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"Bitte was?!"

Das meine Stimme voller entsetzten und so schrill klang war nicht beabsichtige aber der Schock saß tief.
Von dem Raum nebenan kam erst ein gepoltere und kurz darauf stand Tomy angriffsbereit an der Tür. Ups.

"Das wars dann wohl mit schlafen. Alles gut Großer. War nur die Sirene Namsy."
Mit hochgezogenen Augenbrauen und herunter gefallener Kinnlade schaute ich rüber zu Ethos, der nur mit den Schultern zuckte und aus dem Bett sprang.

"Dann mal los, wir haben viel zu besprechen."
Er quetschte sich an Tomy vorbei der mich immer noch anstarrte.
Dieses mal zuckte ich mit den Schultern und schmiss die Decke von mir runter um Ethos zu folgen.

Wir fanden ihn in dem Küchenraum unten wieder, wie er gerade an einer Dose mit Kaffeepulver schnüffelte.

"Seit wann warst du nicht mehr hier Tomy?", fragte ich Tomy der hinter mir den Raum betrat.

"Lange. Tomy wohnen bei Wohnung von Boss mit anderen.", er schien weiter nach zu denken und kratzte sich am Kinn. Ethos hatte aufgehört am Kaffee zu schnüffeln und schaute Tomy jetzt auch neugierig an. Nach einiger Zeit die wir uns gegenseitig anschwiegen, sagte er knapp: "éna chróno"
Ihn plötzlich griechisch reden zu hören überraschte mich und ich schaute reflexartig zu Ethos.

"Ein Jahr"

"Ein Jahr"

Unsere Synchronie brachte uns beide zum schmunzeln und ich lief zu ihm um auch am Kaffee zu schnuppern. Nach dem ich einige Male mit dem Kaffeelöffeln in der Büchse darin rumgerührt hatte, beschloss ich das der Kaffee noch trinkbar war.

"Naja, frisch riecht er nicht aber scheint doch in Ordnung zu sein. Solange keine Viecher drin rum fliegen. Was uns nicht umbringt..."

"...macht uns nur Stärker", beendete Ethos meinen Satz und zuckte mit den Schultern.

Kurze Zeit darauf saßen wir mit frisch gewaschenen Tassen und einer Kaffeekanne auf der Leder-Couch und genossen den nicht so frischen Kaffee.

"Also, du glaubst das dieses Biest auf dem Schrottplatz, ehm... auch  ein Ethos war?"

Mein Ethos blickte von seinem Kaffeebecher auf und nickte langsam.

"Ich glaube nicht ich weiß es. Einiges habe ich in meiner Abwesenheit mitbekommen. Auch wenn ich verbannt war, konnte ich die Anwesenheit eines anderen Ethos spüren. Von ihr ging eine andere Art Macht aus. Etwas Böses."
Ethos runzelte die Stirn und schien zu überlegen.

„Sie war böse! Das kannst du mir glauben. Sie muss der Ethos von diesem Typen sein der sie angeschnauzt hat. Sie hörte nämlich auf ihn und lies mich los. Aber was heißt das für uns? Und wie hilft uns das Ilias zu finden?"
Dieses Mal runzelte ich die Stirn und versuchte zu begreifen was hinter all dem steckte. Irgendetwas übersah ich. Etwas unglaublich wichtiges.

„Die Sache ist die. Wir wollen Ilias finden. Stany hält ihn gefangen weil er etwas von dir möchte habe ich recht?"

Ich konnte mich noch all zugut an die Worte dieses Arschlochs erinnern.
„Er will den Finger! Ilias ist sein Druckmittel gegen mich. Ich soll es ihm bringen!"

Ich verstand auf was Ethos hinauswollte. Um den Finger zu bekommen mussten wir erstmal diese Typen finden, die mir und Ilias am Schrottplatz hinterhältig nachspioniert hatten um uns dann zu bestehlen. In mir kochte es vor Wut. Ich hatte alles was mir danach passierte diesem Pack zu verdanken.

„Warum wollte Stany unbedingt diesen Finger? ", fragte mich mein Gewissen jetzt ernst und ich konnte fast schon seine arbeitenden Gehirnzellen durch seine Stirn hindurch sehen.
Unser Brainstorming hatte offiziell angefangen und ich war entschlossen herauszufinden was hier gespielt wurde.

„Stany ist nur ein Vermittler. Mr. White, ein Kunde von ihm wollte unbedingt das wir in dieses Haus einbrechen und das mitnehmen was in diesem Tresor war. Ich bin mir sicher das Stany keine Ahnung hatte was sich darin befand. Als Ilias und ich ihm versucht haben zu erklären das uns der Finger geklaut wurde, hielt er uns für Lügner. Er muss davon ausgegangen sein das sich in diesem Tresor ein Vermögen befand und wir damit durchbrennen wollten oder sonst was. Jedenfalls hat er uns kein Meter geglaubt, auch nicht als er uns zuschauen ließ wie einer seiner Männer eiskalt meine Mutter erschoss.", ich musste den Kloß in meinem Hals runterschlucken und einmal tief ein und aus atmen.
Auch wenn es schmerzte an diese Momente im Keller der Bar zu denke wusste ich ganz genau das ich jetzt da durch musste. Ich musste den Schmerz und die Angst ausblenden und sachlich bleiben um Klarheit zu bekommen.

"Alles ok?", Ethos legte seine Hand auf meinen Arm und ich konnte spüren wie er mich besorgt musterte. Ich nickte nur kurz während ich in meine Kaffeetasse schaute als ob dort die Antwort auf alles schwamm.

„Das bedeutet dieser Kunde und diese Bande hat es auf den Finger abgesehen. Woher wussten die wo die Übergabe stattfinden würde und das ihr die Ware habt?", fragend schaute mich Ethos an.

„Ich glaube die haben auch nach Mr. Finger gesucht. Ich weiß nicht wie alles zusammen passt aber dieses Haus in dem wir eingebrochen sind, wurde in der gleichen Nacht abgefackelt. Wir haben am nächsten Tag in den Nachrichten davon gehört und aus dem Haus wurde eine Leiche herausgetragen. Oder was von ihm nach dem Brand eben übrig blieb. Stany hatte damit nichts zu tun. Er wusste nichts von dem Brand. Vielleicht ist uns die Bande die ganze Zeit gefolgt, ich weiß es nicht. Aber irgendwas stimmt da nicht."

Ich konnte mir einfach kein Reim zu der Geschichte machen. Wer war die Leiche gewesen und warum musste er sterben. Mir fehlte ein großes Stück vom Puzzle und das machte mich wahnsinnig.

"Hm, das ist alles wirklich seltsam aber wichtig ist erstmal das wir uns darauf konzentrieren diese Bande zu finden. Ich frage mich nur warum alle hinter diesem Finger her sind. Was ist an diesem Finger so besonders?", fragte Ethos halb in seine Tasse, die er ansetzte um daraus zu nippen.

"Nicht der Finger. Es geht um den Ring. Wer auch immer diese Leute sind, sie sind hinter dem Ring an dem Finger interessiert." ,fiel mir plötzlich wieder ein.

„Warte mal stop! Ein Ring?!"
Ethos verschluckte sich und hustete ein paar mal bis er sich wieder gefangen hatte. Ich schaute ihn leicht erschrocken an und wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Plötzlich sprang er auf und fing an sich im Raum auf und ab zu bewegen. Immer wieder strich er sich mit der Hand durch seine pechschwarzen Haare oder kratzte sich am Hinterkopf was mich allmählich Nervös machte.

„Was ist den los? Hab ich was verpasst."

Ethos lief noch gefühlte fünf Minuten weiter auf und ab bevor er so abrupt stehen blieb wie er aufgestanden war und mich jetzt mit weit aufgerissen Augen anstarrte.
Mein Herz begann zu rasen und ich wusste nicht ob es an mir selbst lag oder ob ich gerade sein Herz in mir spürte.

„Verdammt Ethos was ist los?"

Er kam ein paar Schritte auf mich zu und kniete sich zu mir runter um in der gleichen Augenhöhe zu sein. Ich spürte wie Tomy neben mir auch unruhig wurde.

„Nemsy, dieser Ring? Wie sah er aus? Weißt du das noch?" ,fragte er mich beinahe flüsternd.

„Ich...ich bin mir nicht sicher. Aber warum?"
Ich versuchte mich zu erinnern und rief mir in Gedanken den Momenten auf als wir den Tresor öffneten.

„Pass auf das ist sehr wichtig. Versuch dich daran zu erinnern. Wenn es das ist was ich glaube, haben wir ein mächtiges Problem."
Ethos war wieder aufgestanden und schaute auf mich runter.

„Ich wollte diesen Anblick schnellstmöglich vergessen so genau hab ich ihn mir nicht angeschaut aber es war ein großer Ring mit einem Siegel darauf. Ein Symbol, an das ich mich nicht genau erinnere. Der Ring war silbern und hatte auch an den Seiten Gravuren mit Ziffern oder vielleicht auch Buchstaben drauf. Wieso ist das denn so wichtig? Was weißt du?!"
Langsam wurde ich ungeduldig.

„Hör zu. Ich bin mir selbst nicht sicher aber ich erinnere mich an einen sehr alten Mythos über einen Ring der die Macht besaß alle Gekennzeichneten zu finden."

Es entstand eine Pause und Ethos ließ sich erschöpft zurück auf die Couch fallen.
Ich verstand überhaupt nichts mehr, drehte mich zu ihm und forderte ihn mit meinen Blicken auf weiter zu reden.

„Was soll das heißen? Glaubst du das es sich um diesen Ring aus einem
Mythos handelt?" ,fragte ich ungläubig als von ihm nichts mehr kam.

„Ich weiß nur eins wenn diese Geschichte wahr ist und dieser Ring genau der ist, kann er in falschen Händen zu einer Katastrophe werden."

„Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Kannst du mal bitte aufhören in Rätseln zu reden und erklären warum?"

Ethos schaute mich aufdringlich an als ob ich schwer vom Begriff war und seufzte als er merkte das ich es wirklich nicht verstand.

„Nemesis verstehst du es denn nicht? Wenn dieser Kerl, der den Ring gestohlen hat einen Ethos besitzt der bereit ist zu töten, heißt es er gehört der Dunkeln Seite an. Was glaubst du was so jemand mit einem Ring vorhat der die Macht besitzt alle Gekennzeichneten zu finden? Ich glaube nicht das er sie ausfindig machen möchte um mit ihnen ein Familien Barbecue  zu organisieren. Überleg doch mal."

Ich war überfragt. Was würde ich mit einem Ring machen wollen der mir hilft alle Gleichgesinnten zu finden.

„Für was war denn dieser Ring laut dem Mythos erschaffen worden? Was wollte man denn damit bezwecken?"
Meine Frage war berechtig und Ethos schien zu überlegen wie er mir das am besten erklären konnte.

"Ok pass auf ich zeige es dir.", er drehte sich zu mir um nahm meine Hände in seine.

"Ich möchte das du jetzt die Augen schließt und dich ganz auf mich einlässt. Spüre meine Anwesenheit und folge meinen Gedanken. Du musst mir jetzt vertrauen ok? Ich werde dir jetzt das Mythos zeigen."

Ich schaute auf unsere Hände runter und dann wieder in die tief blauen Augen von meinem Gegenüber. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste im vertrauen und anfangen mich mit dem Gedanken anzufreunden das ich mich in einer Situation befand die ganz und gar nicht normal zu sein schien. Ich musste realisieren das ich eine Gabe hatte und nicht verrückt wurde. Meine Mutter war mit dieser Gabe auch vertraut gewesen und ich spürte tief in mir das ich nichts zu befürchten hatte.
Nein im Gegenteil, ich war vollkommen bereit mich meiner Gabe hinzugeben. Ich spürte etwas mächtiges in mir aufgehen und die Leere in mir auffüllen. Wissend, das auch mein Ethos spüren konnte das ich bereit war, schloss ich meine Augen und enspannte mich. Eine warme Energie schien von seinen Händen in meine über zu gehen. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung und konnte seine hören. Ich überlies mich der Dunkelheit und stellte mich meiner Angst. Alle anderen Gedankengänge schaltete ich ab, was mir überraschend leicht fiel. Es gab nur noch ihn und mich bis unsere Atmung gleichmäßig wurde, unsere Auren sich umarmten und zu einer verschmolzen.

Bist du bereit?

Wir waren jetzt eins und mental verbunden.

Ich bin bereit!

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So allmählich lösen sich Geheimnisse und neue Offenbarungen nehmen ihren Platz an.
Mich würde interessieren ob euch diese Wendung gefällt oder ob ihr es allgemein passend zu der ganzen Geschichte findet.
Macht auch das ganze Neugierig auf mehr oder kommt ihr eher komplett durcheinander?
Ich bin unglaublich gespannt auf euren Feedback.

Eure GA

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