Kapitel 023

Ich schob die Decke ganz beiseite und setzte mich langsam auf. Es war wirklich erstaunlich wie sehr ich mich in Louis' Nähe erholen konnte. "W-Was machen wir wegen den anderen? Was ist mit Sophie und..." Ich unterbrach Louis, indem ich meinen Finger auf seine Lippen legte und seine Stirn küsste.

"Wir verhalten uns ganz normal. So wie immer. Kein Verstellen und keine Lügen. Die anderen merken doch, dass da irgendwas ist. Ich schätze Daniel hat ihnen was dazu gesagt, damit sie ruhig sind und uns nicht am Rockzipfel hängen."

Besorgt musterte er mich und begann an dem Saum seines Shirts herumzufummeln. "Und Sophie? Ich sehe aus wie ihr Vater. Wie fühlt sie sich, wenn sie uns so sieht?"

"Lou", flüsterte ich und rutschte näher an ihn heran. Wie unsicher er wegen dem war... "Du zweifelst an Dingen über die sich gar nicht nachdenkt. Für sie bist du einfach nur Louis und ab jetzt auch der Freund von ihrem Papa", wisperte ich und sah kurz auf seine Lippen.

Ich kam noch ein Stück näher und fing an ihn sanft zu küssen. Louis erwiderte schüchtern und ich lächelte leicht in den Kuss, als er sich an meinen Schultern festkrallte und nach mehr Halt suchte. Bestimmend legte ich meine Arme um seine Taille und zog ihn auf meinen Schoß. Als wir uns voneinander lösten legte ich meine Hand an sein Kinn und strich über seine Unterlippe.

"Mache ich mir wirklich zu viele Gedanken?"

Ich musste leise lachen und nickte. "Ja und das versuchte ich dir schon die ganze Zeit zu sagen." - "Oh Gott, was ist denn mit Doris und Ernest? Sie verstehen ja noch gar nicht so viel..." Schon fast panisch fuhr er sich durch die schon eh durchs Schlafen zerstörten Haare. "Louis, hör mir zu, es ist- Louis? Hey." Ich versuchte auf mich aufmerksam zu machen, aber irgendwie...

"Louis!"

Ich wurde etwas lauter, da er schon vollkommen abdrehte. Ich hätte nicht gedacht, dass es ihn weiterhin solche Sorgen bereiten würde. "Tief durchatmen. Bitte", bat ich ihn und hielt seine Hände, um dieses nervöse Herumgefuchtel zu beenden, fest. "Du wohnst seit mehr als zwei Monaten hier. Für sie bist du Louis, ihr Bruder. Nicht William."

Was sollte ich ihm noch sagen? Louis musste doch merken, dass ihn niemand für seinen Zwillingsbruder hielt. Ich konnte mir vorstellen, dass es anfangs unglaublich schwierig war zu erfahren, dass man so viele Geschwister hatte und der eigene Bruder, welcher auch noch dein Zwilling war, gestorben war. Aber... Er zweifelte jetzt immer noch so sehr daran...

Als er nichts erwiderte schob ich ihn von mir herunter und stand langsam auf. "Harry?", fragte Louis leise und hielt meine Hand fest. "Tut mir leid, ich-" Ich sah, wie er schluckte und dann seinen Kopf leicht schüttelte.

Ohne etwas darauf zu erwidern hielt ich meinem frisch gebackenen Freund - wegen dem Gedanken musste ich irgendwie grinsen-  noch meine andere Hand hin und zog ihn anschließend fest an mich. Meinen Kopf legte ich einfach auf seinen und hielt ihn so lange in meinen Armen, bis Louis sich endlich entspannte und tief durchatmete.

"D-Danke", flüsterte er leise, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste meine Wange. Ich lächelte ihn nur an und legte meine Arme noch etwas fester um seinen kurvigen Körper. "Lass uns runtergehen, okay? Sie warten bestimmt schon auf uns."

Louis sah mich zwar noch unsicher an, nickte aber und suchte sich dann ein paar Klamotten zusammen, nur um sich anschließend im Bad umzuziehen. Ich musste deswegen schmunzeln, nahm meine Klamotten, welche ich mir gestern aus dem Wäschekorb gesucht hatte und schlüpfte hinein.

Wenige Minuten später gingen wir zusammen die Treppe hinunter und wurden schon fast von den Kleinen umgerannt. Sie hetzten durch den Flur und waren am Schreien. "Alles wie immer", murmelte Louis und lachte leise. "Bei dir ist es immer so schön ruhig." - "Dann komm öfter vorbei", grinste ich uns zwinkerte ihm zu.

Schnell nickte er und duckte sich, als auf einmal mit Kuscheltieren geschmissen wurde. Mit einem lauten 'Hey' unterbrach ich die kleine Schlacht, welche sich hier entwickelte, und ging die letzten Stufen hinunter. "Papa!", rief meine Tochter und ließ direkt alles fallen.

Ich hockte mich hin und nahm sie direkt in meine Arme. "Guten Morgen, Kirschblüte." Sie kicherte und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. "Hab dich vermisst", nuschelte sie und drückte sich noch fester an mich. "Ich dich auch", erwiderte ich.

"Hast du gut geschlafen?" Sie nickte wild. "Du auch?", fragte sie leise, sah kurz zu Louis und wendete ihren Blick dann aber auch schnell wieder ab. Ich nickte nur und schob sie dann etwas von mir. "Ich würde dir gerne etwas sagen, bevor wir uns mit allen an den Tisch setzen."

Sophie sah mich gespannt an und nickte. "Was ist denn?", fragte sie neugierig und legte ihren Kopf an meine Schulter, als ich sie auf meine Arme hob. Ich sah zu Louis, welcher mich mit roten Wangen ansah und nervös seine Unterlippe mit den Zähnen malträtierte. "Louis und ich wir sind mehr als nur... Wir sind zusamm-" Doch ich konnte es gar nicht richtig aussprechen, denn Sophie stemmte sich gegen meine Brust und unterbrach mich mit einem simplen 'Nein'.

Etwas überrascht sah ich auf meine Tochter herab und wusste nicht ganz was das zu bedeuten hatte. "Sophie, könnte ich wenigstens aussprechen? Sonst weißt du doch nicht was ich noch sagen möchte." - "Mir egal", erwiderte sie und fing plötzlich an zu zappeln. Fest kniff sie ihre Augen zusammen und die ersten Tränen kullerten über ihre Wangen.

Etwas hilflos sah ich zu Louis, doch er hatte seinen Blick schon längst von mir abgewandt.

"Spätzchen, was ist denn los?", fragte ich leise nach und strich über ihren Rücken. Doch sie weinte nur noch mehr und krallte sich an meinen Schultern fest. "Sophie, bitte... Ich kann- Ich kann dir sonst nicht helfen."

Louis trat beiseite und wollte wieder die Treppe hoch, vermutlich, um in seinem Zimmer zu verschwinden. Ich hielt ihn fest und schüttelte leicht mit meinem Kopf. "Bitte... Geh jetzt nicht." Louis erwidert nichts, versuchte aber nicht mehr zu verschwinden. Ich verstand, dass es jetzt unangenehm war, aber...

Ganz alleine würde ich das auch nicht schaffen.

Sophie lehnte sich nach hinten und sah mich mit roten Augen verweint an. Gerade wollte ich sie wieder fragen, da kam Daniel aus dem Wohnzimmer. "Kommt ihr- Was ist los?" - "Gleich, wir brauchen noch einen Moment. Fangt doch einfach ohne uns an." Er sah besorgt zwischen uns her, bis er wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte.

"Nicht Louis", flüsterte meine Tochter und schniefte. Etwas perplex sah ich sie an und schluckte. "W-Warum nicht?" Sophie schluchzte laut und rieb sich mit ihren Fäusten über die Augen. "D-Du darfst nicht."

Jetzt verstand ich gar nichts mehr und Louis schien es genauso zu gehen. Ratlos blickte ich zu ihm und er sah gerade so verletzt aus, dass ich meinen freien Arm um ihn schlang und meinen Kopf auf seinen legte. "Harry, ich glaube nicht..." Doch ich ließ ihn nicht ausreden und küsste seinen Mundwinkel.

"Spätzchen... Kannst du mir das bitte erklären?", fragte ich vorsichtig, als sie sich etwas beruhigt hatte. Blinzelnd sah sie zu mir hoch und blickte dann zu Louis, welcher seine Augen jedoch geschlossen hatte und an meiner Schulter lehnte.

"Was ist, wenn Louis zu Papi und Oma geht?", hauchte sie mit zittriger Stimme und fing direkt wieder an zu weinen. "W-Wenn niemand da, dann kann niemand gehen."

Fest biss ich mir auf die Lippe und konnte die Tränen nicht zurückhalten. "Sophie..." Ich drückte sie mehr an mich und vergrub mein Gesicht in ihren Locken. Ich küsste ihr Haar und sah sie dann wieder an. "Du möchtest keinen Partner an meiner Seite, weil du Angst hast das wir dann wieder alleine sind?"

Sie nickte leicht und wischte sich durchs Gesicht. "Dann lieber jetzt alleine." Sophie wimmerte und fing an zu husten. Besorgt wiegte ich sie in meinen Armen und sah zu Louis, welchem die Überforderung ins Gesicht geschrieben war.

"Würdest du für Louis eine Ausnahme machen?" - "Nur für L-Lou?" Ich nickte und wollte etwas zu Louis sagen, doch er versuchte meinem Blick auszuweichen. Ich löste meinen Arm von seiner Taille und legte stattdessen meine Hand an sein Kinn nur damit er mich ansah.

"Machst du einen Rückzieher?" Er riss seine Augen leicht auf und Sekunden später füllten sie sich mit Tränen. "D-Das könnte ich n-nicht, aber wenn Sophie... Ich- Ich will nicht", schluchzte Louis leise.

Vollkommen von der Situation überfordert wusste ich gar nicht mehr was ich überhaupt machen sollte. Sophie hing mir weinend in den Armen aus Angst, sie müsste Louis irgendwann auch verabschieden und Louis... Er weinte, weil er nicht der Grund für ihre Ängste sein wollte.

Was sollte ich denn jetzt machen?

Tief atmete ich durch und versuchte irgendwie die passenden Worte zu finden, allerdings fiel mir das überhaupt nicht leicht. Vorhin hatte ich noch gedacht ich könnte es ihr sagen, sie würde es einfach akzeptieren und naja... Weiter hatte ich auch nicht gedacht.

"Sophie, ich habe Louis in mein Herz geschlossen. Er bedeutet mir viel und auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen sind wir zusammen", fing ich an zu erklären und musste etwas lächeln, als Louis sich an meine Seite schmiegte.

"H-Habt ihr euch geküsst?", fragte sie zurückhaltend und sah hinunter auf ihre Hände. "Ja, haben wir", antwortete ich wahrheitsgemäß und musste wegen der Frage etwas schmunzeln. "Hör zu, ich verstehe deine Angst. Ich würde es auch nicht ertragen, wenn Louis krank wird. Genauso wenig, wenn es jemand anderes wird und er dann zu Papi und Oma geht, aber die Wahrscheinlichkeit ist verdammt gering."

Das war sie tatsächlich, schließlich ließen wir uns regelmäßig testen. Zwar war nur Louis' Familie stark mit Krebs vorbelastet, aber das hieß nicht, dass man nicht selbst vorsichtig sein sollte. Daniel lag die ganze Sache auch sehr am Herzen und so hatten wir jedes Jahr einen Termin beim Arzt.

Sophie nickte nach ein paar Minuten, blieb aber weiterhin ruhig. "Kirschblüte?" Sie haute mir deswegen gegen die Brust und grummelte leise. Es war also langsam wieder alles in Ordnung.

"Niemand wird zu Papi und Oma gehen. Nicht heute und auch nicht morgen. Das dauert noch eine lange Zeit und bis dahin haben wir uns alle, okay?"

"Okay", wisperte sie und zog sich an meiner Schulter hoch. Ich seufzte leise, da sie langsam echt schwer wurde. "Lou?" - "Ja?", fragte er unsicher und biss wieder auf seiner Lippe herum. "Ich nenne dich trotzdem nicht Papi", stellte sie klar und kuschelte sich anschließend an mich.

Ich musste leise lachen und sah zu Louis, welcher überhaupt nicht verstand was sie gerade gesagt hatte. Überfordert stotterte er vor sich hin und schluckte. Anstatt das ich etwas sagte küsste ich ihn einfach. Ganz zu meiner Überraschung erwiderte er den Kuss und zog sich nicht zurück. "I-Ich verstehe nicht ganz", flüsterte er und lehnte sich wieder an mich.

"Sie hat nichts gegen dich." Louis nickte leicht und strich vorsichtig über Sophies Arm. "Sophie? Ich will deinen Vater auch nicht ersetzen, okay? Ich möchte einfach nur an Harrys Seite sein und a-auch für dich-" Louis brach ab und vergrub sein Gesicht an meinem Rücken. Wegen seiner Worten wummerte mein Herz heftig in der Brust und ich war einfach nur sprachlos.

__________

1869 Wörter 15/03/2021

Harry hat einen Grammy 😭

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top