fünf Uhr

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Der Mond schien noch hell am schwarzen Himmel, als die zwei Jungs in ihre Wohnung zurück kehrten.
Es war ein anstrengender Tag gewesen, hatte Hyungwon viele Nerven gekostet.

Dementsprechend ausgelaugt war der fleißige Arbeiter, als er sich auf's Sofa fallen ließ, nicht ohne sich vorher noch eine kühle Flasche Saft aus dem Kühlschrank geholt zu haben.
Während der große Blonde also vor sich herdöste, setzte sein Mitbewohner sich mit den drei dicken Büchern, die er von Jooheon hatte, neben ihn.
Sofort legte er sie auf dem kleinen Tisch ab, kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
,,Du meinst es ja wirklich ernst", kommentierte Hyungwon Changkyuns Taten und sah ihm dabei zu, wie er durch eines der Gebärdensprach-Bücher blätterte. 

,,Sagte ich doch", meinte der Jüngere bloß gleichgültig, zuckte sogar mit seinen Schultern.
Wieder begann er einige Figuren mit seinen Händen nachzuahmen, versuchte die Regeln im Buch zu befolgen.
Es fiel ihm wirklich nicht leicht.

,,Das sieht echt aus, als würdest du eine Fliege jagen", Hyungwon setzte sich wieder auf, in der linken Hand noch immer die Flasche ,,Fuchtel doch nicht so in der Gegend rum."
,,Wie soll ich deiner Meinung nach sonst diese Sprache lernen?"
,,Hast du Kihyun noch immer nicht um Hilfe gebeten?", fragte er interessiert, hob die Augenbrauen und beobachtete die Expression seines besten Freundes. Dieser schüttelte nämlich schweigend den Kopf, schob bei dem Namen 'Kihyun' sogar die Unterlippe nach vorn.

,,Man, Kyun. Ihr habt euch heute verhalten wie ein frisch verliebtes Teeniepaar, wann willst du ihn denn um Hilfe beten? Wenn ihr geheiratet habt?"
,,Sei doch nicht albern", brummte der Angesprochene sofort, verdrehte die Augen und blätterte kurz darauf wieder im Buch.
,,Ich mein ja nur, das würde eure Verbindung auch etwas stärken."
Changkyun überlegte fieberhaft, seufzte dann kläglich. Er wusste, dass Hyungwon recht hatte und er wusste auch, dass er kein Naturtalent in sowas war.
Er brauchte Unterstützung und sein Mitbewohner konnte ihm nicht mehr helfen als die Zeichen zu korrigieren.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als seinem gehörlosen Schwarm zu erklären, dass er dabei war die Gebärdensprache zu lernen.
Dabei ahnte Kihyun doch schon, dass Changkyun sich schämte es ihm zu sagen.
,,Na gut", murmelte also der 22-Jährige, knallte das Buch auf den Tisch ,,ich werd's ihm ja sagen."
,,Bestimmt hat er's durch deine Tollpatschigkeit schon gemerkt", grinste der Blonde bloß, wurde danach tödlich gemustert. ,,Dann sag ich es ihm eben nochmal."

Als Im Changkyun den Braunhaarigen wieder auf dem Sitzsack ausmachen konnte, schlich sich sofort ein Lächeln auf seine schmalen Lippen.
Er stand an einem der Regale, ein Buch der Bibliothek in der Hand. Die Weste stand ihm erneut hervorragend und das kleine Namensschild blitzte, als die Sonne es durch die Fenster scheinend traf.
Er dachte an die Worte zurück, die er sich gestern sagte. Er dachte daran, dass er Kihyun die Wahrheit sagen wollte und nicht weiterhin darüber schweigen wollte.
Kihyun hob den Kopf von dem Roman in seinen Händen auf, entdeckte den Bibliotheksarbeiter sofort und lächelte ihm ebenfalls zu.

Jeden Tag war er nun in die Bibliothek gekommen, hatte sich eines seiner Lieblingsbücher genommen und in dem blauen Sitzsack an der Ecke gelesen. Er mochte die kleinen Momente, in denen er Changkyun beobachten konnte, ihm einfach nur einen Blick zuwerfen konnte.
Er war froh, dass der Jüngere hier arbeitete und er somit eine Ausrede hatte, öfters in die Bücherei zu kommen.

Und diese Ausrede war gerade unterwegs zu ihm.

Schüchtern hob Changkyun die Hand, das Buch hatte er vergessen zurück zu stellen und trug es noch immer bei sich. Kihyun schmunzelte liebevoll, stand dann von der tiefgelegenen Sitzfläche auf um mit seinem Gegenüber auf Augenhöhe zu sein.

,,Welches Buch liest du heute?", fragte der Dunkelhaarige grinsend, zeigte mit einem Kopfnicken auf das Exemplar in Kihyuns zarten Fingern. Er drehte es augenblicklich so, sodass Changkyun den Titel lesen konnte. 
,,Soul of Darkness", las er laut vor, während Kihyun demonstrativ einen Finger hoch hielt.
Der Arbeiter runzelte die Stirn, fragte sich was der Andere ihm wohl damit sagen wollte.
Der Gehörlose zeigte einige Male aufs Buch, dann hielt er wieder den Finger hoch.

,,Das ist das erste Buch, das du von ihm gelesen hast?"

Kihyun schüttelte den Kopf, unterstrich dann den Namen des Autors mit seinem Finger, erneut streckte er den Finger nach oben. ,,Ach, das erste Buch, das er geschrieben hat."
Glücklich nickte Kihyun, war wirklich froh dass Changkyun ihn ohne Worte verstehen konnte.
Nicht viele konnten das, eher waren sie immer ahnungslos.
Grinsend hielt er den Daumen nach oben, seine Augen glichen bei seinem Lächeln nur schmalen Strichen.

Auch Changkyun musste kichern, dachte wieder an die Beichte zurück. ,,Du, ehm..", begann der Jüngere schließlich, klammerte sich an das Buch in seinen Armen, als würde es ihm Halt geben. 
,,I-ich.. bin gerade dabei…", wieder hielt er inne, blickte auf seine zappeligen Füße und nuschelte undeutlich: ,,die Gebärdensprache zu lernen."
Kurz war es vollkommen still, bloß ein paar weit entfernte Flüsterer und das Blättern der Seiten konnte man hören. 

Als Changkyun auch nach einigen Sekunden noch nicht den Kopf hob, legte Kihyun jeweils eine Hand an seine Schultern, legte seinen Kopf schief um das rote Gesicht des Studenten zu sehen.
Der Junge in der blauen Weste sah endlich auf, blickte fragend und merkte erst dann, dass Kihyun doch gar nicht seine Lippenlesen konnte, wenn er den Kopf so senkte.
Innerlich hätte er sich ohrfeigen können für diese Aktion, hatte sich von seiner Beschämtheit einnehmen lassen. Er sollte ehrlich sein, sich trauen, wenn er wollte dass Kihyun Vertrauen zu ihm aufbaut.

,,Ich bin dabei die Gebärdensprache zu lernen", wiederholte er also deutlich, spürte wie Kihyun seine Hände wieder von ihm entfernte und leicht lächelte.

Dann holte er sein Handy aus der Hosentasche, sorgte dafür dass Changkyun noch nervöser wurde.

>Das weiß ich doch :)<

Als Changkyun die Worte las, die Kihyun ihm vor's Gesicht hielt, kratzte er sich beschämt an der Schläfe. Natürlich hatte er sich an die Sms damals erinnert, dachte aber sein Gegenüber hätte es wieder vergessen.
Wieder fing Kihyun an zu tippen, hatte den Roman unter seinen Arm geklemmt und zeigte seinem Gesprächspartner bald darauf wieder sein Handy.

>Ich bin froh, dass du mich endlich um Hilfe bittest.<

,,Das hab ich nicht gesagt", protestierte Changkyun sofort, brachte den Braunhaarigen jedoch nur zum kichern ,,Na gut, vielleicht könnt ich ein bisschen Hilfe gebrauchen."

>Schließlich bin ich Profi :P<

Nun musste auch der junge Bibliotheksarbeiter lachen, er hatte nie bemerkt wie ruhig und gelassen Kihyun mit diesem Thema umgang.
Er schwomm nicht in Selbstmitleid, sondern sah alles positiv. Er beschränkte sich nicht auf seine Situation, sondern sah gerade aus. Dies bewunderte der Student sehr, fand es außergewöhnlich.

>Wann hast du fertig gearbeitet?<

,,Fünf Uhr!", posaunte Changkyun sofort heraus, wurde von einigen umherstehenden Menschen angezischt, er solle doch mal leiser sprechen.
,,Um fünf Uhr hab ich Feierabend", wiederholte er dann nochmal flüsternd, daraufhin nickte sein Schwarm und er konnte sich nicht glücklicher fühlen, bei dem Gedanken an ein kommendes Treffen allein.

Und genau um fünf Uhr, als Changkyun seine Weste wieder in den Rucksack packte, stemmte sein Arbeitskollege Suho eine Mappe auf den Tresen. ,,Ein Date?", fragte er grinsend, hatte sich die Frage nicht verkneifen können. Zu amüsierend fand er die Liebesgeschichte des jungen Studenten.
,,Ich schätze…", murmelte der Angesprochene, stand wieder gerade und nickte einmal zur Verabschiedung.
Er war froh, dass seine Schicht endlich zu Ende war und versuchte so schnell es ging seinen Arbeitsplatz zu verlassen. Er hatte definitiv keine Lust wieder auf Johnny zu treffen, den jungen Halbamerikaner der ihm bestimmt eine Arbeit aufgetragen hätte.
Viel lieber wollte er das Gesicht des Jungens sehen, der schon neben den Fahrrädern wartete.

Diesmal rief Changkyun nicht nach ihm, er hätte sich eh nicht zu ihm umgedreht.

Er stolzierte fröhlich zu Kihyun, stupste ihm dann gegen die schmale Schulter und verursachte sofort ein Zucken. Etwas erschrocken blickte der Gehörlose seinen Kumpel an, lächelte dann aber sofort. ,,Du bist ziemlich pünktlich", bemerkte Changkyun, Kihyun zeigte grinsend auf die Armbanduhr an seinem Handgelenk, die ihm wohl bei seiner Pünktlichkeit half.

,,Ich sollte mir auch eine zulegen, bin immer zu spät", sagte der Jüngere als sie schon ihren Weg in seine Wohnung ansetzten.

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I'm so sorry, dass nichts kam.
Ich hoffe, es sind noch einige da! ❤️

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