um Hilfe bitten

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Auch wenn noch nicht einmal alle Läden geöffnet hatten, auch wenn halb Seoul wahrscheinlich noch schlief, machte sich der junge Student auf den Weg zur Uni. Noch nie war er so früh losgegangen, war meist eher spät dran.
Doch heute wollte er seinen Sitznachbarn auf keinen Fall verpassen. 

Denn Im Changkyun hatte einen Plan, wenn auch nur einen kleinen.

Auch wenn die tiefen Augenringe unter den mandelförmigen Augen thronten, der Dunkelhaarige sich den Schlaf aus den Augen rieb, war er noch immer fest von seinem Plan überzeugt. 

Er wusste, dass Lee Jooheon an einem Mittwoch immer so früh zur Uni kam, um die gratis drei Stunden Unterlagen-Ausdruckmöglichkeit zu nutzen. Denn er wusste, wie sehr Jooheon seine Unterlagen brauchte. 

Deswegen stand Changkyun schon so früh in dem großen Saal voller Computer. Es war dunkel, nur ein schwaches Licht an der Decke erhellte den Saal. Bloß zwei der Stand Pcs waren besetzt, ansonsten war der Raum komplett leer. 

Ein etwas unscheinbarer Junge hockte in einer Ecke an einem der PCs und druckte sich womöglich alle Comics von One Piece aus, während Jooheon seine müden Augen über den Bildschirm des Computers direkt neben der Tür huschen ließ. 
Er machte gar keine Anstalten, Changkyun eines Blickes zu würdigen sondern tippte nur herum. 
Er bemerkte den 22-Jährigen erst, sobald dieser sich auf einen Sessel daneben fallen ließ, kläglich seufzte. 

Geschockt sah ihn der Rothaarige an, formte seine vollen Lippen zu einem 'o' und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Nie im Leben hätte er sich gedacht, dass Changkyun jemals vor 10 Uhr aufstehen würde. Eher würde er um 10 Uhr morgens schlafen gehen, er war eben eine Nachteule.

,,Was machst du so früh hier?", fragte er verwundert, der Angesprochene stützte nur sein Kinn auf die Handfläche.
,,Du kannst ja die Gebärdensprache…", fing er vorsichtig an, versuchte dem Blick des Älteren aus dem Weg zu gehen ,,wo hast du das denn gelernt?"

Die Müdigkeit stand dem Rothaarigen ins Gesicht geschrieben und er rieb sich über die markanten Augen. Er schien etwas verwundert, dass Changkyun so plötzlich die Gebärdensprache erlernen wollte. Sein plötzliches Interesse konnte nicht aufeinmal entstanden sein, ohne einen Grund. ,,Wegen Kihyun?", fragte er deshalb gerade heraus, grinste etwas schelmisch und sah zu wie der Dunkelhaarige sich im Stuhl zurücklehnte, versuchte lässig zu wirken. Dann wunk er nur ab und lachte gespielt. ,,Ich interess..ach, fuck it, ja."

Jooheon lachte laut, konnte sich beinahe wegen Changkyuns Kampf mit sich selbst nicht mehr auf dem Stuhl halten. ,,Glaub mir, das wird Kihyun ziemlich viel bedeuten."
,,Denkst du?" ,,Klar!"

Jooheons Gesichtsausdruck war freudestrahlend, er freute sich dass Jemand sich für seinen besten Freund interessierte. ,,Ich hab da ein paar Bücher zu den Grundlagen, wenn du willst kann ich sie dir heute Nachmittag vorbei bringen", riet der Ältere, noch immer ein Lächeln auf den Lippen.
Auch Changkyun war erfreut, nickte entschlossen.

Selbst bei der Arbeit, auch wenn er müde war, konnte der 22-Jährige es kaum erwarten mit dem Lernen anzufangen. Normalerweise war er einer dieser Menschen, die das Lernen vor sich hinschoben, doch er wollte sich bemühen.
So schwer konnte das doch nicht sein, oder?

Es waren doch nur simple Handzeichen, schließlich hatte Jooheon diese auch lernen können. Sogar Kihyuns ganze Familie beherrschte diese Zeichensprache. 
Warum sollte er es dann nicht können?

Mit einem stetigen, sanften Lächeln auf den schmalen Lippen staubte er eine Reihe an Büchern ab. Ab und zu sah er sich im Saal um, starrte auf die Uhr um zu wissen wann sein Sitznachbar endlich mit den Büchern aufkreuzen würde.

Doch stattdessen erblickte er den Braunhaarigen, stillen Jungen auf einem der Lesesessel. Sein Blick war konzentriert auf die zahlreichen Worte der Seite gelegt und es wirkte, als würde niemand ihn davon abhalten können zu lesen.
Einige Menschen gingen an ihm vorbei, als würden sie ihn nicht sehen. Und Kihyun mochte es, nicht gesehen zu werden.

Nicht als der Junge abgestempelt zu werden, der nichts hören konnte. Er mochte es, einfach hier zu sitzen und in eine andere Welt abzutauchen.

Leicht biss sich der bildhübsche junge Mann auf die Unterlippe, hielt inne als er sah, dass Changkyun mittlerweile vor ihm stand.

Der Arbeiter wollte ihn anstupsen, ihm ein Zeichen geben dass er da war, doch noch bevor er dies tun konnte hatte der Gehörlose seine Präsenz schon bemerkt. Ein sanftes, liebevolles Lächeln zauberte sich auf die rosanen Lippen des Lesenden. Dann nickte er kurz zur Begrüßung, während Changkyun bloß unsicher die Hand hob. Er wusste nicht was es war, doch irgendwas an Kihyuns Aura ließ den sonst so selbstsicheren jungen Mann plötzlich unsicher werden. 

Kihyun legte das Buch bei Seite, stand auf um auf Augenhöhe mit ihm zu sein, dann zeigte er mit dem Zeigefinger auf Changkyuns Brust, anschließend einen Daumen nach oben.
Sofort verstand der Student, nickte lächelnd. ,,Und... bei dir auch alles gut?"

Kihyun war glücklich, dass die kleine Geste verstanden wurde, zeigte sogar seine Zähne als er lachte.

Der Gedanke an die Bücher, die Jooheon bald vorbei bringen würde, ließ den Dunkelhaarigen mit der Arbeitsweste tief Luft holen. Er wollte nicht, dass Kihyun davon etwas mitbekam.
Er wollte die Gebärdensprache lernen, um ihn danach zu überraschen, ihm eine Freude zu machen.
Und er wusste auch, dank seinem rothaarigen Sitznachbarn, dass es seinem Gegenüber glücklich machen würde.

,,Ehm..ich..", fing der Jüngere an, doch noch bevor er erklären konnte wieso er los musste, winkte Kihyun. Doch es war kein 'hau ab, ich brauche meine Ruhe'-Winken, viel mehr war es ein 'ich weiß, du musst arbeiten'.

Ohne Worte konnte der schweigsame Jugendliche seinem Gegenüber erklären dass es kein Problem war, nicht lange zu reden.
Er war nicht hier um Changkyun zu stören, er war bloß hier um zu Lesen -und dem Dunkelhaarigen vielleicht die ein oder anderen Blicke zuzuwerfen.

Also eilte der Bibliotheks-Arbeiter zum Tresen, an dem schon einige Leute standen die sich ein Buch ausleihen wollten. Etwas in Hektik fragte sich der Tontechnik-Student wo denn bloß seine anderen Mitarbeiter abgeblieben waren, sah sie nur verstreut im Saal herumhuschen.

Nachdem er einige Kunden am Tresen betreut hatte, spazierte schon ein gewisser Rothaariger zur Tür herein. Die Sonnenbrille auf der Nase, das Haar stand ihm wie immer zu Berge.

Würde man Jooheon nicht persönlich kennen, würde man denken er wäre noch verrückter als er eigentlich ist. Doch der Student kümmerte sich nicht um die Meinung anderer, das verriet sein selbstbewusster Blick. Er stolzierte durch diese Halle beinahe als wäre er der Einzige darin, steuerte den jungen Arbeiter an und ließ kurzerhand drei Bücher auf den Tresen knallen. Rundherum schockten einige Leute auseinander, starrten den Rothaarigen an, der blitzschnell seine Sonnenbrille abnahm und 'oh, entschuldigung' trällerte.
Dann wandte er sich wieder Changkyun zu, der nur geflashed von diesem Auftritt war. ,,Ich frage nicht, was das gerade sollte."

,,Ich hab Mal alle zusammen gesucht, die ich gefunden hab. Ist schon etwas her dass ich die Gebärdensprache gelernt hab", unterbrach Jooheon seinen Gesprächspartner, blättert etwas durch die Exemplare, die er von Zuhause mitgebracht hatte. 
Es war wahrhaftig lange her, damals war Jooheon beinahe noch ein Kind. 

,,Danke, wirklich. Ich werd' sie mir Mal ansehen und hoffentlich..", Changkyun hielt inne, als er bemerkte, dass Kihyun schon neben den beiden stand.
Er hatte sich mucksmäuschenstill angeschlichen, hatte einfach daneben gestanden und auch definitiv erkannt, um welche Bücher es sich handelte.

Die Röte stieg Changkyun sofort ins Gesicht, seine Ohren brannten vor Scham. ,,W-wir…", begann er zu stammeln, versuchte die geeigneten Worte zu finden um sich aus dieser äußerst peinlichen Situation zu retten. Doch Kihyun sah ihn bloß verwundert an. Nicht lachend, nicht spottend, bloß wirklich verwundert.

,,Oh hi, Kihyun!", sagte Jooheon laut, klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. Dann zeigte er mit dem Daumen hinter sich zur Tür, um seinen braunhaarigen Freund aus dem Raum zu locken, während Changkyun die Bücher unter dem Tresen verschwinden ließ. Er wusste, dass der Gehörlose sie schon längst gesehen hatte, dennoch war er froh dass er zumindest in diesem peinlichen Moment nicht mehr allzu lang unter Kihyuns Augen stehen musste.

Als Jooheon, mit Kihyun im Schlepptau, die Bibliothek verlassen hatte, konnte Changkyun endlich wieder aufatmen. Doch kurz darauf vibrierte sein Handy in der Hosentasche und er konnte wetten, um wen es sich handelte. Etwas mulmig war ihm, als er es herausfischte und die Sms las.

>Schämst du dich, mich um Hilfe zu fragen?<

Gerade als der 22-Jährige der Meinung war, dass die Hitze in seinen Wangen nachgelassen hatte, stieg die Röte erneut in die Höhe. Er wünschte sich im Erdboden zu verschwinden und wusste erst gar nicht, was er ihm antworten sollte.

,,Alles okay?", ertönte plötzlich die ruhige Stimme seines Arbeitskollegens Suho, der ihn etwas beunruhigt anblickte. Changkyun seufzte ausgelassen, der Ältere hatte wohl sie ganze Szene mitbekommen. ,,Es sollte eigentlich eine Überraschung sein. Aber statt 'Kihyun' sollte ich wohl eher 'Dummkopf' buchstabieren lernen."
Ein sanftes Kichern entwischte dem Mitarbeiter, ehe er sich an den Tresen lehnte, hinter dem der Dunkelhaarige noch immer wie angewurzelt stand und sein Handy anstarrte. ,,Du hast Interesse an ihm, stimmt's?"

Changkyun schwieg, starrte auf diese Nachricht, die sein Smartphone anzeigte und verfluchte sich innerlich. Was sollte er denn auf so etwas antworten?

,,Hast du Interesse an ihm?", wiederholte Suho hartnäckig seine Frage, blickte den Jüngeren durchdringlich an und wartete wirklich auf eine Antwort. ,,Ja..", murmelte Changkyun leise ,,eigentlich schon."

Das Grinsen konnte gar nicht von Suhos Gesicht gewaschen werden, er fand es einfach niedlich wie der Jüngere auf seine Frage reagierte.

,,Ihr wärt echt süß zusammen", entgegnete Suho grinsend, fummelte an den Flyern herum, die auf dem holzernen Tresen lagen. ,,Beobachtest du uns etwa?", warf Changkyun etwas überrascht die Frage in den Raum, runzelte fragend die Stirn.

,,Man muss kein guter Beobachter sein, um das zu sehen", fing der Ältere an, grinste etwas in sich hinein ,,jeder mit zwei Augen im Kopf hat es bemerkt."

Etwas peinlich berührt kratzte sich Changkyun an der Schläfe, man konnte ihm ansehen wie unangenehm es ihm war so durchschaut zu werden. Und das auch noch von Jemandem, den er beinahe gar nicht kannte.

,,Spätestens als du ihm wie wild geworden nachgerannt bist", lachte Suho ,,sah echt witzig aus, als wärst du auf heißen Kohlen gelaufen"

Etwas schockiert trat der junge Student einen Schritt zurück, sein Blick lag noch immer im lachenden Gesicht des jungen Mannes, mit den ordentlich gekämmten Haaren. Suho war doch ein guter Beobachter, darauf wettete Changkyun.

,,Da war ne richtig fette Biene. Ich bin allergisch, okay?", fluchte er dann gespielt, senkte seinen Blick auf den Boden als er log. 

,,War die etwa auch hinter ihm her?", lachte sein Gegenüber, legte den Kopf provokant schief, betrachtete den Jüngeren, der bloß unsicher auf den Boden starrte. Beinahe als würde sich dort ein großes Loch bilden, in das er verschwinden konnte.

Als er nach einigen Minuten noch immer nichts gesagt hatte, sagte Suho:,,außerdem wartet er immer am selben Fleck bis du zur Arbeit kommst"

Augenblicklich hellte sich das Gesicht des verwunderten 22-Jährigen auf. Er konnte seinen Ohren nicht glauben, beinahe wollte er so tun als hätte er den Satz nicht gehört, um Suho ihn noch einmal wiederholen zu lassen. 

,,E-er wartet?", fragte er etwas freudig stotternd nach, Suho grinste wissend.
,,Na aber sicher", er zwinkerte verspielt ,,sobald du dann da bist, tut er ganz unauffällig so als wäre er gerade erst gekommen"

Changkyun konnte sein Grinsen nicht verkneifen. Er fühlte sich, als hätte Suho ihm gerade verraten, dass er in einem Lotto gewonnen hatte.

Nur dass der Hauptpreis Kihyun war.

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