Unbekannte Töne
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Yoo Eunsoo war das erste Kind, das Changkyun mochte. Denn der Student war viel zu eigensinnig, ernst und zurückhaltend, sodass es ihm nicht leicht fiel eine Verbindung mit Kindern aufzubauen. Kinder waren meist offen, laut und hyperaktiv.
Eben genau das Gegenteil von dem jungen Studenten. Und das verunsicherte ihn, es verunsicherte ihn anfangs nicht zu wissen, was der Kleine von ihm dachte. Doch nun, nach einigen Stunden, die er mit den zwei Brüdern verbracht hatte, fühlte er sich gut.
Gut in der Anwesenheit des zuerst fremden Kindes.
Denn als Eunsoo seine Hand nahm, fühlte er sich akzeptiert. Als wäre er einmal nicht der komische, zurückhaltende Erwachsene, der in seiner eigenen Welt festsaß.
Er war so froh darüber, genau weil er wusste wie viel dieser kleine Junge Kihyun bedeutete. Dass ihm dessen Meinung sehr wichtig war und der Dunkelhaarige wusste, dass es ihm auch definitiv Pluspunkte geben würde, die er gerne gebrauchen konnte.
Er konnte nicht glücklicher sein, vom Bruder seines Freundes angenommen zu werden und bekam das Grinsen gar nicht mehr von seinen Lippen gestrichen. Es klebte an ihm wie Honig und sogar seine dunklen Augen strahlten, als er die des Gehörlosen traf.
Dieser hatte schon lange bemerkt, wie froh Changkyun um diese Begegnung war. Auch er selbst, konnte sich das verliebte Schmunzeln nicht abgewöhnen, blickte über den Kleinen hinweg zu seinem Liebsten, der beinahe vor Aufregung in die Luft hüpfen wollte.
2 Saltos mindestens.
Yoo Eunsoo war ein schwieriges Kind, nicht im Sinne von Respektlosigkeit oder gar Aggressivität.
Er tat sich einfach nur schwer, sich auf Fremde einzulassen.
Andere Menschen an sich heran zu lassen, war vorsichtig im Umgang. Dies lernte er schon in der Schule, hatte bemerkt wie gemein andere Kinder sein konnten.
Hatte sich schon öfters Beleidigungen anhören müssen, die kein Mensch ertragen müssen sollte.
Ausdrücke, die die Schüler wahrscheinlich zuhause lernten.
Die die Kinder daheim aufschnappten, wenn Eltern oder größere Geschwister sie benutzten.
Und diese trugen sie mit in die Schule, ließen sie an Unschuldigen aus. Ließen Unschuldige ihre Wut spüren.
Und inmitten dieser stand Yoo Eunsoo, der kleine Dunkelhaarige mit dem Hörgerät. Jemand, der sich nicht wehren konnte, zu schüchtern war um zurück zu schlagen.
Er brauchte jemanden, der ihn vor diesen Schülern schützte und Kihyun versuchte das stets.
Doch es fiel ihm schwer, ohne Worte etwas zu klären und es belastete ihn sehr. Zu wissen, er konnte seinem Brüderchen nicht genügend helfen, damit dieses Mobbing aufhörte.
Lang dauerte es nicht, bis sie am Haus der Yoo's ankamen, denn der Zoo war nicht allzu weit davon entfernt.
Das gemütliche Haus erstreckte sich vor ihnen und der Kleinste konnte es kaum erwarten, seiner Mutter von diesem aufregenden Tag zu erzählen.
Ihr zu erzählen, wohin Changkyun die beiden mitgenommen hatten, wie viele Tiere sie gesehen hatten und wie spannend dieser Nachmittag doch war.
Er hatte seine Sorgen komplett vergessen.
Hatte sogar vergessen, wie gemein seine Mitschüler zu ihm waren. Denn das Einzige, das sich noch in seiner momentanen Erinnerung befand, war der Zoobesuch.
Also stürmte er voraus ins Haus, er rief nicht mal nach ihr, sondern wusste genau wo sie sich aufhielt.
Währenddessen blieben Kihyun und sein Begleiter draußen stehen, genossen den Moment, in dem sie mal alleine waren. Auch wenn der Tag wunderschön war, hatten sie nicht wirklich Zeit ihre Zweisamkeit zu genießen.
Im Inneren hörte man, durch das offene Fenster, wie Eunsoo seiner Mutter erzählte, was sie erlebt hatten. So viel hatte der Kleine seit Monaten nicht gesprochen und man konnte in der Tonlage der Frau hören, wie glücklich sie darüber war.
Changkyun wünschte, dass Kihyun seine Familie auch so reden hören würde. Dass er hören könnte, wie aufgeregt und glücklich der Junge schien. Doch Kihyun merkte nicht, wie laut deren Stimmen waren.
Stattdessen nahm er die Hand des Dunkelhaarigen in seine, strich mit seinem Daumen an der weichen Haut entlang. Die Wärme, die der junge Student ausstrahlte, war angenehm und zauberte Kihyun ein Lächeln auf die Lippen.
Doch noch immer schien der Jüngere etwas abgelenkt, starrte in die Ferne als würde er nachdenken und bloß der kleine Kuss auf die Wange, den der Gehörlose ihm gab, weckte ihn aus dieser Starre.
,,Entschuldigung", murmelte Changkyun, ihm entwischte ein sanftes Lachen. Dann legte er eine Hand auf die Wange seines Gegenübers, streichelte diese vorsichtig. Die weiche Haut, fühlte sich an seinen Fingerkuppen sehr angenehm an, sogar etwas kribbelnd.
Die Schönheit des Braunhaarigen war umwerfend in den Augen des Musikers und er konnte sich nicht glücklicher schätzen, so jemanden an seiner Seite zu wissen.
,,Ich war abgelenkt", erklärte er und bekam ein zustimmendes Nicken zur Antwort. ,,Ich freue mich, dass es Eunsoo so gefallen hat."
Er spielte auf die quasselnden Worte an, die der Kleine vor wenigen Minuten von sich gegeben hatte. Noch immer ruhte seine Hand auf der Wange des bildhübschen Jugendlichen, der seine mittlerweile wieder um die Hüfte des Jüngeren gelegt hatte. Er lehnte am Geländer, das zum Eingang seines Zuhauses führte. Aber er wollte noch nicht rein gehen, er wollte nicht, dass dieser Tag vorbei war.
Und erst jetzt fiel Changkyun auf, dass der Junge,dessen Haar so schön in der Sonne glänzte, heute kaum sein Handy gebraucht hatte um zu kommunizieren.
Es reichte schon ein Blick, eine kurze Geste oder ein bloßes Lächeln um sich zu verständigen.
Darauf war der Student wirklich stolz, dass die Kommunikation zwischen den beiden nicht mehr so schwierig war, wie sie am Anfang schien. Er war stolz, dass der Yoo-Sohn das Handy einfach mal in der Hosentasche lassen konnte. Denn er hasste dieses Ding.
Er hasste es, weil es ihm anfangs das Gefühl gab, dass es die einzige Möglichkeit war sich zu verständigen. Doch dem war nicht so, er brauchte kein Smartphone oder ähnliches, um dem Älteren seine Zuneigung zu zeigen.
Kihyun hob seine Hand, legte die Fingerspitzen an sein Kinn und führte sie dann als Geste in Changkyuns Richtung. Angestrengt überlegte der Musikliebhaber was dies zu bedeuten hatte, denn diese war eine der ersten Gesten, die er im Lehrbuch zur Gebärdensprache gesehen hatte.
Sein Freund ließ ihm Zeit nachzudenken, erwartete nicht, dass er es sofort verstand.
Doch als sich der junge Mann erinnerte, der tagelang diese Sprache studiert hatte, lächelte er, sagte anschließend:,,Gern geschehen."
Das breite Lächeln des braunhaarigen Bücherwurms war wunderschön, er strahlte mit der Sonne um die Wette und drückte seinem Liebsten einen lieblichen Kuss auf die Lippen, bevor er den Türgriff mit seiner Hand hinunter drückte und kurz darauf in seinem Haus verschwand. Noch eine Weile blieb der fleißige Arbeiter draußen stehen, gab ein tiefes Seufzen von sich und machte sich mit einem warmen Gefühl im Bauch auf den Weg nach Hause.
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Lautes Gebrüll drang aus dem Fernseher, die spannende Szene der Serie war im vollen Gange.
Mit schnellen Schritten versuchte sich Mike aus dem Griff des großen Mannes zu befreien, konnte es kaum erwarten seine Eleven wieder in den Arm zu nehmen. Sie in Sicherheit zu wissen, denn nie wieder würde er sie alleine zurück lassen. Nie wieder würde er jemanden in Stich lassen, denn diese Begegnung war ihm eine Lehre.
Noch bevor der schwarzhaarige Junge seinen Schwarm erreichen konnte, hörte Hyungwon ein lautes Brummen und wurde somit aus seiner Konzentration gerissen.
Schon seit einer Weile versuchte er diese Serie aufmerksam zu verfolgen, wurde jedoch immer wieder von lauten Geräuschen unterbrochen, die aus Changkyuns Zimmer kamen.
Beim besten Willen konnte der große Blonde sie nicht einordnen, hatte keine Ahnung was sein Mitbewohner schon wieder anstellte.
Er seufzte laut, als es endlich verstummte.
Hoffend darauf, dass er nun die Chance hatte in Ruhe weiterzugucken, widmete er sich wieder dem Fernseher, auf dem das entscheidende Gespräch zwischen der zwei Hauptprotagonisten stattfand.
Gespannt lehnte er sich nach vorne, legte die Ellenbogen auf den Knien ab um keine einzige Sekunde zu verpassen, aber die Antwort der kleinen Eleven wurde durch das erneute Brummen übertönt.
Vor Schock war Hyungwon sogar auf seine Beine gesprungen, gab ein wütendes Schnauben von sich und fragte sich selbst, was der Student wohl wieder machen würde.
Die Chipstüte, die sich auf seinem Schoß befunden hatte, hatte auch ihren Weg auf den Boden gefunden, blieb dort liegen als der Blonde die Folge pausierte und sich genervt in die Richtung des Zimmers schleifte, aus dem diese lauten Töne kamen.
Wütend riss er die Tür auf, nur um einen hochkonzentrierten Changkyun auf dem Boden sitzend vorzufinden.
Auf dem Schoß des im Schneidersitz Verweilende, befand sich ein kleines, handliches Xylophon und in dessen Hand ein Schlägel.
Eine große Soundbox stand genau vor ihm und als er bemerkt, dass der Bibliotheksarbeiter in sein Zimmer gestürmt war, sah er ihn überrascht an.
,,Was zum Teufel machst du denn da?", rief der Große ihm genervt entgegen, verriet somit gleich, dass der Musiker ihn bei seiner wohlverdienten Ruhe gestört hatte.
Starke Fältchen bildeten sich auf seiner Stirn und auch die Nase rümpfte der gutaussehende Buchliebhaber.
,,Ich probiere was aus", erklärte der Angesprochene in ruhigem, kühlen Ton, kommentierte nichtmal die Wut seines besten Freundes. ,,Guck dir das mal an."
Grinsend richtete er sich wieder hin, schlägt mit dem holzernen, kleinen Schlägel auf eines der dunkelbraunen Felder des Xylophons. Das Brummen, das durch den hellen Ton des Instruments entstanden war, ließ die Box vibrieren.
,,Wow...", merkte der noch immer genervte Ältere an, ,,Was für eine Erkenntnis."
Der Sarkasmus war unverwechselbar und mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen den Türrahmen.
,,Und was wird das wenn's fertig ist? Etwa neue Musik?"
,,Nein", lachte Changkyun, zog das Wort extra lang und schüttelte stark den Kopf, ,,Ich hab doch nicht mein uraltes Xylophon rausgekramt um damit Musik zu machen."
Beiden war bewusst, wie furchtbar das klingen würde, erst recht wenn die Töne so hell schienen.
,,Was dann?", fragte Hyungwon ungeduldig, wollte wieder zurück auf sein Sofa aber dennoch interessierte er sich dafür, was sein Kumpel hier fabrizierte.
Da der Fragende wohl keinen Plan von Musik hatte, verdrehte der Im seine Augen und wiederholte:,,Na hör doch nochmal richtig hin!"
Zum zweiten Mal zeigte er, wie er den Schlägel auf eines der Felder schlug. Der Ton ließ die Box vibrieren, daraufhin erklärte er:,,Ich erzeuge einen Ton und die Box vibriert, nicht wahr?"
,,Schon wahr, du Genie", fauchte der Junge mit den hellen, blonden Haaren, wusste noch immer nicht worauf sein WG Partner hinauswollte.
,,Komm mal her", forderte dieser deshalb und winkte ihn zu sich.
Nur mühsam ging Hyungwon der Aufforderung nach, setzte sich auf den Hocker des Keyboards.
,,Leg deine Hände auf die Box", orderte der auf dem Boden Sitzende, wartete bis sein Freund die Geste ausführte und wiederholte den Ton.
Nun spürte der Bücherwurm die Vibration an seinen Fingern, wollte etwas erwidern, doch schwieg stattdessen.
,,Sag mir ob du den Unterschied hörst zwischen dem", Changkyun schlug den Schlägel auf einen der tiefsten Töne, ,,Und dem."
Der zweite war hoh, beinahe der höchste Ton auf dem Xylophon, doch Hyungwon konnte nur den Kopf langsam hin und her bewegen.
,,Ich weiß nicht, vielleicht fühlt es sich anders an, weil ich es höre."
,,Ach fuck", fluchte der Dunkelhaarige, ließ den Schlägel sinken und griff in die Schublade neben seinem Bett, um große On-Ear-Kopfhörer rauszuholen. Mit einem ernsten Blick überreichte er sie seinem besten Freund, der sie sich kurzerhand aufsetzte.
Mit dem Handy verbunden, dröhnte laute Musik in die Ohren des Großen.
Als sich Changkyun sicher war, dass sein Gegenüber ihn nicht hören konnte, und ihn erneut aufforderte, seine Hände auf die Oberfläche des Verstärkers zu legen, wiederholte er das Spiel.
Diesmal schien Hyungwon sehr konzentriert, informierte den anderen, dass er durch die Vibration einen hellen Ton vernehmen konnte.
Kurz darauf, als das tiefste Feld des Xylophon benutzt wurde, meinte er:,,Das ist ein tiefer Ton, oder?"
,,Ja!", rief Changkyun strahlend aus, da sein Plan aufgegangen war. Seine Idee, an der er feilte funktionierte und er konnte nicht anders, als aufgeregt auf und ab zu wippen.
Natürlich merkte das sein älterer Freund, nahm die Kopfhörer ab und fragte:,,Das ist für Kihyun oder?"
Ein kräftiges Nicken bestätigte seine Annahme.
,,Ich will, dass er weiß, dass Musik einen fühlen lässt."
Seine Idee hinter diesem Experiment rührte den Bibliotheksarbeiter, er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Er fand es wirklich niedlich und hatte noch nie gesehen, dass der sonst so ernste Student sich so viel Mühe für jemanden gab. ,,Du Romeo."
Mit einem Ruck stand der Junge mit den äußerst langen Beinen auf, bewegte sich langsam zur Tür.
,,Und wie läufts mit deiner...deinem Julian?", fragte der Tontechnik-Student und hielt ihn somit auf, einfach zu verschwinden.
,,War war die Nachtigall und nicht die Lerche und diese Nachtigall ruft mich", zitierte er, zwinkerte frech und ließ den Kleineren in seinem Zimmer zurück.
Mit einem wohligen Seufzen ließ er sich auf sein geliebtes Sofa fallen, hob die Chipstüte auf, die zu seinem Glück kein Chaos angerichtet hatte und legte die langen Beine auf dem Tischchen ab.
Mit der Fernbedienung startete er die Serie wieder und noch bevor die Charaktere weitersprechen konnten, hörte er ein dumpfes Brummen aus dem Zimmer seines Mitbewohners.
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Weil so lange nichts mehr kam, hier mal ein etwas längeres. Ich hoffe ihr seid noch da ❤️
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