Kapitel 8
"Violet's Letter" - Evan Call
https://youtu.be/2j9jLB9YyQ4
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Glücklich klopfte mein Herz, als die Tür des Esszimmers sich öffnete und Jimin hereintrag.
"Guten Morgen, my Lord.", begrüßte er mich mit einer Stimme so glaubhaft distanziert, als wäre er nicht letzte Nacht in meinen Armen eingeschlafen.
"Ihr habt nach mir geschickt?", erkundigte er sich.
Ich gab mir größte Mühe, meine Mimik nicht entgleiten zu lassen.
Ein Teil von mir bewunderte Jimin fast, weil er so gut darin war, diese Fassade aufrecht zu erhalten.
"Ich hörte du hast noch nicht gefrühstückt.", informierte ich ihn über den offensichtlichen Grund, warum er hier war.
Da es jedes Mal so lief, wenn Mutter außer Haus war, war es eigentlich komplett unnötig.
Allerdings waren gerade die üblichen zwei Diener anwesend.
Für mich war es ein Ding des Unmöglichen, meinem Alltag in unserem Anwesen nachzukommen, ohne dass nicht immer mindestens eine Person anwesend war, die auf Schritt und Tritt bereit stand, falls ich etwas brauchte.
Solange ich die Leute nicht wegschickte, war ich nie allein.
Es gab immer Zuschauer.
Menschen, vor denen ich mit Jimin leider nicht so umgehen konnte, wie ich es gerne wollte...
Jimin fing das Lächeln auf, das ich mir nicht hatte verkneifen können.
"Es wäre mir eine Freude, my Lord.", drückte er es extra förmlich aus.
Die kleine Flamme in seinen Augen verriet mir, dass er wusste, was er damit in mir auslöste.
Das kaum erkennbare Schmunzeln auf seinen Lippen...
Pure Provokation.
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mein Inneres kribbelte.
Wie unbeschreiblich verliebt ich in mein Gegenüber war.
"Nun denn...", ich deutete auf das bereits üppig gedeckte Buffett.
Von dem klassischen English Breakfast über frisches Obst und ausgefallene Gebäcke war jeden Morgen alles vorhanden.
Jimin nickte.
Er griff sich einen Teller, bevor wir beide uns daran machten, unser Frühstück zusammenzustellen.
Ich verkniff mir ein Grinsen, weil wir wie immer beide zuerst die Ecke ansteuerten, in der die Getränke standen.
So wie ich Jimin kannte, war es wahrscheinlich nicht sein erster Kaffee des Tages.
Auch wenn er das Frühstück häufig nach hinten schob, kam er selten umhin, nicht trotzdem schon mindestens eine Tasse der dunklen Wunderflüssigkeit zu sich zu nehmen.
Eine Neigung, die ich durchaus nachempfinden konnte.
Wer auch immer auf die Idee gekommen war, Kaffeebohnen zu rösten und in ein Getränk zu verwandeln, musste ein wahres Genie gewesen sein.
Nachdem wir beide unsere Teller bestückt hatten, setzten wir uns an die Tafel, die sich durch das ganze Esszimmer zog.
Auch wenn Vater außer Landes war, war der Stuhl am Tischende immer für ihn bestimmt.
Mutter bekam den anderen.
Entsprechend setzten Jimin und ich uns mit etwas Abstand gegenüber voneinander.
Bloß weit genug weg, dass man sich nicht wirklich unterhalten konnte.
Genau so, wie es sich gehörte.
Ein paar Sekunden herrschte Stille.
Stumm standen die Diener an den Eingangstüren und schauten uns zu, bevor ich schließlich das Wort erhob.
"Ich wünsche, ohne Aufsicht zu frühstücken.", sagte ich laut genug, damit die beiden wussten, dass sie angesprochen waren.
Ohne Widerstand verbeugten sie sich.
"My Lord.", empfahlen sie sich anschließend.
Kurz darauf fielen die Türen des Esszimmers in ihr Schloss.
Weitere Sekunden der Stille.
Diesmal allerdings auch der Privatsphäre.
Ich konnte die Glückshormone in meinem Inneren spüren.
Glücklich hüpften sie umher.
"Tae-", setzte Jimin etwas hilflos an, weil er meinen Blick durchaus einzuordnen wusste.
Allerdings kam er nicht weit.
Er hatte kaum zu sprechen begonnen, da hatte ich bereits mein Gedeck einmal über den ganzen Tisch zu ihm geschoben.
Ich stand auf.
Lief einmal um die Tafel herum.
Und schon...
"Guten Morgen, Jiminie~", begrüßte ich ihn nochmal ordentlich, während ich mich auf den Stuhl direkt neben seinem sinken ließ.
"Ich hab dich nach dem Aufwachen vermisst.", grinste ich.
Zufrieden schaute ich dabei zu, wie es meinem Gegenüber die Farbe in die Wangen trieb.
Ich konnte ihm ansehen, dass er mich darauf hinweisen wollte, dass nach wie vor jederzeit jemand das Esszimmer betreten und uns so sehen könnte.
Allerdings hatte ich diese Diskussion schon vor Jahren gewonnen.
Es war ein Geben und Nehmen.
Ein ständiges Hin und Her aus Zugeständnissen, die ich machte, wenn Jimin auf den offiziellen Umgang bestand und Kompromissen, die er diesbezüglich einging, um mich trotzdem nicht den ganzen Tag auf Abstand halten zu müssen.
Momente wie dieser...
Gemeinsame Kutschfahrten...
Jimin konnte seine Besorgnis nie ganz abstellen, ließ es aber trotzdem zu.
Solange wir alleine waren und es eher ein Ausnahmefall war, dass wir plötzlich unterbrochen werden könnten, war es okay, die Fassade bröckeln zu lassen.
"Du musst nicht immer...", setzte Jimin an, als ich anfing, die Eclairs von meinem Teller auf seinen zu räumen.
Er verstummte, als ich ihm einfach eins in den Mund steckte.
"Die sind mir eh viel zu süß.", meinte ich nur.
Da es sich um eine ausländische Süßspeise handelte, deren Herstellung noch dazu einiger Finesse bedurfte, waren sie eigentlich den Mitgliedern aus meiner Familie vorbehalten.
Obwohl er den Geschmack liebte und sie immer da standen, würde Jimin niemals auf die Idee kommen, sich an ihnen zu bedienen.
Selbst wenn ich die Diener wegschickte, bevor wir uns etwas zu Essen genommen hatten, ließ Jimin die Eclairs in Ruhe.
Nie traute er sich, die Dinge zu nehmen, die er haben wollte...
Deshalb tat ich es für ihn.
"Du bift unmöglif...", grummelte Jimin.
Die Farbe in seinem Gesicht wurde nicht weniger, während er das Eclair herunterschluckte.
Glücklich, schon so früh am Morgen von ihm angemault zu werden, lächelte ich.
"Bekomme ich als Dankeschön einen Guten Morgen Kuss?", wollte ich mit extra süßer Stimme wissen.
Demonstrativ rückte ich dabei ein wenig mehr an Jimin heran.
Mein Gegenüber hob eine Augenbrauche.
"Sicher.", verließ es in gänzlicher Selbstverständlichkeit seine Lippen, bevor er sich eine Erdbeere von seinem Teller griff, ihr einen Kuss gab und sie mir anschließend in den Mund stopfte.
"Guten Morgen.", lächelte er mit einer Stimme so zuckersüß wie messerscharf.
Noch während ich damit beschäftigt war, die Erdbeere zu zerkauen, begann ich zu lachen.
Ich liebte, wie es zwischen Jimin und mir war.
Wie leicht mein Herz sich anfühlte...
"Ich wusste gar nicht, dass Erdbeeren so gut küssen können.", scherzte ich.
Jimin stutzte einen Moment, musste dann aber auch kichern.
"Dabei weißt du doch sonst immer alles über Pflanzen.", stichelte er zurück.
Einen Moment lang herrschte ausgelassene Stimmung, bevor unsere Augen sich ineinander verfingen.
Einander immer noch nah, verstummte das Lachen.
Die Belustigung verschwand aus Jimins Mimik.
Sie wich einer Welle reiner, unverfälschter Wärme.
Kurz schaute mein Gegenüber die Türen an.
Ich konnte förmlich sehen, wie er nach Geräuschen auf dem Flur lauschte.
Anzeichen, dass jemand hereinkommen könnte.
Als er keine fand, schaute Jimin mich erneut an.
Tief fraßen seine kaffeebraunen Seelenspiegel sich in meine, während seine Hand den Weg zu meinem Hemdkragen fand.
Sanft zog er mich die letzten Millimeter zu sich.
"Guten Morgen, TaeTae...", wisperte er, bevor er seine Augen schloss.
Ich spürte die Schmetterlinge in meinem Inneren, als unsere Lippen sich berührten.
Wild flatterten sie mit ihren Flügeln.
Wirbelten einen Tornado auf, der all die Einsamkeit verschwinden ließ, die ich nach dem Aufwachen verspürt hatte.
Restlos wich jeder noch so kleine Hauch Frustration, den ich empfunden hatte, von mir.
Alles was zurück blieb war Jimin...
Er und all die Dankbarkeit, die ich verspürte, weil wir gemeinsam hier saßen.
Weil er bei mir war...
Zuließ, dass ich ihm auf die Pelle rückte...
Stetig aufs neue verliebte ich mich in ihn.
Jedes Mal mehr.
Jedes Mal bedingungsloser...
Von all meinen Gefühlen verzaubert, war ich einen Moment lang wie weggetreten, als wir uns voneinander lösten.
Mit riesigen, zuneigungsgefüllten Augen schaute ich mein Gegenüber an.
Als hätten seine Lippen meine nicht schon tausendfach berührt.
Als wäre es das erste Mal gewesen.
Nie hörte ich auf, überwältigt zu sein, wenn Jimin mich küsste.
Wenn ich spüren konnte, dass hinter all den Sticheleien und all der Zurückhaltung die exakt gleichen Gefühle schlummerten, wie ich sie hatte.
Mir meine Gedanken aus der Mimik lesend, lächelte Jimin.
Einen Moment lang streichelte sein Daumen über meine Wange, bevor er von mir abließ.
"Meinst du, wir können nun frühstücken?", erkundigte er sich mit weicher Stimme.
Immer noch weggetreten, nickte ich.
Sekunden verstrichen, bevor ich fähig war, meinen Blick von Jimin zu lösen.
Es ihm gleich zu tun und mich meinem Teller zu widmen.
Für einen Augenblick herrschte Stille.
Ich griff nach meinem Kaffee.
Jimin ließ noch ein Eclair in seinem Mund verschwinden.
Ganz von selbst fingen wir irgendwann an, uns zu unterhalten.
Ich erkundigte mich nach Jimins Tagesplanung.
Er beschrieb sie mir.
Teilte mir im selben Atemzug mit, wie kompatibel sie mit meiner war.
Fast wie ein normales Gespräch zwischen seinem Lord und seinem Begleiter.
Alltäglich.
Unbedenklich.
Allerdings...
Ich lächelte, als ich Jimins Fuß unter dem Tisch an meinem spürte.
...auch nur...
Vorsichtig suchte er nach Nähe.
...fast.
Hach jaaaa...
Ich finde die beiden so romantisch 🤭
Sowohl schreiben, als auch Probe lesen ist so much fun, weil es sich wie eine ganz andere Welt anfühlt <3
Wobei ich sagen muss, dass dieses Kapitel schon etwas kritisch war xD
Als es um den Kaffee ging, war ich so:
"Wait a sec... Kaffee in London im 19. Jh? Wo hatten die den her?"
And then I was like:
"Ohhhh...Kolonien........."
Ich hab dann kurz überlegt, aber letztendlich beschlossen, dieses überaus kritische Thema in der Geschichte einfach mal unerwähnt zu lassen.
Same mit den Eclairs.
Frankreich und England waren im 19. Jh eigentlich nicht so die besten Freunde.
Aber you know...
Ich kann nicht ohne meine französischen Anspielungen und das war bei weitem auch nicht die letzte.
Deshalb hab ich beschlossen, dass wenn in meiner FF Homosexualität im 19. Jh anerkannt ist, sie auch Friends mit Frankreich sein können und der Kaffee sicherlich auf einem nicht-andere-kulturen-zerstörenden-und-ausnutzendem Weg beschafft werden konnte.
Cool?
Cool.
Lasst uns eine Bubble voller Frantasie und Frieden bauen xD
Please let me know, wie ihr das Kapitel fandet ^^
War es süß und kribbelig und ruhig und romantisch all at the same time?
Weil das waren meine Gefühle xD
Ofc könnt ihr mir auch gern sagen, wenn es für euch anders war <3
I would love to know ^^
Wish you a wonderful day <3
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