Kapitel 025

Leider bekam ich keine Antwort, weswegen ich schulterzuckend die Tribüne hoch ging. Wenn sie nicht wollten... Trotzdem schade.

In Gedanken versunken sah ich Louis beim Aufwärmen zu und konnte kaum glauben das er bei dem Staffellauf so flink war. Seine Gruppe gewann mit großem Abstand und auch bei den anderen Übungen war er meist er schnellste. Ob er überhaupt noch Energie für das restliche Training hatte?

Ich zuckte leicht zusammen als mich plötzlich jemand antippte. "Papa sagt du sitzt hier so einsam. Kommst du zu uns?", fragte das Mädchen schüchtern und zeigte auf ein zweites kleines Grüppchen, welches sich unten an einer der Bänke gebildet hatte.

"Ich bin übrigens Jenna", stellte sie sich leise vor und reichte mir ihre kleine Hand. Ich griff nach ihrer Hand und antwortete mit deinem simplem 'Harry'. Gemeinsam gingen wir zu den sieben anderen. "Das ist Harry, er ist-" Jenna drehte sich zu mir und sah mich fragend an. "Wer von denen gehört denn dir?", fragte sie mit großen Augen und sah aufs Spielfeld.

Wegen ihrer Wortwahl musste ich ein bisschen lachen. "Louis, er-"

"Für Tommo? Stark! Noch mehr Unterstützung für die Nummer 28", grinste der Mann mit weißblonden Haaren. "Ich bin übrigens Nathan. Das sind Grace, Anni, Charlie, Fred, Izzy und Johnson. Jenna kennst du ja schon."

Ich war für einen Moment etwas überfordert, nickte aber und reichte ich jedem meine Hand. "Und warum bist du erst jetzt dabei? Kennst du Louis noch nicht so lange?", fragte Grace und sah mich mit ihren grauen Augen neugierig an. "Du bist doch sein Freund, oder?"

Grace war ja mal ziemlich direkt. Ich schmunzelte etwas und nickte dann "Ja, wir sind zusammen. Vorher hatte es sie nie so richtig ergeben, deswegen bin ich erst jetzt hier", beantwortete ich ihre Fragen und schenkte Grace ein kleines Lächeln. "Kommst du jetzt jedes Mal?", wollte Jenna dann wissen. "Wenn ich die Zeit habe bestimmt."

"Worauf kommt das denn an? Musst du erst sehen wie Louis spielt?" - "Jen... Verschon Harry doch mit deiner Neugierde. Du musst nicht immer alles wissen!", maßregelte Charlie sie. "Lass mich Papa", maulte sie nur und verschränkte ihre Arme.

Ich musste etwas grinsen, da es mich ziemlich an Sophie und ihre 'Warum'- Fragen erinnerte. Auch Nathan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Okay, da du zum ersten Mal hier bist erkläre ich dir ein paar Dinge", fing der bullige Mann an, welcher mir als Johnson vorgestellt wurde.

"Tomlinson ist die 28, war er schon immer, wird er immer sein. Damals bei den Doncaster Rovers hatte er sie auch, aber das wusstest du bestimmt schon." Tatsächlich wusste ich es noch nicht und irgendwie kam mir diese Fußballmannschaft bekannt vor. Ob es etwas Wichtiges war?

Johnson zählte noch weitere Nummern auf und verriet mir ihre Namen. "Pass bei 09 und 14 auf... Das sind Simon und Bryan. Zu ihnen gehören auch die Frauen dort vorne." Mit dem Kopf deutete er in die Richtung derjenigen, welche ich vorhin begrüßt hatte. "Die sind allesamt im Mittelalter steckengeblieben."

Das erklärte einiges...

Bevor Johnson überhaupt weitersprechen konnte kam Louis zu mir gesprintet. Auf den letzten Metern sah es aber eher so aus als würde er stolpern, weswegen ich ein paar Schritte nach vorne machte und ihn an seiner Hüfte festhielt. "Shit ist das rutschig", grummelt er und strahlte mich kurz darauf an.

"Wir haben nicht nur Training heute... Ich wusste es selbst nicht, aber wir haben in einer Dreiviertelstunde ein Spiel. Möchtest du noch zusehen?", fragte er zögerlich und biss sich auf die Unterlippe.

Ich musste schmunzeln und küsste seine Wange. "Ich würde gerne zusehen." Louis strahlte noch mehr und hielt mir ein Trikot vors Gesicht. "Das ist das erste was ich hier bekommen habe und es ist auch in der falschen Größe... Wenn du magst... also M-Möchtest du es tragen...?" Seine Wangen färbten sich rosa und er sah mich schüchtern an.

Die anderen waren viel zu neugierig und kamen langsam immer einen Schritt näher. "Eigentlich müsste er doch eins mit seinem Nachnamen bekommen", fing Charlie an. "Dann passt es perfekt und ist personalisiert. Jeder von uns hat so eins", setzte Anni fort, öffnete ihre Jacke und zeigte mir ihr Trikot. Louis' Augen wurden kurz etwas größer, bis er zur Seite sah und das Trikot hinunternahm.

"Wir haben den gleichen Nachnamen. Es passt schon", erwiderte ich und nahm Louis das Trikot ab. "Ich werde es tragen", flüsterte ich in sein Ohr und setzte einen Kuss darunter. Ich mochte es wie er auf diese zarten Berührungen mit Gänsehaut reagierte.

"Wirklich?" Ich nickte und lächelte ihn an. "Jap und jetzt los, die anderen warten schon", bemerkte ich und stupste ihn an. Louis erwiderte mein Lächeln und rannte zurück zu den anderen aufs Spielfeld.

"Ihr seid verheiratet?" Von allen aus der Gruppe wurde ich ziemlich ungläubig angesehen. "Nein, sind wir nicht. Unsere noch relativ kurze Geschichte ist doch schon recht kompliziert, aber ich würde es ungern erklären." Niemand schien mit der Antwort zufrieden zu sein, aber keiner -bis auf Jenna- hakte nach. Allerdings bekam sie dafür von ihrem Vater einen Klaps auf dem Hinterkopf.

Ich schlüpfte schnell in das Shirt mit Louis Rückennummer und zog meine Jacke wieder drüber. Wäre es doch nur Sommer, dann könnte jeder sehen das ich für Louis da war.

Es dauerte wirklich nicht mehr lange bis immer mehr Menschen die Tribüne füllten. "Das Spiel heute ist was Besonderes. Eigentlich wäre keins, aber letztens haben wir die anderen abgezogen. Sie wollen heute um ihre Ehre kämpfen, aber das können sie getrost vergessen. Wir haben dank Tommo und den anderen eine verdammt gute Abwehr. Arsch Nummer 09 ist dazu noch ein geschickter Stürmer. Ich weiß ja nicht was sie sich von dem Spiel erhoffen, aber das 4:0 von vor den Ferien werden sie wohl kaum ausgleichen können", lachte Johnson.

Ich hörte ihm nur mit einem Ohr zu, da ich mir gedanklich vornahm mehr von Louis über Fußball zu erfahren. Mein Wissen über diese Sportart reichte gerade mal von 11 Spielern pro Team mit einem Ball, der ins Tor muss, bis hin zu einer Spielzeit von 90 Minuten. Aber allein, weil Louis einer dieser 11 Spieler war schien es auf einmal doch ganz interessant zu sein.

Beim Anpfiff waren alle ziemlich angespannt. Johnson versorgte mich die ganze Zeit mit Infos, so dass mein Kopf schon rauchte und ich auch nicht mehr wirklich mitkam. Ich hatte auch nur Augen für Louis und war beeindruckt das er trotz des Trainings noch Power hatte. Kurz dachte ich an etwas wo diese Ausdauer auch nützlich sein könnte... Verwarf das aber schnell wieder. Schließlich wollten wir uns damit Zeit lassen.

Die erste Hälfte hielt sich das gegnerische Team wacker, doch in der zweiten Hälfte wurde es für sie immer brenzliger. Vom ganzen Anfeuern hatten wir uns schon die Jacken ausgezogen und hingen alle in einer Reihe, die Arme jeweils um die Schultern des Nachbarn. Und als die Bälle nur so hintereinander ins Tor knallten war die Stimmung unglaublich.

Die Jungs auf dem Feld stürmten bei Abpfiff aufeinander zu und wir fingen an zu grölen. Vorher hatte ich mich immer gefragt, ob man sich nicht auch still freuen konnte, aber jetzt? Jetzt wollte ich meine Freude am liebsten herausschreien.

Ich schloss mir kurz meine Augen, um tief durchzuatmen, da schmiss sich mir ein verschwitzter Körper in die Arme. Louis. Glücklich schlang ich meine Arme um ihn und drückte ich ihn noch näher an mich heran. "Du warst wundervoll", wisperte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.

Mir war es egal das Louis vollkommen mit Schweiß überzogen war. "Hazza", lachte Louis und drückte sich leicht von mir. "Ich bin stolz auf dich." Als ich das aussprach nahmen Louis' Wangen ein leichtes Rot an. Er erwiderte nichts, sondern versteckte sein Gesicht an meiner Schulter.

Ich konnte nicht widerstehen und legte nach dem Louis wieder zu Luft gekommen war meine Lippen fest auf seine. Louis erwiderte nur zögerlich und als ich von weiter links ein 'Ihr scheiss Schwuchteln, hier sind Kinder anwesend' hörte küsste ich ihn nur mit noch mehr Hingabe.

Als wir ins lösten sah Louis nicht ganz erfreut zur Seite. Ich erkannte die Nummer, vor der mich Johnson gewandt hatte, auf dem Rücken des Mannes. "Schnauze Simon, geh duschen. Die anderen auch. Verschwitzt will ich euch nicht am Tisch haben. Los!", brüllte ein etwa älterer Herr und klatsche in die Hände.

"Das ist unser Trainer", flüsterte Louis. "Und Charlies Vater", ergänzte er noch. Etwas perplex sah ich zu ihm herüber und blinzelte. Das gerade war jetzt irgendwie unerwartet. Ich fand es schön, dass jemand Simon zeigte, dass es nicht richtig war, was er von sich gab, aber... warum blieb er nicht einfach still, wenn er eh keine Zustimmung erhielt?

"Warum ist Simon noch hier, wenn er von allen Seiten so gemaßregelt wird...?" - "Wir sind momentan das stärkste Team mit den besten Chancen auf eine Karriere. Er ist gerade mal 20 und hat tatsächlich Potenzial."

Ich nickte nur und ließ Louis dann los, damit er duschen gehen konnte. "Ich bin gleich wieder da", sprach er noch bevor er zu den Umkleiden lief. "Sag mal feierst du noch mit uns zusammen den Sieg?", fragte Charlie und sah mich gebannt an. "Wir gehen ins 'silent drunk'. Es ist nicht unsere Stammbar, aber Trainer Clark hat sich es diesmal gewünscht. Er wollte mal etwas was nicht direkt nach Fußballverein aussieht."

In Liams Laden? Den bescheuerten Namen hatte sich Zayn ausgedacht und Liam liebte alles was über Zayns Lippen kam...

Ich musste nicht lange nachdenken und stimmte dann zu. Vielleicht war Zayn ja auch da. Die beiden hatte ich viel zu lange nicht mehr gesehen. Wir hielten uns nur mit Nachrichten auf dem Laufenden und das von Louis und mir wussten sie noch gar nicht. "Gerne, ich kenne auch die Besitzer. Vielleicht lassen sie eine Runde springen."

"Geil, du kommst jetzt einfach immer mit", lachte Fred und schlang seinen Arm um meine Schulter. "Ab zur Tube! Jetzt wird gefeiert."

Als das Team frisch geduscht wiederkam verabschiedeten sich aber die Hälfte der Leute. Übrig blieben nur die, welche ich gerade kennengelernt hatte, ihre Partner und Louis. Leider auch Simon und seine Freundin, oder Frau? Aber es interessierte mich ziemlich wenig.

"Wohin geht's diesmal? Warte... Hast du überhaupt Zeit? Was ist mit Sophie?", fragte er mich als ich seine Tasche abnahm. "Es geht in Liams Bar. Ich habe Daniel schon eine Nachricht geschrieben. Er weiß Bescheid. Als Entschädigung soll ich ihr einen von meinen Cupcakes aus der Bäckerei holen." Louis lachte und nickte. "Dann möchte ich aber auch einen."

Kurz vor der Bar wurde ich absichtlich etwas langsamer. Ich wollte mit Louis ungestört wegen Liam reden und all seine Freunde waren ein Ticken zu neugierig. Während der ganzen Gespräche war mir auch aufgefallen das Louis sich hier von einer komplett anderen Seite zeigte, weswegen es mir nochmal wichtiger war ihn allein zu sprechen.

Er war viel selbstbewusster, lachte mehr und lauter, strahlte und ihm schien alles ein bisschen weniger peinlich zu sein. Ich mochte diesen Louis, doch ich liebte es auch ihm die Röte ins Gesicht zu zaubern.

"Lou?" Fragend sah er zu mir und nickte leicht. "Ich würde dich gerne Liam vorstellen. Er ist mit Zayn einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben." Überrascht zog er seine Augenbrauen hoch und nickte anschließend. "Du hast heute auch schon all meine F-Freunde kennengelernt, dann haben wir später alles durch und..." Louis wurde immer leiser und legte seine Hände an die Wangen.

Besorgt sah ich ihn an. "Ist alles in Ordnung?" - "Es ist nur so schwer nicht rot zu werden", murmelte Louis leise und sah mich nicht an. "Oh..." Was Sinnvolleres fiel mir gerade einfach nicht ein. "Sie sind immer so- und... Wenn ich stottere oder... Ich weiß auch n-nicht. Aber in deiner Nähe kann ich einfach nicht anders", gestand er leise und wurde rot.

"Du musst dich doch nicht verstellen... Sei einfach du selbst. In Ordnung? Sie alle sind so von dir begeistert, da kann ich mir schwer vorstellen das sie dich nicht mögen, wenn du mal schüchtern reagierst. Das bist halt einfach du", versuchte ich ihm zu erklären und küsste seine Stirn.

Kurz sah ich zu den anderen, welche alle geduldig warten. Bis auf Simon, er sah tatsächlich nicht so begeistert aus, blieb allerdings ruhig. Wie er wohl reagierte, wenn er Liam und Zayn sah?

An der Bar angekommen steuerte ich mit Louis direkt auf die Theke zu. Liam sah auf und blickte erst mich und dann Louis verwundert an. "Harry, schön dich zu sehen", lachte er dann und kam direkt herum, um mich in seine Arme zu ziehen. "Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen. Was machst du hier?" Ich deutete auf Louis und dann auf die Horde, welche noch draußen stand. Ein paar waren am Rauchen und manche in Gespräche vertieft.

"Ah okay, Fußballmannschaft. Du bist also Louis?", fragte Liam neugierig an meinen Freund gewandt und hielt ihm seine Hand hin. Louis sah zuerst mich an und erwiderte dann Liams Begrüßung. 

Zugegeben, ich war jetzt doch recht nervös. Auch wenn ich vieles sehr gelassen nahm und dem meisten mit offenen Armen entgegenkam, Louis machte irgendwas mit mir, dass sich alle so unglaublich Neu anfühlte, dass ich gar nicht wusste wie ich das alles anstellen sollte. 

"Li? Das ist mein Freund, Louis. Louis, das ist Liam. Mein bester Freund."

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2205 Wörter 26/03/2021

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