Ich will gerade nicht alleine sein!



Hallo,

auch bei dieser Geschichte will ich nun endlich mal weiter schreiben. Auf besonderen Wunsch habe ich das komplette Kapitel aus Zekes Sicht geschrieben, damit ihr auch seine Gedanken und Gefühle besser nach vollziehen könnt.

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt und freue mich auf eure Meinung dazu.

Liebe Grüße

Eure Lila Leonie

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Zekes POV

Ungeduldig starre ich auf die Digitalanzeige der Uhrzeit im unteren Bereich des Displays. Warum müssen sich die letzten paar Minuten meiner Schicht heute so elendig in die Länge ziehen? Das ist ja schlimmer wie ein zerkauter Kaugummi! Zudem bin ich so sehr auf den Feierabend fixiert, dass ich den eigentlichen Grund für dieses vor Bildschirmen konzentrierte Sitzen völlig aus den Augen verloren habe. Ich hätte es vermutlich noch nicht mal bemerkt, wenn eine Elefantenherde über einen der mir zugeteilten Monitore getrampelt wäre.

Kurzzeitig durch diese Vorstellung abgelenkt, bemerke ich erst als die Tür geöffnet wird, dass nun die lange Zeit des Wartens ein Ende hat. Augenblicklich macht sich die Nervosität wieder in mir bemerkbar. Eilig erhebe ich mich von dem bequemen Stuhl, um meiner Ablösung den Platz zu übergeben. Heute ist es Gregor persönlich, der Chef der Überwachung im Hauptquartier und gleichzeitig einer der Anführer unserer Fraktion. Er ist mir am sympathischen von allen fünf Anführern, weil er sich selber nicht für etwas Besseres hält und deswegen hin und wieder sogar eine Schicht im Kontrollraum übernimmt.

„Alles im grünen Bereich.", erstatte ich meinen Bericht und will mich daraufhin gleich aus dem Staub machen, werde aber bereits von ihm aufgehalten.

„Warte bitte noch kurz, Zeke!", verwundert drehe ich mich erneut zu ihm und auch Four, der mit mir zusammengearbeitet und gerade ebenfalls von einem Kollegen abgelöst wurde, zieht erstaunt eine Augenbraue in die Höhe.

„Es geht um deine Bewerbung!", hilft er mir auf die Sprünge und sorgt mit seiner Aussage dafür, dass sich auf dem Gesicht meines besten Freundes ein noch größeres Fragezeichen bildet.

„Ich finde es wirklich sehr lobenswert, dass du dir ein neues Ziel in deinem Leben stecken möchtest. Natürlich ist es etwas bedauerlich, weil ich dadurch einen guten Mitarbeiter in meinem Team verliere. Trotzdem möchte ich mich dir nicht in den Weg stellen und habe alles Notwendige in die Wege geleitet. Deine Umschulung beginnt in zwei Wochen. Alles Weitere erfährst du dann von Sven." Überrascht, dass er sich so schnell meines Anliegens angenommen hat, obwohl ich meinen Antrag erst vor zwei Tagen abgegeben hatte, kann ich mich nur kurz und knapp bei ihm für seine unverzügliche Hilfe bedanken, bevor ich mit einem mich entgeistert anstarrenden Four den Raum verlasse.

„Du sollst dich bei Sven melden? Willst du jetzt etwa auch Ausbilder werden?", ertönt seine zweifelnde Stimme sofort, nachdem die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist. War ja klar, dass er mich gleich löchern wird.

„Nein, nicht unbedingt Ausbilder. Ich denke, mir würde eher der Job als Trainer oder Kampfrichter liegen, obwohl ich auch nichts dagegen hätte, die Initianten ein wenig durch die Gegend zu jagen.", antworte ich so locker wie möglich, bevor ich mich in Bewegung setze.

„Achso, woher kommt denn diese plötzliche Begeisterung für eine Weiterqualifizierung?", schaut er mich skeptisch von der Seite an.

„Irgendwann ist es halt an der Zeit für etwas Neues, schließlich will ich nicht ewig in einem mit Technik vollgestopften Raum verstauben.", meine ich ausweichend, während ich meinen Weg zielstrebig fortsetze.

„Nur komisch, dass du mich noch vor einem halben Jahr für einen Streber gehalten hattest, weil ich die Ausbilderschulung machen wollte. Damals hattest du gesagt, dass es nichts bei den Ferox gibt, was so easy ist, wie der Job im Kontrollraum. Da kann man sich beruhigt zurücklehnen und Däumchen drehen. Also, was hat sich geändert?" Four hat ein Talent dafür, sich jedes Gespräch Wort für Wort zu merken und es dann im ungünstigsten Moment gegen dich zu verwenden.

„Naja, ich sags mal so. Irgendwann wird jeder mal erwachsen!" Meine Aussage bringt ihn augenblicklich zum Lachen.

„Nein, nicht jeder. Du mein Freund wirst deine kindische Seite wahrscheinlich nie ablegen!" widerspricht er mir immer noch schmunzelnd, bevor sich seine Gesichtszüge leicht verkrampfen und er mich am Arm festhält.

„Jetzt aber mal im Ernst. Hast du irgendwelche Probleme? Du warst auf Arbeit heute schon so ungewöhnlich schweigsam. Was ist los? Du weißt, du kannst mir alles sagen." Seine aufrichtige Sorge, die im Klang seiner Stimme deutlich zu hören ist, lässt mein schlechtes Gewissen sofort schlagen. Als mein bester Freund verdient er einfach die Wahrheit.

„Ja, man, natürlich weiß ich das. Mir geht es wirklich gut, sogar mehr als gut. Morgen werde ich dir alles erzählen, versprochen!", versuche ich ihn zu beruhigen und gleichzeitig meine Aufregung zu verbergen.

„Wie wäre es, wenn wir jetzt gemeinsam zum Abendessen gehen und die Gelegenheit zum Reden nutzen.", bietet er mir an.

„Sorry, aber das geht leider nicht. Ich muss vor dem Essen was Dringendes erledigen.", formuliere ich so wage wie möglich.

„Na, das muss ja wirklich wichtig sein, wenn du dafür deinen heißgeliebten Schokoladenkuchen sausen lässt. Morgen will ich dann aber die ganze Geschichte erfahren!", sagt er mit Nachdruck, während meine Gedanken bereits bei einer anderen Person sind. Und er hat Recht, es gibt wirklich wichtigeres als Schokoladenkuchen. Obwohl beides wäre natürlich noch besser. Ja, das ist die perfekte Idee.

Nachdem wir uns verabschiedet haben, steuere ich zielstrebig den Weg zu unserer Wohnung an und treffe dabei glücklicherweise auf Uriah, der sich gerade auf den Weg in die Cafeteria macht. Super! Bevor er sich aus dem Staub machen kann, frage ich ihn schnell, ob er zwei Stück Schokoladenkuchen mitbringen kann.

„Du bist ja sehr optimistisch!", entgegnet er mit einem fetten Grinsen. Immerhin ist er bisher der Einzige, der von unseren heimlichen Treffen weiß und auch von meinen Plänen.

„Tja, dafür lieben mich die Frauen.", zucke ich nur mit den Schultern, obwohl ich innerlich total aufgewühlt bin.

„Was interessieren dich denn die Frauen, momentan hast du doch nur eine im Kopf." Wo er Recht hat, hat er Recht!

„Außerdem sieh es mal positiv, wenn sie auf meinen Vorschlag nicht eingeht, kannst du das zweite Stückchen als Mitternachtssnack verdrücken!", reiße ich den nächsten Spruch, um mir selber Mut zu machen.

„Oh man! Jetzt weiß ich gar nicht mehr, ob ich dir noch die Daumen drücken soll oder lieber nicht.", geht er darauf ein, bevor er sein typisches Grinsen für einen Moment ablegt.

„Ich werde es echt vermissen, wenn du nicht mehr hier bei uns wohnst." Mir ist klar, dass ich für ihn so was wie ein Vaterersatz bin.

„Hey, noch ist es nicht so weit. Außerdem werden wir uns trotzdem jeden Tag sehen!", klopfe ich ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Ja, stimmt. Na dann, angle dir die Kleine!" Mit diesen Worten verschwindet er im nächsten Gang.

Nur ein paar Minuten später habe ich mir eine Trainingshose und ein Muskelshirt angezogen und bin nun auf dem Weg zu ihr. Bereits als ich die Halle betrete, kann ich ihre farbenfrohe Haarpracht von weitem erkennen und mein Herz schlägt unwillkürlich etwas schneller. Offensichtlich ist sie schon mitten in der Erwärmung. Allerdings fällt mir beim Näherkommen auf, dass ihre Bewegungen mechanisch wirken und sie augenscheinlich mit ihren Gedanken ganz woanders ist.

Selbst mich bemerkt sie erst, als ich mich zu ihr geselle und mein Arm sie an der Ausführung einer weiteren Kniebeuge hindert, damit ich ihr einen sanften Kuss auf die Wange hauchen kann. Automatisch steigt mir ihr Duft in die Nase, der mich dazu veranlasst, erneut tief einzuatmen, bevor ich wieder etwas Abstand zwischen uns bringe.

„Hallo, meine Lila Lilly. Wie geht es dir heute?", erkundige ich mich nach ihrem Wohl. Allerdings fällt ihre Reaktion anders aus als gewohnt.

„Hey Zeke! Alles ok! Und selbst?" Doch anstatt mich bei ihrer Aussage anzusehen und mir ihr umwerfendes Lächeln zu schenken, dreht sie mir den Rücken zu und greift nach ihrem Handtuch, mit dem sie sich übers Gesicht wischt. Ihr Verhalten verwirrt mich so sehr, dass ich gar nicht auf ihre Frage eingehe, sondern sie nur weiter beobachte, bis ich der Meinung bin, ein verräterisches Glänzen in ihren Augen erkennen zu können.

Alarmiert umfasse ich vorsichtig ihren Kopf mit beiden Händen und mustere prüfend ihr Gesicht auf irgendwelche Verletzungen, bevor ich ihre wunderschönen Augen unter die Lupe nehme. Sie wirkt erschöpft, aber sonst fällt mir nichts Außergewöhnliches auf.

„Ist wirklich alles in Ordnung?", frage ich nun eindringlicher nach.

„Ja! Ich bin heute nur etwas müde, dieses blöde Projekt ist echt nervig!", kommt ihr unbeschwert über die Lippen. Allerdings überzeugen mich ihre Worte nicht, weshalb sie eine Hand auf meine legt, die immer noch an ihrer Wange ruht und durch diese winzige Geste dafür sorgt, dass mein Herz einen Schlag aussetzt, nur um dann im Anschluss wie bei einem Marathon zu rasen.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Zeke!" Ich weiß nicht, was mich dazu veranlasst ihr zu glauben, vielleicht der Nachdruck ihrer Aussage oder eher das Lächeln auf ihren Lippen, das ich nun in vollen Zügen genießen kann.

„Also, was steht heute auf dem Plan?", reißt mich ihre zuckersüße Stimme aus meiner Starre.

„Kämpfen!", bestimme ich ohne zu Zögern und ergreife ihre weiche Hand, um sie zum Übungsplatz zu führen. Warum ich mich dafür entschieden habe, ist ganz einfach, nur so kann ich erkennen, was sie bisher gelernt und in die Praxis umsetzen kann, wie viel Kraft sie in der Zwischenzeit aufbauen konnte und an welchen Schwachstellen wir noch arbeiten müssen. In der Mitte des Rings angekommen, lasse ich sie schweren Herzens los und stelle mich in Ausgangsposition.

„Los greif mich an!", fordere ich sie auf, als sie mich nur ungläubig anstarrt.

„Willst du dich nicht vorher aufwärmen?", will sie leicht verwirrt wissen. Wenn sie wüsste, dass alleine ihre Nähe ausreicht, um mein Innerstes zum Glühen zu bringen und ich jedes Mal das Gefühl habe, dass meine Haut in Flammen steht, wenn sie mich berührt, würde sie diese Frage bestimmt nicht stellen.

„Bei dem, was du mir entgegen zu setzen hast, wird das wohl kaum nötig sein. Wahrscheinlich werden sich deine Attacken eher so anfühlen, als wenn du mich kitzeln würdest.", provoziere ich sie ein wenig, um dafür zu sorgen, dass sie sich mir gegenüber nicht zurückhält und endlich angreift. Mit Erfolg!

„Ok, du wolltest es ja nicht anders!", holt sie zum ersten Schlag aus.

Es ist bestimmt gerade mal eine viertel Stunde vergangen, als ich Lilly zum dritten Mal auf die Mappe befördere, obwohl ich nicht mal mit ganzer Kraft kämpfe und einzig und allein auf ihre Angriffe reagiere. Und obwohl ich mittlerweile zu geben muss, dass es noch einen weiteren Grund für die Wahl eines Trainingskampfes gab, nämlich den unvermeidlichen Körperkontakt, ist mir nicht entgangen, dass sich mein anfänglicher Verdacht zwischenzeitlich wieder verstärkt hat.

Irgendetwas stimmt hier nicht. Sie ist unkonzentriert, vergisst auf ihre Deckung zu achten und von ihrer üblichen Körperspannung ist heute nichts zu sehen. Fest entschlossen sie mit meiner Beobachtung zu konfrontieren, beuge ich mich über sie und stütze ich mich links und rechts neben ihr mit den Ellbogen ab, so dass sie sich nicht mehr aufrichten kann und mir geradewegs in die Augen blicken muss.

„Was ist heute los? Genau in dieser Situation befinden wir uns jetzt bereits zum wiederholten Mal.", beginne ich die Befragung.

„Meiner Meinung nach, gibt es dafür nur zwei mögliche Erklärungen. Erstens dir gefällt es so gut unter mir zu liegen. Obwohl ich persönlich dafür lieber einen bequemeren Untergrund bevorzugen würde!" Mit diesem Spruch kann ich ihr ein kleines freches Grinsen entlocken.

„Oder was ich eher annehme, du bist heute einfach nicht bei der Sache." Da ich sie ununterbrochen mit Argusaugen beobachtet habe, bemerke ich augenblicklich den Umschwung ihrer Stimmung, wodurch sich meine Vermutung bestätigt.

„Hey, ich bin immer für dich da. Du kannst mir gerne alles erzählen!", biete ich aufrichtig an.

„Ja, ich weiß!", lautet ihre ernüchternde Antwort. Warum nimmt sie meine Hilfe dann nicht einfach an? Ich würde alles dafür geben, um sie beschützen zu dürfen und wenn ich könnte, würde ich allen Schmerz der Welt von ihr fernhalten, so dass sie nie wieder Grund hätte, eine Träne zu vergießen. Um meine Enttäuschung zu überspielen, richte ich mich auf und will mit dem Kampf fortfahren, werde aber von einer Hand auf meiner Brust aufgehalten.

„Sorry, aber ich glaube unser Training hat heute keinen Sinn mehr. Du hast Recht, ich kann mich im Moment einfach nicht konzentrieren." Schlagartig hat meine Laune einen Tiefpunkt erreicht, den ich nie für möglich gehalten hätte, wenn sie in meiner Nähe ist. Den ganzen Tag freue ich mich schon auf sie. Schließlich ist unsere gemeinsame Zeit auf nur eine Stunde begrenzt, obwohl ich sie am liebsten immer um mich hätte. Und jetzt will sie mich bereits nach diesen paar Minuten wieder loswerden.

„Ist gut! Ich kann dich verstehen! Dann schaffe ich es heute sogar noch pünktlich zum Abendessen in die Kantine.", will ich so cool wie möglich aus der mich schier erdrückenden Lage fliehen.

„Also, eigentlich dachte ich, dass wir vielleicht auch irgendwo anders hingehen könnten. Ich will gerade nicht alleine sein!" Zum ersten Mal höre ich so etwas wie Unsicherheit aus dem Klang ihrer Stimme.

„Aber nur, wenn es dir nichts ausmachen würde, wegen mir auf den Besuch der Cafeteria zu verzichten." Der flehende Ausdruck in ihrem Blick veranlasst mich dazu, ihr einen weiteren Schritt näher zu kommen und meine rechte Hand auf ihre Wange zu legen.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich immer für dich da bin. Und genau so meinte ich es auch!", versichere ich ihr zum wiederholtem Mal und ernte dafür ein dankbares Lächeln.

„Ok! Wir können ja einfach schauen, was ich zu Hause im Kühlschrank zu essen finde.", biete ich überglücklich an, verschweige ihr dabei aber geflissentlich, dass ich ganz genau weiß, was sich darin befindet, weil ich sie heute auf jeden Fall einladen wollte.

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Was haltet ihr jetzt nach diesem Einblick von Zeke? Hat euch der Perspektivenwechsel gefallen und würdet ihr gerne noch etwas mehr darüber erfahren, was anschließend in Zekes Wohnung passiert ist? Was denkt ihr, wird Lilly sich Zeke anvertrauen?

Ihr freue mich schon auf eure Meinung!!

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