~14~
„Sag mal... ich habe dich schon immer in den unmöglichsten Momenten schlafen gesehen, aber so!?" weckte mich mein Vater auf. Ich blickte auf mein Essen und spürte wie ich etwas davon an meinem Gesicht kleben hatte, na toll. Zum Glück war niemand meiner Freunde rein gekommen. Ich wischte mir mein Gesicht ab und lächelte meinen Vater an. „Hey Dad! Was gibt's?" fragte ich ihn und gab ihm eine Umarmung, ich wollte die peinliche Situation einfach vergessen. „Da freut sich aber jemand mich wieder zu sehen was?" antwortete er. „Jip! War Mama eigentlich traurig als sie nach Hause kam? Ich hab sie nicht gerade nett raus geschmissen.." fragte ich ihn erneut und er sah mich nur fragend an. „Eh ja Ehm sie.. sie war etwas bedrückt a-aber das wird schon!" stotterte er und ich wusste, dass hier was nicht stimmte. „Daad.." sagte ich während ich eine andere Stimmlage benutzte. Er öffnete seinen Mund aber dann ging die Tür auf und meine Mutter kam rein. „Oh.. was machst du denn hier? Wusste nicht, dass du hier hin kommst." fragte sie meinen Vater und kam auf uns zu. „Ihr lebt zusammen Mum und sagt euch immer wohin ihr geht. Was zur Hölle ist hier bitte los!?" fragte ich sauer und sah die beiden an. „Argh.. Oma ist Tod." flüsterte mein Vater. Ich sah ihn einfach nur an ohne ein weiters Wort von mir zu geben, ich war in Schock und spürte nicht mal, wie die Tränen sich in meinen Augen bildeten. Oma war also Tod.. ob das der Grund ist wieso die beiden so komisch sind denke ich nicht aber.. ich wollte nicht weiter nachfragen, ich musste hier raus. Ich griff nach meinem Handy und rannte einfach hinaus. Wie oft ich schon hier vor meinen Problemen einfach weg gerannt bin ist unglaublich. Meine Beine führten mich einfach zu Jungkook's Zimmer, wo ich wieder mal niemanden antraf, aber diesmal war nichts von Jungkook's Sachen da, die Blume war auch weg. Tot ist er bestimmt nicht, vielleicht wurde er nach seiner OP entlassen? Keine Ahnung. Ich brauchte jemanden zum reden.. dringend. Also begab ich mich auf die Suche nach Melanie, sie war zwar gestern nicht da aber ich hoffte ich würde sie heute antreffen.. und dies tat ich auch. „Melanie!" rief ich ihr hinterher als ich sie sah und umarmte sie ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ohne zu wissen was eigentlich los war umarmte sie mich auch und versuchte mich zu beruhigen. „Was ist los d/N? Beruhig dich." sie ging mit mir in ihren Armen in Richtung der Stühle, die überall standen und setzte mich dort ab. „Meine Oma ist verstorben.. ich kann einfach nicht mehr, seitdem ich hier bin ist mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.." weinte ich und nahm mir ein Taschentuch, die Melanie vor mich hielt. „D/N du bist stark und vielleicht wäre dies auch passiert wenn du nicht hier wärst. Schau mal deine Oma hatte bestimmt Höllenschmerzen und ist doch besser erlöst davon als anders oder nicht? Außerdem kannst du Stress nicht gebrauchen, sonst hilft die Chemo, die noch in deinem Körper ist nichts.." sagte sie und strich die Haare aus meinem Gesicht. „Vielleicht hast du recht.. aber es tut trotzdem weh.." schluchzte ich weiter und wurde wieder in eine Umarmung geschlossen. „Ich weiß d/N.."
Es vergingen einige Tage und mir wurde erlaubt zu der Beerdigung zu gehen, aber Melanie musste mich begleiten, da es eine Fahrt der Emotionen sein würde. „Bist du bereit?" fragte sie mich. Ich sah mich ein letztes Mal im Spiegel an, ich war blass und hab abgenommen.. wenn meine Oma mich so sehen würde, wäre sie sicherlich verletzt.. zum Glück sah sie mich nicht so.. „Bereit zum Abschied nehmen wäre ich nie.. aber ich muss." sagte ich und ging mit ihr aus dem Hotelzimmer. Ich fand die Kirche schon immer langweilig aber ich bin immer wegen ihr hierher gekommen, nur um ihr Lächeln zu sehen, nur um eine Erinnerung mehr mit ihr zu haben, nur um ihr einen Gefallen zu tun. Wir machten oft vor der Kirche quatsch, damit ich nicht genervt da rein gehen würde.. und genau in dieser Kirche musste diese Beerdigung anfangen..
der Pastor verabschiedete sich von ihr und sang mit den Gästen und Besuchern Lieder zum Abschied. Danach gingen wir alle zusammen Richtung Friedhof, ich spürte wie sich mein Magen drehte und schmerzte. Ich habe es bis jetzt ohne Tränen ausgehalten und ich hoffte es auch weiterhin so zu lassen. Ich wusste sie wollte nicht, dass ich weinte. Wir gingen in einen Raum, wo ihr Sarg lag und ein Foto jeweils links und rechts von ihr. Ich stand vor dem Sarg und spürte wie meine Augen anfingen zu brennen also ging ich wieder raus. Ich sah auf den Boden damit ich nicht anfing zu weinen, zu meinem Glück regnete es auch noch und ich hatte keinen Regenschirm geschweige denn eine Jacke dabei, zumindest passte der Regen zu den Stimmungen der Leute. Wir mussten ein paar Minuten warten bis der Pastor mit den Messdienern kam um den Sarg Richtung Grab zu fahren mit einem komischen Gestell. Ein paar Männer packten diesen an und schoben das Gestell samt Sarg dorthin. Sie ließen ihn ganz langsam ins Grab fallen und meine Tränen fielen immer noch nicht, zum Glück. Ich sah auf und sah all die weinenden Gesichter die den Weg formten, wir gingen an ihnen vorbei, viele zwangen sich mir ein Lächeln zu geben aber sie waren auch traurig. All die traurigen Gesichter zu sehen brachte mich letztendlich zum weinen.
Als es vorbei war fuhren die meisten schon ins Restaurant aber ich wollte nicht.. all die glücklichen Gesichter dort zu sehen nach einer Beerdigung das wollte ich mir nicht geben, also gingen Melanie und ich Richtung Auto um zurück ins Hotel zu fahren. „Halt! D/N!" rief uns jemand hinterher und wir drehten uns um. „Das ist für dich. Deine Oma wollte, dass ich dir das gebe." sagte der ältere Mann und hielt mir eine kleine Kiste und einen Briefumschlag entgegen. Ich nahm es an und er verduftete sofort wieder. Wer war das? Ich konnte nicht mal danke sagen, so schnell war der verschwunden.
Im Hotelzimmer schlüpfte ich gleich in meinen penner look.. wie ich das vermisste. Melanie war duschen also hatte ich Zeit für mich und machte den Briefumschlag auf. Mir fiel ein kleiner Schlüssel entgegen, den ich zuerst mal auf den Tisch legte und nahm den Zettel raus.
Meine kleine d/N,
Wenn du das hier liest hast du es wohl nicht mehr geschafft mich persönlich zu sehen. Ich bin auch nicht sauer, weil ich es verstehen kann, du musst erst einmal wieder gesund werden. Aber egal, du fragst dich sicher was diese Kiste zu bedeuten hat. Diese Kiste ist sehr wichtig für mich, da ich diese von meiner Oma bekommen habe und ich sie dir jetzt geben will. Bitte passe auf den Inhalt auf und wenn du etwas findest, was du anziehen kannst bitte trage es mit stolz. Sei nicht traurig, dass ich nicht mehr da bin, sei glücklich mit den Momenten, die wir zusammen teilen. Und wenn du einmal Enkel hast und meinst sie sind bereit dann gib dies Ihnen weiter.
Ich habe dich ganz doll lieb,
Deine Oma
Ich bemerkte nicht, dass sich wieder Tränen in meinen Augen bildeten und öffnete die Kiste. Dort war eine schöne Kette und die passenden Ohrringe dazu.
Und ein kleiner Zettel.
Grün- die Farbe der Hoffnung.
~Egal wie schwer das Leben gerade sein mag, die Hoffnung stirbt zu letzt.
In meinem Gesicht formte sich ein kleines Lächeln, während ein paar Tränen meine Wange runter rollten.
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