Kapitel 9
"Twekesbury's Trail" - Daniel Pemberton
https://youtu.be/W3rO2UcWj7U
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"Solltest du die nicht langsam alle auswendig kennen?", erkundigte Jimin sich, während er neben mir am Regal lehnte.
Höchstinteressiert die Pflanzenkunde in mich aufsaugend, schüttelte ich den Kopf.
"Es gibt immer neues zu entdecken.", berichtete ich.
Nachdem Jimin und ich unsere Tagesabläufe abgeglichen hatten, war uns bewusst geworden, dass wir beide vor hatten, in die Stadt zu fahren.
Jimin hatte einigen der Bediensteten Besorgungen versprochen, die nicht auf unsere üblichen Lieferanten warten konnten.
Und ich wollte mich nach neuen Pflanzen für unsere Beete umsehen.
Meistens wurden diese auch von den Lieferanten gebracht, allerdings zog ich es vor, mir immer mal wieder in Natura anzusehen, was zur Auswahl stand.
Schon mein Vater war sehr begeistert für die Welt der Pflanzen gewesen.
Ich erinnerte mich kaum an Zeiten, in denen er mich nicht mit den in Garten genommen und mir allerlei Wissenswertes über die Flora dort erklärt hatte.
Besonders seit er zum Militär gegangen war, lag mir deshalb besonders viel an dieser Beschäftigung.
Ich liebte es, Zeit in unseren Gärten zu verbringen und mich mit dem Gärtner auszutauschen.
Tatsächlich machte Hobi, im Vergleich zu gewissen anderen Menschen in diesem Raum, auch kein Drama daraus, wenn wir auf einer persönlichen Eben miteinander umgingen.
Nachdem wir uns zuletzt einig gewesen waren, dass das Blumenbild ein paar kühlere Töne vertragen könnte, hatte ich versprochen mich umzusehen.
Jimin schmunzelte über die Glitzersterne, die in meinen Augen tanzten, während ich die Bücher durchsah.
Er wusste, dass ich es vorzog, immer etwas Recherche zu betreiben, bevor ich mich auf dem Markt umschaute.
"...ist alles in Ordnung?", wollte ich wissen, als ich bemerkte, dass sein Blick sich gar nicht mehr von mir lösen wollte.
Nicht, dass ich es nicht genoss, wenn Jimin mich verträumt anschaute...
Vor allem, wenn gerade niemand außer uns da war.
Er wusste es nur normalerweise besser zu verstecken.
Etwas ertappt verfärbten sich die Wangen meines Gegenübers, bevor er nickte.
Mich immer noch anschauend, lehnte er seinen Kopf gegen eines der Regalbretter.
"Ich seh dich gern glücklich...", sagte er leise.
Sein Lächeln dabei war so unfassbar schön...
Ich fühlte mein Herz ein paar Schläge aussetzen.
Gänzlich von selbst zuckten meine Mundwinkel nach oben.
"Das beruht auf Gegenseitigkeit.", grinste ich.
Fast schon schmerzhaft musste ich dabei den Drang unterdrücken, ihn kurz zu mir zu ziehen.
Ihn zu küssen oder wenigstens einen Moment lang meine Stirn an seine zu lehnen.
Allerdings wollte ich den Bogen ungern überspannen.
Unseren Guten-Morgen-Kuss spürte ich immer noch auf meinen Lippen...
Die Freude in meinem Herzen.
Meine Antwort brachte Jimins Lächeln dazu, breiter zu werden.
Trotzdem sah ich bereits wieder diesen kleinen Funken in seinen Augen.
Diesen kleinen Funken, der immer auftauchte, wenn er sich wahnsinnig über das freute, was zwischen uns war, es sich aber nicht vollständig erlauben wollte und mir deshalb lieber mitteilte, dass ich optional "schrecklich" oder "ein Trottel" war.
Ausnahmsweise konnte ich dem Funken heute dabei zusehen, wie er wieder verschwand, ohne dass Jimin den Mund aufmachte.
Anstatt mir auf äußerst ironische Art und Weise verständlich zu machen, dass er mich auch liebte, schaute er mich weiterhin an.
Ich kam nicht umhin deshalb ein wenig zu stocken.
Mich zu fragen, was in der Luft hing, dass ich erst diesen überaus gefühlvollen Guten-Morgen-Kuss bekommen hatte und mir dann nicht mal anhören musste, dass ich Komplimente, mit denen Jimin angefangen hatte, nicht erwidern sollte.
Heute schien etwas anders.
Sonderbar... friedlich.
Diese durchaus angenehme Begebenheit nicht weiter hinterfragend, erwiderte ich Jimins Blickkontakt eine Weile lang, bevor ich mich wieder meinen Büchern zuwand.
Auch wenn ich nichts lieber tat, als Zeit alleine mit Jimin zu verbringen, hatten wir einiges vor.
Es schien angemessen, nicht zu sehr zu trödeln.
"Setzt du dich zu mir?", fragte ich, als wir schließlich vor der Kutsche standen.
Jedes Mal die selbe Frage.
Jedes Mal...
In süßer Amüsanz lächelte Jimin mich an.
"Als hätte ich eine Wahl."
...die selbe Antwort.
Glücklich hüpfte mein Herz auf und ab, als wir einstiegen.
Ich vorweg.
Jimin hinter mir.
Der Weg von der Bibliothek hierher hatte gereicht, um mich bereits wieder sehnsüchtig nach etwas Zeit mit ihm alleine zu sehnen.
"Du hast doch sicherlich ein Buch dabei.", schmunzelte ich, kaum dass die Türen geschlossen waren.
Jimin hob eine Augenbraue.
"Nur, weil du sicherlich drei Stunden brauchen wirst, um dich zwischen zwei identisch aussehenden Blütenfarben zu entscheiden.", gab er mit mindestens genauso scharfer Stimme zurück.
Amüsiert kicherte ich.
"Es ist nicht meine Schuld, wenn du den Unterschied zwischen Sangria und Bordeaux nicht kennst.", antwortete ich extra besserwisserisch.
Ich musste lachen, als Jimin wegen meinen Worten einen Moment lang die Mimik einschlief.
Keinen Moment später stimmte er mit ein.
"Du wirst mich jetzt auch sicherlich nicht fragen, ob ich dir etwas vorlese, nicht wahr?", fragte er, während er das selbe Buch hervorholte, dass er gestern schon bei sich gehabt hatte.
"Große Erwartungen" von Charles Dickens.
Die Verspieltheit in Jimins Stimme brachte mich zum Grinsen.
Ich genoss Tage wie heute...
Tage, an denen meinem Gegenüber in unseren Momenten der Zweisamkeit sämtliche Sorgen abhanden kamen.
Diese seltenen, dafür umso entspannteren Tage...
"Das würde ich sicherlich niemals tun~", säuselte ich, bevor ich meinen Zylinder abnahm und an Jimin heran rückte, um meinen Kopf auf seine Schulter legen zu können.
"Gern dort, wo du das letzte Mal ausgehört hast.~", fügte ich mit extra süßer Stimme hinzu.
Jimin schmunzelte.
"Gerne doch, my Lord.", zog er mich auf.
Anschließend blätterte er zu besagter Seite.
Mir entfiel nicht, dass sich zwei Lesezeichen in dem Buch befanden.
Besonders morgens, wenn er vor allen anderen wach war, vertrieb Jimin sich die Zeit gern mit Lesen.
Generell immer, wenn er nicht seinen Pflichten nachgehen musste oder er bei mir war, steckte seine Nase zwischen den Seiten.
Seit unserer gestrigen Kutschfahrt war Jimin bereits ein ganzes Stück voran gekommen.
Dennoch befand sich ein Lesezeichen bei exakt der Seite, bei der er aufgehört hatte, mir vorzulesen.
Ein Lesezeichen nur für mich...
Glücklich über Jimins wortlose Zeichen der Zuneigung schloss ich meine Augen, während ich seiner Stimme lauschte.
Ich spürte seinen Geruch in meiner Nase.
Seine Nähe, weil unsere Körper sich beruhigten.
Dieser nur allzu bekannte Moment triefte vor Vertrautheit.
Vor Sicherheit.
Während Jimin und ich gemeinsam in dieser Kutsche saßen, war ich mir sicher, dass ich wusste, welchen Lauf unsere Geschichte nehmen würde.
Ungleich der Spannung, die ich empfand, während ich Jimin zuhörte...
Ich war der Meinung unsere Geschichte zu kennen.
Ich dachte das Ende sehen zu können.
Das märchengleiche "Glücklich, bis ans Ende ihres Lebens..."
Seit ich denken konnte, waren Jimin und ich zusammen gewesen.
Die Dinge waren so selbstverständlich.
So eingespielt.
Ich war der Meinung, dass es nichts gab, das uns aus der Bahn werfen konnte.
Jimin würde irgendwann verstehen, dass unsere Liebe kein Problem darstelle.
Er würde zu mir stehen.
Ich zu ihm.
Wir würden zusammen sein.
So und nicht anders sah unser Ende aus.
Ich war mir sicher.
Im Traum wäre ich nicht darauf bekommen, dass unsere Geschichte der in Jimins Buch ähneln könnte.
Den Charakteren standen Wendungen bevor.
Ereignisse, die die Handlung beeinflussen würden.
Ein Ende, welches niemand kommen sehen würde.
Ich konnte nicht wissen...
Entspannt schloss ich meine Augen.
...dass wir auf unseren ersten großen...
Ich genoss die Fahrt.
...Wendepunkt zusteuerten.
Can you guess wer im nächsten Kapitel seinen ersten Auftritt hat?
Ich bin sicher es ist gaaaar nicht obvious xD
Die aufmerksamen und offen gesagt auch extrem schlauen Leute unter euch, die Spoitfy haben und sich meine Musikempfehlungen anhören (weil sie sind perfekt, häufig meaningful und steigern den Kapitelgenuss um gute 60%), haben vielleicht bemerkt, dass ich die selbe Musikempfehlung wie im ersten Kapitel benutzt habe.
Auch so hab ich versucht, einige Paralleln zum ersten Kapitel aufzubauen.
Die Art, wie die beiden in die Kutsche steigen...
Das sehr metaphorische Ende...
Weil you know...
Wir kennen Jimin und Tae jetzt schon ein ganzes Stück besser, als zu Beginn der Story.
Aber die eigentliche Geschichte fängt jetzt gerade erst an~
Hach...
I was so excited für dieses Kapitel und alles was danach kommt.
Und kleiner Funfact, ich hab mit diesem Kapitel angefangen, als ich vor ein paar Wochen in Wien bei einer Freundin war.
Wir haben extra viele Rosengärten und schicke Gebäude besichtigt, damit ich in die Mood kommen kann.
Weil ich wollte vorher schon, dass das Kapitel hier irgendwie ein bisschen special wird...
Aber ich hatte noch nicht so ganz raus, wie.
Als wir dann in der U-Bahn auf dem Weg zum Schloss Schönbrunn waren, hatte ich diesen Geistesblitz mit der Analogie zum ersten Kapitel.
ich war so happy ^^
(Und eventuell hab ich auch sehr viele Fotos gemacht, mit denen ich euch im Laufe der Geschichte noch zuspamen werde x3)
Aber genug Gebrabbel von meiner Seite ^^
Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Habt ihr die Mood gespürt?
Seid ihr excited?
Und ist Vmin in dieser Story nicht einfach großartig? (I know, keiner mag Eigenlob, aber oh mein Gott, ich liebe die beiden so sehr T-T)
Please let me know <3
(Ich hatte eigentlich vor, unter diesem Kapitel nochmal zu bekunden, wie besonders diese Story für mich ist. Aber ich hab schon wieder so viel gerlabert, dass ich es mir vielleicht für ein anderes Author-Note aufhebe. xD Danke an alle, die sich das immer geben <3)
Ich hoffe ihr hattet einen wunderschönen Tag und falls nicht, dass er jetzt etwas besser ist <3
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