Kapitel 48 - Funkenflug

Wie von unsichtbaren Fäden gezogen mache ich einen Schritt auf das überdimensionale Bett zu, und dann noch einen und noch einen, bis ich direkt vor den Bettpfosten zum Stehen komme. Draco, der bisher noch keinen Ton von sich gegeben hat, bleibt hinter mir zurück, stumm und regungslos.

Ich bin mir seiner Anwesenheit deutlich bewusst, und ich weiß, dass ich irgendwas zu ihm sagen sollte, ihm erklären sollte, weshalb ich mit ihm hierher gekommen bin. Aber ich tue es nicht. Ich drehe mich nicht zu ihm um, denn wenn ich ehrlich bin, bin ich ziemlich erleichtert darüber, dass ich sein Gesicht gerade nicht sehen kann. Stattdessen strecke ich eine Hand aus und fahre ehrfürchtig mit den Fingern über die wunderschönen Bezüge und Decken vor mir. Sie fühlen sich kühl und glatt und weich an, wie feinste, kostbare Seide. Auch die Kissen, die sich auf der Matratze türmen, wirken edel, und ich schaffe es nicht, meinen Blick von all den verschnörkelten Mustern und kräftigen Farben der Stoffe loszureißen.

Völlig in den Bann gezogen lasse ich mich auf das Bett sinken. Die Matratze unter mir gibt nach, so dass ich gegen einen der schwarzen Holfpfosten stoße. Das harte Holz in meinem Rücken bildet einen starken Kontrast zu dem weichen, fluffigen Rest und gibt mir den Halt, den ich gerade so dringend benötige.

Ein Räuspern von Draco erinnert mich wieder daran, dass wir seit Betreten des Raums der Wünsche noch kein Wort gesprochen haben.

"Wow", meldet sich mein blonder Slytherin im nächsten Moment mit einer heiseren Stimme zu Wort, die ich so noch nie bei ihm gehört habe, "hiermit habe ich echt nicht gerechnet."

Ich atme tief ein, darum bemüht, die Nervosität aus meiner Stimme zu verbannen.

"Ich auch nicht", sage ich dann leise und wage einen schnellen Blick zu Draco. Dieser steht immer noch neben der Tür, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben.

"Achso?", die leise Belustigung in Malfoys Tonfall ist nicht zu überhören. "Und ich dachte immer, der Raum der Wünsche würden einem genau das zeigen, was sich die wünschende Person von ihm erhofft hat."

"Ja, naja, äh...eigentlich schon", stottere ich, mit einem Mal furchtbar verlegen. Um meine Befangenheit zu verbergen drehe ich den Kopf in Richtung der Fenster und tue so, als ob ich die Aussicht bewundern würde, die ich in Wirklichkeit überhaupt nicht sehe. Stattdessen bin ich viel zu beschäftigt damit, meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen.

"War doch nur ein Witz, Granger, entschuldige. Ich wollte nicht gemein sein. Es ist nur...diese blöden Sprüche kommen manchmal wie von selbst, vor allem wenn ich nervös bin."

Vor allem, wenn ich nervös bin.

Es dauert einen Moment, bis Dracos letzte Worte wirklich bei mir ankommen, aber dann weiten sich meine Augen und mein Blick fliegt zurück zu seinem Gesicht.

"Du - Du bist nervös?"

Vor lauter Überraschung vergesse ich für einen kurzen Moment meine eigene Unsicherheit und Aufregung.

"Ja, natürlich bin ich nervös! Wie könnte ich das nicht sein?"

Wie zur Bestätigung fährt er sich mit einer flüchtigen, fahrigen Bewegung durch seine weißblonden Haare.

"Aber du hast doch schon Erfahrungen mit anderen Mädchen gemacht, oder nicht?"

Die Frage platzt aus mir heraus, ehe ich sie zurückhalten kann. Ein leises Lachen ist seine Antwort.

"Ja, Hermine, ich hatte schon Sex. So gesehen ist es also nichts Neues für mich, aber...ich hatte noch keinen Sex mit dir, verstehst du? Und ich weiß, dass es für dich das erste Mal ist. Daher möchte ich, dass alles perfekt läuft."

Während er spricht, beginnt der blonde Slytherin langsam, auf mich zu zu gehen. Ich starre ihn nur an, zu überwältigt von seinen Worten, um selbst noch einen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Sobald er mich erreicht, lässt Draco sich neben mir auf der Bettkante nieder.

"Bist du sicher, dass du das hier willst?"

Die Sanftheit in seiner Stimme schnürt mir die Kehle zu. Da ich nicht glaube, gerade einen Ton herausbringen zu können, nicke ich nur stumm.

"Wir müssen das noch nicht tun, das weißt du, oder? Ich habe nichts dagegen, zu warten. Wenn du noch nicht bereit bist, dann...dann sag es mir bitte. Ich möchte nicht, dass du etwas tust, was du eigentlich gar nicht willst und nachher bereust."

"Doch, i-ich will!"

Mein zittriger Ausruf trägt offensichtlich nicht wirklich dazu bei, ihn zu überzeugen. Also beuge ich mich zu ihm, überbrücke den kurzen Abstand zwischen uns und presse meine Lippen auf seine. Wenn ich ihm mit Worten nicht sagen kann, wie sehr ich mit ihm schlafen möchte, dann kann ich es ihm stattdessen vielleicht zeigen.

Für einen kurzen Augenblick zögert mein blonder Slytherin, aber dann erwidert er den Kuss. Davon angespornt hebe ich meine Hände zu seinen Schultern und erkunde die schlanken, festen Muskeln seines Rückens, die sich unter seiner Schuluniform abzeichnen. Da mich sein schwerer Umhang bei meinen Erkundungen doch ein bisschen behindert, schlüpfe ich kurzerhand mit den Fingern unter den schwarzen Stoff. Draco brummt zustimmend, bevor er den Umhang komplett abstreift und den dunkelgrauen Pullover enthüllt, den er darunter trägt. Im nächsten Moment spüre ich seine Finger an meinem Schlüsselbein. Kurz darauf fällt auch mein Umhang mit einem flüsternden Geräusch zu Boden.

Nur noch ein Pullover trennt Dracos Hände nun von meiner nackten Haut. Als hätte er meine Gedanken gelesen, schenkt mein hübscher Malfoy mir ein sinnliches Grinsen, ehe sein Mund kleine, hauchzarte Küsse auf meine Mundwinkel, mein Kinn und meinen Hals haucht. Seine Hände wandern dabei hinunter zu meiner Taille und schlüpfen dann, wie schon zuvor in dem Korridor unten in den Kerkern, unter die letzte Stoffschicht.

Sofort erwacht ein Feuerwerk aus Funken in meinem Bauch zum Leben und ein Kribbeln breitet sich von meinem Brustkorb aus, bis hin zu meinen Zehen und Fingerspitzen. Ich seufze auf, ohne mich darum zu scheren, dass man mir vermutlich sehr genau anmerkt, wie stark mich Dracos Liebkosungen aus der Fassung bringen.

Mit geschlossenen Augen genieße ich für ein paar Herzschläge Dracos Streicheln an meinen Seiten, meinen Hüften, meinem Bauch. Aber still zu sitzen, während er meinen Körper erforscht, reicht mir schon nach kurzer Zeit nicht mehr. Nein, ich sehne mich danach, meinen blonden Slytherin genauso zu berühren, also fummele ich mit meinen Fingern an seiner Krawatte herum, bis sie sich endlich löst. Als nächstes zerre ich an dem dunkelgrauen Pulli. Draco, der natürlich verstanden hat, was ich vorhabe, unterbricht für einen kurzen Moment seine Erkundung meiner Haut und hebt die Arme über den Kopf, so dass es mir tatsächlich gelingt, ihm den störenden Pullover auszuziehen. Als mein Blick danach auf seinen Oberkörper fällt, atme ich zischend ein.

Natürlich hatte ich eine gewisse Vorstellung davon, wie Malfoy wohl nackt aussehen würde, aber ihn jetzt tatsächlich zu sehen,  ist nochmal eine ganz andere Sache. Die blasse Haut, die starken Arme, der flache Bauch, einfach alles an ihm ist 100% perfekt.

Scheu strecke ich eine Hand nach ihm aus, fahre zögerlich mit den Fingerspitzen über seine Brust- und Bauchmuskeln, die sich unter meiner Berührung anspannen. Und obwohl ich es vermeide, ihm ins Gesicht zu sehen, spüre ich, dass Draco mich dabei keine Sekunde aus den Augen lässt. Ihn mit meinen Händen zu berühren fühlt sich unglaublich an, und ist doch noch längst nicht genug. All meinen Mut zusammennehmend lehne ich mich daher in seine Richtung und drücke einen Kuss auf die Stelle direkt über seinem Herzen. Der blonde Malfoy atmet als Reaktion darauf scharf ein und das lässt mich kühner werden: Von seiner Brust wandere ich mit meinem Mund weiter nach oben, bis ich die Mulde zwischen seinem Hals und seiner Schulter erreiche. Dort verweile ich, necke ihn mit meiner Zunge und meinen Lippen.

Draco lässt mich für einen Augenblick gewähren, zieht mich dann aber wieder in eine aufrechte Sitzposition. Etwas verunsichert schaue ich zu ihm hoch, suche seinen Blick, um herauszufinden, weshalb er mich unterbrochen hat. Was ich finde ist jedoch nicht die befürchtete Ablehnung, sondern ein funkelndes, leuchtendes Feuer aus Silber, das in seinen Augen brennt. Mein Atem stockt bei diesem Anblick, mein Herz zieht sich erwartungsvoll zusammen und mir wird abwechselnd heiß und kalt.

Draco hält den Blickkontakt noch einige Sekunden lang und setzt dann zum Sprechen an: "Okay Granger, ich will mich zwar nicht beklagen, da mir ziemlich gut gefallen hast, was du gerade gemacht hast, aber eine Sache stört mich doch. Während ich hier schon halb nackt sitze, hast du noch eindeutig zu viele Klamotten an. Und da gleiches Recht für alle gilt, sollten wir dir deinen Pullover ganz schnell ausziehen. Findest du nicht?"

Ich schlucke schwer, während ich gleichzeitig spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Trotzdem nicke ich und hebe meine Arme an, um Draco das Ausziehen zu erleichtern. Schließlich sitze ich nur noch in BH und Hose bekleidet vor ihm. So entblößt zu sein fühlt sich ungewohnt und irgendwie komisch an, aber trotzdem weigere ich mich, Scham oder Angst oder Nervosität zu empfinden.

Mein blonder Slytherin schaut mir für einen weiteren Moment in die Augen und lächelt mich liebevoll an, ehe er den Blick tiefer wandern lässt. Ich sehe ihm zu, wie er mich mustert und erschauere, als seine Finger beginnen, seinen Blicken zu folgen.

"Du bist wunderschön", wispert er mir zu, während seine schlanken Hände weiterhin jeden Zentimeter meiner Haut erkunden und mir das Gefühl vermitteln, genau das zu sein, was er eben behauptet hat: wunderschön. Und aus diesem Grund ist es mir auch kein bisschen unangenehm, als Draco schließlich mit einer geübten Bewegung meinen BH öffnet. Statt also meine Arme vor meiner Brust zu verschränken, um mich vor seinen glühenden Blicken zu verstecken, beobachte ich ihn genauso intensiv, wie er mich betrachtet. Und anstelle von Peinlichkeit oder Scheu empfinde ich nur Aufregung, als kurze Zeit später erst meine und dann seine Hose wie von Zauberhand verschwinden.

Vielleicht bin ich aber auch nur viel zu abgelenkt von all den Empfindungen, die Draco in mir auslöst. Jede einzelne seiner Berührungen, der Hautkontakt zwischen uns, all die geteilten Küsse lösen nämlich ganze Schwärme von Funken in meinem Inneren aus, bis ich das Gefühl habe, in Flammen zu stehen. Zu verbrennen. Zu fliegen. Und nichts davon fühlt sich für mich falsch oder übereilt an. Ganz im Gegenteil; alles, was ich rieche, sehe, schmecke, tue, ist richtig. Das weiß ich und daher schaffe ich es, mich einfach fallen zu lassen. Mich verwöhnen zu lassen und im Gegenzug zu verwöhnen. Zu geben und zu nehmen.

Und als mein blonder Slytherin und ich schließlich gemeinsam auf die weiche Matratze sinken, weiß ich mit jeder Faser meines Herzens, dass dieser Abend nichts sein wird, was ich jemals bereuen könnte.





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