Projektarbeit
Lillys POV
Um von diesem Thema abzulenken, spreche ich eine andere, ebenso unangenehme Thematik an.
„Wie sieht meine Strafe diesmal aus?" Sofort schleicht sich ein fieses Grinsen auf das Gesicht von meinem Vater. Das lässt mich Schlimmes erahnen.
„Mittlerweile kenne ich dich ja etwas besser, meine Kleine. Deswegen weiß ich auch, dass Hausarrest bei dir nicht funktioniert. Allerdings ist mir etwas viel Besseres eingefallen!"
„Jetzt sag es schon endlich!", fordere ich ihn auf, als er eine lange Pause macht. Man! Er soll es einfach ausspucken und nicht so viel drum herumerzählen. Ich glaube, dass macht ihm gerade Spaß, mich so lange schmoren zu lassen!
„Ok, meine Kleine. Ich habe dich in deiner Schule für ein Zusatzprojekt angemeldet."
„Was?", ich schaue ihn geschockt an. Woher weiß er überhaupt, dass es so etwas gibt?
„Dad, bei solchen Projekten machen nur die Ken Streber mit!", erkläre ich ihm. Ich weiß, dass ich selber noch vor kurzem eine Ken war. Allerdings habe ich mich vor solchen Projekten immer gekonnt gedrückt. Mir reicht wirklich der Unterricht in der Schule, da muss ich nicht zusätzlich in meiner Freizeit irgendwelchen schulischen Mist erarbeiten.
„Tja, und jetzt macht halt auch eine Ferox mit!", meint mein Vater nur schulterzuckend. Das kann doch nicht sein Ernst sein!
„Aber was wirft das für ein Bild auf ...", weiter komme ich nicht, denn er unterbricht mich bereits.
„Kein Aber!!! Und damit wir uns richtig verstehen! Ich erwarte, dass du dich in dieses Projekt voll reinkniest. Als Endnote möchte ich eine eins oder zwei sehen, alles andere ist nicht akzeptabel!!", meint er jetzt mit einer strengen Stimme, die keinen Widerspruch duldet!
Ich fasse es einfach nicht!!! Wie ist er nur auf diese Strafe gekommen? Kennt er mich wirklich schon so gut, dass er weiß, womit er mich am meisten quälen kann?
„Deswegen solltest du in den nächsten Wochen deine Freizeit gut nutzen, um ein dementsprechendes Ergebnis zu erzielen! Also, keine Partys und kein Abgehänge mit irgendwelchen Kontrollraumtypen!!", fügt er schließlich hinzu. Ich weiß natürlich, dass er damit Zeke meint.
Trotzdem ist mir immer noch nicht klar, wie er sich so eine Strafe überlegen konnte. Das ist wirklich schlimmer als Hausarrest, aber im Prinzip hat es dieselbe Wirkung, nämlich dass ich keine Zeit habe, um irgendwelche coole Sachen zu unternehmen. Und das heißt leider auch, dass in den nächsten Wochen statt feiern, büffeln angesagt ist. Ich könnte gerade total abkotzen. Allerdings fällt mir da etwas wichtiges ein.
„Dad, ich möchte aber gerne auch jeden Tag etwas trainieren, wenigstens eine Stunde pro Tag. Schließlich ist nicht mehr so viel Zeit bis zur Bestimmungszeremonie. Und ich möchte mich darauf vorbereiten.", dabei lasse ich natürlich den Punkt außen vor, dass ich mit Zeke trainieren werde. Das braucht er ja nicht zu erfahren.
„Ok, das ist in Ordnung. Eine Stunde pro Tag, aber sonst solltest du deine Zeit und Kraft in dieses Projekt stecken.", sagt er bestimmend.
Ich gebe mich geschlagen und nicke nur. Nie hätte ich ihn für so gerissen gehalten, sich so eine Strafe auszudenken. Scheinbar habe ich ihn echt unterschätzt. Das wird mir nicht noch mal passieren! Damit ist dieses Gespräch beendet und ich verziehe mich in mein Zimmer. Dort lasse ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Morgen muss ich bereits nach der Schule länger bleiben. Da trifft sich die Arbeitsgruppe für das Projekt.
Deswegen bin ich am nächsten Tag erst spät zu Hause. Dieses blöde Projekt nervt mich jetzt schon total! Natürlich hatte ich Recht! Es sind nur Ken in dem Team, außer ich. Leider!!! Und als es darum ging, über was wir unsere Arbeit schreiben werden, hat einer dieser vorlauten Ken sofort seine Klappe aufgerissen und den blödesten Vorschlag rausgehauen, den ich je gehört habe und zu allem Überfluss waren alle, außer ich, damit einverstanden. Somit wurde ich überstimmt!
Verzweifelt schmeiß ich mich auf mein Bett. Wie kommen diese Spinner nur auf die Idee ein komplettes Projekt über ihr Vorbild, die ach so tolle Jeanine Matthews zu schreiben? Selbst als ich noch bei den Ken war, hätte ich nie im Traum daran gedacht, meine Freizeit dafür zu verschwenden, mir unnötig Gedanken über jemanden wie sie zu machen. Ich mochte sie nie, auch wenn meine Mutter für sie gearbeitet hatte oder vielleicht gerade deswegen!!
Doch dann kommt mir eine Idee, die mir augenblicklich ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Entschlossen raffe ich mich auf und begebe mich mit eiligen Schritten aus der Wohnung in die Richtung, in dem sich das Büro von meinem Vater befindet. Da er nicht zu Hause ist, gehe ich davon aus, ihn dort anzutreffen. Kurze Zeit später klopfe ich energisch an seine Bürotür und öffne sie schwungvoll, als ich ein „Herein!" höre.
Beim Eintreten bemerke ich, dass sich im Raum eine weitere Person befindet, der ich zurzeit eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Ich versuche seine Anwesenheit einfach auszublenden und wende mich an meinen Vater.
„Kann ich bitte kurz mit dir sprechen?" Er deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
„Natürlich, meine Kleine. Setz dich erst mal! Was gibt es denn?", fordert er mich auf. Ich hatte wirklich gehofft, dass er Eric aus dem Raum schicken würde, doch stattdessen sieht er mich nur auffordernd an. Mist! Zusätzlich spüre ich auch noch Erics interessierten Blick auf mir. Das ist mir gerade mehr als unangenehm. Trotzdem fange ich an zu erzählen.
„Es geht um das Projekt ...", weiter komme ich nicht, da ich schon unterbrochen werde.
„Ich dachte, ich hätte mich gestern klar ausgedrückt. Du wirst dich davor nicht drücken!", fährt er mich streng an. Ich zucke kurz zusammen. Lässt er jetzt den superstrengen Dad heraushängen, weil Eric dabei ist, oder was soll das?
„Das wollte ich doch gar nicht! Allerdings gibt es da ein kleines Problem.", versuchte ich ihm zu erklären.
„Und das wäre?", meint er leicht genervt. Ich habe keine Ahnung, warum er heute so schlecht drauf ist. Vielleicht liegt das an Eric?! Kurz schaue ich aus dem Augenwinkel zu ihm und sehe direkt in seine blauen Augen, die an mir hängen. Hat der denn keine anderen Hobbys, als mich anzustarren? Ich verwerfe diesen Gedanken sofort wieder, schließlich habe ich gerade andere Probleme.
„Heute wurde das Thema festgelegt. Das komplette Projekt soll sich um Jeanine Mattews und ihre Arbeiten drehen. Nun soll ich einen Teil ihres Lebenslaufes zusammentragen, bis zu ihrem ersten Projekt. Außerdem noch einige Informationen zu diesem ersten Projekt." Bevor ich weitersprechen konnte, meint mein Vater nur.
„Na und? Wo ist jetzt dein Problem?" Langsam reicht es mir!! Erst verdonnert er mich zu so meinem Mist und nun will ich mir nicht mal dabei helfen! Ist ihm nicht bewusst, dass wir hier nicht bei den Ken sind, wo man einfach in die Bibliothek marschieren kann und sich alle möglichen Informationen besorgen kann? Ich bezweifle sogar, dass es hier überhaupt so etwas wie eine Bibliothek gibt.
Da ich mich nicht mehr zusammenreißen kann, springe ich auf und schreie ihn an.
„Mein verdammtes Problem ist, dass ich keinen blassen Schimmer von Jeanines Kindheit habe, geschweige denn von diesem doofen Projekt 'Genesis'! Und mich würde es wirklich interessieren, wie du dir vorgestellt hast, wie ich an diese Informationen kommen soll?!" Nun springt mein Vater auch auf und funkelt mich wütend an.
„Was fällt dir ein, so mit mir zu sprechen?! Vielleicht war ich mit der Strafe doch zu nachsichtig gewesen?!" Oh nein! Das läuft gerade in eine völlig falsche Richtung. Warum habe ich mich nur so gehen lassen? Ich muss schnell einlenken.
„Sorry Dad! Ich wollte nicht so mit dir sprechen! Es tut mir leid", versuche ich ihn zu beruhigen. Aber er ist immer noch angespannt und starrt mich finster an.
„Setz dich bitte wieder hin. Dann erkläre ich es dir in aller Ruhe. Bitte!", meine ich besänftigend und setze mich selber ebenfalls. Er lässt sich auch auf den Stuhl zurückfallen.
„Na gut. Ich hoffe nur, dass du eine gute Erklärung für dein Verhalten hast." Das hoffe ich auch!!! Ok, und wie fange ich jetzt an?
„Also, das Problem ist, dass alle anderen Ken sind. Sie haben keine Schwierigkeiten an die benötigten Informationen zu gelangen. Ihnen steht die komplette Ken Bibliothek zur Verfügung.
Aber ich bin die einzige Ferox bei diesem Projekt. Und ich weiß, dass du erwartest, dass ich ein gutes Ergebnis erziele. Doch ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll, wenn ich hier bei den Ferox keine Möglichkeit habe, entsprechende Nachforschungen anzustellen. Mir ist es wichtig, eine Eins-A Arbeit abzuliefern, um dich nicht zu enttäuschen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es mir unter diesen Umständen überhaupt möglich ist."
Wow! Hoffentlich habe ich nicht übertrieben! 'Ich will ihn nicht enttäuschen!!' Na ja, eigentlich will ich nur, dass er ein Einsehen hat und mich von diesem Mist entlässt, so dass ich einfach meine Ruhe habe! Ich schaue meinen Vater direkt an. Er hatte mich während meiner kleinen Rede aufmerksam gemustert und scheint jetzt zu überlegen, ob er mir das alles abkaufen kann. Bevor er etwas sagen kann, höre ich ein Räuspern neben uns.
Ach nein!! Da war ja noch was! Eric hatte ich inzwischen total ausgeblendet! Mist! Das heißt auch, dass er alles mitgehört hatte. OH MAN!! Wie peinlich ist das denn?
„Also, ich wüsste da eine Lösung für das Problem.", meint er nun und kommt etwas näher. Kann der sich nicht einfach um seinen eigenen Kram kümmern? Ich will schließlich keine Lösung!! Allerdings wird Dad sofort hellhörig. Er fordert ihn mit einer Handbewegung auf, weiter zu reden.
„Durch unsere Zusammenarbeit mit den Ken muss ich in der nächsten Zeit häufig dorthin. Da könnte ich Lilly mitnehmen, so dass sie sich die Informationen in der Bibliothek beschaffen kann." Ich fasse es nicht!! Warum fällt der mir jetzt so in den Rücken? Oder geht es ihm um etwas anderes? Ich kenne ihn noch nicht gut genug, doch irgendwas sagt mir, dass er 'seine Hilfe' nicht ganz uneigennützig anbietet.
Schnell versuche ich ein Gegenargument zu finden. Was wäre plausibel? Ich hab's!
„Das spricht aber gegen die Regeln. Ich bin eine Ferox, da werden mich die Ken nicht in ihre Bibliothek spazieren lassen.", werfe ich nun meinen Einwand ein. Eric, der vorher nur meinen Vater angeschaut hatte, wendet sich zu mir.
„Ich werde Jeanine von deiner misslichen Lage erzählen. Bestimmt hat sie nichts dagegen, vor allem, wenn sie erfährt, über was ihr eure Arbeit schreibt."
Während seinen Worten entgeht mir der belustigte Ausdruck in seinem Blick nicht, mit dem er mich unentwegt durchbohrt. Was für ein Arschloch! Ich hingegen funkle ihn wütend an.
„Würdest du dich darum kümmern, Eric?", unterbricht mein Vater unser Blickduell. Ich starre Dad erschrocken an. Er will doch nicht wirklich auf diesen komischen Vorschlag eingehen? Warum kann ich nicht einmal Glück habe? Ich spüre immer noch Erics Blick auf mir, als er an meinen Vater gerichtet meint.
„Ja, natürlich, Max. Ich habe morgen ein Treffen mit Jeanine. Da werde ich es ansprechen." Jetzt verstehe ich gar nichts mehr! Seit wann verstehen sich die Beiden so gut? Noch vor einer Woche hatte mein Vater nicht viel für Eric übrig und hat mich vor ihm gewarnt. Was hat sich denn so plötzlich geändert? Es ist fast so, als hätten sich die Zwei gegen mich verschworen.
Wütend und enttäuscht stürme ich kurze Zeit später aus dem Büro. Mein Weg führt mich sofort zum Trainingsraum. Wahrscheinlich wird Zeke noch nicht da sein. Wir sind ja erst in 40 Minuten verabredet, aber ich muss meine aufgestaute Wut unbedingt los werden. Also, muss der erstbeste Boxsack herhalten. Nachdem ich mich erst mal halbwegs abreagiert habe, will ich mir schnell etwas zu Essen in der Kantine holen, bevor mein Training mit Zeke los geht.
Doch ich komme nicht bis zur Tür, um den Trainingsraum zu verlassen, denn jemand stellt sich mir in den Weg. Deswegen starre ich jetzt auf den nackten Oberkörper dieser Person. Wow! Das ist ein echt heißer Anblick! Diese durchtrainierten Muskeln! Am liebsten würde ich sie nicht nur anschauen, sondern auch anfassen. Ein Räuspern reißt mich aus meinen Gedanken und da wird mir bewusst, dass ich denjenigen gerade viel zu lange angestarrt habe.
Langsam hebe ich meinen Blick, nur um im nächsten Moment ein amüsiertes Grinsen zu sehen.
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Ich hoffe total, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und ihr mir dazu vielleicht auch eure Meinung mitteilt. Was denkt ihr, wen hat Lilly so lange angestarrt? Und hat jemand eine Ahnung, was Eric wohl plant?
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