Der Brunnen
Die Scheinwerfer des Autos beleuchten noch kurz den Weg, ehe sie ausgehen und nur der volle Mond den fast überwucherten Weg in dämmriges Licht hüllt. Zweifelnd schaue ich zurück, doch etwas zieht mich weiter auf den Innenhof der Ruinen des alten Anwesens zu. Seit ich damals beim Umzug an diesen Ort vorbeifuhr, habe ich den Drang hierherzukommen; zum ersten Mal hatte ich mich da gefühlt, als hätte ich eine Aufgabe, einen Sinn im Leben. Doch was es ist, weiß ich nicht. Meine Beine tragen mich zielstrebig immer weiter. Weiter zu einem mir unbekannten Punkt, vorbei an einer im Nebel liegenden großen Statue eines Wesens mit ledrigen Flügeln und zwei nach oben gebogenen Hörnern und weiter durch ein Heckenlabyrinth zu dessen Mitte.
Auf dem etwas größeren Platz inmitten des Labyrinths sehe ich mein Ziel. Der Brunnen. Mir erscheint es nun so unwirklich, dass ich vorher mein Ziel nicht kannte, denn nun erscheint alles klar, und doch ich kann nicht sagen, wozu das alles führt. Ich bin mir aber sicher, wie es weitergeht, was ich jetzt tun muss und ein kurzer Blick auf den Mond lässt mich beeilen. Zügig gehe ich zum Rand des Antiken und doch irgendwie unangetastet Brunnen und schaue hinein. Langsam wandert der Mond weiter, bis er genau über dem Brunnen steht und genau senkrecht in das Wasser leuchtet. Die Silhouette von meinem Kopf wirkt aber inzwischen anders. Langsam erscheinen im Spiegelbild Hörner, die seitlich aus meinem Schädel kommen. Doch es tut nicht weh, im Gegenteil, je deutlicher die werden, desto mehr fühle ich mich wie ich und desto klarer werden meine Erinnerungen an mein wahres Leben.
Mir wird bewusst, dass ich nie ein Mensch war, ich bin ein Wesen, was nie hätte existieren dürfen, ein Mischling zwischen Dämon und Engel. Eine Absurdität, etwas, was das Gleichgewicht der Welten bewahren oder zu einer mir beliebigen Seite kippen könnte. Kurz, ich bin eine Gefahr. Und als solche musste ich versteckt werden, bis die Zeit reif ist. Besonders da mein eines Elternteil niemand anderes als der Herr der Unterwelt ist. Als Nächstes wird es heller um mich herum. Es ist, als ob das Mondlicht von über mir nochmal angestrahlt wird. Und mit der Gloriole kommen auch die Erinnerungen an meinen anderes Elternteil Ophaniel zurück. Er war es auch, der mich zu diesem Ort geleitet hat, einer Residenz von Luzifer, und Ophaniel der mit seiner Macht an diesem mir sehr verbundenen Ort an der tiefsten Stelle die Illusion um mich lichtete. Die Illusion, die meine Erinnerungen und Aussehen beeinflussten, und die mich vor den Augen meiner zahlreichen Feinde schützte.
Komplett wieder ich selber gehe ich zurück zu dem großen Platz mit der Statue, die ich nun als Statue meines Vaters erkenne, und nicht nur das, ich weiß nun auch wieder das diese Statue eine versteckte Passage in die Unterwelt ist, eine die man nur sieht, wenn man befugt ist diese zu nutzen. Ohne Nebel sehe ich vor der Statue die große Steinplatte mit den Runen, die das Tor bildet, und "klopfe" mal da an, nicht sicher, ob ich durchgehen darf oder Gefahr droht. Entspannt warte ich, während ich mir den Mond anschaue, der mich aufgrund meines Erbes sehr beruhigt, als ein Bote auftaucht. "Mein Prinz, ihr Vater wartet auf sie, folgen Sie mir bitte."
Und ich folge den Boten.
Dies war ein weiterer Beitrag von den Schrebevents auf meinen Discord. (Link in mein Profil).
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