X. Kapitel

Doktor Frankenstein-Underwateredition

Es gab eine positive und eine negative Sache als ich aufwachte. Die positive: Ich war nicht ertrunken, Euripides lag neben mir auf einer Art Pritsche und ich konnte tatsächlich atmen. Die negative: drei Dutzend der gruseligsten Geschöpfe die ich je gesehen hatte hielten ihre Speere auf uns und wir waren gefesselt. Auf den ersten Blick waren es hübsche Meermenschen, wie aus einem Disneyfilm entsprungen. Mit Fischschwanz und Perlenschmuck und langen Haaren und alle ziemlich groß. Schaute man jedoch einige Sekunden länger hin, bemerkte man die Reißzähne, die langen Fingernägel, die milchigen, riesigen Augen und den Gesichtsausdruck der irgendwo zwischen "Ich bring dich um" und "ich habe süße Hasenbabies zuhause" lag. Auf jeden Fall total irre. Ich wusste, dass es eigentlich gar möglich sein dürfte, dass ich Unterwasser atmen konnte, aber die mythische Welt ließ sich von der Wissenschaft nichts vorschreiben. Mit meinen Händen betastete ich meine Hals, tatsächlich: Kiemen. Zwischen meinen Fingern waren Schwimmhäute, ähnlich wie bei Fröschen und meine Haare schwebten wie ein Kranz um meinen Kopf. Kein Frage, ich war immer noch Unterwasser. Jedoch wurden die Bewegungen nicht vom Wasser verlangsamt und ich konnte den Mund öffnen, ohne das Wasser hineingelangte. Seltsam, bestimmt irgendein Zauber.

Einer der Meermänner, ein Typ um die 20 (lasst euch bei sowas nicht täuschen! Fast alle jungen Männer in der Mythologie sind mindestens 2000 Jahre alt, bestes Beispiel: Euripides) pickst ihn mit seiner Sperrsitze. Euripides fuhr auf, sammelte sich aber weitaus schneller als ich es getan hatte.
"Idatus.", knurrte er.
Der Psychobermeermann, nennen wir ihn von mir aus Idatus, schien amüsiert
"Man sieht sich immer zwei mal im Leben, Euripides!" Es schien, als hätte ich was verpasst. Irgendeinen Streit vor ein paar tausend Jahren oder so.
"Ich habe keine Zeit für deine Spielchen. Ich habe etwas Wichtigeres zu tun.", sagte Euripides in der Hoffnung, etwas an der Situation ändern zu können.
"Gibt es etwas Wichtigeres als Rache mein Freund?" Dieser Typ wurde mir immer unsympathischer. Und um ehrlich zu sein machten es die Speerspitzen nicht besser.

„Es reicht, Idatus. Es ist passiert, es lässt sich nichts mehr ändern. Wir suchen das Diadem der Euronyme und es ist nur in aller Interesse, dass wir es finden. Auch in deiner."

Er lachte. Und die anderen Meermenschen fielen mit ein.

„Denkst du, nur weil du Kronprinz bist, bist du besser als alle andern? Schlauer? Stärker? Wir hatten Besuch. Gar nicht lange her. Eine sehr zuvorkommende Göttin, Ate war ihr Name. Sie hat uns alles erzählt, was dir die lieben Olympier aufgetragen haben. Und sie hat mir eine Belohnung angeboten, wenn ich ihr einen klitzekleinen Gefallen tue." Warum zum Zeus hatte Ate schon wieder ihre Hände im Spiel?!

Euripides wurde blas und warf mir einen kurzen Seitenblick zu, wie um zu überprüfen, ob ich noch da war.

„Wir machen einen Deal. Sie geht in den Käfig. Gewinnt sie lasse ich euch laufen, sage euch wo das Diadem ist und kriege von Ate die Belohnung. Gewinnt sie nicht, behalte ich dich hier und sie wird sterben. Egal was passiert, es lohnt sich für mich. Ich bin halt genial, findest du nicht?" Okay, dieser Typ war eindeutig irre. Fehlte nur noch der weiße Kittel und eine Brille und er wäre glatt als Doktor Frankenstein Underwateredition durchgegangen.
"Endschuldigen Sie bitte! Ich werde ganz bestimmt nicht-" Ich wurde unterbrochen weil einer der Meermänner mir seinen Speer an die Brust drückte. Nicht doll genug um mich zu verletzen aber um zu zeigen, dass er es durchaus tun würde.
"Mädchen reden nur nach Aufforderung.", raunte er mir zu. Er stank nach vergammeltem Fisch aus dem Mund und ich bekam Gänsehaut.
"Wir kommen in zehn Minuten und holen euch ab." Mit diesen Worten schien das kurze Gespräch beendet, wir wurden allein gelassen und ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Erwartungsvoll schaute ich ihn an.
"Ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig. Und zwar eine ganz gewaltige!"
Und die bekam ich dann auch. Euripides begann zu erzählen. Von einer Sirene, einer Tochter des Poseidon und der Aphrodite, die so hübsch war, dass jeder Mann, der sie anschaute sich augenblicklich in sie verliebte. Davon, dass sie mit Idates verlobt war und so viele Verehrer hatte aber dessen Herz nur einem gehörte-ihm (an dieser Stelle bemerkte ich ein selbstgefälliges Grinsen auf seinem Gesicht). Idatus schlug vor, dass der Gewinner eines Zweikampfes im Käfig das Mädchen behalten durfte (behalten, als ob Mädchen Gegenstände wären, tsss....) und Euripides gewann. Idatus war für ein paar Jahrhunderte in der Unterwelt gewesen, denn mein lieber Götterfreund hatte ihn ordentlich massakriert. Die Sirene hatte sich zwar als unglaublich hübsch aber auch als total anhänglich und nervig herausgestellt, also hielt die Beziehung nicht lange. Idatus wartete nun schon seid ungefähr 1000 Jahre auf Rache und ausgerechnet heute hatte sich für ihn die perfekte Gelegenheit ergeben, ihn gefangen zunehmen. So etwas nenne ich Chester-Glück.

„Aha. Und was genau ist dieser Käfig jetzt?", wollte ich wissen.

„Es erinnert ziemlich an Gladiatoren Kämpfe aus dem alten Rom. An sich ist eigentlich nur ein quadratischer Käfig von der Größe dieses Zimmers, der auf einem Podium steht. Meermenschen stehen um ihn herum und feuern ihre Favoriten an. Waffen sind nicht erlaubt, es gilt Mann gegen Mann, naja, wohl eher Mann gegen Frau. Wer zuerst das Bewusstsein verliert oder stirbt, hat verloren.", erklärt er mir.

„Ach, dass klingt ja wirklich nach Spaß. Und überhaupt, wer macht sowas krankes noch? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert!" Ich konnte nicht fassen, dass er so ruhig blieb.

„Keine Angst. Aus irgendeinem Grund will Ate, dass wir hier rauskommen. Er wird sich nicht trauen uns etwas anzutun.", versicherte er mir.

„Das glaube ich nicht. Hast du nicht diesen irren Blick gesehen? Und außerdem...", begann ich.

„Was außerdem?"

„Nicht wichtig."

„Alles ist wichtig wenn wir dieses beschissene Diadem finden wollen!"

Ich erzählte ihm von der Begegnung mit Ate bei meiner Ankunft im Camp und von meinem Traum letzte Nacht. Sein Gesicht verfinsterte sich.

„Es wäre durchaus hilfreich gewesen, wenn du das vorher gesagt hättest! Wir hätten diese Algenfresser gleich überrumpeln können! Wenn du im Käfig bist, haben wir keine Gelegenheit mehr dazu! Scheiße! Gib im Käfig so lange wie möglich dein Bestes, ich denk mir einen Plan aus. Lass dich niemals an den Haaren ziehen und pass auf, dass du nicht am Kopf getroffen wirst. Wenn du am Boden liegst, schütz deinen Kopf und steh schnellst möglich auf.", wies er mich an. Ich wusste sehr wohl, wie ich mich bei einem Nahkampf zu verhalten hatte, dass musste ich mir von ihm nicht sagen lassen. Etwas anderes dagegen interessierte mich viel mehr.

„Was genau haben die Olympier dir aufgetragen?", fragte ich.

„Naja, dass ich dich begleiten soll?"

„Sie haben schon mal über dich geredet. Im Thronsaal. Das du ein Mittel bist, damit ich keine Dummheiten mache."

„Genau. Betrachte mich als dein Babysitter."

„Jetzt verarsch mich doch nicht!"

„Tu ich nicht! Das ist mein ernst."

„Du hast selbst gesagt, dass alles wichtig ist, wenn wir das Diadem finden wollen."

„Tja, manche Dinge gehe dich aber nichts an."

Ich fand es schrecklich, wenn er sich so benahm. Von mir aus durfte er noch so gut aussehen und charmant sein, wenn er mich behandelte wie ein Kleinkind, war mir das egal. Ich wollte etwas erwidern, Euripides schwamm/ging jedoch zu mir und legte mir einen Arm und die Schulter.

„Hey ich weiß, dass ist alles ein bisschen viel für dich. Der Auftrag, die Anerkennung, der große Druck, die Ungewissheit... Aber wir schaffen das okay? Wir kommen hier raus, finden das Diadem und dann ist alles gut, ja? Ich versprech's." Unfassbar, er konnte tatsächlich von einer Sekunde auf die andere total die Stimmung wechseln. Euripides war so nah, das ich seine Körperwärme spüren konnte. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in meiner Brust aus. Sein Gesicht war eine handlänge von meinem entfernt....

Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Zwei Männer in Rüstung traten ein und wir fuhren zusammen, besser gesagt auseinander. Einer der beiden grinste kurz. Ehe ich mich versah, spürte ich das kühle Metall einer Klinge an meinen Hals.

„Falls du irgendwie Wiederstand leistest, stirbt sie.", sagte der andere zu Euripides. Der zeigte mit einem knappen Nicken, dass er verstanden hatte. Ich wurde brutal am Oberarm gepackt und aus dem Zimmer gezogen. Ichversuchte ihn abzuschütteln und fauchte: „Fassen Sie mich nicht an, Sie Schwein!" Der Meermann verstärkte seinen Griff und hob mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen musste. Er war noch riesiger und kräftiger als die Meermänner, die vorher in der Zelle gewesen waren.

„Hör zu, Kleine. Es ist für uns kein Problem, dass kleine Boot, in dem der Sterbliche sitzt, einfach sinken zu lassen. Willst du, dass er bitterlich ertrinkt? Hn? Willst du das?" Da mein Hals so überstreckt war, konnte ich nicht antworten sondern schüttelte einfach nur meinen Kopf.

„Schön. Dann mach nichts was uns dazu veranlassen könnte."



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Joa, das war mal wieder ein Kapitel (ach was!)

Chap Nummer 10 kommt in den nächsten Tagen, es ist schon relativ fast beinah fertig, eigendlich wollte ich es mit in dieses hier reinnhemen, möchte es aber lieber noch etwas überarbeiten... :P

Es gibt noch eine Sache, die ich loswerden will:

Ich glaube (hoffe!) ihr kennt alle i_dont_get_it (wenn nicht: lest jetzt seine Story "Chroniken der Halbgötter"). Auf jeden fall haben wir zusammen einen Account gemacht (@fusionguys) auf dem wir zusammen die Story "The System-Change it" schreiben. Wir schreiben abwechselnd die Kapitel aus der Sicht eines Jungen und seiner Schwester und an sich ähnelt es "Die Tribute von Panem" und "Die Bestimmung", also ein dystopisches Buch. Leider fehlen uns ein paar Leser und Rückmeldungen, wir würden uns auf jeden Fall freuen!

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Paula (fangirl312)

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