Gehörlose Chancen
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Schon seit einer gefühlten Ewigkeit starrte Changkyun auf sein Handy, als würde er glauben es würde von alleine eine Nachricht abschicken. Als würde er es hoffen.
Doch es geschah nichts, er hielt es einfach nur fest, während seine Freunde langsam aber sicher glaubten er sei verrückt geworden.
Schon zwei Tage war es her, dass Jooheon ihm die Nummer des Jungens gab, der nicht sprach.
Zwei Tage in denen er diesen Jungen nicht in der Bibliothek gesehen hatte.
Es waren zwei lange, öde Tage, die wie Zeitlupe an dem jungen Koreaner vorbei gingen.
Doch nun saß er da, an einem Samstag Abend in einer Bar, in der er viel zu oft saß.
Erneut hatte sich dieselbe Gruppe versammelt, an einem Tisch in der Nische des kleinen Pubs.
Sie hatten bereits die dritte Runde bestellt, so verliefen die Abende immer mit Changkyuns Freunden.
Hye-Su, die wieder an dem Strohhalm ihres Cocktails zog und Jimin, der von seinem Ex-Freund sprach. ,,Er hat mich gefragt, ob ich meine..", kurz sah sich der Kleinere mit den vollen Lippen um, als er sicher war dass niemand lauschte fuhr er fort:,,Meine Gleitgeltube zurück haben will."
Die Anwesenden am kleinen Tisch brachen in lautes Gelächter aus, auch Changkyun hatte sein Handy endlich beiseite gelegt, hielt sich vor Lachen den Bauch.
Hye-Su wischte sich ihre schon tränenden Augen mit einer Serviette ab, gab ein hohes Seufzen von sich. ,,Das hat er nicht wirklich gesagt oder?"
Jimins Ohren waren längst schon knallrot, er wünschte sich inständig keiner hatte ihr Gespräch mitgehört. ,,Doch."
Erneut lachte der Freundeskreis, Hyungwon legte amüsiert kichernd sein Kinn auf seiner Handfläche ab, warf Changkyun einen kurzen Blick zu.
Der fiel wieder in die neue Gewohnheit zurück, starrte auf sein Smartphone, das vor ihm auf dem Tisch lag.
,,Was ist'n mit dem schon wieder?", fragte Hye-Su Hyungwon, neugierig wie immer. Sie saß neben Changkyun, linste einmal kurz auf seinen Bildschirm doch dieser blieb schwarz.
Der Dunkelhaarige lehnte sich seufzend gegen die Lehne der Sitzbank, verschränkte die Arme wartend vor der Brust. ,,Schreib' ihm doch.", meinte Hyungwon Augen verdrehend. ,,Du stellst dich an wie ein Kleinkind."
Changkyun zuckte gleichgültig mit den Schultern, obwohl ihn diese Beschuldigung gehörig auf die Nerven ging.
Hyungwon hatte es leicht: entweder die Mädels standen Schlange oder er hatte keinen Bock auf Kontakte. Zweiteres war momentan der Fall.
Der Große sah ihn vielsagend an, nickte dann in die Richtung seines Smartphones. ,,Wie sieht'n das aus.", brummte Changkyun, noch immer die Arme verschränkt. ,,Sieht ja aus als würd' ich stalken."
,,Tust du ja auch."
Nun wurden die zwei Außenstehenden, Jimin und Hye-Su, neugierig und lauschten dem Gespräch.
,,Was glaubst du? Dass er dir den Gefallen tut und dich anschreibt? Er hat nicht Mal deine Nummer.", sagte Hyungwon ernst, war dabei sogar etwas nach vorne gerutscht um seinen Gegenüber noch eindringlicher zu mustern. ,,Jooheon hat doch meine Nummer."
,,Ja, Jooheon.", fauchte Changkyuns Mitbewohner, warf dabei theatralisch seine Arme in die Luft. ,,Der wird doch hier nicht den Kuppel-Master spielen."
,,Kuppel-Master?", fragte Jimin, legte seinen verwirrten Hundeblick auf. ,,Haben wir wieder was verpasst?", half Hye-Su und wechselte zwischen Changkyun und seinem besten Freund hin und her. ,,Geht es etwa wieder über diesen Typen, den du gut findest, Channy?"
Seufzend verdrehte der Angesprochene die Augen, er hasste es manchmal dass seine Freunde ihn so gut kannten.
Noch mehr hasste er es, dass ihnen nichts entging.
,,Du findest Jemanden gut?", fragte Jimin überrascht, die Augen so groß wie seine vollen Lippen. ,,Du warst zu betrunken um das mit zu bekommen.", wunk Hye-Su ab, verhielt sich so als würde sie perfekt über Changkyuns Leben bescheid wissen. Während Jimin nur dem Geschehen folgte, nahm sie natürlich die Überhand. ,,Und du hast seine Nummer?"
,,Naaaaah.", raunte der 22-Jährige ,,Einer von meiner Uni hat sie mir gegeben, aber wir haben noch nicht geschrieben."
,,Noch nicht.", grinste sie schelmisch, piekste ihn in die Seite und brachte durch diesen Kommentar auch die anderen beiden zum Kichern. ,,Er ist wirklich okay, du kannst dich trauen.", versuchte der Älteste seinen Kumpel zu animieren, doch Changkyun schürzte nur die Lippen. ,,Du kanntest ihn als er ein Kind war. Außerdem ist das doch weird, wenn ich dem auf einmal.."
Eine laute Vibration riss den Dunkelhaarigen aus seiner Rede, sofort starrten alle vier auf Changkyuns Handy, das eine Nachricht anzeigte.
Die Überraschung stand den Freunden ins Gesicht geschrieben und beinahe konnten sie ihren Augen nicht glauben, als sie tatsächlich Yoo Kihyuns Namen aufscheinen sahen.
>Lee Jooheon hat mir deine Nummer gegeben, da du meine haben wolltest. Jetzt frag ich mich warum?
-Yoo Kihyun<
,,Oh Gott.", murmelte das einzige Mädchen, starrte dann Changkyuns Profil an, der immer noch nicht glauben konnte welch' ein Timing Kihyun hatte.
,,Okay, er hat dir diese Sorge doch abgenommen.", grinste Hyungwon, stieß seinem Gegenüber einige Male leicht gegen's Schienbein.
,,Was soll ich denn jetzt antworten?"
,,Frag ihn nach nem Date.", kam es sofort aus dem Mund der Blondine, ein Strahlen war in ihrem Gesicht zu bewundern.
,,Tu so als hättest du Jemand anderen gemeint, Typen mögen Abweisungen.", schlug Jimin vor, erntete von Hyungwon einen Klaps auf den Hinterkopf. ,,Du vielleicht."
Plötzlich richtete Hye-Su sich kerzengerade auf, klopfte ihrem Kumpel mehrmals freudig auf den Arm.
,,Ruf ihn an.", war ihre Aufforderung, doch Changkyun schüttelte augenblicklich fest den Kopf. ,,Keine gute Idee.", meinte auch sein Mitbewohner. ,,Ach komm schon, trau' dich mal.", neckte sie, riss ihm plötzlich das Handy aus der Hand.
,,Fuck, Su, du checkst das nicht.", fluchte er, versuchte sein Smartphone wieder in seinen Besitz zu bringen. Die übermütige Weise der Gleichaltrigen zeigte sich wieder.
,,Ohne Scheiß, Hye-Su, lass das.", bat auch Hyungwon, doch die temperamentvolle Blondine war kaum aufzuhalten und drückte blitzartig die Anruftaste.
Es dauerte nicht lang, da ertönte ein panisches Rascheln, gefolgt von einem heiseren, Changkyun bekanntem Kichern.
Hye-Su, die ihre Tat erst jetzt realisierte hielt ihrem besten Freund das Smartphone wieder vor die Nase.
,,Du hast Glück, dass ich hier grad daneben sitze.", ertönte plötzlich Jooheons Stimme, Changkyun hätte sich auf der Stelle eine Kugel durchs Hirn gejagt. Er hätte es ahnen sollen, doch wie sollte er vorhersehen, dass seine Ex-Freundin ihm das Handy aus der Hand riss und anschließend einen Jungen anrief, der nicht telefonieren konnte.
,,Ist er das?", flüsterte das Mädchen, Jimin tat Jedem einen Gefallen und hielt ihr den Mund zu.
,,Sorry, eh..", stammelte der Jüngste in der Tischrunde, war sich nicht Mal sicher ob Kihyun auf der anderen Leitung war. ,,Kihyun sitzt neben mir, falls du dich das fragst. Nur wie gesagt, sind die Umstände…anders."
Mit der flachen Hand schlug Changkyun sich gegen die Stirn, hoffte wirklich dass der fremde Junge nicht blöd von ihm dachte.
,,Es war ausversehen, sag ihm es tut mir leid, kommt nicht wieder vor.", entschuldigte sich Changkyun äußerst liebevoll, hielt das Telefon noch immer steif in seiner rechten Hand. Er versuchte zu hören, ob Kihyun wirklich anwesend war. Doch dieser gab wahrhaftig keinen Pieps von sich.
,,Sag's ihm am Montag doch persönlich, er hasst jeglichen telefonischen Kontakt.", sagte Jooheon, man konnte sein Grinsen förmlich heraushören, dann zischte er kurz wehleidig, als hätte man ihm eine verpasst.
,,Ehm..", stammelte Changkyun erneut, normalerweise war er nicht die Art von Mensch die stotterte. ,,Okay."
Ein wohliges, warmes Gefühl breitete sich in dem Körper des Jüngsten aus, gab ihm eine gewisse Vorfreude. Er wusste, dass er es nun nicht mehr erwarten konnte am Montag zur Arbeit zu gehen.
Zwar schämte er sich für Hye-Sus Auftritt, doch irgendwie hatte ihm dieser sogar geholfen.
Er war sich nicht einmal sicher, ob Kihyun dann wirklich auftauchen würde oder ob er sich nicht blicken ließ, wie die letzten Tage.
Und noch nie war die Zeit langsamer vorbei gegangen als an diesem Wochenende, noch nie hatte Changkyun so ein ätzendes Gefühl der Warterei verspürt.
Er wusste nicht wieso er sich so verhielt, bis er am Abend davor in Panik geriet.
,,Aber..", platzte es plötzlich aus ihm heraus, Hyungwon stoppte die Bewegung der Essstäbchen in die Richtung seines Mundes und ließ sie wieder auf das Teller sinken.
,,Er hört nichts.", kam die plötzliche Erkenntnis aus dem Dunkelhaarigen, während er seinem Mitbewohner perplex ins Gesicht starrte.
,,Wow, bist'e jetzt Einstein oder was?", brummte dieser nur Augen verdrehend und Changkyun raufte verzweifelt sein Haar.
,,Warum denk ich erst jetzt darüber nach?"
,,Du weißt es doch schon seit einiger Zeit, Kyun."
,,Ja aber ich hab wohl erst den Schock verarbeitet.. und jetzt kommt der Schock zurück.", jammerte der Jüngere, hielt sein Gesicht zwischen beiden Händen als würde es ihm gleich entrinnen.
,,Ich kann nicht mit ihm reden." ,,Doch, er kann Lippen lesen.", verteidigte Hyungwon seinen ehemaligen Mitschüler und kaute weiter. ,,Aber das ist nicht dasselbe. Ich kann doch keine Gebärdensprache, Hyung."
Kurz schwieg der Ältere, stocherte nachdenklich in seinem Essen. ,,Du hast Angst, dass du nicht damit umgehen kannst dass er nicht das hört, was wir hören."
,,Er ist taubstumm, wie soll ich denn damit umgehen wenn ich mich noch nie mit diesem Thema auseinander gesetzt habe?"
,,Gehörlos.", verbesserte ihn sein Mitbewohner, dann fuhr er fort:,, Außerdem musst du ihn ja nicht gleich heiraten."
,,Ich weiß nicht einmal, warum ich ihn überhaupt kennenlernen will.", sagte Changkyun, ein Hauch von Zweifel in seiner dunklen Stimme.
,,Weil du das erste Mal seit Jahren Jemanden interessant findest. Kyun, wenn ein gehörloser Junge deine Aufmerksamkeit ergattern kann dann muss was los sein da drin.", sagte Hyungwon ernst, tippte beim letzten Satz gegen die Stirn seines Gegenübers.
Dieser wich etwas zurück, konnte sich ein kleines Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. ,,Ich schätze ich kann es mir nur einfach nicht vorstellen, nichts zu hören."
,,Gib ihm die Chance, es zu erklären."
Changkyun nickte, dann aßen die Jungs weiter ihr Abendessen.
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