XXII. Kapitel // Teil I
Dies ist der erste Teil des 22. Kapitels, das noch (Nachtrag: Nicht mehr) namenslos ist. Ich wollte euch nicht noch länger warten lassen, komme aber einfach nicht dazu, dass Kapitel fertig zu stellen. Ich hoffe, der 2. Teil folgt bald, und Danke für eure Geduld!
qwertzuiopüasdfghjklöäyxcvbnm
(Nachtrag: Es reißt mich vom Hocker)
Euronyme schuf sieben Titanenpaare, denen sie jeweils einen Planeten zuordnete. Phoibe und Atlas bekamen den Mond, Theia und Hyperion die Sonne, Dione und Krios den Mars, Metis und Koios den Merkur, Themis und Eurymedon den Jupiter, Tethys und Okeanos die Venus und Rhea und Kronos des Saturn. Wenn sie sich versammelten taten sie dies auf dem Berg Otrys. Die Titanen herrschten nicht gut, einzig allein ihr eigenes Wohlbefinden war ihnen wichtig. Der große heilige Zeus, der Sohn des Rhea und des Kronos' stürzte seinen Vater mithilfe seiner Geschwister, die er zuvor aus dem Magen seines Vaters befreite und verbannte die Titanen in die Tiefen den Tartarus, wo sie sich bis heute befinden und für alle Ewigkeit.
Liam fuhr sich mit seinem Jackenärmel übers Gesicht.
„Das wirst du bereuen, ich versprech's dir!", zischte er. Wie konnte ein Mensch, den man so gut zu kennen glaubte, einen nur mit solch kaltem Hass ansehen?
Wie auf Kommando traten zwei Wachen aus dem Schatten, Liam zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und sperrte die Tür zu meiner Zelle auf. Augenblicklich kamen von den benachbarten Zellen Rufe und Pfiffe, sie wollten auch raus. Liam und die Wachen ignorierten sie geflissentlich, ihre Aufmerksamkeit galt allein mir.
Diesmal wurden mir nicht die Augen verbunden, dafür positionierten sich die beiden Wache jeweils rechts und links vor mir.
„Was ist Liam, jetzt hast du schon deine Freunde verraten und darfst trotzdem nicht mehr, als ein kleines Mädchen durch einen modrigen Keller geleiten? Das ist wirklich traurig." Bewusst versuchte ich ihn zu provozieren, falls ich fliehen wollte, war das hier meine einzige Chance, sobald ich von Titanen umzingelt war, würde mir dazu keine Gelegenheit mehr bleiben.
Liam schien meinen suchenden Blick zu merken und grinste dann belustigt.
„Ich bitte dich, Zoë, allein schon der Gedanke an eine Flucht ist völlig lächerlich."
„Du klingst sehr überzeugend mit Sabber im Gesicht.", erwiderte ich trocken. Aber verdammt, er hatte Recht. Ich kannte mich hier nicht aus und ohne Waffen oder meine göttlichen Fähigkeiten war ich ziemlich hilflos. Meine ehemals guter Freund und immer noch ätzender Klugscheißer ging voraus und während ich die Orientierung schon verloren hatte, musste er bei keiner Abzweigung zögern. Die Gänge waren gesäumt mit Zellen und so langsam fragte ich mich, wie viele arme Schweine hier unten wohl verschimmelten. Die beiden Wachen hatten inzwischen auf Liams Befehl jeder einen meiner Oberarme gepackt und quetschten mir das Blut ab mit ihren Stahlgriffen, ideale Bedingungen für eine Flucht. Zwischendurch kam es mir so vor, als würden wir noch tiefer in die Erde hinabsteigen, doch schließlich blinzelte ich ins Sonnenlicht. Schlagartig sah alles anders aus. Die Treppe, die ich hinauf geführt wurde, war breit und aus Marmor, oben erwartete mich ein gigantischer lichtdurchfluteter Saal. Der moderige Geruch war ebenso verschwunden wie das schummrige Licht. Kaum standen ich und meine Begleiter (inklusive Verräterfreund) auf der letzen Stufe schloss sich der Boden über der Treppe so als wäre sie nie da gewesen. Erst als sich meine Augen langsam an das Licht gewöhnt hatten bemerkte ich, wo ich tatsächlich war. Falls ich überhaupt je eine Möglichkeit zur Flucht gehabt hatte, war diese jetzt vorbei. An der Kopfseite des Saals standen fünf überdimensionale Throne auf denen genauso überdimensionale Männer saßen, das Alter unmöglich zu schätzen. Sie alle sahen mich teils amüsiert, teils erfreut, teils grimmig an. Links und rechts befand sich je drei Stühle in Normalgröße auf denen scheinbar normale Frauen in antiken Gewändern Platz genommen hatten. Ihre Gesichter schienen ausdruckslos, fast schon gelangweilt. Ich erinnerte mich noch gut an das Gefühl was ich verspürt hatte, als ich das erste Mal vor die zwölf Olympier getreten war. Das multipliziert mit 100 plus der starken Empfindung von Angst beschrieb ungefähr, wie mir zu Mute war. Ohne Frage, ich stand dem Rat der Titanen gegenüber. All die Gerüchte über ihre vollständige Rückkehr aus dem Tartarus waren wahr. Ein kleiner Teil von mir hatte wohl immer noch gehofft, dass sie doch bloß nur Gerüchte waren.
Die beiden Wachen hatte meine Arme losgelassen und zogen sich langsam zurück, sie waren nicht mehr notwendig um mich am Weglaufen zu hindern, auf meinen Armen zeichneten sich die Abdrücke ihre Finger ab. Eine der Frauen erhob sich und ging auf mich zu. Sie hatte eine schmale Nase und volle Lippen, ziemlich hübsch.
"Im Namen des Heiligen Kronos begrüße ich dich auf dem Otrys. Mein Name ist Rhea.", sagte sie als sie etwa 3 Meter vor mir stand.
Rhea? Das war Rhea? Die Rhea, die ihren Sohn Zeus vor seinem Vater beschützt und ihn später dazu ermutigt hatte, ihn zu stürzen? Und Kronos, der Herrscher über die Zeit, der große Schrecken der Olympier, der grausame Vernichter war einer der Männer die dort seelenruhig saßen und mich musterten?
"Ich will nicht unverschämt sein, aber irgendwie habe ich mir Euch...mächtiger vorgestellt."
Rhea lachte, ein erstaunlich menschliches Lachen. Es hatte den Anschein, dass sie wohl wieder auf die Seite ihres Ehemannes gewechselt war um nun ihren Sohn zu vernichten. Falsche Schlange.
"Denkst du wirklich, dass das hier unsere titanischen Gestalten sind? Glaub mir, wäre dem so, würdest du auf der Stelle zu Staub zerfallen. Unsere Seelen sind tief im Tartarus verbannt, was du siehst sind lediglich schwache Projektionen unserer selbst." Wenn das wirklich stimmte, wollte ich dem Rat nie begegnen wenn er bei hundertprozentiger Stärke war.
"Das ist ja schön und gut aber wenn ich euch einen Tipp zu eurer Inneneinrichtung geben darf, modrige Kerker sind gar nicht in dieses Jahrhundert.", sagte ich und biss mir im gleichen Atemzug auf die Zunge. Das hier war schließlich der Rat der Titanen, Zeus selbst hätte diese Bemerkung wahrscheinlich nicht mal amüsant gefunden und das hier war sein böser Daddy und Co, da sollte ich wohl besser nicht meinen Hals riskieren. Ich erwartete einen Elektroschock, einen Anfall von Schmerzen oder was auch immer der Titanenboss tat, wenn ihm etwas nicht gefiel- nichts passierte. Stattdessen brach einer der Männer in ohrenbetäubendes Gelächter aus. Er hatte olivfarbene Haut und ein markantes Kinn.
"Dieses Mädchen gefällt mir, wirklich, warum können nicht alle Götter so sein!"
Ich war überrascht. War ich hier im falschen Film? Erst das Drama mit Liam und dem Kerker und jetzt waren sie so locker als wollten sie nur mit mir plaudern? Mir war unwohl zu Mute.
"Was wollt ihr von mir?", fragte ich.
Ein anderer der Männer ergriff das Wort.
"Wie du sicher weißt, haben die Götter uns vor langer, langer Zeit verbannt. Das war nicht schön, glaub mir." Ich nickte, soweit war ich informiert.
"Jetzt wollen wir etwas, was die Olympier wohl als Rache bezeichnen würden."
Ein blonder Mann schaltete sich ein.
"Wir bevorzugend den Begriff Gerechtigkeit. Wir steht es noch in diesem Buch der Christen? Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sie haben uns beinah vernichtet, jetzt sind wir dran. Und du wirst uns helfen."
"Kein Interesse. Von mir aus kann alles so bleiben, wie es ist.", sagte ich mit zusammen gepressten Lippen, etwas war hier gewaltig faul. "Selbst wenn ich könnte, ich würde euch nicht helfen. Die Götter sind arrogante, egoistische Arschlöcher, aber sie sind meine Familie. Ich bin einer von ihnen." Meine Stimme klang nicht so fest wie ich es mir gewünscht hätte. Rhea lächelte fast schon mitleidig.
"Ach, wie niedlich. Zoë Chester, du kannst uns sehr wohl helfen. Und wir fragen nicht, wenn wir uns etwas nehmen." Ich schauderte bei dem leicht kühlen Unterton.
Der blonde Mann begann wieder zu sprechen: "Leider haben die Götter einen ziemlich guten Job gemacht, als sie uns verbannt haben, wir sind immer noch nicht stark genug, um anzugreifen. Aber dann kamst du, das Mädchen aus der Prophezeiung, endlich." Zum Ende hin war er immer lauter geworden und ich zuckte zusammen, als er das letzte Wort beinah heraus schrie.
War es nicht üblich, dass die Schurken für gewöhnlich ihr Opfer umbrachten, nachdem sie ihm den großen Masterplan ausgeführt hatten? Zwar wusste ich, dass Götter nicht sterben konnten, aber die nächsten paar Jahrtausende im Tartarus zu verbringen erschien mir auch nicht gerade angenehm.
"Es gibt nur einen, der uns helfen kann. Und diese Person steht genau vor uns.", sagte der blonde Mann, der sich wieder beruhigt hatte.
Bevor ich etwas sagen konnte, begann ein anderer Mann zu sprechen. Seine Stimme war ruhig aber trotzdem jagte sie mir ein schaudern über den Rücken.
"Krios, Hyperion. Schweigt."
Ein Titan, der den anderen befehlen konnte, leise zu sein? Das könnte nur Kronos sein. Ich hatte den Mann der ganz in der Mitte saß noch gar nicht wahrgenommen. Von allen war er wohl am schmalsten gebaut, er hatte kein markantes Gesicht, keinen Bart, er war einfach unauffällig. Im Kopf ging ich schnell die Namen der Titanen durch, die ich noch auf die Reihe bekam. Rhea war die einzige Titanin, an die ich mich erinnern konnte. Hyperion und Krios waren die beiden, die bereits mit mir gesprochen hatten. Atlas konnte nicht hier sein weil er schließlich den Himmel stütze, wie der fünfte Titan hieß wusste ich nicht mehr. Und natürlich Kronos, der Herr der Zeit, der Zeus der Titanen.
"Wir würden gerne einmal mit Euronyme reden, wir benötigen ihre Hilfe.", sagte Kronos und erneut bekam ich eine Gänsehaut beim Klang seiner Stimme, obwohl er so höflich war. Wir würden gerne. Kurz war ich versucht, einfach Nein zu sagen, aber wahrscheinlich gehörte ein Widerspruch gegenüber Kronos zu den bekannten letzten Worten. Als Antwort hob ich meinen rechten Arm, der immer noch von diesem seltsamen Blocker-Armband geschmückt wurde.
"Alles der Reihe nach, Zoë Chester. Wir haben schon Jahrtausende gewartet, da kommt es auf eine halbe Stunde auch nicht mehr an. Erst möchten wir dir einige Fragen stellen, die du wahrheitsgemäß beantworten wirst. Evans, Abtreten." Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Liam sich kurz verbeugte und dann durch eine kleine Tür verschwand. Obwohl er ein Verräter, und dazu noch ein sterblicher, machtloser, war, hatte ich mich besser gefühlt, als ich noch nicht komplett allein mit den elf Titanen war.
"Was weißt du über die Prophezeiung?", lautete Kronos' erste Frage. Zu gerne hätte ich ihm etwas gegen den Kopf geschleudert (eine Beleidigung, gerne auch einen harten Gegenstand) oder mich einfach nur verweigert, aber Liam hatte Recht gehabt, als er eben im Kerker meine aussichtslose Lage beschrieben hatte: ich war unbewaffnet, alleine, gefangen und meine Chancen auf eine Flucht standen bei Null, oder eher minus eine Millionen. Trotzdem, ich wäre nicht Zoë Chester, Göttin, Jägerin und Weltretterin, wenn ich mich einfach so geschlagen geben würde. Aber für den Moment hieß es noch: abwarten und brav sein.
"Ich weiß, dass sie in das Diadem eingeritzt ist, dass sie von mir handelt, und das die Götter sie anscheinend schon kannten und auf meine Geburt gewartet haben."
"Hast du jemals etwas über die Herangehensweise der Götter mitbekommen?"
"Wie ist das gemeint?", fragte ich.
"Wer das Schicksal kennt, versucht es zu verhindern oder ihm seinen Weg leichter zu machen, das liegt in der Natur jedes Wissenden. Ich schließe mich selbst ein, auch ich habe dies getan." Er warf Rhea einen Seitenblick zu. So ganz schien die Verratssache wohl doch nicht vergessen zu sein. "Aber jetzt bin ich klüger. Das Schicksal lässt sich nicht verhindern. Man muss Dinge laufen lassen, beobachten, wie sie sich entwickeln. Das hat mein Sohn nicht getan. Er hängt so an seiner Macht, dass der nicht mitbekommt, wie seine Herrschaft sich dem Ende nähert. Bald schon wird eine neue Ära anbrechen, das zweite Zeitalter der Titanen. Und diesmal wird es für immer andauern!" Wäre diese Situation nicht so unglaublich absurd und ernst, hätte ich dem Obertitan wohl die Visitenkarte eines Psychologen gegeben, der hatte dringend Hilfe nötig. Und ich fand schon Zeus schlimm.
"Ich habe keine Ahnung.", gab ich ehrlich zu. "Wüsste ich, was los wäre ich jetzt nicht hier." In dem Moment durchzuckte mich ein stechendender Schmerz, wahrscheinlich nicht länger als eine halbe Sekunde, aber er ließ mich aufschreien. In Rheas Gesicht blitzte ein Lächeln auf.
"Wir mögen keine Lügner.", sagte sie ruhig.
"Aber...ich weiß wirklich...nichts!", keuchte ich. Erneut fühlte ich den Schmerz wie tausend kleine Nadeln, die jeden Quadratmillimeter meiner Haut durchbohrten bis tief auf die Knochen. Mit größter Mühe könnte ich mich auf den Beinen halten. In dem Moment kam mir der Gedanke, dass sie mich das alles nur fragten um mich zu testen, und nicht etwa, weil sie selbst die Antworten nicht kannten.
"Ich...ich glaube, dass sie versucht haben, mich mit Euripides unter Kontrolle zu halten, damit ich ihnen nicht gefährlich werden kann.", sprach ich meine Vermutung aus.
"Weiter.", sagte Kronos.
"Sie haben mich zu den Jägerinnen geschickt, damit ich auf Abstand aber trotzdem bei ihnen bleibe."
Sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er immer noch nicht zufrieden war.
"Sie versuchen, Fehler auszubügeln. Mich für ihre Zwecke zu brauchen. Die Prophezeiung zu deuten."
"Wie weit würden sie dafür gehen?"
"Wofür?", fragte ich zögernd, aus Angst vor einer weiteren Attacke von psychischen Schmerzen.
"Für ihre Herrschaft. Für dich."
Ich dachte nach, so wirklich hatte ich mir da noch nie drüber Gedanken gemacht. Klar, ich war das Mädchen aus der Prophezeiung, aber trotzdem war ich mir bisher immer sicher gewesen, auf dem großen Schachfeld nur der Bauer zu sein, und nicht etwa der König. Alle Blicke lagen auf mir und schienen mich erdrücken wollen.
"Sie würden alles tun.", sagte ich nach einer Weile und setzte in Gedanken hinzu: "Genau wie ihr."
Kronos nickte langsam, als wäre ihm das ohnehin schon klar gewesen. Ich konzentrierte mich auf seine goldenen Augen und als er mich plötzlich ansah, drehte ich meinen Kopf weg. Der Typ war wirklich das Gruseligste, was ich je gesehen hatte.
Plötzlich hörte ich ein leises Klicken gefolgt von einem unglaublich angenehmen Gefühl. Ich hatte keine Ahnung, wie es war ein Korsett zu tragen, aber so müsste es sich anfühlen, wenn es gelockert wurde. Ich atmete tief ein und schloss einen Moment die Augen.
"Der Zauber um dein Armband wurde gelockert. Du kannst jetzt auf unsere Kommando mit der großen Herrin Kontakt aufnehmen.", erklärte Rhea. Mir fiel nicht direkt ein, dass mit große Herrin Euronyme gemeint war. Tatsächlich, ich fühlte nicht mehr diese komplette Leere in meinem Kopf, eher ein Platz, der nicht ganz ausgefüllt war.
Euronyme?, fragte ich. Ich hab Hilfe Notwendig. Jetzt. Und du steckst genauso in der Scheiße wie ich.
Keine Antwort. Dafür eine Antwort von Kronos: "General Castellan soll eintreten." Castellan? Luke Castellan? Mein Luke?
Augenblick ging die Tür, durch die Liam den Thronsaal verlassen hatte, auf und eine Person trat ein. Eine mir sehr bekannte Person.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top