Nicolas

Ich vergesse den Helden des Tages

Vor ab. Scarlett hat das so dar gestellt, als ob das mit den Wahlfächern einfach gewesen wäre. Das war es nicht. Kein Stück. Aber egal. Ich soll die erste Lernaufgabe beschreiben. Okay, wie hat dieser Tag angefangen? Ihr müsst wissen, dass ich bei meinen Eltern im Schloss wohne. Also los.

„Nicolas! Aufstehen! Heute ist dein erste Lernaufgabe, und es wäre eine Schande wenn du die verpatzt!"
Ja, so ungefähr werde ich jeden Morgen geweckt.
„Komme, Mum. Bin wach!"
Ich stand auf, zog mich an, bla bla bla. Der interessantere Teil geht beim Frühstück los.
„Welche Wahlfächer hast du genommen?", fragte Mum. Jetzt hatten sie diesen gruseligen Elternblick drauf. Den konnten sie ziemlich gut.
„Ähm, Charming und Sport auf jeden Fall." Ich wusste das sie das zumindest ein bisschen glücklich machen würde.
„Hast du eines von den Laberfächern genommen?"
Ach ja, die Laberfächer. Dad hielt gar nichts davon. Mum eigentlich schon, aber sie wollte trotzdem nicht das ich eins belegte. Weiß der Geier warum.
„Ich habe Tierpflege gewählt.", schlug ich vorsichtig vor.
„Das geht ja noch. Und sonst? Waffenschulung?"
„Ja, und Überlebenstraining, Tanz und...Zaubertränke und Kunst."
„Das war ja klar, ich hoffe du fixierst dich nicht zu sehr darauf.", sagte Mum kopfschüttelnd.
Mit diesen Worten entließ ich mich selbst vom Frühstück.
„Ich muss los, macht's gut. Wir sehen uns, auf Wiedersehen."
Und...weg war ich. Unser Palast ist nicht ganz so weit weg von der Grimm Tale. Eigentlich waren die direkt nebeneinader. Ich war also innerhalb von zehn Minuten da. Die Schüler sollten sich unter einem Pavillon versammeln. Die meisten standen in ihren Grüppchen, allerdings fand ich noch niemanden von uns. Also setzte ich mich alleine unter den Pavillon auf die Mauer und blickte durch die Reihen. Ich sah mir jedes Mädchen ganz genau an und überlegte, welche wohl mit mir tanzen würde. [Leute, diesen Part muss ich schreiben mit den stechenden Blicken der anderen in meinem Rücken. Sie versuchen sich das Lachen zu verkneifen. Danke. Ich versuche noch das Beste daraus zu machen, und ihr?] Irgendeine von ihnen sollte mich irgendwann zum Tanzen auffordern. Und bis dahin durfte ich einsam sein und niemanden lieben.
„Hey, Großer!", rief eine Stimme. Vor Überraschung fiel ich von der Mauer. Es tat nicht weh, aber so was sah immer verdammt peinlich aus. Liron hatte sich zu mir gestellt. Ihre Augen funkelten belustigt.
„Worüber hast du nachgedacht?", fragte sie.
Ich stand inzwischen wieder auf meinen Beinen und antwortete: „Dies und das."
Ich redete nicht gerne über meinen Fluch, der ist peinlich und dann haben immer alle Mitleid. Mir war schon klar, dass ich es ihnen irgendwann erzählen musste. Aber nicht jetzt.
„Die anderen lassen noch auf sich warten?", fragte Liron jetzt wieder.
„Hmm."
„Bist heut nicht so gesprächig heute, was?"
„Hä? Wieso?"
„Ach lass. Was sind deine Wahlfächer?"
„Warte, das waren: Sport, Tanz, Charming, Überlebenstraining und Tierpflege."
„Tanz und Charming mach ich auch! Und Pflanzenkunde, Musik und Prinzessinnenkunde."
„Du machst Charming? Sind da nicht nur Jungen drin?"
In diesem Moment sah ich Liron zum ersten Mal peinlich berührt. Ihr Blick wanderte zu Boden und sie begann unruhig denn Dreck mit ihrem Schuh hin- und herzuschieben, „Ich dachte es wäre vielleicht ganz interessant? Die Zeiten in denen nur der Prinz das Mädchen verzaubert sind vorbei, weißt du?"
Ich nickte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckte als Liron zugeben wollte. „Na dann."
Kurzeitig kehrte Stille ein.
„Wo bleiben die anderen? Jeder andere ist schon hier!", rief Liron. Sie langweilte sich scheinbar auch. Aber genau in diesem Moment kamen sie. Direktorin Cinderella, Noël, Scarlett und Ry. Sie liefen zu uns.
„Tut und leid, dass wir so spät sind. Scarlett und ich sind bei Direktorin Cinderella im Palast gelandet. Wir haben aus Versehen ein paar Glasvitrinen mit Schuhen zerstört.", erklärte uns Noël japsend.
Scarlett war nicht ganz so außer Atem, aber eindeutig genervt.
„Wir mussten mit aufräumen! Außerdem haben wir fest gestellt, dass Beryll ein Putzfreak ist."
Der wurde nur rot und sagte gar nichts.
„Schüler und Schülerinnen!", begann stattdessen Direktorin Cinderella zu sprechen, „Ich begrüße euch zu eurer ersten Lernaufgabe! Die wird wie folgt stattfinden: Im und um das Schulgelände sind Schlüssel versteckt. Jedes Team muss zwei Schlüssel finden und mir bringen. Keine Sorge! Es gibt genug Schlüssel für jedes Team! Aber ich warne euch, sollte ich erfahren, und glaubt mir, das werde ich, dass einer von euch einen dritten Schlüssel mitnimmt, so bekommt er und sein gesamtes Team ohne Widerworte Nachsitzen. Allerdings wird es schwer einen weiteren zu ergattern. Damit ihr nämlich eine Chance habt, müsst ihr aus diesem Sack zwei Zettel ziehen. Er wird Hinweise zum Aufenthaltsort der Schlüssel nennen. Noch irgendwelche Fragen? Nein? Gut. In dieser Aufgabe geht es um Schnelligkeit, also nicht Trödeln. Jetzt kommt bitte einer vom Team vor und zieht zwei Zettel, nur zwei!"
Noël ging wie selbstverständlich nach Vorne um unsere Zettel zu holen. Er hatte sie auch noch nicht geöffnet als er wiederkam. Liron schnappte ihm die Zettel weg und las den Ersten laut vor: „Der Wald ist euer Feind-nicht euer Freund. Hütet euch vor den Sieben. Das Tellerchen ist leer."
„Natürlich ist es ein Rätsel!", motzte Scarlett, „Geht ja nicht das man einfach sagt: Geh dahin!"
Liron ignorierte sie und las den Zweiten vor: „Es sollte der Himmel sein. Aschenputtels Helferlein."
„Irgendwelche Ideen?", fragte ich.
„Der Wald wurde erwähnt. Also ab in den Wald.", sagte Liron.
Ich zögerte: „Wurde nicht gesagt, dass es nicht unser Freund ist. Also möglichst alles machen, außer in den Wald gehen?"
„Ja, aber besser unser Feind, als gar keine Hinweise. Los geht's!", sagte sie und machte sich auf den Weg. Wir mussten ihr wohl oder übel folgen.

Hinter dem Schulgelände haben wir tatsächlich einen Wald, was wäre auch ein Märchen ohne Wald? Er war in verschiedene Bereiche aufgeteilt nd glich dabei einer großen Spirale, je tiefer man rein ging desto tödlicher wurde er. Aber am Waldesrand war es absolut ungefährlich. Hier gab es Feen, Elfen, Waldtiere und so was eben.
Liron drehte sich um, bevor wir den Wald betraten: „Also Scarlett. Du bist unsere Waldexpertin. Du gehst vor."
„Was? Ich habe genauso wenig Ahnung wie ihr."
Noël meldete sich zu Wort: „Warum bin ich nicht der Waldexperte? Meine Mutter hat sehr viel mehr Zeit im Wald verbracht als Rotkäppchen."
„Genau!", sagte Scarlett.
„Außerdem, habe ich hier eine Menge Freunde und das mit den sieben und dem Tellerchen.", er machte eine kleine Pause, „Damit sind bestimmt die Zwerge gemeint. Das einzige andere Märchen was passen würde, wären die sieben Raben, aber das war auf einem Hügel und nicht in einem Wald."
„Warum gehst du überhaupt noch zur Schule, du bist der absolute Oberstreber!", rief Scarlett genervt.
„Allerdings weiß ich nicht wo ihre Hütte steht."
Scarlett schlug sich gegen die Stirn.
„Mach so einen Waldtrick.", schlug ich vor, bekam aber nur fragende Blicke, „Na ja, mit den Tieren reden oder so."
„Ich kann nicht mit Tieren reden.", sagte Noël, „Warum denken das immer alle?"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Aber ich kann das.", meldete sich Liron zu Wort.
Wir sahen sie fragend an.
„Also zumindest, wenn ich ein Frosch bin."
Und mit diesen Worten schrumpfte sie und verwandelte sich in einen Frosch.
„Meine Güte, du bist so unfassbar hässlich!", lachte Scarlett. Sie konnte sich kaum wieder einkriegen.
Liron kümmerte sich nicht darum und sprang los. Wir folgten ihr bis zu einem Teich mit einer Menge anderer Frösche. Dort führten sie ein angeregtes und ziemliche lautes Gespräch, bis ein weiterer Frosch loshüpfte und Liron hinterher.
„Das ist das bescheuertste das ich je gemacht habe! Und ich bin schon in andere Welten gereist!", murrte Scarlett. Wir folgten den Fröschen trotzdem bis zu einer kleinen Hütte. Unterwegs schlossen sich uns einige Waldtiere an. Besser gesagt folgten sie Noel. Der war davon wenig begeistert, sagte aber nichts. Vielleicht damit Scarlett nicht auch darauf aufmerksam wurde und ihn auslachte.
Der andere Frosch hüpfte weiter. Liron sah uns abwartend an.
„Müssen wir dich wirklich küssen?", fragte ich.
Sie nickte.
„Bäh, ich nicht.", sagte Scarlett.
Wirklich scharf darauf war ich auch nicht. Mein erster Kuss sollte vielleicht nicht mit einem Frosch sein, der zudem einer meiner Freunde war. Noël sah auch nicht begeistert aus.
„Ich mach schon.", sagte Beryll. Ich hatte schon wieder vergessen, dass er da war. [Es tut mir leid, okay? Aber ich kann nichts dafür, du hast nie was gesagt!]
Er hob Liron vorsichtig hoch und küsste sie auf die Wange. Sofort wuchs sie wieder und wurde zum Menschen, umarmte Ry und sagte dann zu uns gewandt: „Ihr müsst aufhören, euch so zu zieren."
„Mir warst du als Frosch lieber.", murmelte Scarlett.
„Sorry", sagte ich, „Aber Frösche sind nicht so mein Ding."
Noël nickte zustimmend. Liron schüttelte genervt den Kopf: „Danke, Ry. Auf dich kann man sich wenigstens noch verlassen."
„Gern geschehen.", sagte er leise.
„Das ist also die Hütte der sieben Zwerge?", fragte Liron.
Noël nickte: „Ich glaube aber nicht das sie Zuhause sind. Um die Zeit sind sie meistens in der Mine. Wir sollten warten bis..."
Liron unterbrach ihn: „Wir können nicht warten. Wir verlieren viel zu viel Zeit. Wir gehen einfach rein."
„Ich schließe mich ihr ausnahmsweise an.", sagte Scarlett.
„Danke, Letty. Ich wusste du kommst zur Vernunft."
„Wie hast du mich genannt?!", rief sie hysterisch. Aber Liron lachte nur und machte sich an dem Schloss zu schaffen.
„Es ist abgeschlossen."
„Natürlich, sie schließen immer ab.", sagte Noël.
Wir sahen ihn abwartend an.
„Was?"
„Deine Mutter ist hier rein gekommen. Du kannst das auch."
„Ich kann keine Schlösser knacken. Aber wir sind befreundet, und ich habe einen Schlüssel."
„Du hast einen Schlüssel, weißt aber nicht, wo sie wohnen?"
„Sonst teleportieren wir uns hin, Mum geht nicht gerne durch den Wald."
Er schloss auf und hielt uns die Tür auf.
„Ladys first."
„Immer das Selbe mit dir.", kopfschüttelnd ging Scarlett rein. Und mit eingezogenem Kopf. Liron folgte ihr und dann Beryll, der nicht mal seinen Kopf einziehen musste.

Zu eurer Information: ich war ein bisschen zu groß für diese Hütte. Ich musste mit meinem Blick auf den Boden gehen, und es war trotzdem noch sehr eng. Meine Schultern berührten ohne Probleme die Decke. Ich weiß nicht mehr, weswegen genau ich mir das angetan habe. Ich habe heute immer noch Nackenschmerzen davon.
Leider konnte ich so auch nur schlecht gucken wo ich lang lief, daher war das erste was ich tat, eine Vase zu zerschmettern.
„Tut mir leid!", rief ich, stolperte nach hinten und stieß noch etwas um. Leider wusste ich nicht was.
„Weißt du was, du gehst am besten wieder raus. Wir kriegen das schon hin."
Mit diesen Worten schob mich Liron wieder nach draußen.
„Du passt auf, dass die Zwerge nicht vorbei kommen, ja?"
„Okay.", meinte ich schuldbewusst. Ich beobachtete sie nebenbei durch die Tür.
„Wir müssen das aufräumen, sonst merken sie, dass jemand hier war."
„Und sie wissen auch wer es war, weil ich der Einzige bin, der den Schlüssel hat und es keine Einbruchsspuren gibt."
„Ich mach das schon, sucht ihr den Schlüssel.", sagte Beryll.
Sie zuckten mit den Schultern.
„Er ist am ehesten oben. Sie verstecken da alle wichtigen Dinge.", sagte Noel. Damit verschwanden sie nach oben und nur noch ich und Beryll waren da. Ich beobachtete wie er das Chaos, was ich angerichtet hatte, wieder beseitigte. Er sah dabei ein bisschen zu entspannt aus.
„Du machst das öfter, oder?"
Vor Schreck ließ er den Schemel wieder fallen, den er gerade in der Hand hatte. Er lief rot an und hob ihn wieder auf, dann nickte er eilig.
„Putzen entspannt mich.", sagte er dann. Seine Stimme war ein wenig zu hoch für einen Jungen in seinem Alter und sehr dünn. Es war mehr wie ein Windhauch.
Ich lachte: „Mich entspannt es, wenn ich nicht Putzen muss."
Er nickte und widmete sich dann der Vase. Er sah ein wenig traurig darüber aus.
„Ist was?", fragte ich deshalb.
Er schüttelte den Kopf, schien aber verwirrt: „Es ist nur. Ich glaube nicht, dass ich sie reparieren kann. Dazu bräuchte ich Kleber, aber den habe ich nicht hier. Und selbst dann würde man sehen, dass sie zerbrochen wurde. Es ist eine Schande, das ist eine sehr schöne Vase gewesen."
„Du meinst also, sie werden so oder so bemerken, dass wir da waren?"
Er nickte wieder.
„Ach man, das ist nur meine Schuld. Ich Tollpatsch."
„Nein, nein, mach dir keine Vorwürfe. Ich habe eine Idee.", das erklärte er nicht weiter und verschwand hinter die Treppe, so dass ich ihn nicht mehr sehen konnte.
„Was denn?", rief ich trotzdem.
„Ich koche etwas."
Ich zog eine Augenbraue hoch: „Was soll das helfen?"
„Zwerge lieben Essen", ich hatte große Mühe ihn noch zu hören, „aber sie können nicht sehr gut kochen. Sie werden sich sehr über etwas Gekochtes freuen und wenn wir dann erklären, warum wir hier waren, werden sie nicht sehr wütend sein."
„Wie willst du ihnen das erklären?"
„Ich schreibe einen Zettel."
„Achso.", murmelte ich. Dann lauschte ich nur noch den Geräuschen von klappernden Töpfen. Dann ein Keuchen. Er lief wieder in mein Sichtfeld, er schien was entdeckt zu haben.
„Was denn?", fragte ich.
„Ich habe den Schlüssel gefunden. Er war im Kräuterregal versteckt."
„Leute!", rief ich, „Ry hat den Schlüssel! Ihr könnt wieder runter kommen!"
Kurz drauf sah ich wie sie hinunter kamen. Beryll übergab den Schlüssel und machte sich wieder in der Küche zu schaffen, während ich kurz die Situation erklärte. Ry war ein schneller Koch, er war fertig bevor sie den Zettel fertig geschrieben hatten.
„Ich hoffe nur, dass sie sich damit zufrieden geben.", murmelte Noël.
„Wird schon.", sagte Liron. Damit gingen sie aus der Hütte und Noël schloss wieder ab.
Liron machte sofort weiter: „Nächster Schlüssel. Irgendwelche Ideen?"
„Wie war noch mal das Rätsel?", fragte ich.
Es sollte der Himmel sein. Aschenputtels Helferlein.", zitierte er.
Wir blickten auf Beryll. Er sah beschämt zu Boden, während er nachdachte.
„Tauben.", sagte er dann kaum hörbar.
„Tauben?", fragte ich.
Er nickte: „Sie haben Mum die Kleider gebracht, die Linsen sortiert und den Betrug ihrer Stiefschwestern aufgeklärt."
„Und das passt auch mit dem Himmel. Der Meisterdieb hat dem Pfarrer und dem Küster erzählt, er würde sie in den Himmel bringen und hat sie in den Taubenschlag gebracht.", sagte Noël.
„Sag ich doch, Streber.", murmelte Scarlett.
„Also müssen wir zum Taubenschlag, auf geht's."
Auf den Weg zum Taubenschlag kamen wir an anderen Gruppen vorbei, die ebenfalls ihre Rätsel auswerteten. Zum Glück sprach uns keiner an. Als wir ankamen, wurde uns deutlich, was die Schwierigkeit hier dran war. Die Tauben waren etwas...unruhig? Sie flatterten herum und ließen niemanden durch. Den Schlüssel sah ich aber, er hing an einer kleinen Kette am anderen Ende des Taubenschlags. Unser Taubenschlag der Schule war ein längliches, auf Stelzen gebautes Haus. Theoretisch konnte ein kleiner Mensch darin stehen, aber die Tauben schienen heute ein bisschen sehr aggressiv.
„Ich könnte mich wieder in einen Frosch verwandeln.", schlug Liron vor.
Scarlett schüttelte den Kopf. „Die zerfleischen dich."
„Tauben fressen keine Amphibien!"
„Das weiß ich, aber die sind aggressiv gegenüber allem und ein Frosch ist leichter zu zerfleischen als ein Mensch. Wenn du so rein gehst, ist das immer noch klüger."
„Bessere Ideen?"
„Nein.", gab Scarlett Zähne knirschend zu.
Ein Pfiff ertönte. Wir sahen uns um. Ich musste leider gestehen, dass ich Ry schon wieder vergessen hatte. [Wirklich, es tut mir leid!]
„Ich mach das. Tauben sind mein Spezialgebiet.", lächelte er leicht.
Tatsächlich waren die Tauben kurz aufgeschreckt als er gepfiffen hatte. Aber jetzt waren sie wieder Feindseelig gestimmt.
„Wie genau willst du das machen.", fragte Noel.
Beryll antwortete nicht. Stattdessen beobachtete er konzentriert den Taubenschlag. Langsam näherte er sich, wir anderen blieben zurück. Als die ersten Tauben ihn bemerkten schossen sie auf ihn zu. Er ließ sich nicht beirren und streckte den Arm aus. Zuerst fragte ich mich was er da machte, dann wurde es mir bewusst. Er wollte eine Taube fangen. Es schien ihm gelungen zu sein, denn er rannte zu uns zurück.
„Bist du wahnsinnig? Die kommen her! Und lass die arme Taube los!", rief Scarlett hysterisch.
„Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Die Tauben wollen nur ihr Zuhause verteidigen. Das ist nicht mehr ihr Gebiet."
Er öffnete seine Hand und betrachtete die Taube.
„Sie war das langsamste und jüngste Exemplar.", flüsterte er, dann widmete er sich der Taube: „Hey, Kleine.", sagte er, „Wir brauchen deine Hilfe."
„Sag nicht, du kannst mit Tauben reden."
„Meine ganze Familie.", murmelte er leise und wurde sehr, sehr rot. Dann widmete er sich wieder der Taube: „Kannst du uns denn Schlüssel holen?"
Sie schien irgendwas zu „sagen" und flog dann los. Ohne Probleme flog sie an den anderen Tauben vorbei und holte uns den Schlüssel. Als sie wieder da war, ließ sie den Schlüssel in Berylls Hand fallen und setzte sich wieder auf seine Schulter.
„Das war leicht.", sagte Noel und nahm den Schlüssel, „Los zu Direktorin Cinderella."
Wir waren nicht die ersten. Drei andere Gruppen standen schon unter dem Pavillon als wir kamen. Die Direktorin sah uns kommen und begann sofort zu grinsen.
„Beryll! Ihr habt es geschafft."
„Ihr Sohn hat das meiste alleine gemacht.", grinste Liron, während Noël die Schlüssel überreichte.
„Ich bin stolz auf dich. Und eine süße Taube hast du da. Behältst du sie?"
„Ich lasse sie wieder zu den anderen."
„Ich glaube sie mag dich. Behalt sie ruhig, wenn du irgendwas für sie brauchst, fragst du."
„Klar.", damit verzog er sich möglichst schnell aus ihrer Rufweite. Wir folgten ihm.
„War es das eigentlich für heute?", fragte Scarlett dann.
„Nein, wir bekommen gleich noch unsere Handbücher, Stundenpläne und Materiallisten, aber dann kannst du nach Hause."
„Juhu.", sagten Scarlett und ich gleichzeitig.
Damit endete der Tag. Und ich übergebe an Liron    

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