22 ▪️Von Entspannung und Wasserschlachten
▪️ 3. August 2016▪️
Mit geschlossenen Augen liege ich entspannt auf einem Handtuch unter dem Sonnenschirm am wohl schönsten Strand den ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Zugegeben so viel Vergleichs Möglichkeiten habe ich gar nicht, aber es ist trotzdem echt traumhaft hier.
Wir bewohnen einen kleinen Bungalow direkt hinter mir hier am Strand, wo sogar der Kühlschrank von unten bis oben für Rund drei Tage gefüllt war – erst habe ich gedacht, es sei ein Missverständnis und wir wären im falschen Haus, aber in unserer Buchungsbestätigung stand es tatsächlich mit drin.
Obwohl wir hier auf der Insel, einiges zu entdecken haben, haben wir uns entschieden zumindest den heutigen Tag einfach nur faul am Strand zu verbringen. Wobei Harry das Wort faul ein wenig anders interpretiert, denn er ist schon eine Weile im flachen Wasser um zu schnorcheln.
„Okay Amilia, auf mit dir du faules Huhn.", höre ich Harrys Stimme, ignoriere ihn allerdings; vielleicht verschwindet er ja einfach wieder ins Wasser, wenn ich vorgebe zu schlafen. Plötzlich spüre ich eine kalte Hand auf meinen Bauch und zucke quietschend hoch. „Spinnst du?", frage ich den nassen Lockenkopf, der mittlerweile neben mir sitzt. Er schüttelt den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. Das hast du davon, wenn du mich ignorierst.", gibt er von sich. Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Wer sagt, dass ich dich ignoriert habe? Vielleicht habe ich auch geschlafen.", entgegne ich. Wieder schüttelt er den Kopf. „Ganz sicher nicht. Wenn du schläfst siehst du viel entspannter aus.", erwidert er. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Heißt das etwa, dass er mich beim Schlafen beobachtet?
Harry springt auf und hält mir die Hände hin. „Wie dem auch sei. Los auf mit dir. Das Wasser ist wirklich traumhaft.", fordert er zum wiederholten Mal von mir. Ich schüttle den Kopf. „Nee lass mal, ich habe keine Lust.", lasse ich ihn wissen. „Das war keine Bitte.", stellt er klar und schnappt sich meine Hände und zieht mich hoch. „Harry ehrlich, ich habe keine Lust.", wiederhole ich mich nochmals und entziehe ihm meine Hände und setzte mich wieder hin.
„Ist das ehrlich dein letztes Wort?" Ich nicke. „Absolut.", bestätige ich. Er seufzt. „Okay, wie du willst. Ich habe es auf die Nette Tour versucht, dann eben so.", gibt er von sich. Ich kann gar nicht so schnell reagieren da hat er mich bereits wieder hoch gezogen und mich diesmal direkt über seine Schulter geworfen, kaum habe ich gestanden. „Ey lass mich sofort wieder runter.", fordere ich von ihm. „Erst wenn du mit im Wasser warst. Es ist so klar und echt flach und super zum Schnorcheln.", kommentiert er. „Aber wir sind doch noch ein paar Tage hier, an denen ich schwimmen gehen kann. Das Wasser läuft mir schon nicht weg.", beschwere ich mich. „Aber du läufst vor dem Ozean weg. Ich habe gedacht du hast gefallen am Schnorcheln gefunden.", entgegnet er. „Habe ich auch, aber ich habe grade wirklich keine Lust...." – ich kann meinen Satz gar nicht mehr zu ende Sprechen, da wirft mich der Sänger schon ins kalte Wasser.
Prustend tauche ich wieder auf. „Bei dir Hackt es wohl.", zicke ich ihn an. „Nein, du liegst den ganzen Tag da faul rum und...", ich unterbreche ihn, als ich ihn mit Wasser bespritze. „Ich könnte auch fünf Tage hier faul in der Sonne brutzeln, das gibt dir noch lange nicht das recht mich hier einfach so ohne Vorwarnung und total unsanft rein zu schmeißen.", stelle ich klar und gehe an ihm vorbei. Ich höre ihn stöhnen und kurze Zeit später steht er auch schon wieder vor mir. Wie kann er sich denn hier im Wasser so verdammt schnell bewegen? „Wenn das der einzige Grund ist, weswegen du sauer bist, bitte.", sagt er, bevor er mich wieder über seine Schulter wirft. DAS ist doch nicht sein ernst! „Harry.", fluche ich. Eigentlich habe ich gedacht du wärst lockerer und für jeden spaß zu .... Aua verdammt Amilia kneif mich doch nicht.", fordert er von mir und geht weiter ins Wasser rein. „So", höre ich ihn sagen, als er stehen bleibt. „Ich lasse dich nun vorsichtig runter und stelle dich auf deine Füße..." – „Na mein Glück, dass du mich nicht auf meine Hände stellen willst.", unterbreche ich ihn sarkastisch. Er seufzt. „Ich stelle dich jedenfalls auf deine Füße ab. Vorsicht das Wasser ist hier etwas kälter als dort hinten.", beendet er seinen Satz ohne auf meine vorherige Unterbrechung einzugehen und stellt mich tatsächlich ganz sanft ins Wasser ab, welches mir diesmal etwa bis zur Hüfte geht, allerding trotzdem noch sehr ruhig und flach ist.
Harry streicht mir ein paar nasse strähnen hinters Ohr. „War das nun besser?", will er leise von mir wissen. Schweigend mustere ich ihn einen Moment und bin grade etwas verwirrt, weil die Stimmung zwischen uns grade alles andere als locker erscheint. Ich schüttle den Kopf, wahrscheinlich war das grade einfach nur Einbildung. „Du bist ein Idiot.", gebe ich von mir und gebe ihm einen kräftigen Schubs, so dass er nach hinten weg kippt. Eigentlich will ich an ihm vorbei, allerdings schnappt er sich, kaum ist er wieder aufgetaucht, mein Handgelenk und zieht mich ebenfalls wieder unter Wasser. Als wir beide wieder an der Oberfläche sind, denn ich habe ihn einfach mit runter gezogen, schaut er mich an. „Jetzt sei nicht so ein Muffel, sondern hab ein bisschen Spaß.", fordert er mich auf. Ich erwidere nichts sondern bespritze ihn mit Wasser woraufhin tatsächlich eine kleine Wasserschlacht entsteht.
Nachdem wir beide vom herumtollen außer Atem sind, verlassen wir beide das Wasser. Während Harry sich direkt auf eines der Handtücher ausbreitet, gehe ich so tropfend nass wie ich binm in unserer nicht weit entferntes Häuschen um uns beide eine Erfrischung zu holen. Kurz habe ich das Bedürfnis Harry die Eiskalte Apfelschorle über den Kopf zu schütteln, entscheide mich allerdings dagegen, kann mich allerdings nicht ganz zurück halten und halte ihm die kalte Flasche unangekündigt in den Nacken, worauf er zusammenzuckt und wie ich eben, als er mich das erste Mal ins Wasser geworfen hat, auf quietscht. „Okay, ich denke das habe ich verdient.", gibt er zu. „Oh und ob, aber glaub mir meine wirkliche Rache die folgt noch.", warne ich ihn. „Ohho.", entgegnet er bloß. „Glaub mir, wenn du am wenigstens damit rechnest, wirst du ein Ei in deinen Schuhen haben und dann an mich denken.", lasse ich ihn wissen und meine es wirklich ernst.
„Okay.", erwidert er etwas unglaubwürdig. „Bist du eigentlich sehr sauer, dass ich dich zu einer Abkühlung gezwungen habe?", fragt er nach und öffnet meine Flasche, die ich ihm hingehalten habe, weil ich den Deckel selber nicht los bekomme. „Nein, nein. Auch wenn es vielleicht so rüber kam.", beruhige ich ihn. „Okay, denn ich hoffe dir ist klar, dass es absolut nicht böse gemeint war. Es kam mir bloß ein wenig so vor wie letztens auf der Perleninsel. Weißt du, wo ich meinte du sahst ziemlich verloren aus.", erklärt er mir seine Aktion. Einen Moment schaue ich ihn an und nicke dann. Irgendwie kann ich es ja sogar verstehen. „Danke. Auch wenn ich diesmal wirklich einfach nur die Sonne genossen habe.", lasse ich ihn wissen. „Unter einen Sonnenschirm.", hakt er nach. Ich nicke. „Auch und die Ruhe und die Wärme." „Dann ist ja gut." „Ich meine das wirklich ernst. Ich habe schon eine Weile nicht mehr über Granny und ihrem Tod gegrübelt.", informiere ich ihn. „Und das ist jetzt gut oder schlecht?", will er von mir wissen. Ich zucke mit den Schultern. „Ich denke für den Moment gut. Ich hoffe bloß das es auch genauso in London sein wird.", antworte ich ihm und trinke einen Schluck von meiner Apfelschorle.
Nachdem ich die Flasche wieder abgesetzt habe, schubst Harry mich leicht zur Seite. „Ich habe dich zu keinem Zeitpunkt zu irgendwas gezwungen.", stellt er klar. Grinsend schaue ich ihn an. „Ich weiß. Trotzdem haben mir die letzten Tage wirklich verdammt gut getan.", gebe ich zu. Überrascht schaut er mich an und einen Augenblick schauen wir uns einfach nur in die Augen. „Das ist gut – denke ich. Oder?" Ich nicke und senke den Blick. Verdammt, dass grade war schon wieder so ein komischer Moment in der ich die Stimmung zwischen uns einfach nicht einschätzen kann.
„Wie steht es eigentlich mit der Liste? Zwar hast du immer mal wieder gesagt, dass es ein Punkt ist, aber ehrlich gesagt habe ich ein wenig den Überblick verloren und ich habe mich ehrlich gesagt, nicht getraut weiter nach zu Fragen, denn ich hatte bisher das Gefühl, dass es ein absolutes Tabu-Thema ist.", will er von mir wissen und irgendwie habe ich das Gefühl ihn nun eine vernünftige Antwort schuldig zu sein.
„Der Punkt mit der Milch fehlt noch immer.", gebe ich von mir und schaue ihn an „Okay, wenn du willst, dann helfe ich dir bei diesen Punkt auch." Schlägt er vor. „Hast du noch nicht genug davon mir bei diesen Dingen zu helfen von denen ich kaum etwas Preis gebe und wenn dann erst wenn es soweit ist, diesen Punkt abhaken zu können?", hake ich nach. Er zuckt mit den Schultern. „Eigentlich nicht, nein. Es ist okay, wenn du mit mir nicht über diese Dinge sprechen willst.", erwidert er. Ich nicke und greife nach meiner Shorts und dann in meine linke hintere Tasche um den klein gefalteten Zettel heraus zu holen. „Hier, wenn du magst kannst du schauen was ich schon abgehakt habe und was eventuell noch auf uns zukommt. Oder eher auf mich.", gebe ich von mir und halte ihm den Zettel hin.
Überrascht schaut er mich an. „Ernsthast?", versichert er sich. Ich nicke. Er zieht die Augenbrauen hoch und faltet den Zettel einmal auf, bevor er den Kopf schüttelt. „Nein lass mal lieber. Es wäre irgendwie so als würde ich irgendwo ganz tief bei dir rum wühlen. Wie wäre es, wenn du mir einfach das Erzählst was du willst und über den Rest einfach schweigst?", schlagt er vor. Diesmal schaue ich ihn überrascht an. „Ähm okay. Also ein paar Dinge wie Paragliding oder diese Getränke Sache sind ja schon abgehakt, du warst ja selber dabei.", erzähle ich und sehe ihn nicken. „Genauso wie die Cabrio fahrt.", wirft er ein. Wieder nicke ich. Harry fande es schrecklich als ich darauf bestanden habe, alleine für die Mietkosten aufzukommen, weil die Cabrio Fahrt auf Grannys Liste steht und ich es unbedingt machen wollte, auch wenn ein anderer Wagen vielleicht praktischer und vor allem Günstiger gewesen wäre. Es reicht ja, dass er ständig das Essen bezahlt. Da schaut man einmal kurz nicht hin oder hat eine längere Reaktionszeit und schwubs ist das Eis oder die Waffeln bezahlt.
„Ich brauche noch eine Figur für das Grab von Granny, möglichst eine Lustige. Dann soll ich noch die Mahlzeiten ändern, also zum Frühstück Mittagessen und so. Mir fehlen auch noch ein paar Kaugummis. Dann soll ich noch eine Flaschenpost anfertigen und etwas machen, was total typisch fürs Land ist und Tanzen soll ich gehen und nackt baden.", zähle ich auf und überlege was ich noch vergessen habe. Es kann doch nicht sein, dass ich schon so viele Punkte abgehakt habe. „Du sollst nackt baden? Wie machst du es denn sonst immer? Ziehst du deinen Bikini an?", fragt er. Etwas belustigt schüttle ich den Kopf. „Nein natürlich nicht. Ich meine in einem See oder im Meer, du Idiot.", stelle ich klar. „Ach so. Okay. Hier ist es doch ziemlich ruhig und du wärst ungestört und...." – „Nein, das ist definitiv ein Punkt den ich einfach überlese.", gebe ich entschlossen von mir und entscheide mich im selben Moment dafür den Punkt heute Nacht, wenn Harry schläft abzuhaken. Denn er hat recht, hier ist es Perfekt – ruhig und verlassen.
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