34▪️ Regeln und...... Nika

Bisher habe ich Harry einfach nur als Harry wahrgenommen. Nicht als Sänger. Nicht als Boybandmitglied. Einfach nur als ihn. Wir sind zusammen quer durch Südamerika gereist und nicht einmal hat er etwas verlauten lassen, dass wir aufpassen müssen oder hat gewarnt, dass es eventuell sein kann das hinter der nächsten Ecke ein Fotograf lauern könnte. Wir haben herum getollt ohne darüber nach zu denken, dass vielleicht ein Foto irgendwo auftauchen würde und unzählige Gerüchte entstehen können.

Hier in England ist es ganz anders. Noch bevor wir das Haus überhaupt verlassen haben, hat er mich vorgewarnt, dass es sein kann das plötzlich Fotos davon entstehen, wie wir beide durch die Stadt laufen. Das ruck zuck Gerüchte entstehen. Noch bevor ich ihm sagen konnte, dass ich es natürlich nicht super toll fände, wir es aber einfach auf uns zu kommen lassen sollten, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich es gar nicht wirklich glauben, dass so schnell irgendwelche Fotos entstehen - immerhin weiß niemand das wir beide zusammen hier sind (abgesehen von meinen Freundinnen und Harrys Familie), allerdings hat mein Freund vor ab Regeln aufgestellt. Regeln. Regel um mit ihm durch seiner Heimatstadt zu spazieren.

Zu aller erst war es ihm wichtig, dass wir beide sowohl eine Mütze aufsetzen als auch eine Sonnenbrille griffbereit haben (wo wir  heute ja soviel Sonne haben). Noch dazu verlangte er, dass wir draußen nichts tun, was darauf schließen lässt, dass wir beide ein Jahr Paar seien. Kein Händchen halten. Keine Küsse, egal ob flüchtig oder etwas länger und Abstand scheint ihm auch sehr wichtig zu sein.

Noch immer finde ich es total Kindisch, was geht der Welt an, mit wem er seine freie Zeit verbringt? Ihnen kann es doch egal sein, ob er nun vielleicht eine Freundin hat oder eben nicht. Und diese große Heinlichtuerei ziehen wir nicht durch, weil ich Harry peinlich bin, sondern eher um mich zu schützen und damit wir noch ein wenig Privatsphäre haben. So waren zumindest seine Worte.

Ansich klingt es schon ein wenig Logisch, aber dennoch kann ich nicht ganz den Gedanken abschalten, dass es Harry unangenehm wäre, wenn man mich als seine Freundin outet. Ich weiß überhaupt nicht, warum er so darauf bestanden hat, dass ich mitfahre und hier doch so gewaltigen Abstand von mir nimmt - auch wenn es nur in der Öffentlichkeit ist.

„Alles in Ordnung?“, will Harry von mir wissen und schaut mich Fragend an. „Klar.“, antworte ich ihm kurz und lächle ihn an. „Du bist bloß wieder so still - deshalb Frage ich.“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Sehr viel gesprächiger bist du ja auch nicht.“ „Ja da hast du recht.“, ist das einzige was er dazu sagt, bevor wieder eine unangenehme Stille zwischen uns herrscht. Schweigend laufen wir mit einem enorm großen Abstand zueinander nebeneinander her, ab und an verrät er mir welche Geschichten er mit dem jeweiligen Ort verbindet, aber insgesamt ist unser Spaziergang durch die Stadt eher gezwungen und alles andere als locker. Irgendwann beschließen wir uns auf den Rückweg zu machen.

„Ich glaube es ja nicht. Harry du hier? Seit wann bist du denn in Holmes Chapel?“, hören wir eine weibliche Stimme, weswegen wir plötzlich stehen bleiben. Als Harry sich umdreht fällt ihm direkt eine brünette um den Hals. „Nika?“, höre ich Harry fragen. „Natürlich. Wer sonst würde dir auf offener Straße um den Hals fallen?“, erwidert sie etwas sarkastisch. Ich höre ihn lachen und ziehe eine Augebraue hoch. Anscheinend hat er vergessen ihr seine Regeln zu vermitteln. „Ja das stimmt, aber was tust du hier? Als wir das letzte Mal miteinander geschrieben haben, meintest du doch du seist in
Manchester am studieren.“, erwidert er,  als sie sich nach einer, viel zu langen, Umarmung voneinander lösen. „Ja das tue ich auch, aber diese Woche habe ich ausnahmsweise mal Frei und besuche Mum und Dad. Aber nun zu dir. Was machst du hier? Als wir zuletzt geschrieben haben warst du doch auf den Weg nach Südamerika und wusstest noch nicht wann du wieder den Heimflug Antrittst?“, will sie neugierig von ihm wissen.

Irgendwie fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen - einfach total ignoriert.

„Ja ich war jetzt auch einige Zeit weg, aber es wurde Zeit mal wieder nach Hause zu fliegen. Das Heimweh hat mich dann ausnahmsweise doch gepackt.“, erzählt er ihr. Interessant. Auch wenn ich mir grade einreden, dass es ein bisschen an der Wahrheit vorbei ist, schmerzt es doch schon, nun auch noch eine andere Version von ihm zu hören.

„Du hattest Heimweh? Wo du die letzten Jahre immer zu unterwegs und kaum hier warst?“, kommentiert diese Bohnenstange. „Naja, bisher war ich auch nie alleine unterwegs.“, entgegnet er und sieht einmal kurz zu mir. Ich fühle mich immer noch ziemlich abgestellt und unwillkommen, weswegen ich kurz überlege einfach schon mal weiter gehe. Wie schön, dass er sich trotz meiner Gesellschaft alleine gefühlt hat. Ich weiß überhaupt nicht was ich davon halten soll, was er ihr hier auftischt. Macht er es einfach nur um den Schein zu wahren oder ist da doch mehr dran als er vor mir zugeben würde. Von wegen, er sei bloß meinetwegen wieder nach Großbritannien gekommen.

„Wir müssen unbedingt etwas zusammen machen, solange wir noch hier sind. Was hältst du davon, wenn ich ein paar Leute zusammen Trommel und wir heute Abend dann etwas gemeinsam machen?“, schlägt sie vor. Zögernd schaut Harry sie an. „Weißt du wir sind erst gestern Abend hier angekommen und meine Mutter erschlägt mich, wenn wir den heutigen Abend nicht mit ihr verbringen.“, lehnt mein Freund ab. „Oh, okay. Wie lange bist du denn noch hier? Wir können es ja auch ein anderen Tag durchziehen. So spontan haben die meisten  wahrscheinlich gar keine Zeit.“, kommentiert sie und ignoriert dabei gekonnt die Tatsache, dass Harry grade von uns gesprochen hat. „Wir können uns ja einfach kurzfristig absprechen.“, ist ihr nächster Vorschlag. „Ja von mir aus. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es klappt.“, informiert Harry sie. „Das ist überhaupt kein Problem. Hauptsache wir versuchen es. Wir können ja später noch mal schreiben.“, erwidert sie, umarmt ihn noch mal feste und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. Soviel zum Thema kein öffentliches Küssen. Kein Verhalten, dass eventuelle Gerüchte hervorrufen kann. Pah, seine scheiß Regeln sind doch lächerlich. Zu mir hält er die letzten Stunden in denen wir unterwegs sind Abstand, als hätte ich eine Ansteckende Krankheit und bei ihr hat er absolut keine Probleme.

„Oh, hey. Wie unhöflich von uns, uns beide nicht miteinander bekannt zu machen.“, gibt sie von sich, als sie sich zu mir umdreht und fast in mir rein läuft. Auffordernt schaut sie Harry an. „Nika das ist Amilia. Meine.... Eine Freundin. Sie ist ein paar Tage mit bei meiner Familie. Amalia, das ist Nika. Eine alte Klassenkameradin.“, stellt Harry uns vor. Eine Freundin? Komisch wie schnell man von seiner Freundin zu einer Freundin wird. Da ich nicht ganz so unhöflich wirken will, nehme ich die Hand die sie mir hinstreckt entgegen und kommentiere das ganze mit einem leisen Hey.

Ohne mir weitere Beachtung zu schenken, dreht sie sich wieder um, drückt Harry noch einmal ein Kuss auf die Wange und redet nun davon wie schön es war ihn endlich mal wieder gesehen zu haben und wie toll es doch wäre wenn es mit dem Treffen klappen würde. Ich verkneife es mir noch einmal so blöd da herum zu stehen, gehe wortlos an Harry und Nika vorbei, schon einmal in Richtung von Harrys Elternhaus, weit ist es ja schließlich nicht mehr.

Ich laufe grade die Einfahrt hoch als mein verlorener Freund plötzlich neben mir auftaucht. „Was rennst du denn so schnell davon?“ „Ich bin nicht gerannt, dass war mein normaler Laufschritt.“, erwiderte ich bloß und laufe ohne ihm auch nur ein Blick zu würdigen weiter. „Du bist sauer. Habe ich recht?“, will er von mir wissen und sieht mich versöhnlich an. „Ich frag mich wie du darauf kommst.“, gebe ich von mir. „Amilia hör zu....“ - „Könntest du bitte die Tür aufschließen. Ich müsste mal auf die Toilette.“, unterbreche ich ihn. Seufzend schließt er die Tür auf und wird direkt von der nächsten mit einem lauten quitschen an gesprungen, allerdings erkenne ich diesmal direkt seine Schwester, von den Fotos die er mir bereits gezeigt hat und die hier auch überall an den Wänden hängen.

Als sie sich von ihm löst sieht sie mich Lächelnd an. „Du bist sicherlich Amilia. Harry und Mum haben schon total viel von dir erzählt.“, gibt sie von sich und zieht mich überraschender Weiß in eine lange und feste Umarmung. „Gemma ehrlich, ihr müsst echt aufhören meine Freundin in Verlegenheit zu bringen - auch wenn sie es niemals zugeben würde, tust du es genauso wie Mum heute Morgen.“, bemerkt Harry während wir uns wieder voneinander lösen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Ach, plötzlich bin ich wieder deine Freundin? Grade war ich noch einfach eine Freundin.“, gifte ich ihn an, auch wenn ich weiß das es vielleicht etwas übertrieben ist. „Das grade.....“ - „Sorry, ich muss echt nötig wohin.“, unterbreche ich ihn und bahne mir den Weg nach oben ins Badezimmer.

Nachdem ich auf Klo war und mir die Hände gewaschen habe setze ich mich auf den Badewannenrand. Ich wollte Harry gar nicht so zeigen, wie sehr mich diese einfache Umformulierung gestört hat. Er sollte selber drauf kommen. Ich beiße mir auf die Lippen. Vielleicht sollte ich einfach doch wieder nach Hause fahren. Anscheinend passe ich so gar nicht in seine Welt rein. Alles war gut, solange wir in einem Land waren, wo keiner irgendwelche Fotos  gemacht hat, genauso war es bei mir Zuhause - aber kaum sind wir in eine Gegend unterwegs wo man ihn kennt, bin ich anscheinend nicht mehr gut genug.

Seufzend stehe ich auf, öffne die Tür und sehe Harry mit verschränkten Armen an seiner Zimmertür lehnen. „Nika ist einfach eine alte Schulfreundin.“ Ich zucke mit den Schultern. „Das sagtest du bereits. Aber bei dir scheint ja nicht viel Unterschied zwischen eine und meine zu liegen.“ „Das stimmt überhaupt nicht.“, entgegnet er. „Wenn du meinst.“ Ich will grade an ihm vorbei, in sein Zimmer als er mir den Weg ganz versperrt. „Ich traue ihr durchaus zu, dass sie die Information, dass wir beide ein Paar sind, an die nächste besten Zeitschrift oder was weiß ich weiter gibt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Fotografen dann in den nächsten Tagen hier und auch in London rumlungern werden und nur darauf warten ein Foto von uns beiden zu ergattern.“, versucht er mir zu erklären. Ziemlich skeptisch schaue ich ihn an. „Meinst du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?“ „Amilia, genau deshalb will ich das mit uns so lange wie möglich geheim halten. Du bist einfach viel zu naiv und gut gläubig um den ganzen Trubel überhaupt zu verstehen.“, erklärt er nun. Naiv? Gutgläubig? Ich bin doch nicht bescheuert oder blöd. „Na vielen Dank auch.“, gebe ich von mir und quetsche mit an ihm vorbei in sein Zimmer.

„So meine ich das doch gar nicht.“, informiert er  mich und dreht sich zu mir um. „Du meinst in der letzten Halbe Stunde so einiges nicht wie du es sagst.“, stelle ich fest. Seufzend kommt er auf mich zu und setzt sich neben mich. „Ich genieße die Zeit einfach unheimlich mit dir. Du gibst mir ein Stück Normalität und ich habe echt wenig Lust schon am Anfang unserer Beziehung von Fotografen verfolgt zu werden.“, versucht er mir zu erklären. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Das mag ja alles schön und gut sein, allerdings habe ich dennoch keine wirkliche Lust darauf mich ständig an seine bekloppten Regeln zu halten. Hinter verschlossenen Türen können wir ein Pärchen sein und sobald wir nach draußen gehen, behandelt er mich wiederholt als hätte ich eine ansteckende Krankheit? Ja genau, dann aber ohne mich. Vielleicht lässt Nika sich ja auf diese Spielchen an.

„Red mit mir und schweig mich nicht wieder so pausenlos an.“, fordert er von mir. „Wenn es in Zukunft weiterhin so laufen soll wie bisher, dann solltest du dir vielleicht jemand anderen suchen, denn ich habe ehrlich gesagt nicht so viel Lust auf dieses verrückte Versteckspiel.“, lasse ich ihn wissen. „Dir wäre es also lieber, wenn direkt die ganze Welt von uns weiß un....“ - „Nein, das habe ich habe ich nicht gesagt. Ich sage dir nur, dass ich keine Lust habe, von dir behandelt zu werden, als hätte ich eine Ansteckende Krankheit sobald wir vor der Tür sind.“, unterbreche ich ihn. Er runzelt die Stirn. „Das habe ich doch gar nicht.“ „Doch Harry, dass hast du. Du hast total viel Abstand gehalten. Ich erwarte ja gar nicht, dass wir knutschend herum laufen oder Händchen halten, aber auch nicht, dass du so viel Abstand von mir hältst, als würdest du mich überhaupt nicht kennen. Formal diese komischen Regeln für eine Nika anscheinend nicht gelten.“ Er gibt ein genervtes stöhnen von sich. „Jetzt fang doch nicht schon wieder mit Nika an.“, fordert er von mir. 

Etwas fassungslos schaue ich ihn an. Ich möchte ihn mal sehen, wenn mich ein einfacher Freund so behandeln würde. Ich stehe auf. „Vergiss es einfach.“ „Du haust jetzt einfach mitten in unsererer, wohlgemerkt unnützigen, Diskussion ab?“ Ich schaue ihn an und nicke. „Ja, denn ich habe keine Lust mehr auf diese, wie meintest du? Unnützigen Diskussion. Außerdem sollte ich mich für mein vorheriges Verhalten bei deiner Schwester entschuldigen.“

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