Kapitel 53 - Epilog
Die Hochzeit ist
der goldene Ring
einer Kette,
die mit einem Blick
beginnt und deren
Ende die Ewigkeit ist.
Khalil Gibran
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Draco
Nervös scharre ich mit meinen Schuhen über die weißen Marmorplatten des Mittelganges, während ich gleichzeitig an meinem silberfarbenen Anzug zupfe, der aufgrund der hohen Temperaturen an meinem Rücken klebt. Für einen Tag Anfang Juni ist es heute wirklich verdammt warm - oder vielleicht sind auch nur meine flatternden Nerven schuld daran, dass ich das Gefühl habe, vor Hitze einzugehen.
Bei Salazar, krieg dich wieder ein, Draco! Es gibt überhaupt keinen Grund, jetzt so auszuflippen!
Von mir selbst genervt fahre ich mir gereizt mit einer Hand durch die Haare, bis mir einfällt, dass ich so meine sorgsam zurechtgemachte Frisur zerstöre. Also senke ich den Arm wieder und lasse stattdessen meinen Blick über die Menschen schweifen, die sich bereits auf der von Hecken umgebenen Terrasse des Malfoy Manor versammelt haben. Der Garten, der zu dieser Jahreszeit in einem satten Grün leuchtet, wird heute durch hübsch dekorierte Stühle und einen kleinen, offenen Pavillon beherrscht. Kunstvolle Blumenarrangements aus verschiedensten Wildblumen säumen zudem den steinernen Weg aus Marmor, der den Eingang des Gartens mit dem Pavillon verbindet, und verleihen dem Ganzen das besondere Etwas.
Das erste bekannte Gesicht, das ich entdecke, gehört zu meiner Mutter. Sie hat sich direkt in der vordersten Stuhlreihe niedergelassen und ist offensichtlich in ein angeregtes Gespräch mit Mrs. Granger vertieft. Neben den beiden sitzen Potter und die hochschwangere Weaselette, sowie der Rest der rothaarigen Weasley Familie. Meine Augen verweilen kurz auf Weasel-Bee, der seit Neuestem auch verlobt ist - mit der kleinen Hufflepuff Sina Lewis. Ungläubig schüttele ich den Kopf, während ich darüber nachdenke, wie viel sich doch in den letzten fünf Jahren verändert hat. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte ich niemals gedacht, dass Potter und Weasley mal Gäste auf meiner Hochzeit sein würden. Aber jetzt sitzen sie hier vor mir, und ehrlich gesagt macht mir das deutlich weniger aus, als ich den beiden gegenüber jemals zugeben würde.
Ehe meine Gedanken weiter abschweifen und ich im Detail über die Entwicklungen der vergangenen Jahre sinnieren kann, ertönt auf einmal eine vertraute Musik, die mich aus meiner Versunkenheit reißt. Sofort fliegen meine Augen zum Eingang des kleinen Gartens, in dem unsere Trauung stattfindet, und ich spüre wie mein Atem stockt. Denn dort steht sie - meine Granger - am Arm ihres sichtlich stolzen Vaters. Und sie sieht einfach wunderschön aus.
Unsere Blicke treffen sich über die kurze Distanz, die uns trennt. Am Rande meines Bewusstseins nehme ich wahr, wie sich auch der Rest der Hochzeitsgesellschaft von den Stühlen erhebt, um sich unter entzücktem Gemurmel der Braut zuzuwenden. Ich selbst jedoch kann mich nicht rühren - ich stehe wie angewurzelt an meinem Platz unter dem schützenden Dach des Pavillons, vollkommen gefangen genommen von Hermines Anblick. Der Teil meines Gehirns, der noch einigermaßen zu funktionieren scheint, registriert automatisch, wie perfekt das elegante, spitzenbesetzte Brautkleid ihre Figur umschmeichelt und wie ihre braunen Haare in sanften Wellen über ihre Schultern fallen. Dezenter, aber geschmackvoller Schmuck und ein kleiner Brautstrauß komplettieren das Bild und unterstreichen Hermines Schönheit auf eine klassische, schmeichelhafte Art und Weise. Wirklich überwältigend ist allerdings ihr strahlendes Lächeln, das selbst der Sonne über unseren Köpfen Konkurrenz macht und einzig und allein mir gewidmet ist.
Mit jedem Schritt, den Hermine in meine Richtung macht, fühle ich mein Herz schneller schlagen, bis mein Puls ein fast schon unangenehmes Tempo erreicht. Gleichzeitig steigt ein immer stärker werdendes Glücksgefühl in mir auf, und sobald meine kleine Streberin bei mir angekommen ist, greife ich nach ihrer Hand. Mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht, das sich nicht mehr unterdrücken lässt, drehe ich mich gleichzeitig mit ihr zu dem kleinen, glatzköpfigen Zauberer um, der im Zentrum des Pavillons auf uns wartet. Dieser breitet daraufhin seine Arme aus und wendet sich mit warmer Stimme an uns und die restlichen Anwesenden.
"Liebes Brautpaar, liebe Gäste. Es ist mir eine große Ehre, heute die Trauung von Mister Draco Malfoy und Miss Hermine Granger zu vollziehen und ich könnte mir keinen schöneren Anlass vorstellen, als diesen. Wissen Sie, eine Hochzeit ist immer ein ganz besonderer Tag. Eine Hochzeit ist immer ein Tag der Freude und des Glücks, denn wir feiern mit ihr die Liebe und Verbundenheit zwischen zwei Personen, die beschlossen haben, ihr Leben miteinander zu teilen."
Ich spüre, wie Hermine bei diesen Worten ganz leicht meine Hand drückt und mir einen liebevollen Blick zuwirft. Ich schaue ebenfalls zu ihr rüber und lächle sie an, während der Priester vor uns in seiner Rede fortfährt.
"Liebes Brautpaar, wir sind heute hier versammelt, um Sie auf den ersten Schritten in Ihr neues Leben zu begleiten und für Ihre gemeinsame Zukunft wünsche ich Ihnen bereits jetzt alles Gute. Mögen Gesundheit, Zuversicht und Zufriedenheit Sie auf Ihrem Weg begleiten, egal, wohin Sie auch gehen. Mögen Mut, Stärke und Vertrauen immer an Ihrer Seite sein. Und sollten Sie doch einmal auf Hindernisse oder Schwierigkeiten stoßen, so denken Sie immer daran: Sie sind nicht mehr allein. Egal, welchem Problem Sie auch gegenüberstehen - Sie müssen es nicht alleine meistern. Ganz im Gegenteil: Ihr Partner wird immer da sein, um Sie aufzufangen, Sie zu unterstützen und Ihnen Kraft zu schenken. Denken Sie immer daran - gemeinsam können Sie alles überwinden. Gemeinsam werden Sie an all den kleinen Überraschungen wachsen, die das Leben für jeden von uns bereithält."
Dieses Mal bin ich es, der Hermines Hand fester umfasst, um ihr so all das mitzuteilen, was ich gerade noch nicht in Worte fassen darf.
"So, nun aber genug der langen Vorrede, Sie alle sind ja schließlich nicht hierher gekommen, um mir - einem alten Mann - beim Lamentieren über die Ehe zuzuhören. Nein, natürlich nicht, denn heute sollten nur zwei Personen im Mittelpunkt stehen und das sind Sie, liebes Brautpaar. Daher kommen wir nun ohne weitere Umschweife zu den Treuegelöbnissen. Ich glaube, Sie haben eigene Gelübde vorbereitet, richtig?"
Ich nicke und sehe aus den Augenwinkeln, dass Hermine ebenfalls zustimmend den Kopf senkt.
"Sehr schön. Nun, dann halten Sie bitte die Ringe bereit. Mister Malfoy, Sie beginnen."
Ich atme tief ein und schlucke meine Nervosität hinunter, ehe ich mich Hermine zuwende und zum Sprechen ansetze. "Hermine...ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Du weißt, dass es mir schwer fällt, über meine Gefühle zu sprechen, aber heute möchte ich dir unbedingt sagen, wie dankbar ich bin. Dankbar für dich. Dankbar für deine Unterstützung. Dankbar dafür, dass ich jeden Tag neben dir aufwachen darf, und vor allem dankbar dafür, dass du vor fünf Jahren in mein Leben getreten bist und mir gezeigt hast, dass nicht begangene Fehler definieren, wer man ist, sondern die Entscheidungen, die man im Hier und Jetzt trifft. Dank dir weiß ich jetzt, dass sich Menschen ändern können - dass ich mich ändern kann - und ich verspreche dir, dass ich als dein Ehemann niemals aufhören werde, an mir zu arbeiten. Denn ich liebe dich, meine kleine Streberin, und ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde."
Ich sehe Tränen des Glücks in Hermines Augen glitzern, während ich ihr den goldenen Ring über den Finger streife. Als sie schließlich mit ihrem Gelübde beginnt, erkenne ich an dem leichten Zittern ihrer Hände die Rührung und Aufregung, die in ihrem Inneren um die Oberhand kämpfen. Trotzdem ist ihre Stimme klar und fest.
"Draco...erinnerst du dich noch an das Halloween-Fest in unserem letzten Schuljahr, als wir uns zufällig in dem Innenhof getroffen haben? Wir waren beide verkleidet und du hast mir gesagt, dass ich in meinem Kostüm ganz akzeptabel aussehe...was aus deinem Mund ein riesengroßes Kompliment war."
Die Gäste hinter uns lachen amüsiert und auch ich verziehe den Mund zu einem leicht reumütigen Grinsen, als ich an den Abend und meine Worte von damals zurückdenke. Wenn ich die Chance hätte, diesen Moment noch einmal zu erleben, dann würde ich ihr gestehen, dass sie in diesem Fledermauskostüm keineswegs nur akzeptabel, sondern verdammt nochmal atemberaubend aussah.
"Dieser Abend war nicht nur deshalb so besonders, weil ich mein allererstes Kompliment von dir bekommen habe, sondern auch, weil ich mich in genau dieser Nacht Hals über Kopf in dich verliebt habe. Natürlich habe ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt, oder vielleicht wollte ich es mir auch einfach nicht eingestehen, aber eines konnte ich schon damals nicht leugnen: Und zwar, dass alles was ich fühle, wenn ich mit dir zusammen bin, etwas wahnsinnig Besonderes ist. Du bist etwas ganz Besonderes, Draco Malfoy, und ich kann es kaum erwarten, den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen. Ich liebe dich."
Der Ring, den sie mir an meinen rechten Ringfinger steckt, fühlt sich kühl und schwer an, aber auch vertraut und irgendwie richtig. Wie ein Versprechen, das uns aneinander bindet und unsere Zukunft untrennbar miteinander verknüpft. Eine Zukunft, die für mich nicht schnell genug beginnen kann.
Ich schenke meiner kleinen Streberin ein warmes Lächeln und reiße meine Augen dann gezwungenermaßen von ihrem Gesicht fort, als der Offizielle vor uns wieder das Wort ergreift.
"Liebes Brautpaar, das waren wirklich wunderschöne Gelübde! Die Liebe zwischen Ihnen beiden ist beinahe mit Händen greifbar, das muss ich wirklich sagen. Nun, wir müssten noch ein paar kleine Formalitäten durchgehen, ehe ich Sie offiziell zu Eheleuten verkünden darf! So...so weit mir bekannt ist, haben Sie, Miss Granger, sich dazu entschlossen, Ihren Familiennamen abzulegen und den Namen Malfoy anzunehmen. Ist das korrekt?"
Auf Hermines Bestätigung hin fährt der kleine Zauberer mit einem zufriedenen Nicken fort: "In Ordnung, damit kommen wir auch schon zu der Traufrage. Draco Lucius Malfoy, ich frage Sie nun vor den hier versammelten Anwesenden: Wollen Sie mit Miss Hermine Jean Granger die Ehe eingehen? Dann antworten Sie bitte mit ja, ich will."
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern wiederhole ich die vorgegeben Worte laut und deutlich: "Ja, ich will."
"Nun frage ich auch Sie, Hermine Jean Granger, wollen auch Sie mit Mister Draco Lucius Malfoy die Ehe eingehen und in diesem Zuge den Namen Malfoy annehmen? Dann antworten Sie bitte ebenfalls mit ja, ich will."
"Ja, ich will", höre ich Hermine sagen.
"Sehr schön! Kraft des mir verliehenen Amtes erkläre ich Sie hiermit zu Mann und Frau. Mister Malfoy, Sie dürfen die Braut jetzt küssen."
Noch bevor die Worte des Priesters vollständig verklungen sind, treffen sich unsere Lippen bereits zu einem innigen Kuss. Unsere Freunde und Familien jubeln, während ich meine Arme um Hermine schlinge und meine Ehefrau näher an mich heran ziehe. Meine Ehefrau...ich kann kaum fassen, dass sie nun wirklich ganz offiziell zu mir gehört.
***
Stunden später, als wir uns unter dem klaren Sternenhimmel zu einem langsamen Liebeslied wiegen und die Trauung, die Feier und alles andere Revue passieren lassen, fällt es mir immer noch schwer, die Bedeutung des heutigen Tages wirklich zu begreifen. Abwesend spielen meine Finger mit Hermines Haaren, die sich durch das viele Tanzen wieder deutlich wilder locken, und ich bette meine Wange auf ihren Kopf. Für einen Moment verharren wir in dieser Pose, aber dann beugt sich meine kleine Streberin ein Stück nach hinten und sucht meinen Blick.
"Was ist los, Draco? Woran denkst du?"
Ich werfe ihr ein kleines, schiefes Lächeln zu. Meine Ehefrau kennt mich eindeutig schon viel zu gut, wenn sie selbst nach unzähligen Gläsern Honigwein immer noch in der Lage ist, meine nachdenkliche Stimmung so schnell wahrzunehmen.
"Nichts Besonderes, Mrs. Malfoy. Ich kann nur immer noch nicht fassen, wie viel Glück ich habe, dass ich dich seit heute wirklich meine Ehefrau nennen darf. Kaum zu glauben, dass du einen unausstehlichen Slytherin wie mich geheiratet hast."
Ihr helles, warmes Lachen erfüllt die Luft zwischen uns.
"Und kaum zu glauben, dass du eine besserwisserische Gryffindor wie mich geheiratet hast", erwidert sie schelmisch.
"Auch wieder wahr", sage ich und zupfe spielerisch an einer ihrer langen Haarsträhnen. "Manchmal bist du wirklich eine ziemliche Streberin. Aber ich denke, damit kann ich leben. Und du? Kommst du damit klar, dass ich ein ganz kleines bisschen arrogant bin?"
"Nur ein ganz kleines bisschen, ja?", fragt Hermine mich, während ihre Augen belustigt funkeln und ihr Mund sich zu einem Grinsen verzieht, "Das ist ja nur eine ganz leichte Untertreibung. Aber weißt du was - ich denke, ich bin heute großzügig. Ja doch, ich glaube, ich kann mich damit arrangieren, denn du wirst bestimmt trotzdem ein ganz akzeptabler Ehemann sein, Mr. Malfoy."
~ Ende ~
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