Beta
Ich betrat die Bar oder besser gesagt die Bruchbude die scheinbar eine Bar war und lief in Richtung Theke. Es waren wie immer kaum Leute da. Der gute alte Charlie saß hinten in der Ecke und redete wieder mit sich selbst. An der Bar saßen zwei Typen und lallten sich gegenseitig an.
Diese Bar war wirklich nie voll oder machte nie ärger, keine Schlägereien, kein Krach. Es war einfach unauffällig und unbekannt. So konnte der Besitzer, den hier alle Stany nannten, seine dreckigen Geschäfte in aller Ruhe organisieren.
Diese Bar war einfach eine perfekte Tarnung.
John der Barkeeper nickte mir kurz zu und gab mir somit das Freizeichen.
Ich lief an ihn vorbei durch die Tür mit dem schwarzen Umhang und lief die Treppe runter die eigentlich zum Weinkeller der Bar führte. Ich klopfte an die Metall Tür am Ende des Ganges und wartete einige Sekunden bis mir Tom die Tür öffnete.
Tomy war die Hand mit den Muskeln für Stany. Der Mann der sich die Hände für ihn dreckig machte ohne auch nur darüber nachzudenken was er da tat; Stany befahl, Tomy machte es.
Ich mochte ihn, er war einfach nur strohdumm zu groß und eigentlich sehr nett. Das er einige Menschen auf den gewissen hatte ignorierte ich einfach. Ich glaub er mochte mich auch, er redete nie und lächelte nie aber ab und zu konntest man ihn brummen hören.
„Hey Tomy, alles gut bei dir?", wahrscheinlich war ich die einzige die ihn das fragte. Ich betrat den Raum der eiskalt und dunkel war. Ein Kronleuchter den ihm sicher seine Ur Ur Großmutter hinterlassen hatte versuchte den Raum zu erleuchten. Nur leider ohne Erfolg den es flackert vor sich hin und ließ den Raum noch Furcht einflößender erscheinen als es war.
Stany hatte diesen Raum zu seinem Büroraum gemacht und saß an seinem Tisch, die Hände verknotet mit seinem hässlichen Grinsen im Gesicht.
„Da ist ja meine kleine, komm setzt dich!", er stand auf und irgendwas in seiner Stimme verriet mir das ich vorsichtig sein musste.
Ohne ein Wort zu sagen lief ich zu dem Sofa vor seinem Schreibtisch und blieb stehen.
„Setzt dich!", so sehr ich ihn auch hasste, eins musste man diesem Mann lassen; er konnte Angst einflößen. Seine Augen waren so schwarz wie seine Seele selbst. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt dessen Blick so eiskalt war. Ich habe oft versucht ein Funke Menschlichkeit in seinen Augen zu finden, leider fand ich nur eine gewissenlose Seele die sich in seinen dunklen Augen wieder spiegelte.
Ich tat was er sagte und setzte mich langsam hin.
Er ging um sein Schreibtisch und blieb genau vor mir stehen und verrenkte seine Arme hinter seinem Rücken.
In dieser Situation kam ich mir so hilflos vor. Mein Blick starr auf den Boden gerichtet hielt ich meinen Atem an weil sogar das Atmen momentan ein Fehler sein konnte.
„Schau mich an!", bellte er und brach nach gefühlten 10 Minuten das Schweigen. Vielleicht waren es auch nur paar Sekunden ich konnte es nicht mehr einschätzen.
Ich hob mein Kopf und schluckte automatisch. Auch wenn ich es ungern zugeben würde, ich hatte Angst und wusste ich hatte etwas getan das ihm nicht gefiel.
Ich konnte mir schon denken was es war.
„Braves Mädchen, wieso nicht gleich so? Du weißt doch ganz genau was mit denen passiert die mir widersprechen?! Das weißt du doch?", er beugte sich vor bis sein Gesicht genau vor meinem war und unsere Nasen sich fast berührten.
Ich konnte sein scharfes Aftershave schon fast als Geschmack in meinem Mund wahrnehmen.
„Ich rede mit dir", flüsterte er und ich konnte seinen rauchigen Atem spüren.
„Ich...", und schon hatte er ausgeholt und mir eine verpasst, sodass meine Kopf zur Seite und mein Körper nach hinten prallte.
Automatisch langte ich mir ins Gesicht und spürte etwas warmes an meiner Nase runterlaufen.
Ich stützte mich zurück in eine aufrechte Position und schaute in seine schwarzen Augen.
„Falscher Satzanfang, nicht ICH, es sollte anfangen mir ES TUT MIR LEID! Und KOMMT NIE WIEDER VOR CHEF!", seine Stimme war laut aber kontrolliert.
„Ich rufe dich an und biete dir einen Job an nicht wahr? Wie wäre es mir ein wenig Dankbarkeit? Was heißt hier; ich kann heute nicht?! ICH KANN HEUTE NICHT, gibt es nicht!", er lief zurück zu seinem Tisch, was mich ausatmen lies.
„Tomy, bring ihr was für ihre Nase! Sie blutet gleich meine Couch voll, das ist echtes Wildleder, das bekomme ich da nicht raus.", er schaute mich angewidert als ich mir die Hand vor die Nase hielt.
Tomy reichte mir ein Stofftuch, er hatte echt ein Stofftuch?! Wenigstens war es sauber.
„Aber immerhin lernst du dazu, ich muss sagen seit dem ich dich mit deiner Mutter im Krankenhaus gesehen habe, bist du nicht mehr so frech. Woran das wohl liegt. Das schont meine Handgelenke, braves Mädchen", er setzte sich wieder hin und lehnte sich zurück wobei er mir tief in die Augen schaute und sein hässliches Grinsen wieder aufsetzte.
Er hatte recht, seit diesem Tag war ich ruhiger geworden und versuchte so gut wie möglich mein freches Mundwerk zu halten. Es war mir egal was er mir antat, ich hatte schon genug Ohrfeigen von ihm kassiert. Aber ich hatte Angst um meine Mutter, er war ein Psychopath und ich saß in der Klemme. Ich konnte nicht einfach aussteigen und er wusste ganz genau warum.
„So da wir uns jetzt ausgesprochen haben, kommen wir zum Auftrag."
Ich erhielt wie gehabt eine Adresse und zwei 4 stellige Pin Nummern. Die eine war für die Alarmanlage und die andere für den Save. Der Auftrag war klar; knack den Jackpot!
„Ich erwarte sauberer Arbeit wie immer, euren Anteil bekommt ihr morgen bei der Übergabe!"
Das war neu, normalerweise bekamen wir Zehn Prozent von unserer Marge schon vorher. Anscheinend wollt er mich damit bestrafen.
Ich stand auf und nickte ihm nur kurz zu und drehte mich zur Tür. Tomy verfolgte mich mit seinem Blick und öffnete die Tür für mich. Ich konnte sowas wie Mitleid in seinen Augen sehen.
„Danke für dein Tuch Tomy, du bekommst es später wieder ja?", flüsterte ich ihm an der Tür zu und hörte eine Art brummen. Sollte wohl 'OK' heißen. Ich musste lächeln.
Er war wohl der mit den meisten Morden und gleichzeitig der unschuldigste hier.
Ich lief mit schnellen Schritten aus der Bar raus und auf die andere Straßenseite und blieb kurz stehen um tief einzuatmen.
Während meine Lungen sich mit Luft füllten, füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich schaute hoch in den Himmel, Sterne waren nicht zu sehen. Hätte jetzt auch nicht zu meiner Stimmung gepasst.
Wie war ich hier eigentlich reingraten. Wie konnte alles nur soweit kommen.
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2 Jahre zuvor
„Ich hab keine Ahnung was ich machen soll Ilias, die Krankenversicherung übernimmt nicht alle kosten. Sie will unbedingt das ich weiter studiere auch wenn sie dafür arbeiten muss. Laut ihrem scheiß Arzt kann sie wieder anfangen zu arbeiten. Ich könnte ausrasten wirklich. Wäre alles ja kein Problem, wären da nicht auch noch die Schulden die mein Vater uns hinterlassen hat!"
Ilias hatte mich abgeholt mit der Hoffnung das es mir gut tat etwas rauszukommen. Ich war nur noch verzweifelt und wusste wirklich nicht mehr was ich machen sollte.
„Beruhig dich Kusinchen, du weißt das ich genau weiß wie du dich fühlst.", er blieb stehen und zog mich zu sich.
„Dieser Unfall hat nicht nur unsere Väter mitgenommen, sondern auch viel verändert. Es ist leichter wie gesagt ich weiß es, aber du musst stark bleiben. Ich bin hier. Egal was passiert wir schaffen das. Ich weiß nicht warum unsere Väter diese Schulden bei Stany gemacht haben aber wir finden eine Lösung sie wieder loszuwerden. ", er löste die Umarmung und wischte mir die Tränen weg.
„Stany?", ich schaute ihn verwundert an. „Wer ist Stany? Ilias was redest du da? Ich dachte dein Vater und mein Vater hatten eine Geschäftsidee und waren zusammen bei der Bank?!"
Jetzt war ich durcheinander und konnte im Gesicht von meinem Cousin erkennen das er sich verplappert hatte.
Er kratzte sich am Hinterkopf und schaute auf den Boden; „ILIAS! Rück raus, sofort! Was weist du und was verschweigst du mir?"
Er erzählte mir wir er in letzter Zeit das Gefühl hatte beobachtet zu werden und das immer das gleiche Auto abends vor seiner Tür stand, oft auch die ganze Nacht durch.
Seit dem Tod unserer Väter, wohne er alleine in dem Haus. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und mein Onkel hatte nicht nochmal geheiratet. Wir hatten ihm oft angeboten bei uns einzuziehen aber er wollte nicht.
Ilias war schon immer ein Einzelgänger gewesen und ein Kämpfer. Er war 2 Jahre älter wie ich und ich sah ihn eher wie mein eigener Bruder als mein Cousin.
„Jedenfalls haben die irgendwann an der Tür geklingelt und gefragt ob ich der Sohn bin. Ich wollte erst wissen wer das wissen will. Der eine Kerl war zwei Meter groß und breit gebaut, er stand da als warte er nur auf ein Startschuss um drauf loszuschlagen. Der kleinere war in meiner Größe und war genauso gut gebaut."
Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Ich wartete das Ilias weiterredete.
„Die haben mich dann mitgenommen und gesagt am besten ich lern ihn mal selbst kennen. Das klang aber eher wie ein Befehl und ich bin mitgegangen.", er zuckte mit den Schultern und hob die Augenbrauen.
„Ist das dein ernst??? Du verarschst mich doch? Und dann was ist passiert?"
Ilias erzählte mir wie er in eine Bar mitgenommen wurde und im Keller der Bar ein Typ auf ihn wartete. Er habe sich als Stany vorgestellt und ihm erzählt das er ein guter Freund von seinem Vater und Onkel war.
Er würde es sehr bedauern was passiert ist aber es müsste ja irgendwie weitergehen.
„Im Endeffekt hat er mir angeboten für ihn zu arbeiten um die Schulden abzuarbeiten". Er zuckte wieder mit den Achseln und wollte weiter laufen.
„Und du hast zugesagt oder was?", ich hielt ihn am Arm fest.
„Ja, hab ich. Der Kerl hat mich das nicht freundlich gefragt Nemsy, es war eher eine schön verpackte Drohung. Hab ich eine Wahl. Wenn ich das nicht mache dann kann ich mir gut vorstellen was die mit mir machen."
Ich fühlte wie sich mein Magen verkrampfte und mir ganz mulmig wurde. Ilias hatte das zwar locker gesagt aber ich wusste ganz genau das er wirklich keinen anderen Ausweg sah als zu machen was diese Kerle von ihm wollte.
„Und was sollst du für die machen? Drogen verkaufen? Ilias wenn das stimmt was du sagt, waren unsere Väter da irgendwie drin verwickelt. Ich werde dir helfen!"
Natürlich war Ilias damit keinesfalls einverstanden aber er wusste auch ganz genau das ich nicht aufgeben würde. Ich drohte es meiner Mutter zu sagen und genauso wie ich wollte er nicht das meine Mutter das mitbekam.
Nach tagelanger Diskussion saßen wir eine Woche später bei dem Kerl, der sich Stany nannte im Büro und bekamen unseren ersten Auftrag.
„Du hast also deine kleine Freundin mitgenommen", sagte er und schaute mich von oben bis unten an. Ich fühlte mich nach diesen Blicken etwas nackt aber konnte mein Mund nicht halten: „Seine Cousine! Die Hälfte der Schulden die sie meinem Cousin genannt haben sind die Schulden von meinem Vater gewesen. Ich bin hier um mit ihnen einen Deal zu machen."
Ilias schaute mich entsetzt an aber ich richtete mein Blick nur auf Stany. Sein Interesse war geweckt. Sein grinsen wurde breiter und stand von seinem Chefsessel auf, lief vor sein Schreibtisch und setzte sich halb darauf. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und schaute mir direkt in die Auge. So direkt das ich fast schon spüren konnte wie sein Blick meine Augen durchbohrte.
„Ein Deal? Die kleine will mir ein Deal vorschlagen", sagte er amüsiert. „Wie mutig nicht wahr? Dann schlag mal dein Deal vor", das Wort Deal betonte er stärker und machte mit der Hand eine Geste das mich zum Reden aufforderte.
„Naja, die Sache ist die. Wenn wir schon für die Schulden unserer Väter büßen müssen, dann will ich das für uns beide auch was dabei raus springt.", ich hielt seinem Blick stand und ignorierte den leichten Seitenhieb meines Cousins.
„Das für euch was raus springt also, die Kleine gefällt mir. Was hast du dir denn dabei gedacht.", er klang neugierig und immer noch hatte er einen amüsierten Unterton in der Stimme.
„Mit der Hälfte von dem was wir bei dem Job verdienen zahlen wir die schulden ab und die andere Hälfte bekommen wir cash. Zehn Prozent vor und den Rest nach dem Job.", ich war selbes überrascht wie ernst und sicher ich klang. Würde man meine Knie frage die gerade zu versagen drohten, hätten sie mich wohl verraten.
Es war so leise im Raum, keiner bewegte sich, keiner Atmete. Ich hatte einen trockenen Hals aber ich traute mich nicht mal zu schlucken.
Stany zog keine Mimik, er schaute mir nur tief in die Augen als ob er in mein Kopf sehen konnte.
„Du verhandelst mit mir eure Marge, ohne zu fragen was überhaupt euer Job sein wird?", er brach das Schweigen und kam ein paar Schritte auf mich zu.
Ich rührte mich nicht und merkte wie mein Cousin unruhig wurde.
„Hören Sie, sie meint das nicht so. Eigentlich wollte ich sie noch nicht mal mitnehmen aber...", Ilias unterbrach seinen Satz als Stany ihn sein Finger vor die Lippen hielt ohne seinen Blick von mir zu nehmen.
„Dich hab ich nicht gefragt Kleiner", er zischte durch seinen Zähnen und langsam bekam ich Angst. Vielleicht hatte ich etwas übertrieben aber das wäre die Lösung aller Probleme.
„Es ist mir egal welchen Job Sie uns anbieten. Wahrscheinlich wollen Sie das wir für Sie dealen. Hören Sie wir brauchen dieses Geld. Wir leben alleine und von irgendwas müssen wir ja wohl leben. Wenn wir für Sie arbeiten werden wir keine andere Zeit haben. Wir studieren und das Leben ist teuer.", ich wollte auf keinen Fall erwähnen das ich eine Mutter hatte. Ich musste sie komplett da raus halten..
Stany stand mittlerweile genau vor mir und schaute mir immer noch in die Augen.
„Und was machst du wenn ich Nein sage?", er hatte recht. Ich hatte eigentlich keine Wahl also musste ich mir was einfallen lassen.
„Wir haben nichts zu verlieren. Wir haben niemanden mehr außer uns. Ob wir von Ihren Männern verfolgt werden oder umgebracht weil wir keine Schulden zurück zahlen für die wir noch nicht mal was können, macht also auch kein großen Unterschied mehr. Aber wie ich das sehe, bräuchten Sie paar motivierte Mitarbeiter. Das müsste doch ein Deal wert sein."
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Jetzt
Ich lief in Richtung park wo Ilias auf mich wartete.
Zwei lange Jahre war das jetzt her das wir den Deal mit Stany hatten. Seit zwei Jahren zahlten wir unsere Schulden ab. Wir wussten noch nicht mal wie viel wir eigentlich schuldeten. Er hatte uns in seiner Hand und es war alles meine Schuld.
Ich hätte damals Ilias überreden müssen zur Polizei zu gehen und nicht dazu bei einem Möchtegern Mafiosi zu arbeiten.
Ich wusste damals nur das ich Geld brauchte und ich dachte ein wenig dealen wird schon nicht so schlimm sein, macht doch fast jeder bei uns in der Gegend.
Es stellte sich dann raus, das es hier um was anderes ging als Drogen.
Wir wurden keine Dealer sondern Diebe.
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Ich würde mich sehr über eure Kommentare freuen.
Vergisst nicht zu Voten :)
Eure
G.A.
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