XIII. Kapitel

Meine halbgöttliche Birne wird (gleich zwei Mal) zu Brei geschlagen

Für einen Moment war ich wie gelähmt. Mein Kopf sagte mir, dass ich auf der Stelle mein Messer ziehen sollte, dass ich in Gefahr war und handeln müsste. Ein anderer Teil von mir wollte einfach nur alle anderen Leute ausblenden und Luke in die Arme fallen. Obwohl unsere gemeinsame Zeit im Camp noch nicht einmal fünf Monate gedauert hatte, war von Anfang an eine Verbindung zwischen uns da gewesen. Bei ihm hatte ich mich sicher und geborgen gefühlt. Als ob nichts passieren konnte, solange er in meiner Nähe war. Als ob die ganze Welt in Ordnung wäre.
Ich hatte nie mehr so ein Gefühl verspürt, weder bei Will, noch bei Finnick oder meiner eigenen Mutter. Manchmal hatte ich mich gefragt, ob Luke diese Verbindung auch spürte, hatte aber nie jemandem davon erzählt.
Ich versuchte seinen Blick aufzufangen, ich wollte, dass er mich ansah und sich eine Regung in deinem Augen zeigte. Ich wollte, dass er sagte dass es ihm Leid tat, dass er mich niemals hatte alleine lassen wollte. Aber er wich mir aus.
"Luke...Castellan, richtig?", fragte Euripides. Er schien Zeit schinden zu wollen, um sich einen Plan auszudenken. So hätte ich es zumindest gemacht. Wenn da nicht Luke gewesen wär.
Ich wollte "Hier bin ich, schau mich verdammt noch mal an!" schreien, hielt mich aber zurück. Wie oft hatte ich versucht ihn zu kontaktieren aber nie auch nur ein Lebenszeichen bekommen. Die Erleichterung ihn zu sehen, die Angst vor dem, was diese Soldaten tun würden und die Verwirrung mischten sich mit Frust und Ärger.
Sein Gesichtsausdruck war so, wie der eines Anführer zu sein hatte. Stark, entschlossen, zuversichtlich. Ohne eine Gefühlsregung. Jetzt erst fiel mir auf, dass er sich auch verändert hatte. Jeder wird älter, aber in meinen Erinnerungen war er immer der Junge gewesen, den ich als Zwölfjährige gekannt hatte. Seine Haare waren ein Stück länger, er war größer geworden und seine Gesichtszüge verrieten nicht, dass er erst neunzehn war.
"Ihr habt euch Zeit gelassen. Wir warten schon 'ne halbe Ewigkeit.", sagte Luke und schaute dabei Euripides fest in die Augen.
"Verstehe. Ihr habt nichts Besseres zu tun. Stand das nicht in der Jobbeschreibung? Das ist aber Schade, Sohn des Hermes.", erwiderte Euripides kühl. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob das alles nur ein Test der Zwölf war. Diese Soldaten waren Halbgötter, die übergewechselt waren, wie Luke, oder andere unsterbliche Wesen, die nun für die Titanen kämpften. Sie alle trugen die Rüstungen und das Zeichen der Titanenarmee.
"Ich bin kein Sohn des Hermes. Ich diene Vater Kronos. Die Olympier sind nicht mehr meine Familie, ich gehöre nicht zu euch.", zischte er. Seine Worte verletzten mich. Indirekt hatte er gesagt, dass ich ihm egal war.
Während unserer Reise hierhin hatte ich Euripides und Liam Luke einmal erwähnt, war aber nicht näher darauf eingegangen. Gerade schien es Euripides einzufallen, denn er warf mir einen kurzen Seitenblick zu, wie um zu sehen, ob ich noch da war.
Keine Angst, ich hau schon nicht ab falls du das denkst, dachte ich.
Er schien zu merken, dass ich innerlich mit mir kämpfte und schob seinen Arm vor mich, als wollte er mich zurückhalten.
"Gebt ihr auf direkt auf müssen wir dir erst deine göttliche Birne zu Brei schlagen?", fragte Luke.
Bevor Euripides antworten konnte erwiderte ich: "Das hättest du wohl gerne!" Er schaute mich immer noch nicht an. Was sollte das? War das ein Trick? Oder hatte er vielleicht einen Anflug von schlechten Gewissen?
Doch dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern. "Okay. Soll mir recht sein. Angriff. "
Lukes Soldaten waren klar im Vorteil. Zum einen waren sie uns zahlenmäßig um Längen überlegen, sie hatten sich vorbereitet und einen Plan (im Gegensatz zu uns), neben Euripides stand Liam (er hätte als Wachsfigur durchgehen können, wahrscheinlich eher eine Behinderung im Kampf anstatt einer Hilfe) und der einzige Ausgang war blockiert  Die meisten Soldaten überragten mich um mindestens einen Kopf und waren ziemlich kräftig. Es war nur eine Frage von wenigen Minuten, bis sie uns kalt gemacht haben werden.

„War nett, euch kennengelernt zu haben.“, sagte Euripides halb im Spaß, halb ernst zu Liam und mir. Der hatte gut reden, schließlich war er der Unsterbliche von uns. Das schlimmste was ihm passieren konnte, waren ein paar Jahre in der Unterwelt. Liam schien nicht wirklich zu Späßen aufgelegt zu sein. Er war blass und ich hätte mich nicht gewundert, wenn er einfach umgekippt wäre. Dann erinnerte ich mich an das Versprechen gegenüber May. Schützend stellte ich mich vor ihn und legte einen Pfeil in den Bogen ein. Lukes Männer kamen auf uns zugerannt wie eine Horde Bullen. Ich schoss im Sekundentakt Pfeile ab, meistens prallten sie jedoch an der Rüstung ab. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Euripides immer wieder mit den Finger schnipste, jedoch nichts passierte. Er fluchte und hob ballte schließlich einfach die Hände zu Fäusten. Hatte Lukes Armee vorher dafür gesorgt, dass göttliche Magie hier drinnen nicht funktionierte? So ein verdammter Mist.

Die Wand aus Kriegern war nun genau vor uns und ganz ehrlich: In diesem Moment dachte ich wirklich Das war’s jetzt.


Gerade noch briet ich einem Jungen, der gerade mal so alt war wie ich, mit meinem unzerstörbaren Bogen eins über, als ich eine Faust auf mein Gesichts zurasen sah und mir schwarz vor Augen wurde.

ΩΩΩ

Ich wurde davon wach, dass eine Person mir mit einem nassen Tuch das Gesicht abtupfte. Mein Kopf schmerzte so sehr, als hätte ich versucht, gegen eine Wand zu laufen und es fühlte sich geschwollen an. Ich hörte das Geräusch von Metall auf Metall und das Schnaufen und Keuchen, wie bei einem Kampf, jedoch so, als hätte jemand dem Fernseher auf ganz leise gedreht. Mein Kopf lag auf etwas weichem, mit den Fingern fühlte ich jedoch rauen Stein. Als ich blinzelte, sah ich verschwommen eine Gestalt. Langsam nahm die Person genaue Umrisse an. Ich sah Luke, der mich mit einem besorgten Lächeln betrachtete, die Erinnerung setzte wieder ein. Das Diadem. Die Höhle. Luke. Scheiße.  Bevor ich genauer nachdachte, schnellte meine Hand vor und ich gab ihm eine schallende Backpfeife. Ich war davon fast so überrascht wie er.

„Wofür war das denn?!“, fragte er.

„Ich rede nicht mit Verrätern oder Lügnern.“ Ich wollte mich aufsetzten, Luke drückte mich jedoch wieder vorsichtig runter. Mein Kopf hatte sich sowieso sofort wieder angefangen, sich zu drehen.

„Hör zu.“, flüsterte er. „Ich hab nicht viel Zeit.“ Aus irgendeinem Grund war ich froh, dass die harte Miene einem zwar angespannten, dafür aber fürsorglichen Gesichtsausdruck gewichen war.

„Ich muss-“, begann er.

„Du hast gesagt, du passt auf mich auf! Du hast es versprochen!“, unterbrach ich ihn, hob meine Hand und zeigte ihm die Innenseite mit der kleinen Narbe, die von unserem Blutsgeschwisterpakt zurückgeblieben war. Er drückte seine Narbe dagegen und sagte: „Ich passe auf dich auf. Und deswegen tut es mir umso mehr Leid, dass ich das jetzt tue. Aber es muss sein. So sagt es die Prophezeiung.“

„Was? Was tut dir Leid? Was musst du tun? Und was zum Hades für eine Prophezeiung?!“

Schweigend schlug er etwas aus einem Tuch aus. Es leuchtete so hell, dass ich wieder einen Moment die Augen schließen musste. Ich drehte den Kopf und sah, dass ich in einer kleinen Kuhle, versteckt hinter einem Felsen, lag. Niemand schien mich oder Luke zu bemerken. Liam lag am Rand des Geschehens mit blutender Nase auf dem felsigen Boden, er hatte jedoch die Augen geschlossen und kein Körperteil war in einem unnatürlichen Winkel abgespreizt, was ich als gutes Zeichen deutete. Alle Soldaten waren mit Euripides beschäftigt. Er war zwar nur allein, aber immerhin war er ein Gott mit jahrhundertlanger Kampferfahrung und überirdischen Kräften. Verteilt lagen einige Kämpfer am Boden, die anderen beanspruchten all seine Aufmerksamkeit. Er schien nicht mal zu bemerken, dass ich längst nicht mehr kämpfte. Dann fiel mein Blick auf den leeren Steintisch und mir ging auf, was Luke da in der Hand hielt, jedoch nur mit dem Tuch anfasste, als könnte seine Haut bei direktem Kontakt verätzen. Es war das Diadem. Aus der Nähe erkannte ich, dass es wunderschön war. Es bestand aus Silber, ganz links war ein Alpha, ganz rechts ein Omega eingeritzt. In der Mitte hing ein Stein in der Form eines großen Regentropfens herunter, würde man es tragen würde er wahrscheinlich dort liegen, wo bei indischen Frauen der rote Punkt aufgemalt war. Diese Art von Edelstein hatte ich noch nie gesehen, er war weiß, man konnte  aber das Gefühl haben,  in ein Meer, einen Himmel, eine Sandwüste oder einen Wald zu schauen. Anscheinend konnte das Diadem sich nicht entscheiden.  Es waren Worte eingraviert, die für mich griechisch aussahen, ich aber nicht lesen konnte. Jede Menge winzig kleiner Steine und Perlen waren eingelassen und reflektierten das Licht. Noch nie in meinem Leben hatte ich ein schöneres Schmuckstück gesehen.

Ehe ich mich versah, hatte Lukes es mir in die Haare geschoben.

Eine Welle der Macht strömte durch mich und erreichte jede Fingerspitze, jeden Zeh. Dinge, die ich nie gesehen hatte, rasten innerhalb von Sekunden vor meinem inneren Auge vorbei. Ich fühlte mich stärker als alle anderen, unbesiegbar. Mein Kopf rauschte und jeder Nerv meines Körpers war angespannt. Ich dachte tausend Dinge zugleich und doch wieder nichts, mir war heiß und kalt auf einmal. Ich hatte das Gefühl, dass die Kraft in meinem Körper eingesperrt war. Aber dass mein Körper zu klein, zu unbedeutend war. Luke starrte mich mit einer Mischung aus Angst und Faszination an, dann holte er aus, und ich bekam zum zweiten Mal an diesen Tag eine Faust ins Gesicht. Ich hörte noch wie er sagte: „Was ich dir die ganze Zeit noch sagen wollte ist, dass du dich unglaublich verändert hast. Du bist hübsch geworden.“ Dann versank ich schwarzer Dunkelheit.

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Yey, ich hab doch geschafft zu updaten *stolzes Grinsen*

Was ich noch sagen wollte ist, dass Euronyme zwar in der griechischen Mythologie vorkommt, das Diadem aber völlig meiner Fantasie entsprungen ist.

In der Mythologie gibt es immer mehrere "Versionen", so auch von der Schöpfung. Eine eher nicht so beliebte/gängige ist die, die Zoe euch erklärt. In Riordans Büchern wird quasie davon ausgegeangen, dass Gaia und Uranos die ersten Herrscher sind. Lasst euch also nicht durcheinader bringen, Ate und den "Gott des Ballermanns" werden nämlich tatsächlich in den alten Geschichten erwähnt, wogegen die Amicella (ich weiß auch nicht, wie ich auf den Namen gekommen bin, klingt fast wie dieser Schokorigel XD) wieder völlig erfunden sind.

Bei irgendwelchen Fragen, fragt mich :D

XOXO

Paula (fangirl312)

 

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