Beziehungssache noch mal nach zu denken. Ich mag ihn, keine Frage. Ich habe ihn sogar sehr, sehr gern, aber wenn es dauerhaft so läuft, wie heute, dann bin ich einfach nicht die richtige für den Lockenkopf – besser wir finden es jetzt raus als später. Obwohl ich am liebsten wieder zurück zu meinen Mädels will, tut es mir andererseits wirklich Leid, denn Harrys Familie hat mich echt liebevoll aufgenommen.
Einen Augenblick überlege ich, Juls oder Jen anzurufen, entscheide mich allerdings dagegen, erstens ist es schon ziemlich spät, zweitens
würde es wahrscheinlich viel zu lange dauern, überhaupt etwas Verständnis von ihnen zu bekommen und drittens, will ich ungern von Harry dabei erwischt werden.
Ich seufze, schließe die Augen und will einfach nochmal eine Nacht drüber schlafen - vielleicht sieht die Welt morgen schon wieder ganz anders aus.
Eine Weile liege ich dort und welse mich von der einen zur anderen Seite. Es kann doch echt nicht sein. Ich will wirklich grade einfach nur schlafen, bekomme aber kein Auge zu. Zu allem Überfluss höre ich auch noch die Stufe knatschen, die mich heute Morgen auch schon verraten hat. Kommt Harry etwa schon ins Bett? Oder geht einer von den beiden bloß aufs Klo? Ich bekomme die Antwort, als sich die Zimmertür öffnet und ich Harry in dem Lichtkegel vom Flur erkenne. Einen Augenblick schauen wir uns an, bevor ich mich mit den Rücken zu ihm umdrehe. Kurzezeit später schaltet er das Licht im Flur aus und schließt die Tür hinter sich. Nach dem Rascheln zu urteilen, zieht er sich grade sicherlich um.
Ich merke wie Harry sich ins Bett legt. Beide schweigen wir, aber was hatte ich auch erwartet?
Als ich grade doch dabei bin einzuschlafen spüre ich die Präsens meines Freundes hinter mir. Er streckt ein Arm über mir hinweg, während er den anderen um mich legt bevor ich seine Lippen auf meine Schultern spüre. „Wenn ich dir sage, dass es mir leid tut, glaubst du mir dann?“, höre ich ihn leise Fragen. „Muss ich ja, oder?“ Er seufzt. „Wahrscheinlich habe ich etwas über die strenge geschlagen, in jederlei Hinsicht.“, gibt er von sich. „Jor, stimmt wohl.“
Ich höre ihn seufzen und merke wie er sein Gesicht gegen meine Schulter drückt. „Ich hin ein echter Idiot, habe ich recht?“, will er von mir wissen. Woher kommt den die plötzliche Einsicht? Ich rücke ein Stück nach vorne um mich dann in seine Richtung zu drehen. Dadurch das wir heute Vollmond haben und sein Zimmer nur mit dünnen Vorhängen abgedunkelt ist, erhellt der Mond das Zimmer soweit, dass ich seine Konturen erkennen kann.
„Ich wollte es mit uns einfach richtig machen, weißt du. Ich habe die letzten Jahre mitbekommen, welche Nachrichten die Freundinnen der anderen Jungs über öffentliche Netzwerke abbekommen haben. Wie sie ständig von Fotografen verfolgt worden sind. Wie es sie belastet hat, die eine war mehr betroffen, die andere weniger. Keine Beziehung, ist jetzt noch aktuell.“, erzählt er mir. Ich runzle die Stirn. „Und da ist es dir lieber mit mir durch seine Heimatstadt zu laufen und mich dabei zu behandeln, als hätte ich eine ansteckende Krankheit?“ „Das habe ich doch gar nicht.“ „Doch Harry, genau das hast du.“ „Okay.“, gibt er von sich und streicht mit seiner oberen Hand durch meine Haare. „Es tut mir leid, ich habe wohl wirklich mächtig über die Stränge geschlagen.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Du wiederholst dich.“, informiere ich ihn. „Ja ich weiß, aber es ist doch so. Ich habe mich benommen wie ein großer Idiot.“
Ich beiße mir auf die Lippen und weiß das das nächste nicht grade fair ist. „Hat deins Schwester dir die Worte vor gekaut?“, hake ich vorsichtig nach. „Nein, sie meinte das ich ein riesen großes Arschloch bin, der nicht zu schätzen weiß, was ich an dir habe.“ „Wow.“, entfernt es mir überrascht. Mit solchen Worten habe ich nun nicht gerechnet. „Ich würde sagen das ist teilweise ziemlich hart.“, lasse ich ihn wissen. „Ohha. Nur teilweise?“ Ich nicke und ziehe mit meinen Finger die Tattoos seines Oberarme nach. „Ich würde das riesen großes vor dem Arschloch weg lassen.“, verrate ich ihn. „Ohho, du bist ja äußerst gütig.“ Ein lächeln schleicht mir bei sein sarkasmus ins Gesicht.
„Mal im ernst Amilia: der erste Teil ist mir gar nicht so wichtig, dass ich mich wie ein Arschloch benommen habe, dass ist mir bereits bewusst und das tut mir auch Leid. Aber was ist mit dem zweiten Teil, dass ich nicht zu schätzen wüsste, was ich an dir habe. Siehst du das auch so“, will er nun ernster von mir wissen. „So würde ich das auch nicht sagen.“, lasse ich ihn wissen und hoffe damit ist das Thema beendet. „Sondern? Meine Schwester hat angedeutet, dass du so etwas in der Richtung meintest.“ Ich schüttel den Kopf. „Das stimmt so nicht. Sie hat gefragt ob etwas vorgefallen ist und ich habe es ihr erzählt. Von deinen Regeln und was alles so unterschiedlich gelaufen ist. Ich wollte sie nicht anlügen und du weißt selber, dass deine Schwester ziemlich hartnäckig ist - das hast du schon öfters erwähnt. Sie hat den Sturkopf deiner Mutter, erinnerst du dich?“, stelle ich klar und schaue ihn Fragend an, auch wenn er es trotz des Mondlichts wahrscheinlich nicht mal ansatzweise sehen kann. „Ja daran erinnere ich mich, aber nun erzähl mir mal was du dann meiner Schwerter erzählt hast, dass sie es so interpretiert hat, wie sie es eben interpretiert hat.“, fordert er von mir. „Du hast für uns beide direkt Regeln aufgestellt. Keine Berührungen. Keine Küsse. Möglichst viel Abstand. Dann taucht Nika auf und für ihr gelten diese blöden Regeln anscheinend nicht mal Ansatzweise. Mal davon abgesehen, dass vielleicht irgendwo Eifersucht im Spiel war, ist es einfach unfair gewesen. Dann habe ich mich also gefragt, ob es nicht vielleicht eine Nika ist, die du, auch in der Öffentlichkeit, an deine Seite haben willst. Ob ich vielleicht einfach nur gut genug bin, um hinter verschlossenen Türen Spaß zu haben, dabei ist es ganz egal auf welcher Art und Weise, denn die letzten Tage waren nicht bloß auf Sexuellerart schön, und ob du für die öffentlichkeit vielleicht etwas anderes willst.“, erkläre ich ihm. „Eine Nika.“, schließt er als Antwort auf meinen letzten Satz. „Ja, vielleicht sogar eine Nika.“, stimme ich zu und merke einen dicken Kloß in meinem Hals. „Amilia, dass ist.....“, er stockt und hadert anscheinend mit seiner Wortwahl. „Bekomm es jetzt nicht in den falschen Hals, aber lächerlich.“ Ich ziehe die Augenbrauen noch. Was ist daran lächerlich? „Wieso?“ „Weil Nika einfach..... Nika ist. Das kann man überhaupt nicht vergleichen.“ Na vielen Dank. „Ahha.“
Er spielt mit einer Strähne von mir. „Nika kenne ich schon ewig. Sie hat schon früher alles dafür getan im Mittelpunkt zu stehen. Ja, wir haben einen ähnlichen Freundeskreis, mit dem einen habe ich mehr Kontakt, mit dem andern sie, aber wirklich dicke waren wir beide noch nie. Das was sie heute Mittag angezogen hat, war reine Show.“, erklärt er mir, nachdem wir beide eine Weile geschwiegen haben. „Also wäre es für dich okay, wenn von dir und ihr Fotos austauschen würden aus denen Gerüchte hervorgehen, bei uns beiden wäre es aber eine fast Katastrophe?“, hake ich nach, bloß um sicher zu gehen, dass ich das auch richtig verstanden habe. „So habe ich es überhaupt nicht gesagt. Würden von Nika und mir Gerüchte auftauchen, ja dann ist es so. Je nach Gerücht dementiere ich es oder eben nicht. Bei dir ist es etwas anders.“ „Sei mir nicht böse Harry, ich glaube dir das Nika einfach Nika ist. Und ich glaube dir auch, dass es dir Leid tut und das du zumindest versuchst zu verstehen, worum es mir eigentlich geht, aber ich kann absolut nicht nachvollziehen wo da ein Unterschied ist, ob ein Gerücht von Nika und dir auftaucht oder eins von dir und mir. Es macht für mich einfach kein unterscheiden, abgesehen von der Weiblichen Person auf dem Foto oder sonst wo.", lasse ich ihn wissen. „Oh ich kann dir da noch das eine paar Gründe aufzählen: Du bedeutest mir etwas - Nika nicht. Dich will ich beschützen - Nika nicht. Bei Nika ist es mir relativ egal, was die Presse über sie schreibt - bei dir ist es mir ganz und gar nicht egal.“, zählt er auf.
„Okay.“, gebe ich nach. „Okay wie okay, oder okay, dass Thema ist für dich noch nicht abgehakt, aber du lässt das Thema nun fallen, weil du jetzt schlafen willst.“, hakt er vorsichtig nach. „Okay wie, es ist okay, aber wenn es immer so laufen wird, mache ich da nicht mit.“, informiere ich ihn. „Autsch, dass war nicht so wie ich es gehofft habe.“ „Man Harry, ich meine das ernst. Ich verlange ja nicht, dass wir beide Händchen haltend durch die Gegend laufen. Ich will einfach nicht diesen riesen Abstand zwischen uns. In Südamerika war es auch kein Problem. Und nun sag nicht, dass wir zu dem Zeitpunkt noch nicht zusammen waren. Gerüchte hätten auch da entstehen können.“, stelle ich klar. „Du hast recht.“ „Natürlich habe ich das.“
Ich höre ihn lachen. „Wenn ich dir verspreche ab jetzt in der Öffentlichkeit normal mit dir umzugehen, wir es einfach drauf an kommen lassen und das beste aus den jeweiligen Situationen machen, überlegst du dir dann nochmal Morgen nicht ab zureisen.“, will er von mir wissen, als er sich wieder beruhigt hat. Ich bin ein wenig überrascht. Ich habe es nicht mit einem Wort erwähnt. „Ich habe nie gesagt, dass ich morgen abreisen will.“ „So im Gedanken wie du heute Abend manchmal warst, hast du sicherlich überlegt, wie du dich klammheimlich aus dem Staub machen kannst.“ Ich schüttel den Kopf. „Nein so dramatisch wäre es dann nicht abgelaufen.“, versichere ich ihm. „Aber du hast drüber nachgedacht.“ Diesmal nicke ich. „Ja ein wenig, aber ich denke diesen Gedanken, habe ich nun beiseite geschoben.“
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