guter Zuhörer

*•. *♫•°*♩ ♫°* ♪* ♩ .•°*•♫°*

,,Warte heute nicht auf mich.", flüsterte Changkyun, als er sich neben seinen Mitbewohner ans Regal stellte, sich das Lächeln nicht verkneifen konnte.
Hyungwon sah ihn überrascht an, hielt sogar inne und ließ das Buch, das er gerade ins Regal räumen wollte, wieder sinken.

,,Das klingt als wären wir n altes Ehepaar." er stellte das Buch doch auf den richtigen Platz ,,Du musst dich doch nicht bei mir abmelden."

,,Eigentlich hab ich das nur gesagt, damit du mich fragst wo ich hingehe.", grinste der Jüngere, Hyungwon sah ihn schief an, einen Mundwinkel nach oben gezogen. 

Seine Augen blitzten und er wusste genau, was sein bester Freund antworten würde. ,,Wo gehst du denn noch hin?", fragte er ihn schließlich, Changkyun lehnte sich gelassen gegen's Möbelstück und zuckte mit den Schultern. ,,Tja, was bekomm' ich wenn ich's dir verrate?"

,,Einen Tritt in die Magengrube, wenn du dich nochmal anlehnst.", fauchte Hyungwon, zog den jungen Mann von den Büchern weg.

,,Kihyun holt mich ab.", platzte es dann aus ihm heraus und Hyungwon tat so, als wäre er unglaublich überrascht diese Antwort zu hören.
Dabei hätte er es sich schon denken können, als er Changkyuns kleinen Freudens-Move am Tresen sah. 
,,Ach.", gab er von sich, den Mund erschrocken geöffnet ,,Ein Date?"

,,Ne, spinnst du.", zuckte Changkyun erneut mit seinen Achseln und wandte seinen Blick von seinem Mitbewohner ab. ,,Wir gehen nur so was trinken um uns zu unterhalten."
,,Unterhalten womit?"
Changkyun verpasste seinem Kumpel empört einen Schlag auf die Schulter, sofort zischte dieser wehleidig und lachte dann etwas neckisch.

,,War doch nur n Witz. Sieh zu dass du ihn nicht vergraulst." ,,Womit könnte ich ihn vergraulen?", fragte der 22-Jährige panisch, blickte seinem bestem Freund irre ins Gesicht.
,,Indem du weirde Dinge tust. Sei einfach zu selbst, verhalt' dich nicht wie der Obermacker."

,,Das tu ich doch nie.", protestierte er, sein Gegenüber lachte wieder und schnappte sich das nächste Buch. ,,Wie du meinst, Kyun."

Der Angesprochene verdrehte die Augen, warf dann einen Blick auf die Wanduhr, die ihm anzeigte, dass er in nur fünf Minuten Schichtende hatte. ,,Huii.", gab er von sich, klopfte seinem Kumpel fest auf die Schulter. ,,Wir sehen uns, Buddy!"
Dann lief er freudestrahlend davon, ließ einen verwirrten Hyungwon zurück. ,,Buddy?", fragte er sich irritiert, kümmerte sich dann weiter um seine Arbeit.

Noch nie hatte Changkyun so sehr auf eine Uhr gestarrt, sodass sich die Zeiger in seinem Kopf noch weiter drehten.
Während die Wanduhr dann endlich sieben Uhr anzeigte, schlüpfte der Mitarbeiter freudig aus seiner Arbeitsweste, war gerade schon dabei sie in seinen Rucksack zu packen als Jemand einen kompletten Stapel neuer Zeitschriften auf den Tresen fallen ließ. Sein Mitarbeiter schnaubte laut, bekam somit Changkyuns Aufmerksamkeit.

,,Changkyun, richtig?", fragte er, seine Stimme war tief und passte zu seinem Aussehen. Er fuhr sich ausgelaugt durch die schwarzen, an den Seiten kürzeren Haare. Der Junge, der es ziemlich eilig hatte, nickte bloß, hoffte inständig keine Arbeit aufgetragen zu bekommen.

,,Die sind neu angekommen." ,,Ich hab Schichtende.", unterbrach Changkyun ihn sofort, blickte schon zum Ausgang.

,,Hatte ich auch vor ner halben Stunde, aber Miss Kim-Laa will dass wir die so schnell wie möglich ins Programm eintippen. Und glaub mir..", er hielt verschwörerisch eine Hand  an seinen Mund um zu flüstern,,Du willst die Olle bestimmt nicht sauer sehen." 

Der Dunkelhaarige hätte sich am liebsten selbst gekneift, um aus der Schockstarre zu erwachen.

,,Ich muss aber los." ,,Komm, das dauert nur zwei Minuten.", bat der Mitarbeiter, reichte ihm schon zwei der Exemplare. Changkyun zog seine Augen zu schlitzen, las von dem Namensschild ab. ,,Johnny,man. Ich muss wirklich los."

,,Zwei Minuten."

,,Ich mach das schon.", ertönte die bekannte Stimme seines besten Freundes, noch nie war Changkyun so froh gewesen ihn nun neben Johnny zu sehen.
Sofort strahlte der Jüngste über beide Ohren, schwung sich den Rucksack um die Schulter und lief um den Tresen herum, stand vor dem großen Blonden.

,,Ich schulde dir was!"

,,Sag das nicht zu laut.", grinste Hyungwon, zwinkerte einmal und nickte dann in die Richtung des Ausgangs.

Das ließ sich Changkyun nicht zwei Mal sagen und verließ die Bibliothek augenblicklich mit einem flauen Gefühl im Magen. Beinahe als würde ihm schlecht werden, hielt er sich eine Hand gegen den grummelnden Bauch, sah sich nach dem jungen Mann um, der ihn eigentlich abholen sollte.
Als er ihn einige Meter weiter weg sah, hätte er vor Aufregung einen Salto machen können.

Natürlich war es nur ein Treffen, doch Changkyun hatte ein gutes Gefühl bei dem Fremden.
Yoo Kihyun stand am Ende des Gehsteiges, scrollte etwas gelangweilt durch seine Timeline auf Instagram. ,,Kihyun!", rief der Jüngere, schlug sich einige Sekunden darauf die flache Hand gegen die Stirn.

,,Ich bin so behindert.", murmelte der 22-Jährige bei seinem Versuch nach einem Gehörlosen zu rufen. ,,Warum ruf ich denn nach ihm?"
Etwas eigenartig fühlend stellte er sich neben den Braunhaarigen, der sofort seine Anwesenheit bemerkte.
Er ließ das Handy augenblicklich in seine Hosentasche verschwinden, lächelte sanft und hob dann eine Hand um eine winkende Geste zu machen.

,,Beinahe hätte ich gedacht ich müsste länger arbeiten.", erklärte Changkyun, Kihyun legte interessiert den Kopf schief und schmollte verspielt.
,,Aber muss ich ja nicht.", lächelte er und Kihyun nickte, zeigte dann in eine Richtung. Zusammen schlenderten die beiden los, es war schon dabei dunkel zu werden.

Als die zwei Jungs eine gemütliche Bar gefunden hatten, ließen sie sich dort nieder.
An einem kleinen Tisch in der Nähe des Fensters durch den man auf die Straße blicken konnte.
Sofort griff Kihyun sich die Getränkekarte, studierte sie ausgiebig.
Während Changkyun sich Gedanken machte, ob er sich den ganzen Abend via Handy unterhalten musste.
Vielleicht hatte Hyungwon recht und es würde sich als äußerst schwierig erweisen sich mit Kihyun zu unterhalten.

,,Soll ich für dich bestellen?", fragte er leise, Kihyun schenkte ihm jedoch keine Aufmerksamkeit sondern starrte noch immer auf die zahlreichen abgebildeten Getränke. Ein Stupsen gegen seine Hand ließ ihn aus seiner Konzentration erwachen und er sah seinen Gegenüber fragend an. ,,Soll ich auch für dich bestellen?", wiederholte Changkyun seine Frage, augenblicklich schüttelte der Ältere hastig den Kopf. Schon stand der Kellner neben ihnen, hielt das Gerät, in das er die Bestellung eintippte, bereit.

,,Was darf ich euch bringen?"

,,Ein Bier, bitte.", bat Changkyun, des Kellners Blick wanderte weiter zu Kihyun, der einfach schweigend auf das gewünschte Getränk in der Getränkekarte zeigte.
,,Bring ich euch sofort.", lächelte der Kellner, verschwand dann.

,,Ist es nicht manchmal voll scheiße in der Öffentlichkeit was zu bestellen?", fragte Changkyun gerade heraus, fragte sich im nachhinein aber ob er nicht zu direkt war.
Der Junge, der ihm gegenüber saß legte sein Kinn auf seine Handfläche und zuckte mit den Schultern.

,,Na ich meine.. Manche verstehen deine Bestellung bestimmt nicht. Was wenn du gegen etwas allergisch bist, aber du es ihnen nicht sagen kannst?"
Kurz zuckten Kihyuns Mundwinkel nach oben, dann bewegte er langsam seinen Kopf von links nach rechts.

,,Na gut, dann bist du gegen nichts allergisch. Aber was wenn der Kellner eine Frage stellt worauf du nicht mit Ja oder Nein antworten kannst?"

Changkyuns Fragen waren ehrlich, aber auch berechtigt. Kihyun wurde so etwas nie gefragt, es wurde eher immer totgeschwiegen. Und wenn er sich mit Jemandem traf, war dieser Jemand meist genauso leise. Denn es war ihnen unangenehm, dass Kihyun nicht mit Worten antwortete. 
Etwas seufzend, aber niemals im schlechten Sinne, lehnte sich der Ältere zurück, legte seinen Kopf schief und bewegte seine Lippen lautlos und deutlich.

,,Das passiert nicht.", formte er, Changkyun brauchte einige Zeit um diesen Satz zu erkennen, war dann jedoch stolz dass er es verstand.
Wenig später brachte der Kellner schon die Getränke, stellte sie lächelnd auf dem kleinen Tisch ab.

Der Raum war in eine gemütliche Atmosphäre gehüllt, das Licht war gedimmt und schmerzte somit nicht in den Augen.
Vor dem Fenster liefen Menschen vorbei, die es entweder eilig hatten oder nur schlenderten. Der schweigende Junge beobachtete diese gebannt, mit einer Hand hielt er sein Glas fest. Es schien, als würde er sich dafür interessieren, was die Menschen dort draußen dachten.

Denn jeder hatte Gedanken und jeder hatte Vorurteile. Diese Leute, die seinen Blick erwiderten wussten nicht, womit er zu kämpfen hatte. Sie wussten nicht, dass er sie nicht hören konnte und er wandte seinen Blick wieder auf seine Begleitung.

Dieser schlürfte nur an seinem Bier, hinterließ dabei einen niedlichen Schaumbart, der Kihyun zum Kichern brachte. Dann zeigte er mit dem Zeigefinger in kreisenden Bewegungen um seinen Mund, Changkyun verstand sofort und putzte sich etwas peinlich berührt den Schaum von den Lippen.

Es war ihm nicht unangenehm, dass sein Gegenüber nicht sprach. Er nahm es so hin und genoss Kihyuns Anwesenheit. Der zurückhaltende junge Mann zückte sein Handy aus der Hosentasche, tippte etwas und hielt es dem Dunkelhaarigen dann hin.

>Warum willst du die Gebärdensprache lernen?<

Changkyun behielt seinen Blick noch auf den geschriebenen Zeichen, dachte über eine gute Antwort nach. Doch woher wusste Kihyun überhaupt, dass er sich für die Zeichensprache interessierte?

,,Ich find's ziemlich interessant.", gab er zu, sah dem Braunhaarigen in die mandelförmigen Augen.
,,Dass man sich verständigen kann ohne.. eine Sprache zu haben."

Kihyun zog sein Handy wieder an sich, löschte seinen vorherigen Satz und tauschte ihn gegen einen Neuen.

>Nur weil ich nicht spreche, bedeutet das nicht dass ich keine Sprache habe.<

Etwas perplex saß Changkyun da, schämte sich etwas für seine Aussage, doch Kihyun lächelte ihm aufmunternd zu. ,,Die Gebärdensprache ist deine Sprache.", sagte er dann und der Braunhaarige nickte langsam.

Es war ein Moment der Stille, in denen sich die beiden in die Augen sahen. Ein Moment, in dem sich beide ihre Gedanken zusammen reimten, die Anwesenheit des Anderen schätzten.
Trotz dass Kihyun nicht mit Lauten sprach, fühlte Changkyun sich verstanden. Er fühlte sich, als wäre Kihyun trotz seiner Gehörlosigkeit ein guter Zuhörer. Er war aufmerksam und ließ einen gut fühlen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top