Ausrutscher

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Noch nie hatte Changkyun so schnell von jemandem flüchten wollen, hatte sich gefreut als er von Kihyun aus der Situation gerettet wurde.

Noch nie hatte sich sein Körper so verkrampft angefühlt, als Juhye ihn mit ihrem Blick steinigte.

Nun wieder in Kihyuns Zimmer anzukommen, war reines Glück. 

Denn als der Gehörlose seine Zimmertür hinter sich ins Schloss fallen ließ, konnte der dunkelhaarige Student wieder aufatmen.

Er hätte nicht geglaubt, dieses Mädchen wieder zu sehen und dann auch noch in so einem Umstand. Am liebsten wäre er gleich wieder nach Hause gegangen, würde er nicht Zeit mit seinem Schwarm verbringen wollen.

,,Woah", stieß Changkyun also aus, als er sich wieder in Sicherheit befand. Aufgewühlt setzte er sich aufs Bett, wusste nicht einmal woher diese Aufregung kam. Es war nur seine Schwester, doch das war eben der Fakt, der ihn so durcheinander brachte. Sie hatte ihn ausgequetscht wie eine Zitrone. Würde sie Kihyun etwas schlechtes einreden?

,,Jetzt hab' ich Gänsehaut bekommen", murmelte der Dunkelhaarige als er sich durch's Haar fuhr.

Sofort sah Kihyun ihn fragend an, setzte sich dann aber zu ihm. Er merkte, wie nervös Changkyun nach dieser Begegnung war und hätte gern gewusst, was in seinem Kopf vorging.

,,Sie, also deine Schwester, kam mal bei mir in der Bibliothek vorbei", begann er zu erklären, spielte dabei mit seinen Fingern, ,,Sie hat mich eigenartige Dinge gefragt, wahrscheinlich um etwas über mich herauszufinden."

Der Braunhaarige neben ihm schien sofort zu verstehen, nickte dabei als er sich dann im Zimmer umsah. Kurz stand er auf, um sich Notizblock und Kugelschreiber vom Schreibtisch zu holen. Dann kritzelte er seine Antwort und reichte sie seinem Sitznachbarn.

>Meine Schwester war schon immer sehr beschützerisch. Tut mir leid falls sie dich belästigt hat :(<

Das Smiley passte zu seinem Ausdruck im Gesicht, denn den Kopf hatte er etwas gesenkt, die Augen wirkten plötzlich traurig und Changkyun konnte das nicht mit ansehen. Auch wenn es nicht Kihyuns Schuld war, fühlte dieser sich schlecht, weil er sah wie unangenehm es für den Studenten war.

,,Ach was", brummte Changkyun dann, dachte jedoch an das Gespräch mit Suho. Dieser war nämlich der Meinung gewesen, dass Juhye eine Stalkerin war. Auch wenn der fleißige Mitarbeiter dies nie ernst genommen hatte, fragte er sich öfters warum sie ihm so nachstellte.

>Sie ist ganz okay… wenn sie dich mal mag<

Entschuldigend lächelte Kihyun, versuchte somit die Stimmung zu lockern und Changkyun gab ein unsicheres Lachen von sich.

,,Ich hab das Gefühl, das passiert in diesem Leben nicht mehr."

Bedauernd legte der Gehörlose seine Hand auf die Wange des Dunkelhaarigen, streichelte sie leicht mit dem Daumen. Er wollte nicht, dass er dachte seine Schwester würde zwischen ihnen stehen. Zwar wusste er, wie gut sie darin war, Menschen aus seinem Freundeskreis zu ekeln, doch er würde dies mit Changkyun niemals zulassen. 

Dafür bedeutete ihm der Jüngere schon zu viel.

>Mach dir nichts draus, das braucht Zeit.<

Etwas beunruhigt nickte er zur Antwort, doch das flaue Gefühl im Magen verschwand nicht. Würde sich denn ständig etwas zwischen sie legen? Konnte er diese Hindernisse nicht los werden?

Er seufzte, versuchte jedoch dann das Thema zu wechseln. Seine Augen blühten auf, als er in die seines Liebsten sah.

Ruhig musterte Kihyun die Züge des Jungens, ehe dieser grinsend sprach:,,Wo waren wir noch einmal stehen geblieben?"

Natürlich wollte er auf den Moment zurück kommen, den sie hatten bevor Kihyuns Mutter nach Hause gekommen war. Er wollte die innige Atmosphäre wieder aufbauen, es schaffen den schüchternen jungen Mann näher zu kommen. Denn dieser kicherte, senkte verlegen den Kopf.

,,Hauptsache ist, du hast mich eingeladen und ich bin jetzt hier", dankte Changkyun seinem Gastgeber und lächelte dabei aufmunternd. Und man konnte nicht leugnen, vor allem Kihyun selbst, dass man diesem Lächeln nicht widerstehen konnte.

Wieder schlich sich der Gedanke an den vergangenen Kuss in sein Gedächtnis und er würde nun nichts lieber als das tun. 

Ihn küssen und dabei alles vergessen, was die letzte Stunde passiert war. 

Denn es stimmte, Kihyun hatte ihn eingeladen um Zeit mit ihm alleine zu verbringen, um ihn kennenzulernen.

Denn sie hatten noch so viel, das sie voneinander nicht wussten.

Dennoch näherte sich Changkyun dem Älteren, während dieser seine Hand von seiner Wange bis zu seinem Hinterkopf wandern ließ. Verspielt kraulte er sein Haar, bis nur noch einige Zentimeter zwischen ihren Lippen fehlten. Diese ließ er sofort verpuffen und drückte dem Dunkelhaarigen einen sanften Kuss auf die Lippen. Dieser Kuss war schüchtern aber dennoch unglaublich liebevoll. Und Changkyun konnte nicht anders als über beide Ohren zu grinsen.

Auch wenn er ihn am liebsten den ganzen Tag bloß küssen würde, hatte er dennoch das Bedürfnis mehr über Kihyun zu erfahren. Also setzte er sich in die Mitte des Bettes und forderte den anderen auf das gleiche zu tun.

Sanft nahm er seine Hände und drückte sie leicht:,,Es gibt noch vieles, das ich nicht von dir weiß."

Ein verwirrter Ausdruck erschien in Kihyuns Gesicht und er legte seinen Kopf etwas schief, als er den Blick über die weichen Züge des dunkelhaarigen Jungen huschen ließ. 

,,Ich meine, es gibt doch noch irgendwie viel, das wir nicht voneinander wissen", begann er etwas haspelnd, sah dem Gehörlosen zu wie er den Notizblock in den Händen hielt, ,,Also.. du musst mir ja nicht alles erzählen."

>Ich möchte dir gerne alles erzählen, aber dann müsste ich 10 Seiten schreiben<

Changkyun lachte, schüttelte den Kopf.

,,Es muss ja nicht alles heute sein, w-wir haben ja Zeit."

Ruhig nickte Kihyun, sah zu wie der Blick seines Gegenübers durch das Zimmer wanderte.
Dieser blieb am Foto neben der Tür hängen, auf dem Kihyun mit den zwei Kindern zu sehen war.

,,Wie ist deine Familie sonst so?"

>Meine Mum ist ziemlich streng, aber auch nur weil sie sich um uns sorgt. Mein Stiefvater akzeptiert uns als seine eigenen Kinder, da bin ich ziemlich froh drum<

,,Wow, das ist echt fantastisch", äußerte sich Changkyun freudig. Nicht einfach war es, mit Kindern zu leben, die nicht deine eigenen war. Das dachte sich zumindest der Dunkelhaarige. Diese hatten eine andere Vorgeschichte, einen anderen Vater.

>Bloß mein Bruder bereitet uns momentan Sorgen..<

Verwirrt blickte Changkyun ihm ins Gesicht, legte dabei den Kopf schief.

,,Wieso?", fragte er verwundert, ,,Ist er etwa.. auch..taubstumm?"

Sofort schlug der schusselige Student die Hand auf seinen eigenen Mund, als er realisiert hatte was er da eben gesagt hatte.

Kihyun senkte den Kopf, sichtlich gekränkt von der Äußerung seines Schwarms. Er wusste, es war ihm bloß entwischt war, doch durch böse Erinnerungen fühlte der Gehörlose ein Zwicken in der Brustgegend

>Taubstumm ist eigentlich eine Beleidigung für uns Gehörlose<

Natürlich wusste Changkyun das, es wurde ihm ja auch oft genug von Hyungwon gepredigt. Er schämte sich in Grund und Boden, sein Kopf war knallrot angelaufen und sein Gesicht versteckte er hinter seinen Händen.

,,Ich hab es schon wieder gesagt", brummte er beschämt,so sehr ärgerte er sich über diesen Ausrutscher. Diese Ausdrucksweise war sowas von unangebracht und Kihyun versuchte ihn zu beruhigen indem er ihm über den Arm streichelte.

Doch das schien es noch zu verschlimmern, da Changkyun sich schuldig fühlte, so unsensibel zu sein, während der Gehörlose so lieb zu ihm war.
Er spürte den mitleidenden Gesichtsausdruck des Braunhaarigen auf sich und jammerte:,,Ich sollte so etwas nicht sagen, in keinem Kontext."

Langsam zog Kihyun die Hände des Dunkelhaarigen vom Gesicht, bloß um die knallroten Wangen des Jüngeren zum Vorschein zu bringen.

Er fühlte sich so, als wäre er noch nie im Leben so rot geworden. Sein Kopf kochte und er hätte bestimmt viele Eiswürfel gebraucht, um die Temperatur wieder zu normalisieren.

Leicht lächelte Kihyun, schrieb dann eine Antwort auf den kleinen Notizblock

>Viele wissen das nicht, ich höre das ständig. Es ist okay, wirklich<

,,Nein, es ist nicht okay", seufzte Changkyun schmollend, ,,Ich hoffe ich höre irgendwann auf so blöd zu sein."

Liebevoll kicherte der Ältere, streichelte ihm mit dem Daumen über die vor Röte brennende Wange. Doch der Student hörte gar nicht auf zu schmollen.

,,Erzähl mir bitte trotzdem von deinem Bruder",säuselte er mit gesenktem Blick und sah, sie Kihyun nickte, erneut den Kugelschreiber nahm und das Hangul auf das Papier schrieb.

>Ich denke, er wird in der Schuld manchmal deswegen gehänselt.<

,,Wegen der Gehörlosigkeit?"

Er schüttelte den Kopf, schrieb dann:>Er ist nicht vollkommen gehörlos. Er trägt ein Hörgerät, das ihm ziemlich hilft<

Ein Stein fiel dem Jüngeren vom Herzen, er freute sich dass es zumindest bei seinem Bruder möglich gewesen war, ein Hörgerät einzusetzen.

,,Warum hänseln sie ihn dann dennoch?", fragte er interessiert, legte dabei seine Hand auf dem Oberschenkel seines Schwarms ab. Sanft strich er mit dem Daumen hin und her, um Kihyun zu zeigen, dass er für ihn da war.

>Ich weiß es nicht. Er sagt es nicht, aber ich denke es liegt manchmal auch an mir<

Noch nie hatte Changkyun einen so traurigen Ausdruck in dem Gesicht des sonst so fröhlichen Kihyuns gesehen. Es tat weh, dass er sich selbst für das Mobbing seines Bruders die Schuld gab. Denn wer am wenigsten dafür konnte, war Kihyun selbst.

,,Es liegt bestimmt nicht an dir", protestierte Changkyun und zog die Augenbrauen zusammen, ,,Du hast ja rein gar nichts damit zu tun."

>Aber ich hol ihn so oft von der Schule ab und sie hören und sehen, dass etwas nicht stimmt<

Sanft legte der Jüngere seine Hände auf die des Anderen, merkte sogar wie sie bei dieser 'Erzählung' leicht zitterten. Kihyun sprach nicht oft über seine Ängste und tiefsten Gedanken. Doch es floss auf ihm heraus wie ein Wasserfall, denn er vertraute Changkyun. Er vertraute ihm alles an, denn er fühlte sich verstanden.

,,Das sind dann wohl einfach nur Idioten", versuchte er den Yoo-Sohn aufzuheitern, stubste ihn sogar leicht an. Und er schaffte es auch, denn ein kleines Schmunzeln schlich sich auf die schmalen Lippen des Jungen.

Er konnte dem Dunkelhaarigen nicht widerstehen, er musste einfach nachgeben.

>Ich wünsche das wäre die Lösung für alles<

Traurig zuckten seine Mundwinkel und auch seine Augen schienen trüber denn eh und je.

,,Manchmal ist es das."

Sanft zog Changkyun ihn in eine Umarmung, drückte ihn an sich als könnte er ihm somit die negativen Gedanken nehmen. Er strich ihm über den Hinterkopf, während Kihyun seinen Kopf auf der Schulter seines Liebsten ablegte. Es war ein inniger Moment, den beide genossen. Sich einfach nahe zu fühlen, verbunden.

Und diese beide hatten eine wahrhaftig einzigartige Verbindung.

,,Mach dir keine Sorgen", nuschelte Changkyun, ,,Ich lass mir was einfallen."

Doch dies bekam Kihyun nicht mit, verzichtete für einige Minuten darauf, zu verstehen was der Student sagen wollte und schloss genussvoll die Augen. Tief atmete er ein und er wünsche sich nichts sehnlicher, als so verweilen zu können.

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Heute kommt auf dem gemeinsamen Account von zitronenreh und mir das Ende von Sanctuary!
Ich kann's noch immer nicht glauben aber bin sehr stolz auf uns ❤️
Außerdem wird auch eine neue Geschichte heute ihren Start finden.
Eine softe Geschichte mit viel Humor und trotzdem ernsten Themen.
Guckt doch mal bei ImHorizon vorbei und lasst euch überraschen!

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