fehlende Stimmen
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,,Ich weiß, du hast das wahrscheinlich schon dutzende Male gehört, aber ich kann mir sowas einfach nicht vorstellen.", sagte Changkyun, seine Stimme ruhig und beinahe kaum hörbar. Noch immer versuchte er deutlich zu sprechen, nicht zu nuscheln auch wenn es ihm schwer fiel.
Kihyun, der neben ihm her ging und immer wieder auf seine Lippen starrte, blieb abrupt stehen.
Beinahe dachte Changkyun, diese Frage hätte den Älteren gekränkt oder ihn in Verlegenheit gebracht.
Doch Kihyun packte den Jüngeren an den Handgelenken, zog ihn unter eine Laterne.
Es war stockdunkel, der Sichelmond verleihte der Umgebung nur ein schwaches Licht. Der schweigende Junge konnte in dieser Dunkelheit die Lippen des anderen nicht lesen. Nur die Laterne konnte wirklich helfen.
,,Oh.", verstand Changkyun als er ins Licht der Laterne blickte, Kihyun ließ die Handgelenke des 22-Jährigen los und deutete ihm, er solle sich wiederholen. ,,Ach, nicht so wichtig.", murmelte er jedoch. ,,D-darf ich dich fragen, seit wann..", Changkyun zeigte etwas zögernd auf Kihyuns Ohren, dieser legte sofort den Kopf schief, als hätte Changkyun sie berührt.
Dann zeigte er mit seinen Fingern die Zahl 24, presste seine Lippen aufeinander.
,,Seit 24 Jahren? Also ich schätze seit deiner Geburt?" Kihyun nickte zur Antwort und Changkyuns Magen grummelte unangenehm.
Wieder dachte er daran, dass Yoo Kihyun in einer Welt der Stille aufwuchs.
Ohne jegliches Geräusch, ohne Musik, ohne die Stimmen seiner Eltern zu kennen.
Ihm wurde unwohl und er blickte betrübt auf den Boden.
Kihyun bückte sich jedoch leicht, um in sein Gesicht zu sehen, dennoch von seinen Lippen ablesen zu können. Als der dunkelhaarige Student dies bemerkte, richtete er sich wieder auf, ließ ein kleines Lächeln sehen.
,,Das ist echt unglaublich."
Kihyun presste erneut seine rosanen Lippen aufeinander, zog die Schultern etwas in die Höhe. ,,Ich würde sowas nie schaffen.", bedauerte der Jüngere, doch sein Gegenüber zog nur ärgerlich die Augenbrauen zueinander, dann holte er sein Smartphone heraus, fing an zu tippen.
>Wenn man nicht weiß wie es ist, etwas zu hören, kann man es auch nicht vermissen.<
Ein Schauer zog sich über Changkyuns Körper, jedoch war es kein kalter, viel mehr beeindruckten ihn Kihyuns Worte. Es wirkte, als wäre er gar nicht traurig über seine Gehörlosigkeit, als wäre er dennoch stark, auch wenn ihm etwas fehlte.
Auch wenn ihm eines seiner Sinne fehlte, versank er nie in Selbstmitleid.
,,Du hast recht, ziemlich krass dass du so optimistisch bist.", sagte Changkyun, zauberte somit ein Lächeln ins Gesicht des Älteren. Sofort tauchten die Grübchen oberhalb seiner Wangen auf, verstärkten das strahlende Lachen noch mehr. >Warum sollte ich auch negativ sein?<
,,Naja..", Changkyun dachte nach, sein dunkelbraunes Haar fiel ihm locker über die Augenbrauen ,,Es muss doch auch schlimm für deine Eltern sein."
Kihyuns Miene fiel, seine Grübchen verschwanden im Handumdrehen, dennoch versuchte er seine Mundwinkel etwas nach oben zu ziehen. >Meine Familie unterstützt mich sehr.<
Erleichtert seufzte Changkyun, lächelte dann sanft. Er war froh dies zu lesen, nicht jeder besaß Eltern die einen unterstützten. Wenn man unter so etwas litt, war es schön Jemanden zu haben, der einem dabei half.
,,Können die dann alle die Gebärdensprache?"
Ein Kichern entwischte Kihyun, dann nickte er. ,,Woow! Warum bin ich so schlecht darin?", brummte Changkyun, formte seine Lippen zu einem Schmollmund und Kihyun konnte dem Drang nicht widerstehen den niedlichen 22-Jährigen in die Wange zu kneifen.
Dann schüttelte er langsam, nahezu glich es einer Zeitlupe, den Kopf.
,,Vielleicht sollt ich nur mehr lernen.", gab er zu und schließlich setzten sie ihren Weg fort.
Nachdem sie an einer Laterne in der Nähe des Flusses wieder zum Stehen kamen, lehnten sich die beiden als Geländer. Es war frisch geworden, ein kleiner Wind zog sich durch die dünnen Klamotten der beiden Jungs.
,,Soll ich dich nach Hause bringen?", fragte Changkyun schließlich, verursachte einen etwas geschockten Ausdruck im Gesicht des Anderen. Dann schüttelte dieser langsam den Kopf, zupfte erneut das Kommunikationsmittel heraus. Sofort tat Changkyun dasselbe.
>Das ist nett, aber nicht nötig.<
Changkyun fragte sich sofort, warum der Ältere so reagierte. Fragte sich, was denn so schlimm daran sein könnte, dass er nicht nach Hause gebracht werden wollte. Aber anstatt ihn danach zu fragen, presste er seine Lippen aufeinander und nickte.
,,Na gut, dann.. bis..", fing der Dunkelhaarige an, hoffte Kihyun würde ihm diese peinliche Stille abnehmen. >Morgen?<
Als Changkyun dies las, konnte er ein Lächeln nicht verkneifen. Er freute sich über diese Nachricht, wirklich.
,,O-okay, dann bis morgen.", lächelte er überglücklich, kam sich fast schon dämlich vor. Kihyun kicherte, schritt dann an ihm vorbei und verschwand in der Dunkelheit des Abends.
Vor seinem Zuhause blieb Changkyun stehen, holte seine Hausschlüssel aus der Hosentasche und versuchte im Dunkeln das Schlüsselloch zu treffen. Nach mehreren Versuchen die Haustüre aufzusperren, brachte ihn ein lautes Räuspern zum Zucken. Schnell fuhr er herum, sah in das breit grinsende Gesicht seines Nachbarns. Beinahe meinte er, dieser würde ihn verfolgen, so oft hatte er ihn in letzter Zeit schon gesehen. ,,Na, Nachbar?", grinste Minhyuk, sein Lächeln strahlte unter dem schwachen Licht. Kurz beugte er sich zur Wand, betätigte somit den Lichtschalter. ,,Das Licht gibt's hier schon seit Jahren, hilft wenn man das Schlüsselloch nicht finden kann."
Changkyun gab nur ein murrendes 'danke' von sich und drehte sich wieder zur Tür. ,,Kannst du deinem Mitbewohner Grüße von Wonho ausrichten?", fragte die Stimme hinter ihm und brachte ihn dazu, sich erneut zu dem Schwarzhaarigen umzudrehen. ,,Wonho?", fragte er nach, zog eine Augenbraue misstrauisch in die Höhe. ,,Er weiß schon, wer das ist." meinte Minhyuk, schritt an dem verwirrten Jugendlichen vorbei und sperrte mit einem Handumdrehen mit Hilfe seines Schlüssels die schwere Haustür auf, hielt sie kurz für Changkyun offen.
Dieser ließ sich seine plötzliche genervte Laune nicht anmerken, stolzierte mit einem aufgesetzten Lächeln ins Gebäude und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Winken.
Sofort als er zur kleinen Wohnung herein tritt und seine Schuhe von den Füßen streifte, sah er den Blondschopf aus der Wohnzimmertür schielen. Das breite Grinsen war nur ein Zeichen dass er gewartet hatte. ,,Naaa?", säuselte er, zwinkerte seinem Mitbewohner frech zu ,,Wie war das Date?"
,,Wer ist Wonho?", stellte Changkyun sofort die freche Gegenfrage und schritt grinsend an Hyungwon vorbei in die Richtung des kleinen Sofas. ,,Wow, das kam unerwartet.", murmelte Hyungwon, stand noch immer wie paralysiert am selben Platz.
,,Und?", hakte der Jüngere nach, während er sich amüsiert seufzend auf's Sofa fallen ließ. ,,Ach", begann sein Kumpel, schwung seine Arme herum und ging auf den Dunkelhaarigen zu.
Das Licht im Wohnzimmer war gedimmt, nur die Stehlampe neben dem Tv bot etwas Helligkeit.
,,Das ist so n Typ, den ich in der Bibliothek gesehen habe." ,,Ein Typ in der Bibliothek also.", grinste Changkyun und verschränkte spielerisch die Arme vor der Brust. Er liebte es, dass er Hyungwon endlich mal so necken konnte, wie es andersrum immer war.
,,Red' nicht so als wärst du nicht in einen Typen verknallt, den du in der Bibliothek gesehen hast.", versuchte Hyungwon zu kontern, Changkyun ignorierte jedoch die Aussage und stämmte beide Ellenbogen auf seine Knie. Sein Gesichtsausdruck war gespannt und erfreut. ,,Also bist du in den verknallt, oder was?", grinste er von einem Ohr bis zum Anderen und Hyungwon entwischte ein heiseres Kichern.
,,Laber keinen Mist, kümmer du dich schön um Kihyun." ,,Was hat Kihyun jetzt damit zu tun?", brummte der junge Student, seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen. Hyungwon setzte sich neben ihn aufs Sofa, zog seine Beine an sich und legte die Arme darum. ,,Also willst du mir sagen, dass es heute nicht gut war?", fragte der Große neckisch, Changkyun ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen, wirkte wieder wie in Trance. ,,Ich denke, es war wirklich gut."
,,Na siehst du."
,,Ja aber..", fing Changkyun etwas nachdenklich an, begann nach einer kleinen Stille mit seinen Fingern zu spielen. Hyungwon betrachtete seinen besten Freund mit einem fragenden Ausdruck. ,,Als ich ihm vorschlug ihn nach Hause zu bringen, hat er ziemlich eigenartig reagiert." ,,Inwiefern eigenartig?
,,Nun ja, er war etwas schockiert.", bedauerte der Jüngste, zog einen kindischen Schmollmund. ,,Manchmal kommst du mir echt vor, als wärst du 13 und nicht 22. Vielleicht dachte er du meinst mit nach Hause bringen was anderes.", kicherte der Ältere und Changkyun setzte sich auf. ,,Was soll ich denn bitte meinen? Soll ich meinen 'Hey Kihyun darf ich dein Haus ausrauben'?"
,,Vielleicht dachte er eben sowas.", lachte Hyungwon, hielt sich dabei die Hand vor den Mund um sein Lachen zu zügeln. Changkyun entwischte ebenfalls ein kleines Lachen, die Situation war zu absurd. ,,Naja, wir kommunizieren eben über Handy.", erzählte er schließlich, Hyungwon legte sein Kinn entspannt auf seinen knochigen Knien ab. Dieser junge Mann war eben groß und ziemlich mager. ,,Ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich umständlich ist. Aber wenn du erstmal die Gebärdensprache.." ,,Wooooh!", unterbrach Changkyun den Bibliotheksarbeiter ,,Bis dahin werd ich eher noch die Telepathie erfinden."
,,Die kann man nicht erfinden.", kicherte Hyungwon und sein Gegenüber verdrehte nur genervt seufzend seine Augen. ,,Hat Mister Klugscheißer jetzt seine Rede beendet?"
Nachdem Hyungwon seinen Lachanfall unter Kontrolle bekommen konnte, nickte er, aber noch immer grinsend. ,,Ich werde mich aber bemühen, es irgendwie zu lernen."
,,Ach, tatsächlich?" Changkyun nickte stumm als Antwort, boxte seinem besten Kumpel an die Schulter als dieser wieder zu lachen anfing.
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