Schwestern
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Kihyun lebte in einem kleinen Haus,mittig in Seoul jedoch nicht zu nah am Zentrum.
Das Viertel schien ruhig zu sein, nicht wie das in dem Changkyun lebte.
Mehr Grün sammelte sich hier, gab dem Stadtviertel eine gemütliches Ambiente.
Weit und breit war keine Baustelle zu sehen und der Verkehr war auch nicht betörend. Der junge Student liebte diese Ruhe, nicht oft hatte er so einen Ort in der Großstadt gefunden. Eher kannte er nur kleine Wohnungen in einem Reihenhaus, deswegen war er umso überraschter als sie plötzlich vor dem kleinen, gemütlich aussehenden Haus standen. Die Mauern waren in einem hellen Blau gehalten, die Fenster trugen weiße Ränder.
Kihyun warf dem Jüngeren einen Blick zu, bloß um sich zu vergewissern dass er ihm die kleinen Treppen hinauf zur Eingangstür gefolgt war. Es kribbelte, als er den interessierten Blick des jungen Studentens sah.
Doch Changkyun war zu beschäftigt sich die glänzenden Fenster anzusehen, die hellen Vorhänge und das leuchtend grüne Blätterkleid der Bäume die den Vorgarten schmückten. Er war beeindruckt, hier führte man bestimmt ein ruhiges, idyllisches Leben. Beinahe als wäre es ein geheimes Viertel in Seoul.
Aus den Gedanken gerissen wurde er, als Kihyun sanft seine Hand ergriff, ihn somit ins Innere des Hauses zog. Sofort kam ihm der Geruch von Lavendel entgegen, doch die Stille fiel ihm mehr auf.
Kihyun hatte ihm zwar erzählt, dass keiner zuhause war, doch er war die Geräusche von lauten Nachbarn gewohnt. Hier waren sie nur alleine, ohne Störfaktoren.
Noch immer seine Hand haltend, zog der Ältere ihn durch einen Gang, vorbei an Küche und Wohnzimmer und hinauf in den oberen Stock, wo sich sein Zimmer befand. Einige Bilder hingen an den Wänden. Kinder- und Familienfotos schmückten die graublauen Wände und ließen alles persönlich wirken.
Auch in Kihyuns Zimmer hingen einige Bilder. Eingerahmte Zitate seines Lieblingsautors, Bilder von seinen Geschwistern. Changkyun sah sich eines dieser genauer an. Eines, das er auf der Kommode gleich neben der Tür entdeckte.
Ein Baby in Kihyuns Armen, daneben ein kleines Mädchen. Sie strahlten um die Wette, blickten auf ihren kleinen Bruder herab. Das Datum in der Ecke rechts unten verriet, dass es schon einige Jahre her war. Dass seine zwei Geschwister mittlerweile größer sein mussten, zur Schule gingen.
Kihyun hatte sich mittlerweile aufs Bett gesetzt, wartete ab bis sein Besuch damit fertig war, sein Zimmer zu bestaunen. Er freute sich, die Interesse des Jüngeren zu sehen, zu spüren wie gern er hier war.
,,Ich hab's mir nicht so.. persönlich vorgestellt", sprach Changkyun, als er sich wieder zu ihm umdrehte, entdeckte mehrere Tassen auf dem Schreibtisch, in denen Pinsel und Stifte verstaut waren.
Es schien ordentlich, jeder Gegenstand schien einen eigenen Platz zu haben. Changkyun war interessiert daran, was Kihyun in seiner Freizeit machte, er wollte wissen was ihn beschäftigte.
Ob er sich Gedanken über manche Dinge machte, die ihm Sorgen bereitete.
Ob der Dunkelhaarige selbst ihm helfen konnte, indem er einfach für ihn da war. Und oh Gott, wie gern er für ihn da wäre.
,,Versteh mich nicht falsch, es ist nur wie das Zimmer jedes anderen Jugendlichen."
Kihyun presste seine Lippen aufeinander, hob dann seine Schultern, als er Changkyun dabei beobachtete wie er sich zu ihm aufs Bett saß.
Das Kribbeln, wann immer die beiden sich nahe waren, breitete sich wieder in Kihyuns Magengegend aus. Nervös legte er seine Hände unter die Oberschenkel und zog tief die Luft ein, ehe sein Blick wieder auf Changkyuns traf. Die dunklen Augen zogen ihn sofort wieder in den Bann.
,,Bin ich eigentlich hier um weiter zu lernen?", fragte der Dunkelhaarige schließlich scherzend, bekam sofort einen leichten Schlag auf die Schulter zu spüren. Kihyuns rote Wangen verrieten, dass er das selbe dachte wie Changkyun. Er dachte auch an den Kuss, dachte daran wie schön es wäre diesen zu wiederholen ohne darüber nachzudenken.
Ohne zu denken, es würde etwas verändern, negativ verändern.
Sie wollten sich nahe stehen, so nahe wie keinem.
Wollten sich hingeben.
Doch der Gehörlose hob nur erschrocken den Kopf, als Changkyun sich näherte, seine Hand auf die des Anderen legte.
Er war nicht eingeschüchtert von dem Jüngeren, bloß von seinen eigenen Gefühlen. Noch nie hatte Jemand solche Interesse an ihm gezeigt. Sich so gefreut wenn er ihn bloß nach Hause bringen durfte. Sein häusliches Zimmer zeigte.
Dieser Junge neben ihm war etwas besonderes, er mochte ihn wirklich und bevor Changkyun ihm dies bestätigen konnte blickte dieser erschrocken zur Tür.
Ein lautes Geräusch und eine spürbare Vibration im unteren Stock hatte den Jüngeren aus der Fassung gebracht und ihn bei seinen Annäherungsversuchen gestört. Kihyun, der seine Reaktion natürlich bemerkt hatte, sprang wie von der Tarantel gestochen auf, bewegte seine Finger blitzschnell bis er verstand dass sein Besuch kein Wort entziffern konnte.
Schlussendlich lächelte Kihyun nur entschuldigend, zeigte mit dem Daumen auf die Zimmertür hinter sich und lief dann aus dem Zimmer und die Treppen hinunter.
Changkyun vermutete, dass ein Familienmitglied früher nach Hause gekommen war, als erwartet und stand etwas zögernd auf um den losgesprinteten Älteren im unteren Stock aufzusuchen.
Die Stimme einer Frau hallte durch den Raum, das Changkyun hellhörig machte. Sie sprach über einen Besuch, meinte wahrscheinlich ihn und als er am Ende der Treppen ankam, sah er Kihyun und dessen Mutter.
Sofort wandte sie ihren Blick dem Fremden zu, ein sanftes Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen. Kihyun stattdessen stand nur da, mit geweiteten Augen und beobachtete die Szene.
,,Du bist also der junge Mann", lächelte sie, sofort verbeugte sich Changkyun höflich, wollte kein schlechtes Bild machen. Allein die Tatsache, dass sie ihn wohl von Erzählungen kannte, machte den jungen Studenten hibbelig. Kurz sah er Kihyun an, der nur etwas angespannt daneben stand.
Was Kihyun wohl für eine Beziehung zu seiner Mutter pflegte?
Sie standen sich doch bestimmt nahe, dachte sich Changkyun, als er den Blickaustausch zwischen Mutter und Sohn sah. Sie war bestimmt stolz auf ihren Sohn, dass er seine Beeinträchtigung so gut meisterte. Dass er dennoch die Lust am Leben nicht verlor und Freunde fand, die echt waren.
Bestimmt war sie froh, dass es ihm gut ging, er nicht gemobbt wurde. Da die Menschen so waren: grausam.
Da die Menschen jemanden mobben, sobald er anders ist.
Auch wenn er nichts dafür kann, auch wenn er lieber normal wäre.
Auch wenn er gern hören würde, Geräuschen lauschen und Stimmen folgen. Musik, Laute der Tiere.
All dies...
Plötzlich hob Kihyun seine Hände, formte sie zu einem Satz und seine Mutter blickte sofort wieder in das Gesicht des Fremden.
,,Oh, du lernst also gerade die Gebärdensprache?", fragte sie erstaunt, gar lobend und bewegte dabei stets ihre Hände mit.
Der junge Student nickte, sagte dann zögerlich:,,Ich versuche es zumindest."
,,Du solltest sagen du lernst es mühevoll, anstatt dass du es versuchst", ertönte plötzlich eine Stimme, dessen Klang sich in Changkyuns Gehirn gebrannt hatte.
Er kannte diese Stimme, er hatte sie einige Male schon gehört nur stammte sie nicht von den zwei Personen, die ihm gegenüber standen sondern sie kam aus dem Mädchen, das den kleinen Vorraum soeben betreten hatte.
Seinen Augen konnte der Jugendliche nicht trauen, als die junge Frau sich einen Weg in sein Sichtfeld bahnte. Die Federn und Perlen in ihrem Haar glänzten heute ganz besonders und der ernste Ausdruck erinnerte ihn daran, wie sie inmitten dieser Menge stand.
Und nun verstand er.
Wieso Kihyun damals auch dort war, warum er sich eine Demonstration ansah wo so viele Menschen ihn umher drängelten.
Er verstand nun, warum sie ihm damals so eigenartige Fragen stellte.
Warum sie ihm auflauerte, als würde sie etwas von ihm wollen.
Sie wollte sicher gehen, ob Changkyun ein guter Umgang für ihren Bruder war.
Ob er ihm gut tun würde.
Sie wollte ihn testen.
Und dieses Mädchen war Juhye.
Yoo Juhye.
Verdammt, er wusste doch dass was nicht stimmte.
Und am liebsten wäre er im Erdboden verschwunden.
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