Endlich Spaß!
So, jetzt wie versprochen eines meiner Lieblingskapitel!!
Lillys POV
Kaum, dass ich dort sitze, werde ich auch schon von jemanden mit „Hey!" angesprochen.
Sofort fahre ich herum und bin echt total erleichtert, dass es nicht Eric ist, der mir gegenübersteht, denn darauf hätte ich heute wirklich keine Lust gehabt. Der Ferox, der mich nun interessiert mustert, ist mir wirklich gerade als Gesprächspartner viel angenehmer.
Er ist sehr groß und sieht recht gut aus. Seine Haut ist dunkel und seine Haare ebenfalls. Dazu hat er dunkelbraune Augen. Außerdem ist er mir auf Anhieb sympathisch, was wohl auch an seinem breiten Grinsen liegt.
„Nachdem du mich jetzt begutachtet hast, kannst du mir ja mal deinen Namen verraten.", meint er schließlich verschmitzt.
„Ich bin Lilly und bei deinem Aussehen ist eine ausgiebige Betrachtung unumgänglich.", lautet meine freche Antwort.
„Achso, ich finde Lila Lilly passt eindeutig besser zu dir." Super! Ich bin gerade erst den zweiten Tag hier und habe schon zwei Spitznamen weg. Doch Lila Lilly klingt wirklich gut und ist eindeutig viel besser als das 'Prinzessin Lillyfee' von Eric gestern. Deswegen habe ich nichts dagegen.
„Ok, damit bin ich einverstanden. Ich habe schon viele schlimmere Spitznamen gehört. Und wer bist du?", stelle ich die Gegenfrage.
„Mein Name ist Zeke, aber du darf mich gerne so nennen, wie auch immer es dir gefällt.", sagt er mit einem breiten Grinsen.
„Aber was machst du eigentlich hier?", will er nun etwas ernster wissen.
„Wenn es nach meinem Vater gehen würde, würde ich jetzt in meinem Zimmer versauern. Doch das ist viel zu langweilig. Ich will lieber Spaß haben." Bei Zeke habe ich das Gefühl, dass er nicht so spießig wie Eric ist.
„Und da sitzt du alleine auf dem Dach herum?" Er schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an.
„Hast du eine bessere Idee?", frage ich ihn sofort.
Nun wird sein Grinsen noch breiter, obwohl ich das gar nicht für möglich gehalten hätte.
„Klar! Wenn du Spaß willst, bist du bei mir an der richtigen Adresse. Schließlich bin ich Zeke. Ich weiß immer, wo etwas los ist. Halte dich in Zukunft einfach an mich. Und jetzt komm mit. Lass uns was Tolles unternehmen!" Er nimmt meine Hand und läuft los.
Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute wirklich etwas Cooles erlebe. Vor Vorfreude verspüre ich ein Kribbeln im ganzen Körper.
„Wie kommt es eigentlich, dass du mir noch nie aufgefallen bist? ", wirft er mir einen musternden Seitenblick zu.
„Ich bin erst seit ein paar Tagen hier. Das ist eine lange Geschichte, aber die erzähle ich dir später. Verrätst du mir jetzt, was wir machen werden?", frage ich, als ich bemerke, dass wir uns auf dem Weg Richtung Grube befinden.
„Da du noch nicht lange hier bist, werde ich dir erst mal ein paar Leuten vorstellen und dann möchte ich dir etwas Besonderes zeigen, wovon sogar wir gebürtigen Ferox nicht genug bekommen können", meint er nur geheimnisvoll.
„Du machst es aber spannend!"
„Tja, mit mir wird es halt nie langweilig." Ich mag ihn mit jeder Sekunde etwas mehr. Genauso wie Zeke habe ich mir immer die Ferox vorgestellt. Lustig, offen und für jeden Spaß zu haben.
Als wir die Grube betreten, lässt er meine Hand los und legt stattdessen seinen Arm um meine Schulter. Dann führt er mich direkt auf eine große Gruppe junger Ferox zu. Bei ihnen angekommen, verkündet er laut.
„Hey Leute! Das hier ist Lilly. Gute Freunde dürfen sie aber auch Lila Lilly nennen." Den letzten Satz fügt er mit einem Grinsen hinzu. Sofort rufen alle durcheinander.
„Hallo Lila Lilly!"
„Hey!"
„Schön dich kennen zu lernen." Ich fühle mich auf Anhieb wohl.
Dann spricht Zeke weiter.
„Sie ist erst ein paar Tage bei uns und weiß deswegen noch nicht, wie man richtig Spaß haben kann. Was meint ihr, wollen wir ihr mal zeigen, was es heißt ein Ferox zu sein?" Gleich beginnen alle lautstark zu grölen und zu jubeln. Anschließend stellt Zeke mir einen nach dem anderen mit Namen vor. Sie sind mir alle sympathisch, doch schon nach den ersten drei Personen gebe ich den Versuch auf, mir irgendwelche Namen zu merken.
Zum Schluss bleibt nur noch ein Junge übrig, der gerade erst zu der Gruppe dazu gestoßen ist. Er hat große Ähnlichkeiten mit Zeke, derselbe dunkle Hautton, dieselben braunen Augen und sogar dasselbe Grinsen.
„Und das ist mein nerviger kleiner Bruder Uriah." Dieser beschwert sich sofort gespielt beleidigt. So geht es eine ganze Weile hin und her. Es ist äußert amüsant, die Brüder dabei zu beobachten.
Irgendwann kann ich mich nicht mehr beherrschen und fange lauthals an zu lachen. Jetzt ist die Aufmerksamkeit der Beiden wieder auf mich gerichtet. Zwischen zwei Lachern bringe ich hervor.
„Ihr seid einfach zu komisch!" Nun grinsen mich beide spitzbübisch an und Zeke meint nur.
„Du wolltest doch Spaß haben!"
Wir bleiben noch eine Weile in der Grube stehen und quatschen. Es schließen sich uns immer mehr Leute an. In der Zwischenzeit habe ich bereits erfahren, dass Zeke ein Jahr älter ist als ich. Er muss zusammen mit Eric seine Initiation gehabt haben und Uriah ist ein Jahr jünger als ich. Ich verstehe mich echt super mit ihnen und bin mir sicher, dass wir gute Freunde werden.
Als wir dann anscheinend vollzählig sind, setzen sich die Ersten langsam in Bewegung. Wir sind eine ziemlich große Gruppe, bestimmt 20, vielleicht auch 30. Ich habe den Überblick irgendwann verloren. Auf dem Weg versuche ich ein weiteres Mal, etwas über das geplante Unterfangen heraus zu bekommen und henkle mich deswegen bei Zeke ein.
„Wohin geht es jetzt denn?" Doch er lässt sich erneut nicht erweichen.
„Das wirst du schon rechtzeitig erfahren." Enttäuscht spiele ich beleidigt und will mir jemand anderen suchen, den ich fragen kann. Aber Zeke lässt mich nicht gehen. Er legt wieder seinen Arm um mich, diesmal um meine Hüfte und zieht mich mit sich.
„Aber ich verrate dir bereits, dass wir mit dem Zug fahren werden.", meint er geheimnisvoll.
Nach kurzer Zeit treten wir auch schon ins Freie und laufe Richtung Bahngleise. In diesem Moment taucht Uriah auf meiner freien Seite auf und spricht Zeke an.
„Du hast ihr doch nichts verraten, oder?"
„Natürlich nicht. Was denkst du denn von mir?!" Nun mische ich mich wieder in das Gespräch ein.
„Ihr seid echt gemein!" Daraufhin grinsen sich die Beiden verschwörerisch an und Zeke wirft mir einen selbstsicheren Blick zu.
„Ich bin mir absolut sicher, dass du bald eine bessere Meinung über uns hast, wenn du erst mal gesehen hast, was wir heute noch erleben werden."
Wenig später steht unsere Gruppe bereits an den Gleisen und wartet auf den Zug. Langsam werde ich nervös. Das scheint Zeke auf zu fallen.
„Bist du schon mal Zug gefahren?", will er wissen.
„Ja, aber bisher nur einmal.", antworte ich ihm ehrlich.
„Keine Sorge. Ich helfe dir!" Nach diesen Worten geht es mir etwas besser. Ich will mich ja nicht gleich vor meinen neuen Freunden zum Toastbrot machen.
In diesem Moment höre ich bereits den Zug. Zeke nimmt meine Hand und rennt los. Er ruft mir zu.
„Ich springe zuerst. Dann bist du dran." Als der Zug neben uns ist und sich eine Tür auf derselben Höhe mit uns befindet, lässt er mich los, springt gekonnt auf eines der Trittbleche und hält sich mit einer Hand am Haltegriff fest. Nun beugt er sich etwas zu mir und gibt mir ein Zeichen zu springen.
Also, los geht's. Ich schmeiße mich ihm quasi direkt in die Arme. Aber das scheint ihn überhaupt nicht zu stören. Er schlingt seinen freien Arm fest um mich und zieht uns beide mit Leichtigkeit in das Abteil. Selbst als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, hält er mich weiter fest. Über diese Mühelosigkeit, mit der er mich hier, man kann ja schon fast sagen, rein getragen hat, bin ich total verblüfft. Ich fühle mich gerade so was von sicher und geborgen bei ihm. Das ist absolut kein Vergleich zu den Kerlen bei den Ken.
Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich mich immer noch an ihn festklammere, während er seinen Griff bereits gelockert hat und seine Hände jetzt nur leicht seitlich auf meiner Hüfte liegen. Da beugt er sich zu mir herunter.
„Alles ok bei dir?" Nun schaue ich zu ihm auf und sehe ein kleines belustigtes Grinsen. Sofort lasse ich ihn los und bringe etwas Abstand zwischen uns.
„Ja, ... mhh ... Danke!"
Oh nein! Jetzt hat er es doch wirklich geschafft, mich verlegen zu machen. Das ist bei mir wirklich nicht so leicht. Ich bin sonst eigentlich immer außerordentlich taff. Schließlich konnte mich noch nicht mal Eric aus dem Konzept bringen. Zeke freut sich offensichtlich darüber, was er für eine Wirkung auf mich hat. Denn während ich weiter leicht verlegen auf den Boden schaue, kommt er wieder etwas näher und legt mir seinen Zeigefinger unter das Kinn, so dass ich ihn direkt anschauen muss.
„Nichts zu danken, meine Kleine.", meint er in einem liebevollen Ton. Dabei schaut er mir tief in die Augen. Der legt es scheinbar extra darauf an. Allerdings fange ich mich allmählich wieder.
Ich befreie mich aus seinem Griff und schaue mich um. Da ich die ganze Zeit so auf Zeke fixiert war, habe ich überhaupt nicht bemerkt, dass wir in diesem Teil komplett alleine sind. Hat Zeke das etwa absichtlich so eingefädelt? Aber wann sollte er das gemacht haben? Wir waren ja fast die ganze Zeit zusammen unterwegs.
„So, nun erzähl mir mal ein bisschen was von dir?", fragt er jetzt. Also, fange ich an und erzähle von meiner Vergangenheit bei den Ken. Als ich auf meine Mum und ihren Tod zu sprechen komme, nimmt er mich kurz tröstend in den Arm. Ich muss schon sagen, seine Art ist wirklich toll. Schließlich berichte ich ihm auch, dass mein Vater ein Ferox ist und ich deswegen nun bei ihm lebe.
Die Tatsache, dass Max mein Vater ist, lasse ich dabei absichtlich außen vor. Nicht das er noch auf die Idee kommt, mich gleich wieder nach Hause zu bringen. Er hat außerdem keine Chance mehr nachzufragen, weil wir jetzt abspringen müssen. Hierbei hilft er mir wieder, indem er mit mir zusammen springt und mir zeigt, wie ich den Schwung am besten abfangen kann. Ich wusste gar nicht, dass ein Ferox nicht nur draufgängerisch und mutig, sondern auch so rücksichtsvoll und aufmerksam sein kann. Ich bin echt beeindruckt von ihm.
Langsam sammelt sich die Gruppe erneut und gemeinsam steuern wir auf ein großes Gebäude zu, in dem wir sogleich mit dem Fahrstuhl nach ganz oben fahren. Im Fahrstuhl meint Zeke zu mir.
„Ich hoffe, du hast keine Höhenangst." Bei dieser Frage kann ich ihn nur angrinsen.
„Ich bin doch eine Ferox! Ich habe keine Angst!"
Kurz darauf stehen wir auf dem Dach des Gebäudes. Von hier hat man einen super Blick. Einen Moment stehe ich einfach nur da und bin sprachlos. Zeke umarmt mich von hinten.
„Wenn dir das schon gefällt, wirst du gleich ausflippen, wenn du die eigentliche Attraktion hier oben entdeckst.", flüstert er in mein Ohr.
„Du sprichst jetzt aber nicht von dir?!", frage ich ihn frech grinsend.
„Achso, das möchtest du also. Darüber können wir gerne gleich noch mal sprechen. Aber jetzt erst mal was anders."
Somit drehe ich mich um und sehe sofort, was er meint. Eine Seilbahn. Wow! Das wird super! Ich kann es gar nicht mehr erwarten! Voller Freude falle ich Zeke in den Arm. Er zieht mich mit sich mit und wir reihen uns bei den anderen wartenden Ferox ein. Zeke ist vor mir an der Reihe.
„Ich wünsche dir viel Spaß und werde unten sehnsüchtig auf dich warten.", meint er zu mir.
„Danke, dir auch viel Spaß!" Nur einen Wimpernschlag später, ist er schon im Gurt und bald aus meinem Sichtfeld verschwunden.
In freudiger Erwartung lasse ich mich nun ebenfalls im Gurt absichern. Wenn sie wüssten, wessen Tochter ich bin, würden sie jetzt bestimmt alles doppelt und dreifach überprüfen. Aber das wissen sie zum Glück nicht und der Spaß kann beginnen. Mit viel Schwung stoße ich mich ab und dann fliege ich durch die Luft. Wow, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin frei und leicht und habe in diesem Moment keine Probleme. Alles ist toll! Vor Glück juble ich laut.
Leider ist diese Fahrt viel zu schnell vorbei und so hänge ich nun gut ein paar Meter über dem Boden. Sofort bildet sich unter mir ein Netz aus Armen. Also, befreie ich mich aus der Halterung und lasse mich fallen. Meine Freunde fangen mich auf und kurze Zeit später stehe ich wieder auf meinen eigenen Füßen. Allerdings liegen immer noch zwei Arme um mich. Da wird mir bewusst, wo ich mich gerade befinde, nämlich in Zekes Armen.
Stürmisch erwidere ich die Umarmung.
„Das war SO TOLL!!! Wann machen wir das wieder?", schreie ich übermütig. Er drückt mich noch etwas fester an sich und flüstert mir ins Ohr.
„Bald! Das verspreche ich dir." Seine Stimme hat dabei einen angenehmen warmen Klang. Und es fühlt sich wirklich gut an, ihm so nahe zu sein.
Als dann der Nächste angerauscht kommt, lösen wir uns voneinander und bilden mit den anderen ein neues Netz. Und da fühle ich mich endlich als richtige Ferox! Ein Teil dieser Gemeinschaft. Obwohl ich ja eigentlich erst nach der Initiation wirklich richtig dazu gehören werde. Ich muss also die Initiation unbedingt überstehen! Und das darf ich nicht dem Zufall überlassen!
Deswegen gehe ich wieder auf Zeke zu, der gerade etwas abseitssteht.
„Zeke, ich wollte dich gerne was fragen."
„Ja, was gibt es denn?" Irgendwie weiß ich nicht, wie ich anfangen soll.
"Ja, ... also, ... eigentlich wollte ich dich um einen Gefallen bitten. Du scheinst ja sehr kräftig zu sein." Oh, nein, noch blöder kann ich mich ja eigentlich gar nicht anstellen!! Er grinst bereits sehr belustigt. Also, jetzt raus damit!
„Bis zu meiner Initiation bleibt mir nicht mehr so viel Zeit. Deswegen brauche ich einen guten Trainer, um bis dahin fit zu werden.", spucke ich es endlich aus.
„Und?", grinst er mich frech an. Als wenn er nicht wüsste, worauf ich hinauswill.
„Könntest du mich vielleicht trainieren?", frage ich jetzt direkt.
„Was springt für mich dabei heraus?", zwinkert er mir zu.
„Ach, Zeke. Warum machst du mir das so schwer?", dabei boxe ich ihn leicht, woraufhin er mir erwidert.
„Ja, du hast recht, das Boxen musst du wirklich noch üben. Also?" Jetzt grinse ich ihn frech an.
„Du kannst dabei Zeit mit mir verbringen."
„Das kann ich so auch." Immer diese Spielchen.
„Was willst du sonst?" Er kommt ein Stück näher.
„Verrate mir etwas von dir, das sonst niemand weiß!"
OK, da muss ich erst mal überlegen. Was sonst niemand weiß! Das ist nicht so einfach. Doch da fällt mir eine Sache ein.
„Ich habe zwei Tattoos." Bis auf Tori weiß niemand was davon.
„Zeig her!" Ich halte ihm mein Handgelenk hin. Er fährt zärtlich über die Konturen des Schriftzugs und schaut mich dann fragend an.
„Das war der Name meiner Mutter.", erkläre ich.
Bevor er allerdings darauf reagieren kann, werde ich plötzlich von ihm weggerissen.
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