Yoo Eunsoo

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Mit einem flauen Gefühl im Magen rieb sich Changkyun den Nacken. Er stand mit Kihyun an einem schattigen Plätzchen, doch die Wärme spürte man dennoch stark.

Dies trug dazu bei, dass Changkyun noch nervöser wurde, als er eh schon war. Die Hände waren schwitzig und öfters plusterte er seine Backen auf, bloß um dann einen starken Luftzug rauszulassen.

Er war angespannt.

Weil er heute zum ersten Mal Kihyuns kleinen Bruder zu Gesicht bekam.

Yoo Eunsoo hatte eine Hörschädigung am rechten Ohr, trug deshalb stets ein Hörgerät mit sich mit.

Ob er gut damit umgehen konnte, wusste der 22-Jährige nicht, er konnte nur hoffen.

Er hoffte, dass sich Kihyuns kleiner Bruder in seiner Haut wohl fühlte, auch wenn es ihm erschwerte hören zu können.

Ob er es auch so locker nahm wie Kihyun?

Immerhin war der Kleine erst sieben Jahre alt und gerade mal im zweiten Jahr der Grundschule.

Wusste er denn, dass sein großer Bruder einen neuen Freund hatte?

Wusste er überhaupt, dass Kihyun auf Männer stand?

So viele Fragen bohrten sich in Changkyuns Kopf und ließen ihn erneut seufzen, ungeduldig sah er auf die Uhr, wie lange es wohl noch dauern würde, bis endlich diese Schulglocke ertönen würde.

Kihyun, der seinen Schwarm schon seit Ankunft beobachtet hatte, bemerkte wie unruhig dieser sich verhielt.

Ständig runzelte er die Stirn, strich sich das Haar aus dem Gesicht oder zupfte an der lockeren Jacke. Er fragte sich, was momentan in dessen Kopf vorging, warum er so angespannt war und ob es vielleicht am Treffen mit Eunsoo lag.

Liebevoll griff er nach der Hand des dunkelhaarigen Studenten, übte kurz Druck aus um ihm zu zeigen, dass er nichts zu befürchten hatte. Es schien zu wirken, denn die Spannung in dem markanten Gesicht des Jüngeren ließ etwas nach, er lächelte sogar leicht.

Als die melodische Glocke der Schule das Ende des heutigen Schultages ankündigte, ließ der Gehörlose seine Hand wieder los und blickte in die Richtung des Einganges. Bald schon erkannte er den 7-Jährigen Jungen und winkte ihm zu.

Der Kleine mit den dunklen, verwuschelten Haaren erwiderte die Geste und winkte ebenfalls, seine kleinen Fäuste ballte er fest um die Schlaufen seines Rucksacks, sein Blick war starr auf den Boden gerichtet und hastig schritt er auf die zwei Jugendlichen zu.

Ein freundliches Strahlen war in Kihyuns Gesicht zu sehen, er freute sich immer seinen Bruder von der Schule ab zu holen und kniete sich zu ihm runter, nahm ihm auch sofort den Ranzen ab und schulterte ihn.

Als Eunsoo ihm endlich in die Augen blickte, merkte er sofort, dass er geweint hatte. Seine Augen waren geschwollen und augenblicklich fragte Kihyun ihn mit Hilfe von Gebärdensprache, was denn los war.

Doch der kleine Dunkelhaarige zuckte nur mit den Schultern, vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jacke und schien nicht so als wolle er ihm eine Antwort geben. Viel mehr schien Eunsoo sehr zurückhaltend, schüchtern und überhaupt nicht gesprächig. Im Gegensatz zu seiner Schwester.

Kurz fragte Changkyun sich, ob Kihyuns kleiner Bruder überhaupt sprach. Er war nicht vollkommen gehörlos, doch die Möglichkeit bestand dass er sich beim Reden einfach nicht wohl fühlte und somit darauf verzichtete.

Ob er wirklich nur in Gebärdensprache sprach? Wünschte er sich nicht, zu reden?

Etwas unsicher schielte der Junge zu Changkyun, der noch immer bloß daneben stand und die Szene beobachtete. Mit dem Zeigefinger zeigte er auf ihn und fragte somit Kihyun, wer dieser fremde Jugendliche denn war.

Berechtigterweise, schließlich stand er einfach so schweigend daneben, beinahe unheimlich.

Mit einem Lächeln im Gesicht stand der Gehörlose auf und warf Changkyun einen Blick zu. In Gebärde erklärte er dem 7-Jährigen, dass dies ein Freund wäre.

Ob er denn nun wirklich 'ein' oder 'mein' gesagt hatte, konnte der 22-Jährige nicht erkennen, er hoffte jedoch auf zweiteres. Doch auch wenn nicht, würde er es seinem Liebsten nicht übel nehmen, schließlich war der Junge mit den niedlichen Bäckchen erst 7 Jahre alt und kümmerte sich nicht um die Beziehungen seiner Geschwister.

Der Tontechnik Student konnte nicht wirklich gut mit Kindern, schon damals als seine Cousinen auf die Welt kamen, verzog er sich lieber in sein Kinderzimmer als mit ihnen zu spielen. Sie schrien rum, liefen weg oder machten Sachen kaputt. Das konnte er sich wirklich ersparen. Seitdem hatte er nicht wirklich etwas mit Kindern zu tun gehabt, hatte sie eher gemieden und war nun ziemlich zurückhaltend, als eines vor ihm stand.

Kurz zob er die Hand, formte mit seinen Fingern seinen Namen, bekam sofort einen prüfenden Blick des Jüngsten.

Die großen Augen glitzerten ihm entgegen und anstatt etwas zu erwidern, griff der Kleine bloß nach Kihyuns Hand und zog ihn schon in die Richtung, aus der die zwei Älteren vor einer Weile gekommen waren. Er wollte wohl so schnell es ging nach Hause und Changkyun folgte ihnen, ohne ein Wort zu verlieren.

Er fühlte sich etwas vor den Kopf geschlagen, hasste der Kleinste der Yoo Familie ihn etwa auch? Was hatte er falsch gemacht? Hätte er doch reden sollen? War es denn respektlos, ihm in Zeichensprache zu antworten, wenn er doch gar nicht wusste wie gut Eunsoo hörte?

Der Student senkte betrübt den Kopf, auch wenn Kihyun ihm ein entschuldigendes Lächeln geschenkt hatte.

Es war nicht seine Schuld, dass Changkyun sich nun so fühlte. Er war nur unsicher, er wollte einfach nur von der Familie seines Schwarms akzeptiert werden.

Doch als sein Blick auf die zwei Brüder fiel, konnte er gar nicht aufhören, sich Sorgen zu machen

Eunsoo hielt die Hand des Älteren so fest, als würde er Angst haben. Das Hörgerät war an seinem rechten Ohr befestigt, das verwuschelte Haar berdeckte es dennoch nicht. Die großen, dunklen Augen huschten über die Straßen und Changkyun konnte eine Ähnlichkeit erkennen. Der interessierte Blick, die mandelförmigen Augen und die liebevoll gezeichneten Lippen. Eunsoo ähnelte seinem Bruder sehr.

Und dieser erhoffte sich nichts mehr, als dass sich die Situation erwärmen würde. Doch er wusste doch genau, wie sein jüngerer Bruder war. Er war Fremden gegenüber oft zu vorsichtig, hatte Angst sie würden ihm etwas antun. Er hoffte nur, er könnte erkennen was für ein wunderbarer Mensch Changkyun war.

Genau in dem Moment riss der Besagte den 24-Jährigen aus den Gedanken, in dem er ihn an der Schulter zurück hielt.

Mit dem Fingernagel strich sich der Jüngere über die Wange, signalisierte die versiegten Tränen des Kleinsten und fragte:,,Wie wäre es, wenn wir in die Stadt gehen?"

Mit einem starken Nicken stimmte Kihyun zu, er wusste, dass es bloß zur Aufheiterung von Eunsoo dienen würde und war sofort einverstanden.

Doch als er einen Blick auf ihn warf, starrte dieser bloß auf seine kleinen Füße, schien nicht wirklich angetan von dieser Idee.

,,Ooooder...", begann Changkyun, als er die mangelnde Freude des Jungen sah, ,,Wir gehen in den Zoo?"

Wie von der Tarantel gestochen blickte der kleine Eunsoo auf, schien überrascht von dieser Idee und ein kleines, sanftes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Kurz danach rüttelte er an der Hand des Ältesten, bat ihn mit einem Hundeblick um Erlaubnis.

,,Ich bin mir sicher, Kihyun hat nichts dagegen. Oder?"

Grinsend stupste er seinem Geliebten in die Seite, der dann den Kopf schüttelte.

.

Bei der Ankunft im Zoo war es nicht zu verhindern, dass die lauten Geräusche der Umgebung in Changkyuns empfindliche Ohren drangen. Es war unglaublich laut und er hörte sowohl das laute Gelächter und Gerede der Menschen, als auch die Tiere. das Zirpen der Grillen in den Baumkronen war ebenfalls unüberhörbar und etwas angespannt zog er an seinem linken Ohrläppchen, hoffte es würde nicht den ganzen Marsch anhalten.

Sie gingen über den rostroten, warmen Asphalt und erkundeten den kleinen, gemütlichen Zoo.

Kihyun studierte währenddessen die Karte, suchte verschiedene Gehege ab und überlegte sich, wie viel sie in der kurzen Zeit schaffen konnten. Immerhin war es schon Nachmittag und der Zoo würde nicht ewig geöffnet haben.

Die schönen, großen Laubbäume ließen Eunsoo staunen, dennoch hielt er sich etwas an Kihyuns Hose fest um ihn bloß nicht zu verlieren. Hier waren so viele Menschen, er konnte die zwei Jugendlichen leicht aus den Augen verlieren.

Nichts mehr wünschte sich Changkyun, als dass die beiden in den Genuss der Geräusche des Zoos kommen konnten, doch leiden schien bloß der kleinere Bruder der beiden angetan von dem Zwitschern der Vögel und dem Brüllen der Wildkatzen.

Als Kihyun etwas geeignetes gefunden hatte, kniete er sich wieder zu ihm runter, deutete auf das Gehege der Lemuren, die dem 7-Jährigen so gefielen. Ihre lustigen, großen Augen und der gestreifte Schwanz war toll anzusehen und er konnte es kaum erwarten, diese kleinen Äffchen in echt zu sehen bekommen und nicht bloß auf Bildern oder im Fernsehen.

Auch in Realität kletterten sie von Ast zu Ast, hielten sich an den Bäumen fest, ließen sich runterbaumeln oder knabberten an Früchten.

Einige spielten miteinander, schienen nicht verängstigt von den vielen Leuten, die um das Gehege herumstanden. Sie ließen sich von ihren Taten nicht abbringen und somit auch nicht von Eunsoo, der sie lachend beobachtete. Seine kleinen Hände ummantelten das Geländer und er schien so glücklich.

Kurz zog er plötzlich am Ärmel des 22-Jährigen und machte ihn auf sich aufmerksam. Changkyun war überrascht, als der Kleine lächelnd auf einen der Lemuren zeigte, seine Fingerchen in Gebärdensprache bewegte.

,,Oh!", verstand der Größere nun und ahmte die Bewegungen nach, ,,Das heißt Lemur?"

Nickend wendete sich der jüngste Yoo wieder ab und als der Bibliotheksarbeiter seinen Blick auf Kihyun legte, streckte dieser seinen Daumen nach oben, um ihm zu zeigen dass Eunsoo langsam anfing ihn zu mögen.

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