30▪️ "Du meinst sie haben...."

Es ist echt verrückt, aber Harry und ich verstehen uns noch genauso gut wie vor dieser ganzen Sex Sache. Ich habe befürchtet, dass es vielleicht irgendwie verkrampft zwischen uns sein wird, aber zu meinen erstaunen ist es nicht mal ansatzweise so.

Nachdem ich mich ins Juls kleinen Badezimmer, schnell fertig gemacht habe und mir etwas anderes angezogen habe, habe ich mich in die Küche begeben, Kaffee aufgesetzt und erst mal unser Kühlschrank inspiziert. Zugegeben wirklich viel für ein tolles Frühstück war nicht zu finden, aber wir Mädels haben ja auch kein Besuch zum Frühstück erwartet. Ich habe mich einfach dazu entschieden ein paar Rühreier mit Bacon und Toast zu machen und darüber hinaus noch ein bisschen Obst auf das Tablett zu stellen, denn davon haben wir satt und genug im Kühlschrank und im Obstkorb.

Als Harry fertig mit duschen war, hat er statt mir zu helfen, seine Arme von hinten um mich geschlungen und warme, kurze Küsse auf meine Schulter verteilt, sodas mir beinahe die Eier in der Pfanne verbrannt wären.

Als ich alles einigermaßen soweit hatte und wirklich alles auf dem Tablett stand, habe ich beschlossen, dass wir ruhig in Bett frühstücken können. Vielleicht eine etwas unüberlegt Sache, denn am Esstisch oder auf der Couch hätten wir um einiges mehr Abstand zwischen uns gehabt, aber so war es auch ganz schön. Ich genieße Harrys nähe im Moment einfach tierisch, auch wenn mir absolut nicht klar ist wo genau wir stehen.

Sicher wir wollen schauen wohin das mit uns beiden führt, aber sind wir deshalb gleich ein Paar? Oder stehen wir kurz davor? Oder sind wir weit davon entfernt?
Wirklich richtig drüber geredet haben wir jedenfalls nicht, allerdings sitzen wir schon zweieinhalb Stunden in meinem Bett und quatschen über alles mögliche.

"Und jetzt musst du dir noch etwas neues suchen, bis es mit dem Café läuft?", will Harry von mir wissen, nachdem ich auch ihm von meiner Kündigung oder Entlassung gestern erzählt habe. Ich zucke mit den Schultern. "Eigentlich nicht, also ich würde schon mit dem was auf mein Konto ist locker erstmal über die Runden kommen, aber ich denke mal das mir früher oder später die Decke auf den Kopf fallen wird.", antworte ich ihm. "Wann startet ihr drei denn genau mit dem Café?" "Also die offizielle Wiedereröffnung soll am zwangstigen sein. Jetzt wird noch kräftig renoviert, dass Jens Vorstellungen umgesetzt werden und dann wollen wir eigentlich noch ein wenig neues Personal eingestellt werden, weil jetzt nur ihre Großeltern und sie den Laden alleine schmeißen, außer es hat mal wirklich gebrannt oder Jen musste viel lernen, da sind dann auch mal Juls oder ich eingesprungen. Allerdings kann sich unsere liebe Jen nicht wirklich auskotzen, deshalb bezweifle ich das hier noch irgendwas gescheites bis zum zwanzigsten auf die Beine gestellt wird.", erzähle ich ihm. "Und was ist mit dir und Juls? Ihr wollt es doch zu dritt führen, oder habe ich das falsch verstanden?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, dass stimmt schon, aber in erster Linie überschreiben Jen's Großeltern ja ihr das Café und deshalb wollen wir uns vor allem jetzt am Anfang eher Raushalten außer sie kommt direkt auf uns zu." Etwas skeptisch schaut er mich an. "Versteh mich nicht falsch, aber das hört sich nicht wirklich danach an als seid ihr drei das große Team.", entgegnet er. Ich winke ab. "Ach wir lassen es einfach auf uns zukommen. Ich glaube Jen's Selbstbewusstsein tut es sehr gut, wenn sie mal ein wenig das Zepter in die Hand bekommt und wenn es wirklich nicht mit uns drei klappt, was ja sein kann, dann ist es so. Dann muss eben Plan B her.", lasse ich ihn wissen. "Und wie ist Plan B?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber es wird sich sicherlich etwas finden. Vielleicht sollte ich mein angefangenes Fernstudium an einer staatlichen Uni weiter machen oder zumindest das Fernstudium abschließen." "Wie lange musst du denn noch?" "Durch meine Pause und den dadurch verpassten Stoff, schätze ich mal, dass ich erst in einem Jahr die Prüfung machen kann.", gebe ich von mir. "Findest du das schlimm?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich da jetzt drauf konzentrieren könnte." Ich sehe wie er verständnisvoll nickt. "Verstehe ich. Und ehrlich, auch wenn es jetzt vielleicht bescheuert klingt, vielleicht musst du dich hier erst mal wieder finden um dann wieder richtig durch zu starten.", entgenet Harry.

Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich hab da ehrlich gesagt auch im Moment überhaupt kein Kopf für.", lasse ich ihn wissen. Er runzelt die Stirn. "Richtig du hast am Telefon doch irgendwas von einem Brief erzählt. Magst du mir erzählen was es damit auf sich hatte?", fragt er mich und legt mir eine Hand aufs Knie, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Ich seufze. "Ich erzähle es dir, aber ich will nichts von dir hören. Absolut keine Meinung oder Argumente oder Fragen oder irgendwas.", fordere ich von ihm. Er runzelt die Stirn.

"Okay?" "Ich habt dir doch von diesem Pärchen erzählt, welches Juls und Jen andauernd am Grab meiner Großmutter gesehen hat.", fange ich an an und sehe wie er nickt. "Ich habe sie auch getroffen, als ich vor vier Tagen dort war. Sie haben behauptet meine Eltern zu sein und es so dargestellt, dass Granny es wusste. Ich habe ohne vernünftig mit ihnen reden, sie einfach stehen gelassen und habe seither schon drei Briefe von ihnen bekommen. Oder ich schätze einfach mal das es Briefe von ihnen waren, denn es stand nur mein Name drauf, ich habe nämlich noch keinen einzigen geöffnet sondern zerrissen weggeworfen.", lasse ich ihn wissen und beobachte seine Reaktion, aus der ich allerdings nicht wirklich viel lesen kann. "Und wir geht's dir damit? Also ich meine glaubst du ihnen?", fragt er mich. Ich seufze. Eigentlich hatten wir doch abgemacht, keine Fragen zu stellen. Als Antwort zucke ich mit den Schultern. "Amilia....." - "Nein Harry ehrlich, können wir nicht bitte das Thema wechseln?", unterbreche ich ihn. "Bist du denn nicht wenigstens ein bisschen neugierig, was an der Sache wahr ist und was nicht?", will er von mir wissen. Ich beiße mir auf die Wange. "Doch eigentlich schon, aber schau mal ich sehe das so: Meine Eltern haben mich als Baby bei Granny abgeladen, sich nicht einmal gemeldet, was eigentlich nur zeigt, dass sie absolut keine Interesse an mir haben und ich bin ganz ehrlich, nach einundzwanzig Jahren brauche ich sie auch nicht mehr.", stelle ich klar. "Das glaube ich dir und ich kann dich auch wirklich verstehen, aber du hast doch erzählt, dass du nur deine Granny hattest und dir nun aus Familiensicht niemand mehr bleibt. Glaubst du nicht es wäre schön neben deinen Freundinnen noch anderen Rückhalt zu haben?"

Energisch schüttle ich den Kopf und merke wie sich meine Augen mit Tränen füllen. "Ich könnte ihnen doch eh nicht vertrauen, wenn sie denn wirklich meine Eltern sein sollten. Sie waren nie hier, wer sagt mir denn, dass sie sich nicht wieder aus dem Staub machen? Wahrscheinlich grade dann, wenn ich anfange sie zu mögen oder wenn wir schon soweit sind, dass wir eine engere Beziehung zueinander aufgebaut haben oder...." - "Wow Amilia Stopp. Okay?", unterbricht Harry mich als meine Tränen überhand nehmen und meine stimme droht sich zu überschlagen, wischt mir mit dem Daumen ein paar Tränen aus dem Gesicht, bevor er mich tröstend im seine Arme zieht. Er streicht mir sanft über meinen Arm und ich genieße die Wärme und Geborgenheit die er ausstrahlt. "Weißt du, ich finde sie können sich echt glücklich schätzen, wenn du ihnen überhaupt eine Chance geben solltest und ich bin mir sicher, dass sie das auch wissen, und wenn sie dich dann noch wieder alleine lassen, erkläre ich sie höchst persönlich für die dümmsten Eltern der Welt.", höre ich ihn sagen und muss darauf lachen. "Ich mein das ernst. Du bist eine tolle, einzigartige junge Frau und jeder der das nicht zu schätzen weiß, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.", setze er noch nach lässt mein Herz ein wenig schneller Hüpfen und mein lächeln breiter werden.

"Danke.", gebe ich von mir als ich mich etwas von ihm löse und drücke ihn direkt einen Kuss auf die Lippen. "Du bist auch ziemlich toll.", gebe ich von mir und wiederhole absichtlich sein Adjektiv. Grinsend sieht er mich an und drückt mir ebenfalls, allerdings einen viel längeren und intensiveren Kuss auf die Lippen. "Das hört man doch echt gerne.", nuschelt er gegen meine Lippen als wir uns kurz voneinander lösen und schließt die Lücke direkt wieder. Ich lehne mich etwas nach hinten und ziehe Harry mit mir.

"Halt mich nicht für verrückt ja, aber ich bekomme echt nicht genug von mir dir.", gibt er grinsend von sich und steckt mich damit an. "Geht mir ähnlich.", gebe ich zu. "Nur ähnlich?", hakt er nach und verwickelt mich noch mal einen fordernden Kuss. "Mhm, ich glaube du hast meine Ansicht grade geändert.", lasse ich ihn lächelnd wissen. Grade als er sein Mund öffnet um etwas zu erwidern, hören wir das die Haustür aufgeschlossen wird.

Beide runzeln wir die Stirn. "Hast du nicht erzählt, dass du das Wochenende Sturmfrei hast?", will er von mir wissen. Ich seufze als ich die Stimmen von Jen und Juls höre. "Eigentlich sollten sie das Wochenende über bei ihren Eltern sein. Geplant war, dass sie erst Morgen Nachmittag wieder kommen.", antworte ich ihm . "Sie haben es sich anscheinend anders überlegt." Ich nicke. "Was ist, soll ich mich nun unterm Bett oder im Schrank verstecken?", will er von mir wissen. "Auf jeden Fall.", antworte ich ihm so ernst es geht, kann mir aber ein grinsen nicht verkneifen.

"Liachen, hast du auf einen Samstag etwas schon so früh Gefrühstückt?", höre ich Juls rufen. Wahrscheinlich riecht es in der Wohnung noch immer nach Speck, Eier und Kaffee. "Ja.", rufe ich und lasse mich von Harry hoch ziehen, als er sich aufsetzt. "Bist du Krank, dass du auf einen Samstag so früh freiwillig aufstehst oder hast du dir mal wieder viel zu viele Gedanken gem.....", sie stockt als sie die Tür aufreißt und runzelt die Stirn. "Ups.", setzt sie nach, als sie Harry sieht und grinst uns beide an. "Ups?", höre ich Jen Fragen und sehe sie nun ebenfalls in der Tür zu stehen kommt. Kann es denn noch peinlicher werden? "Oh du hast ja gar nicht erzählt, dass Harry dich besucht. Hey.", stellt die jüngere fest und winkt kurz in seine Richtung. "Naja....." - "Es war eine ziemlich spontane Entscheidung von mit wieder zurück nach London zu kommen und hier auf zu tauschen und habe Amilia überhaupt nichts erzählt.", beendet Harry meinen angefangen Satz. Überrascht schauen die beiden mich, viel zu breit grinsend an.

Juls verschränkt die Arme vor der Brust. "Soso und wir machen uns Gedanken darüber, dass wir dich nicht alleine lassen können, wo du doch gestern Abend ziemlich zerstreut gewirkt und dir auch schon das zweite Glas Wein genommen hast." Ich merke wie meine Wangen leicht warm werden. "Du hättest uns das ja gestern wenigstens sagen können dann wären wir hier nicht so unangekündigt reingeplatzt und hätten uns nicht so viele Gedanken gemacht.", wirft Jen mir vor. "Jen also bitte, glaubst du wirklich das unsere liebe Lia wirklich Zeit gehabt hätte um uns anzurufen oder auch nur zu schreiben?", will die ältere grinsend wissen. Etwas verwirrt schaut die angesprochene sie an und runzelt die Stirn. "Natürlich, ich mein eine Nachricht an eine von uns beiden ist doch schnell geschrieben.", erwidert sie. "Jen, glaubst du wirklich die beiden hätten noch Zeit für etwas anderes als sich selbst gehabt. Wir haben uns doch gestern ausführlich unterhalten und waren was Lia angeht einer Meinung und da nun Ha....." - "Hallo! Wir sitzen zufällig beide hier. Ich wäre euch echt sehr dankbar, wenn ihr eure peinliche Diskussion außerhalb dieses Zimmer führen könntet.", unterbreche ich Juls die mich und Harry grinsend ansieht ehe es hier noch Peinlicher wird. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass Jen heute extrem langsam von Begriff ist und der Groschen erst jetzt gefallen zu sein scheint. "Oh du meinst die beiden haben....." - "Jen!", gretsche ich meiner besten Freundin dazwischen. Sie nickt. "Jap, dass ist mein Zeichen unsere nicht vorhanden Taschen aus dem Auto zu holen.", kommentiert sie dreht sich um und verschwindet.

Stöhnend lasse ich mich nach hinten fallen, während ich Harry leise lachen höre. "Hör auf zu lachen. Du hättest dich doch im Schrank verstecken sollen.", gebe ich von mir und schlage ihm gegen seinen Arm. "Bei deinen Chaos hätte er da sicherlich..... Jetzt bewerf mich doch nicht mit deinem Kissen.", entgegnet Juls ziemlich belustigt und wirft das eben geworfenen Kissen zurück, welches nun auf meinen Bauch landet. Ich nehme es und lege es auf meinen mittlerweile wahrscheinlich schon knall roten Gesicht. "Ich geh mal nach schauen ob Jen schon vom Erdboden verschluckt wurde. Wir haben übrigens frische Brownis, Cupcakes und Bagels mitgebracht und erwarten euch in naher Zukunft im Wohnzimmer, damit ihr uns in ruhe alles erzählen könnt..... Wobei nee Details wollen wir lieber nicht hören. Ich könnt euch ja trotzdem zu uns gesellen, falls Lia nicht auch noch vom Erdboden verschluckt wird, aber du kannst sie ja sicherlich retten.", höre ich meine beste Freundin sagen, bevor ich höre die Tür zufällt.

Ich gebe ein schrei von mir, welcher durch das Kissen erstickt wird. "Alles okay?", will Harry von mir wissen und hört sich noch immer ziemlich belustigt an. "Nein." "Wenn du so innig mit deinen Kissen kuschelst, verstehe ich leider absolut nichts.", informiert er mich und zieht mir mein Kissen vom Gesicht. "Ich glaub ich mag deine Freundinnen." Grimmig schaue ich ihn an. Er drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Es war überhaupt nicht schlimm, ganz im Gegenteil ihr wart sogar sehr amüsant." "Toll, dass wir dich so blendend unterhalten haben.", zicke ich ihn an. Er seufzt und streicht mir durchs Haar. "Nun sei nicht so okay? Es war doch überhaupt nicht schlimm." "Doch." Er zieht die Augenbrauen hoch. "Es waren doch nur deine Freundinnen und sie haben uns ja nun nicht wirklich bei etwas erwischt, was nicht für ihre Augen bestimmt war.", redet er ruhig auf mich ein. Ich nicke. "Vielleicht hast du recht." "Hallo? Ich habe immer recht." "Gar nicht wahr.", kontere ich. "Doch." Ich verdrehe die Augen, dann wird er seine Meinung spätestens dann ändern, wenn er Juls und Jen gleich nochmal erlebt hat. "Wenn du meinst. Wir können darüber ja später noch mal sprechen, falls die Mädels dich gleich nicht ganz vergraulen."

Er drückt mir ein Kuss auf die Stirn. "Glaub mir, mich vergrault keiner so schnell."

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