IV. Kapitel
Ein verlockendes Angebot
Ate, Göttin der Verblendung. Sie ist Tochter von Eris (Göttin der Zwietracht und des Streites) und bringt ihre Opfer zu unüberlegten Handlungen. Sie selbst hat einmal Zeus dazu verführt, einen unsinnigen Eid zu leisten umdamit den Zorn seiner Frau Hera zu wecken. Ate hegt seitdem einen Hass gegen Zeus, da er sie nach diese Tat aus dem Olymp verbannt hat.
Die Frau sah auf den ersten Blick nicht wirklich gefährlich aus. Eher im Gegenteil. Sie war klein, buckelig und hatte alte Haut und viel Falten. Ihr strähnigen, grauen Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden und ihre Kleider hingen an ihrem knochigen Körper herunter. Sie war die Art von Frau, der man über den Zebrastreifen geholfen hätte, wenn da nicht diese Augen gewesen wären. Sie sahen aus, wie die einer Schlange und bewegten sich unnatürlich schnell. Ihre Augen waren leuchtend grün und hatten eine kalten, grausamen Schimmer. Sie hielten mich in ihrem Bann und ich konnte den Blick nicht abwenden.
Das war jedoch nicht das Schlimmste. Kaum hatte ich ihre Stimme gehört, fühlte ich mich...seltsam. Etwas berauscht, als ob ich es mit allem und jedem aufnehmen könnte. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, das Liam einen Schritt vor trat. Ohne es zu bemerken ging ich ebenfalls näher heran. Diese Frau war faszinierend.
„Sie ist es.", sagte die Frau in ihrer hypnotisierenden Stimme. Ich nickte. Die Frau hatte Recht. Was immer sie auch sagen würde, sie hatte Recht. May stand rechts neben mir.
„Zoë, Schätzchen, du hast sicherlich nichts dagegen jetzt mitzukommen oder?" Wieder nickte ich.
„Und vorher beseitigst du die Zeugen, in Ordnung?" Ich brachte kein Wort raus, aber ich würde tun was sie sagte. Die Zeugen beseitigen. Wer waren Zeugen? Liam und May. Was werde ich tun müssen? Sie beseitigen. Die Frau war so lieb, ihre Stimme war so weich, ich musste tun was sie mir sagte...
Zoë! Hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Sie war weiblich und übertönte das Gemurmel der Frau.
Lass den Quatsch! Hör nicht auf sie!
Es war wie als ob mir jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt hätte. Ich sah die Realität jetzt nicht mehr durch den milchigen Schleier sondern klar und deutlich. May und Liam starrten die Frau ohne zu blinzeln an. Die Frau lächelte hämisch und kam mir mit einem Mal nicht mehr faszinierend vor sondern einfach abartig.
„May, Liam, haltet euch die Ohren zu! Wer auch immer sie ist, sie beeinflusst eure Sinne!"
Blitzschnell ließ sie ihren Blick von Liam und May zu mir schnellen.
„Süße, du hast doch nicht vor irgendwelche Probleme zu machen, oder?"
Ich vermied den Augenkontakt mit der Dame, aus Angst sie könnte mich wieder in diesen seltsamen Zustand befördern.
„Doch, und zwar wenn du jetzt nicht auf der Stelle meine Freunde in Ruhe lässt!"
Die Frau brach in Gelächter aus, laut und hohl. Plötzlich kam sie um weites furchteinflössender vor, als der Höllenhund am Vortag. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück. Was immer dieses Wesen unter Spielen verstand, ich wollte es nicht wissen. May und Liam schienen wieder sie selbst zu sein.
„Rennt!", schrie May, die als erste von den beiden die Situation einschätzen konnte. Liam schüttelte sich kurz, als würde er aus einem tiefen Traum hochfahren. Wir drei sprinteten May nach in Richtung eines Tores aus Stein. Es waren die Worte Camp Half-Blood eingemeißelt und an jeder Seite brannte eine Fackel, obwohl es mitten am Tag war. Augenblicklich erschien vor unseren Füßen die alte Frau und lachte. Wahrscheinlich lachte sie uns aus, aber ganz sicher war ich mir da nicht, den ihre Augen schnellten von dem Steinbogen zu uns, zu einem der Bäume und wieder zurück. Und das ganze so schnell, dass es unmöglich war, irgendein Gefühl daraus zu deuten. Vielleicht hatte sie sich ja einfach auch nur verschluckt. Blitzschnell drehte ich mich wieder um und rannte in die Richtung weiter, aus der ich gekommen war. Ich war noch keine zehn Meter gelaufen als sie wieder vor mir stand. Ohne weiter zu überlegen schlug ich einen Hacken und rannte weiter. Diesmal ließ die Frau mich ein wenig länger warten, ich hatte schon gut 150 Meter zurückgelegt, als die Hexe wieder vor mir auftauchte. Ich war mir nun sicher, dass sie uns auslachte. May und Liam waren jeweils ein Stück von mir entfernt und die Frau tauchte in Bruchteilen von Sekunden vor uns auf. Kaum war sie verschwunden, war sie schon wieder. Von dem Sprint und der Angst schwitze ich. Das war also ihr Spiel „Ate!", schrie May. „Zeus wird dich dafür bestrafen!" Ate, so hieß die Dame wahrscheinlich, ließ sich davon nicht einschüchtern. Und die Pfeile, die nun von May los geschossen wurden prahlten einfach an ihr ab. May starte verdutzt auf ihre Hände, in denen ihr Bogen lag. „Aber...das ist himmlische Bronze! Götter können himmlische Bronze nicht beeinflussen..."
„Götter nicht, dass stimmt, aber-" Ate brach ihren Satz ab. Sie hielt einige Sekunden inne als würde sie eine Stimme hören, die wir nicht wahrnehmen konnten. „Zoë Chester. Das ist deine letzte Chance. Komm mit mir und dir werden jede Menge Schmerzen und Leid erspart werden!" Ich spürte, wie dieses seltsame Gefühl mich wieder überkam. Was auch immer mit Schmerzen und Leid gemeint war, gut klang es nicht. Es war durchaus ein verlockendes Angebot...
„Zoë! Nicht! Jedes Wort dieser alten Kröte ist eine Lüge!", brüllte Liam mir zu.
„Vergiss es!", sagte ich bestimmt zu Ate.
„Nun ja, Schade. Du bist nur zu bemitleiden. Und sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt." Mit diesen Worten war sie verschwunden.
An alle Stammleser: DANKE das ihr mich immer wieder ermuntert weiter zu schreiben :D Das Kapitel geht noch weiter, aber ich dachte, ich lasse euch nicht noch länger warten... Sorry das es so lange gedauert hat.... :(
Ich hätte mir generell nie träumen lassen, dass etwas, was ich schreibe über 300 Leser kriegt!!! Danke :*
Fortsetzung folgt...
ΩΩΩ
Es war spät abends, die anderen waren beim Rundgesang, eine Abendrunde ums Lagerfeuer mit Marshmallows und Luke hatte mich in den Wald mitgenommen. Er war ein fünfzehnjähriger Sohn des Hermes und derjenige, der May, Liam und mich empfangen hatte, nachdem Ate verschwunden war. Kaum zu glauben, dass es erst sechs Wochen her war. Es kam mir vor, wie ein ganzes Leben, als ich mit Liam hinter einem Regal in der Biosammlung gehockt hatte. Luke war auch zu meinem Tutor ernannt worden, solange, bis ich mich alleine zu Recht finden würde. Wie alle Kinder des Hermes hatte er sandfarbene Haare und schelmische Gesichtszüge. Eine Narbe zog sich über sein Gesicht. Sie machten ihn nicht hässlich, eher im Gegenteil. Sie ließ ihn mysteriös wirken und zeugte von einer echten Heldentat.
Luke hatte mir versucht, alles übers Camp zu erzählen und beizubringen, trotzdem war ich immer wieder aus neue erstaunt, wenn ich zum Beispiel die Kampfarena oder die magische, Lava spuckende Kletterwand sah. Aus den Büchern, die May mir im Flugzeug gegeben hatte, holte ich mein Wissen über die Götter und die alten Geschichten.
Wir waren nun schon seit einiger Zeit unterwegs ohne etwas zu sagen.
Schließlich hielt er an einem Baum an, dessen Stamm dicker war als die der umstehenden.
„Ich hoffe, du kannst klettern.", sagte Luke grinsend. Geschickt nutzte er Äste und Unebenheiten im Stamm um den Baum hoch zu gelangen. Etwas langsamer folgte ich ihm. Etwa 10 Meter über dem Boden war eine riesige Astgabel, groß genug damit mindestens sechs Menschen nebeneinander liegen konnten. Man war höher als alle anderen Bäume und so weit das Auge reichte sah man nur die grünen Baumkronen. In der Ferne konnte man die Lichter des Camps erahnen. Es war eine sternenklare Nacht und der Mond schien hell. Der Ausblick war fantastisch.
„Mund zu Zozo, sonst fliegen Fliegen rein.", sagte er lachend.
Ich grinste. Luke setzte ich hin und ließ die Beine baumeln, ich tat es ihm gleich.
„Weißt du, hier komme ich hin, wenn ich Probleme oder Sorgen habe.", sagte er nach einer Zeit.
„Bin ich ein Problem?", fragte ich.
„Nein.", sagte er nach einer Pause und ich nahm es ihm nicht so ganz ab. Er schien das zu merken und ergänzte mit einem Lächeln: „Ganz und gar nicht. Ich habe noch nie jemanden hier hin mitgenommen." Ein Außenstehender hätte es wohl falsch verstanden: Ein Junge und ein Mädchen die sich gemeinsam bei Nacht raus schlichen und allein in den Wald gingen. Doch es war nicht das, wonach es den Anschein hatte. Ich kannte Luke erst seid einem Monat aber er war wohl die erste Person in meinem Leben, zu der ich wirklich Vertrauen gefasst hatte, wie ein großer Bruder. Das erst Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, nicht auf mich allein gestellt zu sein.
„Zoë du bist besonders, und ich schwöre ich passe auf dich auf." Ich war leicht verwirrt durch den Ernst in seiner Stimme. „Egal was kommt, ich werde nie zulassen, dass dir etwas geschieht."
„Okay, find ich gut.", antwortete ich. Luke zog ein Messer aus seinem Gürtel und ich schreckte zurück. Es war aus Silber und die scharfe Klinge schimmerte im Mondlicht. Der Griff war mit Leder umwickelt und schon ziemlich abgenutzt.
„Keine Angst.", beruhigte Luke mich. Er drückte die Klinge in seine Handfläche und der Schnitt blutete sofort. Danach reichte er mir das Messer.
„Blutsgeschwister.", erklärte er. Zögernd nahm ich das Messer entgegen. Ich hatte nicht wirklich Angst vor Blut, aber mir war trotzdem nicht ganz wohl. Vor Luke wollte ich das natürlich nicht zeigen also setzte ich die Klinge, wie Luke es auch gemacht hatte, an der Handfläche an und übte leichten Druck aus. Sofort bildete sich ein dünnes Rinnsal an Blut und ich schaute weg. Der leichte Schmerz setzte einige Sekunden danach ein. Luke hielt seine Hand hoch und ich drückte meine dagegen.
„Blutsgeschwister.", flüsterte ich feierlich.
A/N: Hier der Rest des Kapitels, Luke kennt ihr sicher aus den PJ Büchern... Bitte denkt daran, dass es "meine eigene" Version von Luke ist, nicht Riordands.
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