Epsilon


„Nemesis, Nemesis, Nemesis!"

Ich öffnete meine Augen und sah nichts außer Dunkelheit. Irgendwas hatte mich an den Armen gepackt und schüttelte mich. Ich wollte schreien aber meine Kehle war ausgetrocknet und mehr wie ein krächzen bekam ich nicht raus. Der Versuch mich freizukämpfen gelang mir nicht bis mir auffiel das die Stimme die meinen Namen sagte und mich 'Schatz' nannte, mir doch irgendwie bekannt vorkam.

„MOM!" , ich hörte auf zu zappeln und atmete tief ein.

„Schatz! Ich bin es nur. Beruhig dich" ,sagte sie mit einer sanften Stimme und streichelte mir die Haare aus dem Gesicht.

„Was hast du denn schon wieder geträumt. Meine Güte du bist so nass geschwitzt"
Langsam gewohnten meine Augen sich an die Dunkelheit.
Ich versuchte mich aufzurappeln und musste noch ein paar mal tief Luft holen um mein Herz zu beruhigen.

Ich schluckte kurz runter bevor ich meiner Mutter antwortet: „Alles gut. Ich hatte nur ein Alptraum. Muss der Stress in der Uni sein. Mach dir kein Kopf"
Ich lächelte mit der Hoffnung das ich sie etwas beruhigen konnte, denn ich konnte in ihrem Gesicht erkennen das sie sich richtige Sorgen gemacht haben musste.
„Hör auf damit, ich kann deine Sorgenfalten zählen; 1, 2, 3 oh 4 schon!", und da lächelte sie schon.

„Du bist mir eine. Hier hast du ein frisches Oberteil. Du hast noch paar Stunden, zieh dich um und versuch noch ein wenig zu schlafen Schatz", sie streichelte mir nochmal über die Wange bevor sie lächelnd das Zimmer verließ.

Egal wie alt man ist, die liebevolle Hand einer Mutter konnte doch wirklich alle Wunden heilen und alle Ängste verschwinden lassen. Wie ein Wunder.

Das war schon das dritte oder vierte mal das ich diesen Traum hatte. Immer der gleiche Ablauf. Nichts änderte sich an diesem Traum und trotzdem machte es mir irgendwie Angst. Es war eine andere Art von Angst. Als ob man etwas oder jemanden für immer verliert vermischt mit Schuldgefühlen. Ich konnte es nicht genau definieren.

'Ethos' - dieses Wort kannte ich von irgendwoher aber ich konnte mich einfach nicht erinnern woher. Ich sollte das echt mal googeln, vielleicht hatte es ja eine Bedeutung.

Ich legte mich wieder hin und starrte an meine Decke.
Als ich noch klein war erzählte mir mein Vater immer Geschichten aus der griechischen Mythologie und zeigte mir Sternbilder. Jeder Stern hatte für ihn eine Bedeutung und zu jedem Stern hatte er immer eine Geschichte zu erzählen.

Ich betrachtete die Sterne die mein Vater mit Hilfe meiner Mutter, und einer ungeduldigen acht jährigen die nur am fragen war ob sie endlich das Licht ausmachen konnte wohlgemerkt, an die Decke geklebt hatte. Als es soweit war, lagen wir zu dritt eingequetscht in meinem Kinderbett und betrachteten meinen eigenen neongelb leuchtenden Sternenhimmel. Es war eine schöne und intensive Erinnerung und ich spürte etwas nasses meine Wangen runter gleiten, obwohl ich lächelte.
Mein Vater war ein guter Mensch gewesen, er hätte uns nie spüren lassen das es Probleme gab. Was also hatte er uns verschwiegen? Warum war er mit meinem Onkel zu Stany gegangen. Ich verstand das alles nicht.

Ich wischte mir die Träne weg und drehte mich zur Seite, um auf mein Wecker zu schauen.

Es war erst fünf Uhr morgens. Schlafen konnte ich eh nicht mehr. Dafür schwirrte mir momentan zu viel im Kopf. Vor allem fiel mir Mr. Finger wieder ein und ein eiskalter Schauder überfiel mich.

„So ein Mist", fluchte ich mehr über mich selbst als über die Situation und stand auf.

„But first, COFFEE!"

~~~~~~~~~~~~~~

Die Vorlesungen hatte ich hinter mir und saß nun gedankenverloren in unserem Stammcafé und starrte aus dem Fenster bis mir langweilig wurde und ich den riesen Bildschirm über der Theke entdeckte. Es lief ein Musikvideo von Lady Gaga aber aus den Lautsprechern im Café ertönte eine weihnachtliche Melodie. Nein mal im Ernst; warum?!
Gerade wollte ich mich wieder zum Fenster drehen als mein Blick auf etwas hängen blieb das mir den Atem raubte. Ich musste mich am Tisch festhalten um nicht vom Stuhl zu fallen und ohne es beeinflussen zu können riss ich Augen und Mund auf.

„Das ich so eine angst einflößende Erscheinung habe, war mir nicht bekannt", hörte ich dieses riesige etwas vor mir sagen und schob es zur Seite.

„Pstt! Ilias hock dich hin! Guck dir das mal an!", zischte ich ihn an ohne ihn wirklich zu beachten.

„Was ist den los? Was ist dir denn heute über die Leber...ach du scheiße!! Ist das nicht?...", stieß er hervor während er sich auf den Stuhl neben mich fallen ließ. Er hatte es auch erkannt, wobei es wahrscheinlich nicht mehr viel zu erkennen gab.

„Ja das ist das Haus wo wir gestern Gassi waren!", flüsterte ich leise.

Eine Nachrichten Reporterin stand vor genau diesem Haus und sprach aufgeregt zur Kamera was wir aber leider nicht hören konnten da dieser Fernseher viel mehr als elektronischer Fotorahmen diente wie es aussah.
Der Ton war ausgeschaltet und wir konnten nur erahnen was da los war.

Die helle Fassade des Hauses war jetzt nur noch Kohlschwarz. Fenster waren zerbrochen. Die Reporterin versuchte gerade einen Feuerwehrmann etwas zu fragen, der nur knapp antwortete und eilig in Richtung Haus zurück lief. Einige andere Feuerwehrmänner rollten Wasserschläuche wieder ein. Mehrere Polizisten unterhielten sich untereinander. Die Kamera schwenkte nun rüber zum Haus und es gab kein Zweifel; das war es! Ich erkannte sofort die Veranda und den ungepflegten Garten.

Die Reporterin zeigte nun auf zwei Männer, die das Haus betraten und komplett weiß angezogen waren.

„Die sehen aus wie von der Spurensicherung", sagte Ilias als ob er meine Gedanken gelesen hätte.

„Ja scheint so", ich schaute mich um und bemerkte das es kaum Gäste im Café gab. Also stand ich auf und bat einen der Mitarbeiter an der Theke den Fernseher etwas lauter zu schalten. Auch er schaute sich im Café um, zuckte kurz mit den Achseln und drückte mir die Fernbedienung in die Hand.
Oder so, warum nicht.

Die Reporterin unterhielt sich mittlerweile mit einem der Polizisten und er erklärte ihr gerade das es noch keine Identifizierung zum Toten gab, jedoch mehrere Nachbarn berichtet hätten das in diesem Haus schon länger niemand gesichtet wurde.
Warte mal; Stopp! Toter?!

Ich spürte wie das Blut in meinen Adern gefrierte, meine Gesichtsmuskeln konnte ich nicht mehr kontrollieren und mein Herz rammte gegen meine Brust. Ich traute mich nicht mal Ilias anzusehen, der auch kein Mucks von sich gab.

"Ja, keine Sorge. Unsere Kollegen haben seit gestern, kurz nach Mitternacht alles erdenkliche gemacht damit das Feuer gelöscht werden konnte. Wir wissen noch nicht was oder wer zuständig dafür ist. Eine Brandstiftung können wir nicht ausschließen. Die Sicherheitskameras im Haus wurden durch das Feuer beschädigt und die Aufnahmen natürlich auch. Momentan tappen wir selbst im dunkel. Nach der Befragung einiger Nachbarn gehen wir davon aus das dieses Haus schon längere Zeit frei stand. Momentan versuchen wir herauszufinden wer die Bewohner waren oder sind und ob es Ihnen gut geht. Sobald wir mehr zu unsrem Opfer haben, werden wir Sie informieren.", er verabschiedete sich kurz und lief zurück zu seinen Kollegen die angefangen hatten die Umgebung komplett abzusperren.

„Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich dreh gleich durch!!", schoss es plötzlich aus Ilias raus und ich zuckte erschrocken auf.

„Verdammte Kake, die reden von einem Toten. Nemsy das kann doch kein Zufall sein!" , er war außer sich und starrte mich an als ob er mich gleich packen und durch den Raum schleudern würde.

„Ich hab keine Ahnung Ilias. Ich weiß echt nicht was ich dazu noch sagen soll. Wenigstens gibt es keine Kamera aufnahmen. Sonst hätten wir jetzt ein riesen Problem", brachte ich nur raus und versuchte mich nicht so erschüttert anzuhören wie ich mich fühlte.

„Ist das grad dein ernst??!! Nemsy verdammt! Wir haben ein riesen Problem ob du willst oder nicht wir stecken da mittendrin! Ich kann mir nur kein Reim machen. Wer war denn außer uns noch da drin?" ,seine Stimme war lauter geworden und zog die Blicke von dem unmotivierten Kellner der immer noch an der Theke stand auf uns.

„Komm runter! Der Kellner schaut uns schon an. Ich kann mir nicht vorstellen das noch irgendwer in diesem Haus war. Du hast doch die Terassentür aufgeknackt und selbst gesehen wie verlassen das Haus aussah." , flüsterte ich ihm zu und hatte währenddessen eine Rückblende an gestern Nacht und plötzlich viel mir das Geräusch ein das wir gehört hatten.

Ilias schaute mich an als ob man mir im Gesicht ablesen konnte das ich gerade ein Gedankenblitz hatte und sprach es aus: „Das Geräusch! Es muss jemand drin gewesen sein. Ich versteh das alles nicht. Es macht für mich einfach kein Sinn. Wer hat das Feuer gelegt und warum?" ,während wir uns fragen anschauten, vibrierte mein Handy in der Hosentasche. Ich merkte erst das meine Hände zitterten als ich versuchte mein Handy aus der Hosentasche zu fischen. Ich musste mich beruhigen, bald war alles vorbei.

„Wenn man vom Teufel spricht!" , fluchte ich und zeigte die Anzeige Ilias. Er konnte wohl mit der unbekannten Nummer und meiner Aussage nicht viel anfangen und schaute mich fragend an. Ich hoffte nur das er wusste das wir das mit dem Feuer nicht waren. Wobei ich nicht wusste ob das gut oder schlecht sein würde.

„Stany?" ,fragte ich in den Hörer und konnte beobachten wie Ilias ein licht aufging und er sein Mund zu einem lautlosen 'ah' formte und die Augenbrauen hob.

Stany gab mir den Übergabeort und Uhrzeit durch, von einem Brandfall verlor er kein Wort also fragte ich vorsichtig nach.

„Stany, nur kurz. Hast du das Feuer im Haus legen lassen?" ,ich ging davon aus das er Bescheid wusste was sich als Fehler herausstellte.

„Welches Haus?! Hör auf mein Namen am Telefon zu sagen?!! Wie oft muss ich euch das noch erklären. Was für Brand überhaupt was laberst du für eine Scheiße Mädchen?" ,schrie er mich an. Er hatte keine Ahnung.

„Ab und zu Nachrichten schauen würde nicht schaden", hatte ich das gerade laute gesagt? Verdammt!

„Werden wir wieder frech?!! Ich weiß nicht was du meinst aber ich hab sicher kein Feuer gelegt. Jetzt nerv mich nicht. Ihr seit pünktlich mit der Ware am Stellplatz. Die Adresse hast du!" ,bellte er und legte auf.

Ilias schaute mich fragend an.
„Er hat keine Ahnung was abgeht. Ich glaube kaum das er weiß was wir gestern aus diesem Haus geholt haben.", sagte ich leise und setzte mich wieder hin.

„Und was machen wir jetzt?!" ,Ilias schaute mich immer noch fragend an.

„Na wir gehen heute Abend zur Übergabe und beenden diesen Horror. Im Endeffekt gibt es keine Beweise das wir in diesem Haus waren. Mit dem Toten hatten wir nichts zu tun, ich hab keine Ahnung was da abläuft aber fakt ist; wir haben die Ware und werden sie heute los!", sagte ich so überzeugend klingend wie möglich. Ich  drehte mich wieder zum Fernseher, wo schon die nächste Nachricht lief.

Ich konnte nur hoffen das ich recht hatte.

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Da bin ich wieder! Ich hoffe das ihr euch noch nicht langweilt und euch meine Geschichte noch immer gefällt.
Ich freu Mich auf eure Kommentare :)

Ein ganz herzliches Dankeschön an die Liebe JaneP913 ❤️
Danke für deine netten Kommentare und Motivation die du mir von Anfang an gibst. Ich bin froh das du meine Geschichte entdeckt hast.
Und vielen lieben Dank auch an die Liebe MilaJune ❤️
Danke für die Riesen Kommentare die du hinterlassen hast. Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich darüber
gefreut habe!!
Ich danke euch von Herzen!

Eure
G.A.

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