Kapitel 024
Ich hörte wie die Tür aufging. Drehte mich aber nicht um, sondern blieb weiterhin so liegen. "Harry? Sophie ist jetzt im Kindergarten. Ich mache jetzt noch die Wäsche und sauge unten durch. Zayn holt Sophie später ab und Liam wird dann schon hier sein und für euch beide kochen."
Als Antwort brummte ich nur und zog mir die Decke über den Kopf. "Haz?" Doch ich wollte einfach nicht antworten. Ich hörte nur noch, wie Gemma das Fenster öffnete und dann das Schlafzimmer verließ.
Ich entspannte mich erst als die Tür ins Schloss fiel. Direkt stand ich auf, schloss das Fenster wieder und machte die Rollläden runter. Auf die frische Luft und die Sonnenstrahlen konnte ich verzichten. Es war eh kein besonders schönes Wetter. Im Bett verkroch ich mich wieder unter der Decke und schlief nach stundenlangen Wachbleiben endlich ein.
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"P-Papa?" Ich spürte die Sophie über mich kletterte und zu mir unter die Decke schlüpfte. "Du stinkst", murmelte sie leise, kuschelte sich aber trotzdem mit ihren Hasen an meine Brust. Ich grummelte nur und legte meine Arme fest um ihren zierlichen Körper.
"Harry?" Ich sah auf und blickte zu Liam, welcher sich auf die Bettkante setzte. "Das Essen ist gleich fertig. Stehst du so langsam auf und gehst duschen?" - "Ich will nicht", erwiderte ich lediglich und kuschelte mich mehr an meine Tochter. "Harry, du liegst da mittlerweile seit 4 Tagen... Bitte."
Doch ich schüttelte nur meinen Kopf und schloss meine Augen. "Lass mich in Ruhe."
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Seufzend richtete ich mich auf, als mir die Decke weggezogen wurde. "Was soll das?", fragte ich gereizt und nahm die andere Decke. An ihr haftete jedoch noch ganz leicht der Duft von Williams Parfüm. Es trieb mir Tränen in die Augen und schluchzend ließ ich mich mit der Decke zurückfallen.
"Harry...", murmelte Zayn und strich über meinen Rücken. "Würdest du langsam aufstehen?" Ich schüttelte wild mit meinem Kopf und drehte mich auf den Bauch. Zayn seufzte laut. "Jetzt reicht es. Wie gut das Sophie nicht da ist. Du kommst jetzt mit", zischte er, drehte mich um und zog mich an meinen Oberarmen hoch. "Z-Zayn... Lass mich, bitte... Ich will nicht", flüsterte ich erstickt und vergrub mein Gesicht in der Decke.
"Du liegst seit zwei Wochen wie ein Trauerkloß im Bett. Verdammt du- Wann warst du zuletzt duschen?" Ich zuckte nur mit meinen Schultern und hing schlaff in seinen Armen, als er mich ganz hochzog. "Ich machte das nicht länger mit. Sophie auch nicht. Weißt du wie viel Angst sie momentan hat? Sie will dich nicht auch noch verlieren!"
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"Harry? Alles okay?" Ich schreckte hoch und stieß beinahe die Tasse um. "Was ist los?", fragte Louis besorgt und sah mich nachdenklich an. Ich schüttelte nur meinen Kopf und seufzte. "Alles in Ordnung", murmelte ich und sah auf meinen Teller.
Warum hatte ich da jetzt wieder drüber nachgedacht...? Vielleicht weil ich jetzt glücklich mit fast der gesamten Familie am Tisch saß? Weil ich hoffentlich nie wieder so empfinden muss?
"Was war denn gerade im Flur los? Louis hat immer noch rote Augen und Sophie hängt förmlich an dir", bemerkte Lottie und sah zu meiner Tochter, welche seitdem wir mit den anderem am Tisch saßen, es sich auf meinen Schoß bequem gemacht hatte.
"Wir h-haben über was Wichtiges gesprochen", antwortete Louis und sah mich schüchtern an. "Was gab es denn so Wichtiges, dass ihr alle geweint habt...?", fragte Lottie nachdenklich und riss dann ihre Augen auf. Anstatt das ich mit Worten darauf antwortete, küsste ich nur Louis' Wange und widmete mich dann Sophie, welche nur das Brötchen zerpflückte, anstatt es zu essen.
"Kirschblüte... Lass das", flüstere ich, nahm ihr das Brötchen ab und hielt es ihr vor den Mund. "Iss bitte vernünftig und spiel nicht immer mit dem Essen." Ohne Widerrede nickte sie und biss vom Brötchen ab.
"Du sagst da nicht mehr zu?", fragte Lottie leicht genervt. Ich seufzte und wollte ihr etwas dazu sagen, als Sophie mir jedoch zuvorkam. "Papa hat Lou geküsst", kicherte sie und stopfte sich schnell den Rest des Brötchens in den Mund.
"Und deswegen weint man?", fragte Phoebe verwirrt. "Mädels... Lass die beiden doch. Wenn einen die Gefühle übermannen, dann kann man auch weinen. Das ist vollkommen normal und sollte absolut nicht hinterfragt werden. Sonst fange ich damit an, wenn ihr euch wieder in den Haaren liegt und hysterisch rum heult."
"Papa...", murrte Daisy und verschränkte ihre Arme. "Na was? Ich kann auch anders", erwiderte er und lehnte sich grinsend zurück. Ich musste etwas schmunzeln und sah zu Louis, welcher meinen Blick mit roten Wangen erwiderte.
"Seid ihr denn zusammen?", fragte Fizz nach ein paar Minuten des Schweigens leise und sah uns gespannt an. "Das wäre doch viel zu schnell", bemerkte Daisy. "Ist man nicht vorher eine Weile so- keine Ahnung... Macht man nicht voll viel miteinander bevor man dann in einer Beziehung ist?"
"Stimmt. Das war bei Holly und..." - "Ignoriert gerade jeder die Tatsache, dass sich die beiden geküsst haben?", fragte Lottie aufgebracht und konnte anscheinend gar nicht glauben, dass sie die Einzige war, welche so dahinter her war.
"Warum fragt ihr so komische Sachen?", schmatzte Sophie und griff mit beiden Händen nach ihrer Plastiktasse. "Papa und Lou haben doch auch halb nackt gekuschelt." Louis verschluckte sich an seinem Brötchen und fing an zu husten. Daniel fiel vor Lachen beinahe vom Stuhl und ich konnte nichts anderes machen als meine Tochter sprachlos anzustarren.
"Hab ich was falsches gesagt?", fragte sie unsicher und sah zu mir hoch. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und küsste ihre Locken. "Nein, das war alles richtig. Sag mal... Warst du das heute Nacht?" Ich konnte mich nur halbwegs an Schritte erinnern. Sie nickte und kuschelte sich mehr an meinen Bauch. "Hatte Durst", murmelte sie und wischte ihre klebrigen Hände an der Schlafhose ab.
Ich sah zu Louis, welcher sich langsam wieder beruhigt hatte und näher an mich rutschte. "Komm her", wisperte ich und legte meinen Arm um seine Schulter. Da wir auf der Bank saßen konnte ich ihn problemlos noch näher an mich ziehen.
Die anderen waren alle ziemlich ruhig. Nach Charlottes Blick zu urteilen wusste sie gar nicht was sie sagten sollte, ihren Geschwistern war es egal und Daniel zwinkerte mir zu. Ich musste etwas schmunzeln, da Louis' Sorgen vollkommen überflüssig waren. Schließlich war das mit Sophie auch geklärt.
Außer Lottie schien es zudem niemanden zu stören und Doris und Ernest waren so müde, dass sie Schwierigkeiten hatten nicht mit dem Kopf voran auf den Teller zu kippen. Wie lange hatten die beiden denn schon herumgetobt?
Ich drehte mich leicht zu Louis und bei seinem Anblick konnte ich einfach nicht widerstehen und küsste ihn kurz. "H-Harry", hauchte Louis unsicher und schüttelte leicht mit seinem Kopf. Allerdings war das für mich nur ein Grund ihn nochmal zu küssen.
"Bekomme ich auch einen?", fragte Sophie und kicherte. "Selbstverständlich." Ich küsste ihre Wange und trank meinen Tee anschließend aus. "Ihr seid doch alle... Ich gehe mal Gemma anrufen." Daniel sah seiner ältesten Tochter seufzend hinterher. Die anderen taten es Charlotte gleich und so saßen nur noch wir drei mit Daniel und den jüngsten Zwillingen am Tisch.
"Naja jedenfalls freue ich mich für euch beide", lächelte er und stützte sich auf dem Tisch ab. "Sag mal, hast du nicht heute Fußballtraining?", fragte er an Louis gerichtet und sah dann auf die große Uhr an der Wand. "Shit", fluchte Louis, stopfte sich den letzten Rest vom Brötchen rein, trank den Tee aus und stolperte aus dem Wohnzimmer. Kam dann aber noch einmal zurück.
"Harry und Sophie, kommt ihr mit oder musst du arbeiten?" - "Ich bleibe hier", antwortete Sophie und sah aus dem Fenster hinaus. "Kalt", murmelte sie und rieb sich die Oberarme. "Ich begleite dich", erwiderte ich lächelnd. Louis nickte und verschwand dann wieder zur Tür raus.
"Darf ich anmerken wie unglaublich schnell sich Louis entwickelt? Er konnte dich anfangs nicht mal ansehen, ohne komplett rot anzulaufen und jetzt fragt er dich schon ob ihr beim Fußball zusehen wollt. Hoffentlich baut er keinen Unfall auf dem Feld."
"Ich hatte vorhin an was ähnliches gedacht... Also, wie sich alles entwickelt hat." - "Was meinst du?", fragte Daniel und sah mich gespannt an. "Als William gestorben ist... Ich war die ersten Wochen nicht gerade in der besten Verfassung. Ihr habt mir so sehr geholfen und jetzt sitze ich mit meiner Tochter auf dem Schoß neben meinem Freund und frühstücke wieder ganz normal in einem Umfeld voller Wärme und Liebe."
"Du redest so komisch", kicherte Sophie und kletterte von meinem Schoß. Ich sah meiner Tochter nur schmunzelnd hinterher. Doris und Ernest kletterten ebenfalls von ihren Stühlen und liefen ihr nach. "Komm, geh du dich mal anziehen. Das Training beginnt in einer halben Stunde. Ich räume hier alles auf. Wie kommt es eigentlich, dass du momentan so wenig arbeitest?"
"Ich teste die neuen Mitarbeiter und will wissen, wie sie ohne mich zurechtkommen. Für Notfälle ist aber Philip da." - "Es klappt so gut mit den beiden?" Ich stand auf und räumte trotz Daniels Anweisung ein paar Sachen zusammen. "Verdammt gut. Es ist komisch, dass es so gut läuft... Vielleicht habe ich aber auch einfach mal Glück", grinste ich.
"Das ist wirklich schön. Dann hast du ja jetzt mehr Zeit für Sophie und Louis", erwiderte er und stand ebenfalls auf. "Ich wünsche euch wirklich das Beste und jetzt geh schon. Ich mach das." Er stieß mich mit seiner Schulter leicht beiseite.
Einen Moment später stand ich angezogen im Flur und schlüpfte in meine Schuhe. Louis stolperte die Treppe hinunter und konnte sich noch so gerade am Geländer festhalten bevor er noch ausrutschte. "Nicht so hastig", lachte ich und legte meine Hand an seine Taille. Er sah mich schüchtern an und nickte. "Ich- Ich habe gerade darüber nachgedacht was passiert, wenn du zuschaust", gestand er leise.
"Du wirst hervorragend spielen", erwiderte ich und küsste ihn kurz. Da Louis immer noch auf der ersten Treppenstufe stand war er fast auf Augenhöhe. Wie komisch das war. Verträumt sah ich in seine Augen. Mit dem leichten grünlichen Schimmer um die Pupille sah es aus wie eine kleine Weltkugel.
"Hazza? Wir müssen los", flüsterte er und stupste mich an. Ich erwachte aus meiner Starre und nickte. "Entschuldige." Nach einem kurzen Kuss ließ ich von ihm ab und nahm Louis die Sporttasche von den Schultern. "Nein Harry, lass mich die nehmen." Doch ich schüttelte meinen Kopf, zog ihn an mich heran und küsste ihn wieder.
Louis wurde rot und sah zur Seite. "Warum küsst du mich so oft?", hauchte er unsicher und sah mich weiterhin nicht an. "Damit du so schön rot wirst", erwiderte ich schmunzelnd und drückte meine Lippen auf seine Stirn. "Dann siehst du immer so niedlich aus." - "H-Harry!", maulte Louis und wandte sich aus meinem Griff. "Du b-bist... Das ist nicht nett."
Als wir im Auto saßen kam ich auf das Thema vor dem Frühstück zu sprechen. "Wegen dem was Sophie gesagt hat... Ich muss das jetzt einfach noch loswerden. Es kann immer mal wieder vorkommen, dass ihre Ängste sie überfordern und dann vielleicht auch etwas sagt was andere verletzt oder zum Nachdenken anregt. Sie meint es aber niemals böse und versucht nur ihren wirren Gedanken Platz zu machen. Wenn Sophie dich nicht leiden könnte oder mit etwas nicht einverstanden ist, glaub mir... Das hättest du schon längst bemerkt."
Als ich zu Louis sah nickte er. "Ich hänge momentan eher noch bei der Tatsache das Lottie so blöd reagiert hat..." Ich seufzte und biss auf meine Lippe. "Gemma und Lottie... Die zwei sind auch unmöglich. Das waren sie schon immer und ich denke das bleibt auch so. Mach dir nichts draus. Außerdem haben die Zwillinge gelächelt und Fizzy ebenfalls. Sie sind vielleicht noch ein wenig überfordert."
Am Sportplatz angekommen zog ich mir meine dicke Jacke und meine pinke Mütze an. "Das ihr bei so einem Wetter überhaupt trainiert", murmelte ich. "Nächsten Monat wechseln wir auch in die Halle, aber solange es draußen noch halbwegs machbar ist, lässt der Trainer nicht mit sich sprechen", erkläre er mir und nahm die Sporttasche von der Rückbank.
Umso näher wir jedoch der kleinen Gruppe, die sich abseits des Feldes gebildet hatte kamen, desto nervöser wurde Louis. Bis er sogar stehen blieb und tief durchatmete. "D-Du kannst dich zum Trainer stellen, da sind auch die F-Freundinnen der anderen und der Sohn des Trainers."
Ich wollte gerade antworten, wurde aber von einem der Männer unterbrochen. "Beweg deinen Arsch Tommo, du bist spät dran." Er sah nervös zu mir und dann zu seinen Freunden. "Na los", lachte ich und stupste ihn an. "Viel Spaß", wisperte ich, küsste seine Wange und ging zu den Frauen, welche an der kleinen Tribüne standen und sich unterhielten.
"Hallo zusammen."
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2109 Wörter 19/03/2021
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