Kapitel 2 - Die erste Begegnung


„Hallo Granger!"

Sein Gesichtsausdruck ist unverändert und ich würde ihm sein dämliches Grinsen gerne aus dem Gesicht wischen. Was macht der hier? Ich wusste zwar, dass er und seine Familie und einige andere ehemalige Anhänger von Voldemort nach der Schlacht begnadigt wurden, aber...

WARUM SITZT ER IM HOGWARTS EXPRESS?!?

Ich schaue ihn finster an und hoffe, er bemerkt meine Unsicherheit nicht.

„Malfoy, was treibst du hier?"

Ich sehe ihm an, dass mein Ausbruch ihn nur noch mehr amüsiert.

„Was glaubst du denn, was ich hier mache? Ich fahre nach Hogwarts. Zur Schule. Du weißt schon, dahin, wo wir die letzten sieben Jahre auch hingefahren sind. Ich weiß, du bist nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber selbst du müsstest doch wissen, wohin der Hogwarts Express fährt."

Feixend schaut er mich an. Sein arrogantes Grinsen wird immer breiter, falls das überhaupt möglich ist. Ich atme einmal tief durch und versuche, seine provozierende Art einfach zu ignorieren. Was gar nicht so einfach ist! Ich hasse es wie die Pest, wenn jemand mich für dumm verkauft und das weiß er!

„Okay Malfoy. Sehr witzig. Du weißt genau, dass ich das so nicht gemeint habe. Du machst einen Höllenlärm hier und egal was es ist: Hör auf damit! Du störst!"

„Ach komm Granger, sei doch einmal in deinem langweiligen Leben nicht so spießig."

Immer dieselbe Leier! Wieso behaupten die Leute eigentlich immer, ich würde keinen Spaß verstehen? Nur, weil ich mich gerne an die Regeln halte und nicht jeden Blödsinn mitmache bin ich doch kein Spießer.

Etwas spitz entgegne ich: „Ich bin nicht spießig. Und ich will gar nicht wissen, was du hier anstellst, aber wenn du nicht damit aufhörst..."

Ich unterbreche mich. Mist, womit könnte ich ihm denn drohen?

Etwas lahm füge ich hinzu: „Du willst doch nicht am ersten Tag schon eine Verwarnung von McGonagall riskieren oder?"

(Eigentlich eine rhetorische Frage. Wann hat Malfoy es nicht darauf angelegt, negativ aufzufallen?)

„Komm mal runter, Granger, sei nicht immer so ein Spielverderber. Es ist verflucht langweilig in diesem bescheuerten Zug und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen."

Mit diesem Satz tritt er erneut gegen die Heizung neben seinem Sitz, was das Geräusch auslöst, was mich schon in meinem Abteil gestört hat. Und hier ist es nochmal deutlich lauter. Wirklich sehr viel lauter!

Ich knirsche mit den Zähnen. „Malfoy, entweder du lässt das jetzt..."

Bevor ich den Satz beenden kann, unterbricht er mich: „Ja? Was denn? Ich würde ja zu gerne sehen, was du sonst machst! Renn doch zu McGonagall wie ein kleines feiges Huhn!"

Provozierend tritt er erneut gegen die Heizung. Ich sehe rot! Malfoy hatte schon immer ein Talent dazu, mich zu ärgern und gerade heute liegen meine Nerven sowieso schon blank!

Am liebsten würde ich ihn verhexen, aber an meinem ersten Tag möchte ICH eigentlich keinen Ärger mit Professor McGonagall, der neuen Schulleiterin von Hogwarts, bekommen.

Mühsam versuche ich mich zu beherrschen und zische ihn wütend an: "Malfoy, ich weiß nicht wieso du überhaupt hier bist. Niemand will dich in Hogwarts haben! Seit letztem Jahr weiß sowieso jeder, was für eine Art Mensch du bist. Du bist der einzige Feigling in diesem Abteil, und das weißt du genauso gut wie ich! Also hör auf, mir auf die Nerven zu gehen!"

Ich glaube zu sehen, dass ganz kurz ein Schatten über sein Gesicht huscht. Obwohl, wahrscheinlich habe ich mir das eingebildet. Denn jetzt breitet sich das fiese Grinsen aus, das ich noch von früher kenne.

„Weißt du was Granger? Du hast Recht. Niemand will mich in Hogwarts haben und ich habe auch keinen Bock auf diese dämliche Schule! Aber gerade ist mir eingefallen, wie dieses Jahr doch noch ganz lustig werden könnte: Ich werde es für dich zur Hölle auf Erden machen! Und ich werde einen riesen Spaß dabei haben!"

Okay, es reicht. Meine Selbstbeherrschung hat ihr Limit erreicht und bevor ich es mir anders überlegen oder Malfoy auch nur mit der Wimper zucken kann habe ich meinen Zauberstab gezogen und schreie: „Petrificus Totalus!"

Der Ganzkörperklammerfluch trifft Malfoy unvorbereitet, sein ganzer Körper wird steif, er kippt seitlich um und bleibt halb auf dem Sitz liegen.

Seine Augen, das einzige Körperteil, das er noch bewegen kann, blicken mich hasserfüllt an. Ohje, ich glaube, ich habe mir gerade einen Feind gemacht...aber es fühlt sich trotzdem gut an, ihn da liegen zu sehen!

Außerdem konnte der mich doch eh noch nie leiden.

Ich lächle ihn süßlich an: „Keine Sorge, Malfoy, ich bin sicher, irgendjemand wird dich finden, wenn der Zug in Hogwarts angekommen ist." Mit diesen Worten verlasse ich das Zug-Abteil, kehre zu meinem Sitzplatz zurück und genieße die Stille, die sich nun ausbreitet.


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