Punkt 2) Jak x Ollie (1/2)
Für: Gifthexe
Fahrer: Jak Crawford x Ollie Bearman / diverse andere Paare
Punkt 2: Bei Vollmond über Friedhof laufen
Anhaltspunkte: %
Wunsch: %
A/N: Ganz wichtig! Ich habe nichts gegen Logan. Aber hier in dem Wunsch wird er anfangs nicht so gut wegkommen. Keineswegs unterstelle ich ihm, so zu handeln wie ich es bezüglich meiner Idee geschrieben habe. In Zukunft wird es sicher öfter mal OS mit Logan geben, in denen er sicherlich alles andere, als ein Arsch sein wird ;)
Endlich *_*
Endlich wieder Motorsport. Kam nur mir die Pause so lange vor? :(
Formel 3 muss ich erstmal die ganze neuen Namen lernen xD Dafür kenne ich die meisten dann in der Formel 2.
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„Was verdammt noch mal stimmt bei dir nicht? Hat deine Birne zu oft auf das Lenkrad geschlagen?"
Wütend packte Jak den Kragen von Logans Jacke und schüttelte diesen kräftig durch, während seine Augen vor Wut und Zorn funkelten.
„Wie erbärmlich bist du eigentlich? Geilst dich an den Ängsten anderer auf!"
„Jak, hör auf."
„Aufhören? Dieser Wichser hat meinen Freund mit auf den Friedhof geschleift, obwohl diese Hohlbirne genau weiß, wie viel Angst Ollie vor Horrorfilmen und Friedhöfen hat! Echt mal! Ist dir die Angst von anderen eine Genugtuung? Ist dein eigenes Selbst so erbärmlich, dass du meinen Freund in die Hölle schicken musst?!"
Die Wut auf den US-Amerikaner wurde immer größer und Jak war sich sicher, dass er auch auf Logan eingeschlagen hätte, wenn Oscar nicht dazwischen gegangen wäre. Bestimmend löste der Australier seine krampfenden Finger vom Kragen der Jacke, sorgte dafür, dass zwischen Logan und ihn ein paar Meter Abstand kamen.
„Es ... es tut mir leid ..."
Schnaubend ballte Jak seine Hände so fest, dass es schmerzte. „Nein, das nehme ich dir nicht ab, Sargeant! Wir wissen alle seit diesem dämlichen Flaschendrehen, dass Ollie Angst vor Friedhöfen und Horrorfilmen hat! Wir wissen es ALLE! DU mickriges Arschloch hast dich damals schon lustig über seine Ängste gemacht, aber niemals hätte ich dir zugetraut, so widerlich mit jemand anderem zu spielen! Du wusstest genau, dass Arthur, Dennis, Dino, Paul und ich heute in der Spätvorstellung des Filmes sein würden! Du hast nur darauf gewartet, Ollie ein schlechtes Gewissen einreden zu können!"
Diesmal war Oscar nicht schnell genug, als Jak vorpreschte und Logan heftig gegen die Brust schlug.
„Ich mache dich allein dafür verantwortlich, wenn Ollie eine Panikattacke bekommen hat und ärztliche Hilfe benötigt!"
„Jak, ich weiß, du bist sauer ..."
„Sauer?!"
Höhnisch lachend fixierte der Red-Bull-Junior den Australier, der seine Arme um Logan gelegt hatte. Bis zur heutigen Nacht kam er im Grunde sehr gut mit Logan aus. Klar, der Ami hatte einen schrägen Humor und war oft auch über seine Grenzen des derben Sarkasmus' hinausgeschossen. Als sich Logan damals auf der Party über seinen Freund lustig gemacht hatte, war Jak ausgerastet, hatte Logan tatsächlich eine geknallt, bis Dennis und Dino dazwischengegangen waren.
Sein kleiner Brite war weinend in das Gästezimmer von Arthur geflohen, wo er diesen aufgelöst vorfand und verdammt lange gebraucht, hatte, um sich wieder zu beruhigen. Zwar hatte sich Logan aufrichtig entschuldigt, aber seit diesem Vorfall war irgendwie ein kleiner Knacks in ihrer Freundschaft. Meistens ließ Jak seinen Bären ungern mit Logan allein, weil er diesem leider zutraute, in dieser Zeit die Ängste von Ollie anzusprechen. Und sein Freund hatte leider die Eigenschaft, alles mit sich selbst auszumachen, anstatt mit ihm zu reden.
Außerdem war Ollie der Seelenfrieden untereinander wichtig, weswegen dieser Logan auch viel schneller verziehen hatte als er selbst. Für Ollie war alles erledigt, nachdem sich der zukünftige Williams-Fahrer entschuldigt hatte. Danach ging für sein Bärchen alles normal weiter, aber er selbst hatte immer ein Auge auf den Älteren.
„Gnade dir Gott, Logan! Dass ich Ollie finde und ihn dazu bringe, mit mir zum Ferienhaus zurückzukommen. Für den Rest unseres Aufenthalts will ich dich nicht mehr in unserer Nähe haben!"
+
Unter anderen Umständen wäre so eine Vollmondnacht sicher romantisch gewesen. Er hätte Ollie gerne mal bei Vollmond mit an den Strand genommen oder wäre einfach mit diesem spazieren gegangen. Und er wusste ja auch, dass nicht die Nacht oder der Vollmond Oliver Angst machte.
Ihr Urlaub mit den Freunden hatte echt gut angefangen. Sie hatten sich eine schöne große Ferienwohnung ausgesucht, für jedes Paar ein Zimmer, mit vier Badezimmern und genügend Platz, um sich auch mal aus dem Weg zu gehen. Still und heimlich musste sich Jak ja schon eingestehen, dass er Dino nicht zugetraut hätte, so einen schönen Ort zu finden. Direkt in Schweden. Aber sie waren sofort Feuer und Flamme gewesen und Dino hatte alles in die Wege geleitet. Nun waren sie knappe anderthalb Wochen hier und hatten noch mal genau die gleiche Zeitspanne vor sich.
Es lief alles so gut.
Bis heute Abend.
Sein Bauchgefühl war schon die ganze Zeit komisch, als Ollie meinte, er würde im Haus bleiben. Verständlich. Immerhin hatten sie sich einen Horrorfilm angeschaut. Und vertrauensselig, wie er war, dachte er, sein Bärchen wäre bei Oscar und Logan gut aufgehoben.
Ja, bis sie aus dem Kino kamen und sie auf einen aufgelösten Oscar trafen, der stammelnd erklärte, was vorgefallen war.
„Ollie? Ollie, wo bist du? Bitte sag was."
Er hatte keine Angst. Weder Dunkelheit noch Friedhöfe erzeugten eine Gänsehaut, aber dieser Friedhof so klein dieser auch war – wirkte schon unheimlich. Ob es daran lag, dass sie in Schweden waren? Gab es da beim Gruselfaktor Unterschiede zwischen Europa und den USA? Ollie war dies sicher vollkommen egal. Sein Freund war hier irgendwo und hatte schreckliche Angst.
„Little Bear? Bitte sag was. Ich bin hier, Ollie. Ich bring dich zurück."
Verzweifelt suchte und schaute er sich um. Die Wege waren manchmal kaum einzusehen, obwohl der Mond hell leuchtete, gab es dunkles Gestrüpp, in dem er jetzt auch nicht herumlaufen wollte. Ollie würde sich irgendwo verstecken, wo es hell war, wo er sich klein zusammenkauern konnte und die Hände fest auf die Ohren pressen würde.
Vielleicht hätte er die Hilfe von den anderen annehmen sollen. Aber nachdem Oscar gebeichtet hatte, was sich Logan erlaubt hatte, war er einfach losgerannt, ohne auf die anderen zu warten. Aber bekanntlich hatte man mehr Erfolg bei einer Suche, wenn man mit mehreren suchte. Nur schien sein Herz, seine Sorge und sein Verstand das nicht zu interessieren. Es zählte nur Ollie. Er musste den jungen Briten finden.
„Jak?"
Erschrocken griff er sich an die Brust, war so heftig zusammengezuckt, dass er kurzzeitig dachte, eine Herzattacke bekommen zu haben.
„Ollie?"
„Hier drüben. Jak ... bitte ..."
Sein Herz blutete, als er der weinerlichen Stimme folgte und seinen Freund nur wenige Meter entfernt klein kauernd neben einem Busch vorfand. Wie er erwartet hatte, war die Stelle durch den Mond hell ausgeleuchtet, so dass er Ollie bestens sehen konnte. Schnell kniete er sich vor dem zitternden PREMA-Fahrer und zog diesen in seine Arme.
„Ich bin da, Little Bear. Alles gut. Ich habe dich."
Sanft küsste er die Haare, presste den Gleichaltrigen fester an sich und wiegte sie beide etwas hin und her. Weinen tat Ollie nicht, aber umso stärker zitterte der zierliche Körper. Sie mussten unbedingt ins Warme, ins Bett und ganz vertraut unter die Bettdecke kuscheln. Aber erst mal musste er Ollie dafür auf die Beine bekommen und davon überzeugen, dass keine Gefahr drohte, wenn sie jetzt gehen würden. Zum Ferienhaus war es nicht weit. Vielleicht zehn Minuten, wenn überhaupt. Aber in dem jetzigen Angstzustand seines Freundes konnten die zehn Minuten verdammt lang werden.
„Ich ... ich kann mich nicht bewegen ... Da ... da ... ist was ..."
„Sssh. Hier ist nichts, Ollie. Das kommt nur von den Bäumen und Büschen und von den nachtaktiven Tieren. Und vielleicht etwas von der Küste, die in der Nähe ist. Aber hier ist nichts Böses, nichts Unnatürliches."
„Wirklich nicht?"
Fest krallte er seine Hände in die Jacke des US-Amerikaners, wagte es kaum, den Kopf von dessen Brust zu nehmen, aus Angst doch irgendwas zu sehen, was nicht von dieser Welt war. Wenn doch Untote hier herumlaufen würden, wollte er diese nicht sehen.
„Ich verspreche dir, dass alles in Ordnung ist. Es laufen keine Untoten herum, keine Vampire lauern uns auf und blutrünstige Serienmörder habe ich auch nicht gesehen. Wirklich, Ollie, das spielt sich nur in deinem Kopf ab. Ich weiß, Friedhöfe machen dir Angst und bei Vollmond wirken sie noch unheimlicher. Aber hier besteht nirgends Gefahr."
Gerne wollte er seinem Lockenkopf glauben, aber er konnte es nicht so richtig. Schon seit seiner Kindheit hatte er Angst vor Friedhöfen, hatte dafür aber noch nicht mal eine Erklärung. Sie war einfach da. Schon bei Tage mochte er die letzte Ruhestätte nicht und bei Nacht steigerte sich seine Angst, manchmal regelrecht in Panik, wenn sie auch nur an Friedhöfen vorbeifuhren oder -gingen. Immer und überall sah und hörte er etwas.
Und jetzt wusste das ihre kleine Pärchen-Gruppe auch. Nur weil sie das kindische Flaschendrehen spielen mussten und er Wahrheit genommen hatte. Hätte er doch nur die blöde Pflichtaufgabe genommen.
„Ollie? Jak?"
„Verzieh dich, Logan!"
„Jak, bitte. Wenigstens bis wir zurück zum Haus sind. Danach kommen Logan und ich euch nicht mehr unter die Augen. Aber wir sollten so vernünftig sein und Ollie hier erst mal wegbekommen."
Sein Verstand signalisierte ihm deutlich, dass Oscar recht hatte. Sie würden zu viert schneller hier wegkommen. Man könnte Ollie in die Mitte nehmen und dafür sorgen, dass dieser abgelenkt wurde. Aber dafür müsste er seine Wut auf Logan herunterschlucken und das fiel ihm unfassbar schwer. Noch nie war er so wütend und enttäuscht von einem anderen Menschen gewesen. Und egal, wie gut er sich mit Oscar verstand, auch dieser würde es mit seinem einfühlsamen Gemüt nicht schaffen, den Zorn zu zügeln.
„Komm auch nur einen Schritt zu nah an Ollie und ich sorge dafür, dass du den Friedhof noch näher kennen lernen darfst! Haben wir uns verstanden?"
„Jak ... sag so was nicht. So kenne ich dich nicht."
So kannte er sich selbst auch nicht. Auch wenn er durch und durch Racer war, mochte er es schon lieber ruhig und besinnlich, hatte gerne auch mal Ruhe und verabscheute Streitigkeiten und schlechte Laune. Er war ein gutmütiger Mensch, dem die Menschen in seinem Umfeld immer sehr wichtig waren. Bis vor kurzem war ihm auch Logan wichtig. Sie beide hatten sich vom ersten Tag an gut verstanden, hatten in vielerlei Hinsicht den gleichen Humor, machten kleine Scherze oder versprühten im Allgemeinen einfach gute Laune, steckten ihre Mitmenschen damit oft an. Aber im jetzigen Moment hätte er den Älteren am liebsten in eines der Gräber geschubst.
Logan und Oscar blieben tatsächlich einige Schritte hinter ihnen, nachdem er es geschafft hatte, seinen Freund davon zu überzeugen, den Friedhof zu verlassen. Liebevoll drückte er die Hand des Briten in der seinen, küsste beruhigend dessen Schläfe, während sie sich mit jedem Schritt mehr vom Friedhof und Ollies Angst entfernten.
„Da seid ihr ja endlich wieder. Hätte Oscar nicht geschrieben, dass ihr auf dem Weg seid, wären wir losgezogen."
Besorgt musterte Dennis die vier Ankömmlinge. Auch wenn Arthur und Logan in ihrer kleinen Gruppe die Ältesten waren, fühlte er sich gerade jetzt verantwortlich für die beiden 17-Jährigen. Nur mit Mühe hatten Arthur und er es geschafft, Dino und Paul dazu zu überreden, im Haus zu bleiben. Die 19-Jährigen waren drauf und dran gewesen, Oscar hinterherzulaufen, nachdem dieser hinter Jak herrannte. Was für ein heilloses Chaos und das nur, weil sich Logan auf Ollies Kosten einen wirklich miesen Scherz erlaubt hatte. Obwohl es nicht mal ein Scherz war, sondern eher einer Nötigung gleichkam, da er ihr Küken gedrängt hatte, mit zum Friedhof zu kommen.
„Wollt ihr noch was Warmes trinken? Ich habe Kakao gemacht. Den magst du doch so gerne, Ollie."
Arthur kam aus der Küche zu ihnen, musterte alle und seufzte schwer. Das würden noch sehr anstrengende Tage werden, wenn er sich die Mimik von Jak anschaute und Logan, der an der Haustür stehen geblieben war und kaum einen Schritt hinein machen wollte. Nur weil Oscar etwas am Jackenärmel seines Freundes zog, stolperte dieser auch in den Flur.
„Ich ... ich ..."
Alle sahen ihn an.
Dino und Paul waren natürlich durch den Lärm aufmerksam geworden und standen nun ebenfalls im Flur. Er mochte diese mitleidigen Blicke nicht. So fühlte er sich noch jünger. Auch ohne das Mitleid in den Augen der anderen wusste er sehr genau, dass er der Jüngste in ihrer Gruppe war, auch wenn Jak nur sechs Tage älter als er selbst war. Fest kniff er die Augen zusammen und drückte das Gesicht an die Brust des dunkelhaarigen Lockenkopfes.
„Kannst du uns den Kakao vielleicht auf unser Zimmer bringen?"
„Natürlich."
Lächelnd verschwand Arthur wieder, schnappte sich im Umdrehen den jungen Esten und zog diesen mit sich. Paul konnte helfen, noch etwas Schokolade und Marshmallows mitzunehmen.
Um Ollie endlich Ruhe zu verschaffen, verabschiedete sich Jak bei den anderen und ging mit seinem Freund in ihr Zimmer. Es erwies sich als nicht so einfach, den Briten dazu zu bringen, ihn loszulassen, damit er sich auf das Bett setzen konnte. Die Finger des Brünetten hatten sich fest in seine Jacke gekrallt und es erforderte einiges an Geduld und guten Worten, bis er Ollie dazu gebracht hatte, die Finger zu lösen.
„Hey, mein Bärchen. Wir sind allein. Arthur bringt gleich nur noch den Kakao. Magst du schon mal deine Jacke ausziehen? Oder soll ich das übernehmen?"
Zittrig presste Ollie seine Lippen aufeinander, als er endlich die Augen öffnete, sich umschaute und vergewisserte, dass sie wirklich in ihrem Zimmer waren.
„Ich mag dich gerne ausziehen."
Schmunzelnd stupste er die Nase an, bevor er den Reißverschluss der Jacke öffnete und Ollie diese achtsam von den Schultern streifte. Die feine Röte auf den Wangen seines Freundes sättigten sich um eine weitere Nuance, als er dem Briten die Schuhe und wenig später die Jeans auszog.
Es kribbelte überall in seinem Körper, wenn Jak ihn absichtlich oder auch unabsichtlich mit den Fingern streifte. Diese waren warm und erzeugten auf seiner kühlen Haut einen prickelnden Effekt.
Verlegen blickte er den US-Amerikaner an, als dieser mit einer Jogginghose zurückkam und ihm diese über die Beine und den Po zog. Irgendwie sollte er sich vielleicht beschämt fühlen, weil er mit seinen 17 Jahren schon in der Lage war, sich selbst an- und auszuziehen, aber er hatte es da wie sein Freund. Jak mochte ihn gerne ausziehen und er ließ sich gerne vom Gleichaltrigen ausziehen. Gerade in diesem Moment, wo noch immer die Angst in seinem Körper steckte, war er Jak dankbar, dass dieser eine entspannte und ruhige Atmosphäre schuf.
Nur für einen kurzen Moment wurde ihre Zweisamkeit unterbrochen, als Arthur und Paul heißen Kakao und Seelenfutter vorbeibrachten.
+
„Guten Morgen."
Vorsichtig steckte Dino den Kopf in das Zimmer seiner Freunde, trat hinein, als Jak ihm zunickte, aber andeutete, leise zu sein.
„Hm. Du siehst bescheiden aus. Eine schlimme Nacht?"
Sein Teamkollege lag in den Armen von Jak, hatte seine eigenen Arme um dessen Bauch geschlungen und den Kopf auf der Brust des Dunkelhaarigen abgelegt. Dieser Anblick ließ Ollie zerbrechlich wirken, so verletzlich.
„Alpträume. Wenn er mal geschlafen hat, dann nur für Minuten. Ich habe mehrmals unter dem Bett und im Schrank nachschauen müssen, dass da keine Monster oder dergleichen lauern."
Dadurch, dass sein Freund fast die ganze Nacht unter Alpträumen gelitten hatte, war für Jak an Schlaf nicht zu denken gewesen. Jedes Mal, wenn Ollie aufgeschreckt war, zog er diesen näher an sich, streichelte über den Rücken und durch die Haare, murmelte beruhigende Floskeln, bis sich Ollie wieder beruhigt hatte. Erst vor knapp drei Stunden war der Brite in einen tiefen Schlaf gefallen, ohne Wimmern und Zucken. Ohne Weinen und Aufschrecken.
„Logan hat es diesmal übertrieben, oder?"
„Ja. Diesmal ist er zu weit gegangen. Streiche unter Freunden sind vollkommen normal, sich foppen und auch mal lustig machen. Gerade wir kennen uns damit aus, außer Logan und Arthur sind wir doch fast noch Kinder. Ollie und ich sind nicht mal volljährig. Wie kann ein Mensch einen anderem so was antun? Wie konnte Logan so mit den Ängsten von Ollie spielen und diesem so lange ein schlechtes Gewissen einreden, bis er zugestimmt hat, mit auf den Friedhof zu kommen? Das ist kein Scherz mehr gewesen."
Bedrückt musterte der junge Schwede seine beiden Kollegen und Freunde. Sie waren eine kleine Clique, verstanden sich alle richtig gut. Würde man sonst seine Sommerpause mit jemandem verbringen, den man nicht mochte? Wohl kaum. Und sie hatten alle schonmal was von Logans speziellem Humor abbekommen, aber noch nie war der Blonde so fies gewesen wie bei Ollie. Es war sowieso schon falsch, sich über Ängste anderer lustig zu machen, aber bei Ollie hatte es noch ganz andere Dimension angenommen. Bewusst hatte Logan die Unsicherheit, aber auch die Verletzlichkeit ihres Kleinen ausgenutzt und diesem so lange eingeredet, ein Feigling und eine Memme zu sein, bis sich Ollie nicht mehr zu helfen wusste und mit zum Friedhof gegangen war – wohlwissend, dass dies eine seiner größten Ängste darstellte.
„Logan hat keinen blassen Schimmer, was hätte alles passieren können. Ich weiß von Ollies Dad, dass dieser vor ein paar Jahren fast an seiner Angst gestorben wäre."
Geschockt weiteten sich die Augen des Dunkelhaarigen. Dass Ollie richtig schlimme Angst vor Friedhöfen und Horrorfilmen hatte, wussten sie ja, aber dass es so extrem war, dass der Brite daran fast gestorben wäre, machte ihm gerade selbst richtig viel Angst.
„Sie waren wohl in Italien. Abends nach einem Essen im Restaurant wollten sie zu ihrem Ferienhaus laufen und haben wohl auch immer einen anderen Weg genommen. Leider wussten weder sein Dad noch seine Mom, dass dieser Weg einen Friedhof kreuzen würde. Ollie hatte wohl solch eine Panik und Angst bekommen, dass er keine Luft mehr bekommen hat und verkrampfte. Nur dem schnellen Handeln seiner Eltern ist es zu verdanken, dass ich mein Bärchen heute in den Armen halten darf. Das hätte heute Nacht auch passieren können. Und dann? Ollie ist weggelaufen, nachdem Logan und er auf dem Friedhof waren. Was, wenn er keine Luft mehr bekommen hätte und qualvoll erstickt wäre? Nur wegen dieses Arschlochs geht es meinem Freund so schlecht, dabei wollten wir nur drei schöne Wochen Urlaub genießen. Endlich sein können, wie wir sind, nicht verstecken müssen. Zeit mit Freunden genießen und neue Kräfte tanken."
+
„Und?"
Erwartungsvoll blickte Paul seinen Freund an, als dieser in die Küche trat. Auch Arthur und Dennis schauten interessiert zum 19-Jährigen.
„Jak wird Ollie nicht allein lassen. Fuck! Jak sieht richtig scheiße aus. Er hat die ganze Nacht nicht geschlafen, weil Ollie Alpträume hatte oder er nach Monstern unter dem Bett schauen musste. Ich hatte angeboten, bei Ollie zu bleiben, damit er frühstücken kann oder rasch unter die Dusche. Wollte er nicht."
Frustriert schnaubend ließ sich Dino auf dem Schoß seines Freundes nieder, der sich am heutigen Morgen die Eckbank zum Sitzen ausgesucht hatte. Schwer lehnte er seinen Kopf nach hinten, seufzte leise, als Paul die Hände auf seinen Bauch legte und ruhig streichelte.
„Wusstet ihr, dass man durch Ängste auch sterben kann?"
„Ja. Je nachdem, was man für eine Angst hat, kann diese einem die Luft zum Atmen nehmen, man kann sich verkrampfen oder sogar einen Herzinfarkt bekommen. Guck dir die Menschen an, die Angst vor Spinnen haben, vor Höhen, engen Räumen und Menschenmassen. Das sind noch die häufigsten Ängste, eigentlich schon Phobien. Und wenn die richtig schlimm sind, kann man daran sterben."
Schon seit der Nacht war die Stimmung gedrückt, aber die Aussage seitens Dennis machte das Ganze nur noch schlimmer. Bisweilen wussten sie nur, dass Ollie Angst vor Friedhöfen und Horrorfilmen hatte. Aber sie wussten nicht, wie groß dieses Ausmaß der Angst war. Aber nachdem Dino sie bezüglich des Sterbens angesprochen hatte, ratterte es bei ihnen allen. Ihr kleiner Bär hatte nicht nur Angst oder eine Phobie. Wahrscheinlich war nicht mal Panik die richtige Beschreibung.
„Ent ... entschuldigt."
Hart schluckte Oscar den Kloß in seinem Hals runter, als er in die Küche kam und sofort alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Wut. Enttäuschung. Abscheu. Zorn. Er konnte so viele verschiedene Emotionen in den Augen der anderen sehen und jeder einzelne ließ ihn erschaudern. Noch nie hatte er solche Blicke seiner Freunde auf sich gespürt.
„Wo hast du Logan gelassen? Ist er zu feige, sich uns zu stellen?"
Herausfordernd blickte Paul auf den Australier, war gerade mehr als dankbar, dass Dino auf seinem Schoß saß, da seine Emotionen hochzukochen drohten. Auch wenn Oscar Ollie nicht dazu gedrängt hatte, auf den Friedhof zu gehen, war es noch immer dessen Freund gewesen, der die Scheiße angezettelt hatte! Als Partner hätte Oscar eingreifen müssen, hätte verhindern müssen, dass es überhaupt soweit hatte kommen können. Immerhin wusste auch Oscar von dem Humor des US-Amerikaners.
„Es wird nichts bringen, wenn ich sage, es tut ihm leid?"
„Es tut ihm leid? Was?! Dass er fünf Jahre älter als Ollie ist und diesen gemobbt hat? Genötigt? Wissentlich die Chance ausgenutzt hat, als wir anderen im Kino waren? Nein, Oscar. Ein Es tut ihm leid reicht nicht! Was, um alles in der Welt, läuft in seinem Kopf falsch? ER wusste, dass Ollie schreckliche Angst vor Friedhöfen hat! Das ist nicht nur einfach ein jugendlicher Streich unter Freunden gewesen. Das war hinterlistig, erbärmlich, widerwärtig und gefährlich. Hat der Idiot mal daran gedacht, dass Ollie in so eine Panik hätte verfallen können, dass er keine Luft mehr oder einen Herzinfarkt bekommt?"
Fest biss sich Oscar auf die Unterlippe, als er den Kopf senkte.
Logan hatte kein Stück an die Gesundheit von Ollie gedacht, sondern nur daran, sich auf Kosten des anderen zu amüsieren. Wahrscheinlich hatte sein Freund nicht mal eine Ahnung davon, was richtig schlimme Ängste ausrichten konnten. Für Logan war es einfach nur witzig gewesen, dass der 17-Jährige Angst vor so was wie einem Friedhof und Horrorfilmen hatte. In seinen Augen zwei Dinge, die quasi lächerlich waren, um davor Angst haben zu müssen. Aber nur, weil er selbst keine Angst davor hatte, hieß dies ja nicht, dass andere Menschen da genauso waren. Es gab Ängste, von denen hatte er noch nie was gehört und jeder Mensch war anders gestrickt. Es gab Menschen, die Angst vor Knöpfen hatten oder davor, von einer Ente beobachtet zu werden.
„Arthur, reg dich nicht auf. Oscar kann nichts dafür. Oder hast du gewusst, was Logan vorhatte?"
Beruhigend legte Dennis seine Hand auf den angespannten Unterarm des Monegassen, strich federleicht mit den Fingerspitzen über die warme Haut.
„Ich war duschen. Nachdem ihr losgegangen wart, hat sich Ollie auf Jaks und sein Zimmer verzogen. Logan hat im Wohnzimmer etwas gezockt und ich bin duschen gegangen. Als ich fertig war, waren beide weg. Ich habe gesucht. Überall. Dann habe ich Logan geschrieben, wo er ist und ob er weiß, wo Ollie ist. Wir sind spazieren. Da wusste ich, was er vorhatte. Ich bin so schnell wie möglich hinterher, aber als ich auf dem Friedhof angekommen bin, war von Ollie nichts zu sehen. Logan ..."
„Was? Was hat er?"
„Er fand es witzig. Oh Gott! Das ist mein Freund und er hat gelacht, weil Ollie weggelaufen ist. Ich ... ich habe ihm eine gescheuert und angeschrien."
„Nur eine? Ich hätte dem die Visage poliert!"
„Möchtest du für euch was zum Frühstück holen?"
„Ja. Logan traut sich nicht aus dem Zimmer."
„So geht das nicht. Wir können hier nicht die nächsten anderthalb Wochen Verstecken spielen. Wir hatten so eine geile Zeit und jetzt?"
„Und was schlägst du vor, Dennis? Wäre Ollie mein Freund, würde ich Logan auch nicht mehr in seine Nähe lassen. Wir können froh sein, dass Jak von Natur aus kein Schläger ist."
Unruhig lief Arthur auf und ab, strich sich dabei immer wieder durch die Haare. Es sollte ein Urlaub werden. Ein schöner Urlaub unter Freunden und vier Pärchen. Das war alles, was geplant war. Drei Wochen Erholung, eine schöne Zeit, schönes Wetter. Weit weg von all den Touristenmagneten, weg von vielen Menschen und Journalisten. Und was hatten sie nun? Ein Drama der höchsten Güte. Mit Logan als das Arschloch. Nicht unbedingt ein Wort, mit dem er den Sunnyboy in Verbindung brachte.
„Hey, Babe."
Liebevoll fing Dennis den Älteren ein, zog Arthur an sich und platzierte Küsse an dessen Stirn und Schläfe.
„Wir werden eine Lösung finden."
Flink schob sich Dino vom Schoß seines Freundes, steuerte direkt Oscar an und zog diesen ohne ein weiteres Wort in die Arme. Für den Australier war die Situation ebenfalls nicht einfach. Sie waren alle eng befreundet und nun stand er zwischen den Stühlen. Für den Freund da sein und den Freunden in den Rücken fallen oder umgekehrt? Diese Frage sollten sie sich gar nicht stellen müssen. Sie mussten eine Lösung finden, bei der Jak Logan am besten nicht den Hals umdrehen würde und wo sich Logan niemals mehr einen Spaß auf Kosten anderer erlauben würde.
TBC...
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