32▪️ Nächtliches Testen
▪️8. September 2016▪️
„Wo willst du hin?“, will ich verschlafen von Harry wissen, der sich grade von mir löst - oder es zumindest versucht, denn er gibt ein echt gemütliches Kissen ab. „Keine Angst, ich will nur auf Klo. Danach komme ich wieder.“, höre ich ihn flüstern. „'kay“, murmle ich und rücke nach links um ihm frei zu geben. Viel zu lange haben wir noch mit den beiden Mädels im Wohnzimmer gesessen, bevor wir ins Bett verschwunden sind. Es ist total schön gewesen, neben Harry einzuschlafen, seine wärme zu spüren, einfach mit ihm zu kuscheln und zu wissen das er wirklich die Wahrheit gesagt hat und nicht nur wegen Sex hier ist, denn von diesem waren wir gestern Abend weit entfernt.
Ich drehe mich, kuschel mich tiefer in die Decke und versuche wieder einzuschlafen. Ich döse ein und wundere mich, dass Harry noch immer nicht wieder da ist, als ich das nächste Mal wach werde. Ich runzle die Stirn und drehe mich in die andere Richtung und schalte das kleine Licht an. Die Uhr an der Wand verrät mir das es grade mal halb vier in der früh ist. Es kann doch nicht sein, dass Harry schon wieder nicht schlafen kann und auf der Couch rum lungert. Seufzend schlage ich die Decke weg und will grade aufstehen, als sich die Tür öffnet und Harry rein huscht.
„Da bist du ja wieder.“, stelle ich fest und schaue ihn etwas skeptisch an. Er nickt. „Ich bin Juls über den Weg gelaufen.“, informiert er mich, lehnt sich kurz gegen die Türe und einen Moment, weiß ich nicht so recht, was er mir damit sagen will, bis mir ein Licht aufgeht. „Oh nein. Ich hoffe sie hat sich benommen.“, gebe ich von mir und beobachte ihn. Wahrscheinlich hat sie es nun doch geschafft ihn zu vergraulen - dann muss ich zumindest nicht mit ihm zu seiner Familie fahren. „Hat sie. Sie hat mich ein wenig überrumpelt, vor allem weil ich noch überhaupt nicht richtig wach bin, aber alles halb so wild.“, lässt er mich nun wissen und kommt wieder zu mir ins Bett. Ich zögere ein wenig. „Nun komm schon wieder her, Amalia.“, fordert er von mir und klopft neben sich. Ich seufze, schalte das Licht aus und lege mich mit einem ziemlich mulmigen Gefühl und etwas Abstand zu Harry wieder hin.
„Alles in Ordnung?“, höre ich ihn Fragen und merke wie er näher zu mir rutscht, sein Arm unter mir schiebt und mich wieder zu sich ran zieht. „Ich weiß nicht, sag du es mir.”, fordere ich von ihm. Ich merke wie er mir über den Arm streicht. „Alles gut, wirklich.“, versichert er mir, überzeugt mich allerdings absolut nicht. „Juls....“ - „Hat nur ihre Aufgabe als beste Freundin erledigt. Ziemlich gut sogar und ich wundere mich wirklich, dass es nicht schon viel früher stattgefunden hat. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob ich ihre Fragerunde bestanden habe, aber du kannst dir sicher sein, dass es wirklich nicht so schlimm war. Wir haben es schließlich beide überlebt.“, unterbricht er mich. Ich beiße mir auf die Lippen. „Tut mir leid, dass sie dich überfallen hat. Es....“ - „Mach dir nicht so viele Gedanken.“, fällt er mir wieder ins Wort. „Wieso nimmst du das so locker hin?“ Ich spüre seine Lippen auf meine Stirn. „Weil es mir von Anfang an klar war, dass sie mich irgendwann Fragen werden, welche Absichten ich hier überhaupt verfolge.“ Ich runzle die Stirn. „Hat Juls das wissen wollen? Wir haben ihr doch gesagt, dass du hier bist und wir einfach schauen wie es so läuft und...“, ich stocke. Was war an unserer Erklärung denn nicht klar? „Sie macht sich Sorgen und das ist doch völlig klar. Sie hat es uns irgendwie nicht abgekauft, dass ich hier bin weil ich dich vermisst habe. Sondern glaubte sie eher, dass es viel mehr die Sache ist die zwischen uns gelaufen. Sie wollte einfach nur klar stellen, dass sie mich köpft, sobald ich auch nur daran denke dir weh zu tun. Das ist alles.“ Ich seufzene wiederholt. „Tut mir Leid.“ „Muss es nicht, wie oft noch? Ich hoffe allerdings, das es bei dir auch angekommen ist, dass ich es wirklich ernst meine. Das ich nicht einfach aus eine Laune heraus hier bin, sondern dich wirklich vermisst habe und es wirklich mit dir versuchen will und zwar richtig.“, erwidert er nun. So wirklich klar war es mir nicht, aber das muss Harry ja nicht unbedingt wissen.
„Du hättest mich wohl kaum gefragt ob ich mit zu deiner Familie fahre, wenn du es nicht ernst meinen würdest, oder?“, gebe ich nun von mir und strecke mich ein wenig um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Richtig. Hast du dich denn schon Entschieden ob du nun mitfahren möchtest oder nicht?“, will er von mir wissen. Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Meinst du nicht es ist noch ein wenig früh mich deiner Familie vor zu stellen? Warst du es nicht der der meinte, dass es viel zu früh sei, als ich dir von Juls und ihren Ash erzählt habe?“ „Ja schon, glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass das etwas ganz anderes ist?“, will er von mir wissen. Ich schüttle den Kopf. „Okay du hast recht. Im Normalfall würde ich sagen, dass es viel zu früh ist, aber wir haben hier eine ganz andere Ausgangssituation. Meine Mum hat schon so viel von dir gehört, dass sie echt darauf brennt dich kennen zu lernen“, erklärt er mir. „Okay, aber wenn es auf irgendeine Weise unangenehm wird oder ich mich unwohl fühle, dann bezahlst du mir ein Zugticket zurück nach London.“, stimme ich nun zu. „Ich zahl dir dann sogar ein Taxi nach London oder meinetwegen kannst du dir auch ein Flug buchen, den ich dir bezahle." „Zug reicht vollkommen.“
⏭️⏮️
Während Harry noch tief und fest schläft, habe ich mich schon aus dem Bett geschält, war duschen und will mich nun um das Frühstück kümmern. „Frühstückt ihr wieder im Bett?“, höre ich Juls Fragen. Ich drehe mich zu ihr um und verschränke die Arme vor der Brust. „Ich denke schon - ich bin mir nämlich nicht sicher ob Harry sich noch mal raus traut, solange er weiß, dass du hier rum geisterst.“, gebe ich herausfordernd von mir. Sie beißt sich auf die Lippen. „Ich hätte nicht gedacht, dass er dich ernsthaft gleich weckt und mich bei dir verpetzt.“, bemerkt sie. Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht hat er mich auch gar nicht geweckt. Vielleicht war ich auch grade wach und er hat bloß erwähnt, dass er dich getroffen hat.“, gebe ich von mir. Sie zieht eine Augenbraue hoch. „Ah verstehe und vielleicht warst du dann auch so neugierig, dass du ihn solange genervt hast, bis er es dir erzählt hat.“ Ich nickt.
„Okay zugegeben, dass er und ich uns letzte Nacht zufällig hier im Flur getroffen haben kam mir wie gerufen. Ich wollte einfach sicher gehen ob er es ernst Meint. Er musste einfach Stiftung Juls bestehen, dass ging Pete nicht anders.“, stellt sie klar. Ich nicke. Juls war schon immer die, die auf Jen und mich aufgepasst hat. „Was ist mit Ash? Sollte er nicht auch von irgendwem getestet werden?“, will ich von ihr wissen. „Was glaubst du, warum du ihn noch nicht kennen gelernt hast. Jen ist in dem Bezug ziemlich pflegeleicht, aber du wirst ihn sicherlich auf Herz und Niere prüfen.“, erwidert sie. Ich nicke. Oh ja, so wird es wohl sein.
Ich runzle die Stirn. „Ich dachte er wäre grade in Frankreich und ich würde ihn deshalb erst in zwei Wochen kennenlernen.“, erwiderte ich. Sie nickt. „Stimmt, aber mir kommt es grade recht. Aber um nochmal auf Stiftung Juls zurück zu kommen: Dein Harry hat bestanden und zwar Haushoch.“, informiert sie mich. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Ehrlich?“ Energisch nickt sie. „Absolut. Er ist total vernarrt in dich. Ich habe ja ehrlich gesagt ein wenig gezweifelt, dass er es wirklich ernst meint, aber ich habe mich da getäuscht - wirklich.“ Ich nicke, bin aber trotz Harry's Beteuerungen und Juls Ansicht etwas verunsichert.
„Du scheinst ja nicht grade überzeugt zu sein.“, stellt sie fest und sieht mich Fragend an. „Doch, ich mein er ist hier und er will mich mit zu seiner Familie nehmen, irgendwas wahres muss da ja dran sein.“, gebe ich von mir. Skeptisch sieht sie mich an. „Trotzdem scheinst du nicht zu hundert Prozent überzeugt zu sein.“ Ich zucke mit den Schultern. „Wahrscheinlich sollte ich es einfach erst mal genießen und nicht soviel drüber nach denken.“, versuche ich ihr auszuweichen. „Ja das solltest du.“
Wortlos drehe ich mich um und setze eine Kanne Kaffee auf. Grade als ich den Toast aus der Tüte holen will hören wir die Haustüre. Fragend schaue ich meine Freundin an, die allerdings bloß mit den Schultern zuckt. „Oh, ihr seit ja beide schon wach und das auf ein Sonntag. Ich war Brötchen holen.“, informiert Jen uns. Ich packe den Toast wieder in die Brotdose. „Hier, ich habe die zwei vom Friedhof vorm Haus getroffen.“, lässt meine Freundin mich wissen und reicht mir einen Brief, auf dem wieder nur mein Vorname steht. Ich runzle die Stirn. „Ich Frage mich echt, woher die beiden unsere Adresse haben. Das ist ja schon gruselig.“, bemerke ich und drehe den Umschlag. „Sie meinten, dass dort eine Telefonnummer drin steht und sie sich beide freuen würden, wenn du sie mal anrufst.“, erzählt Jen. Ich beiße mir auf die Lippen. „Und, haben die noch etwas gesagt? Vielleicht was sie wollen?“, hake ich nach. Sie schüttelt den Kopf. „Nein, bloß das sie sich freuen, wenn du dich melden würdest.“ Ich schüttel den Kopf und lege den Brief auf den Haufen mit dem Altpapier. „Das können die vergessen.“
„Bis du nicht ein bisschen neugierig, was sie schreiben und was genau sie von dir wollen?“, fragt Juls mich und erhält ein Kopfschütteln als Antwort. „Wirklich kein bisschen?“, hakt nun auch meine andere Freundin nach. Etwas zögerlich schüttel ich wieder den Kopf. „Bevor ich auch nur ein Wort von dem Lese, was sie mir hier andauernd auftischen wollen, spreche ich erst einmal mit Greta und Ludger und wenn die beiden noch immer nicht auspacken wollen, dann werde ich Anneliese aussuchen. Vielleicht weiß sie ja etwas.“, beschließe ich und hole das Tablett aus dem Schrank. „Und du glaubst, dass sie dir etwas verrät, wenn die anderen beiden schweigen?“ Wieder zucke ich mit den Schultern. Allwissend bin ich dann nun auch nicht. „Ich werde es einfach versuchen müssen - aber nicht mehr heute.“
Als ich zu meinen Freundinnen schaue beißen sich beide auf die Lippen um anscheinend nichts mehr zu dem Thema sagen zu müssen. Kurz ziehe ich die Augenbrauen hoch, als die beiden dann allerdings noch weiter schweigen, hole ich unbeirrt Tassen, Brettchen und Besteck raus um dies auf das Tablett zu legen. Das ganze ist einfach ein Thema um welches ich mich jetzt in dem Augenblick ungern kümmern möchte. Ohne etwas weiteres zu sagen oder von den anderen beiden zu hören gehe ich zurück in meinem Zimmer.
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