Kapitel 30 ~ Endlich

Mina

Alles passierte unglaublich schnell. Noch bevor ich etwas sagen konnte setzte Vlad nach vorn und packte William an den Schultern. Durch den Nebel nahm ich bloß schemenhaft wahr was dort passierte, doch ich hoffte inständig, dass es William war, der gerade zu Boden ging und nicht Vlad!

Einen kurzen Moment lang lag ich im Schlamm, wie gelähmt und heilte meine Wunden. Das Knurren und Fauchen der zwei Kämpfenden wurde immer lauter und plötzlich, wie ein Geistesblitz kam mir Lana wieder in den Sinn. Irgendwo hier musste sie liegen! Mit meinen Vampirsinnen versuchte ich sie ausfindig zu machen, zu hören oder zu riechen, doch da war nichts. Warum konnte ich sie nicht einmal riechen? Vorsichtig erhob ich mich und schlich wie ein Schatten um William und Vlad herum, zu der Stelle, an der William den Körper fallen gelassen hatte. Noch immer hörte ich nichts, außer den Kampfgeräuschen. Doch irgendwo hier musste die Stelle gewesen sein. Plötzlich trat mein Fuß gegen etwas Festes am Boden und ich zuckte vor Schreck zusammen, so angespannt war ich. Unter den dichten Nebelschwaden zu meinen Füßen konnte ich einen Körper ausmachen. Lana!

Ich glitt zu Boden, kniete mich vor sie, doch noch immer konnte ich keinen Herzschlag hören. Dafür roch ich nun den beißenden Geruch des Todes. Kalte, leere Augen starrten mich aus dem Gesicht meiner Freundin an, erfüllt mit einem letzten Schrecken. An ihrem Hals klaffte eine riesige, offene Wunde, aus der jedoch kein Tropfen Blut mehr sickerte. Ihre Haut war weiß und beinahe durchscheinend. William hatte alles Leben aus ihr herausgesaugt.

Sofort packte mich eine rasende Wut, die ich kaum kontrollieren konnte. Das war zu viel! William hatte jemanden getötet, der mit den Vampiren kaum etwas zu tun hatte! Jemand unschuldiges! Und meine einzige und beste Freundin!

„Dafür wirst du bezahlen." , keuchte ich in den Nebel hinein. Schmerz und Trauer konnte ich nicht an mich heran lassen, es würde mich schwach machen und ich musste Lana rächen! Ich durfte nicht schwach sein.

Langsam und sehr bedacht stand ich auf und ging mit geballten Fäusten auf William und Vlad zu, die noch immer kämpften. Zorn und blanker Hass pulsierten durch meine Venen, sodass es beinahe schmerzte.

Vlad

William war wahnsinnig stark. Stärker noch, als die Male zuvor. Eine Unmenge an Blut musste er getrunken haben, um diese Kräfte aus sich rauszuholen. Er war mir überlegen und zwar sehr! Wie im Blutrausch kämpfte er gegen mich.

Immer wieder griff ich nach ihm, doch fasste bloß in den Nebel, um ihn dann hinter mir zu spüren.

„Du hast keine Chance, Vlad. Ich werde dich und dein Miststück umbringen." , nesselte er und lachte dabei höhnisch. Leider sah es wirklich ganz danach aus, dass wir heute starben. Mehrere Wunden klafften bereits an meinem Körper und meine Bewegungen wurden immer langsamer. Den Schmerz hatte ich noch unter Kontrolle, doch nicht mehr lange würde es mir gelingen ihn auszuschließen. Meine einzige Hoffnung war, dass Mina weglief und entkommen würde.

„Halt die Klappe, William." , keuchte ich und machte einen kläglichen Versuch, ihn zu packen. Er lachte. Mit einer raschen Bewegung, die ich gerade aus dem Augenwinkeln erkennen konnte hechtete er auf mich zu und packte mich fest von hinten. „Ich werde dich jetzt töten, Vlad und dann werde ich deine Schlampe nehmen, quälen und langsam umbringen." , flüsterte er leise und legte seine Hand an meine Kehle. Natürlich wehrte ich mich mit aller Kraft, doch ausrichten konnte ich nichts mehr. Ich hatte versagt, ich hatte Mina nicht beschützen können.

„Verabschiede dich von deinem Dasein." , hauchte er und schlug seine Zähne in meinen Hals. Der Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper und betäubte jede andere Gefühlsregung und plötzlich war es vorbei. Ich schlug hart auf den Boden auf, bewegungsunfähig und am Rande des endgültigen Todes, doch ich war nicht tot!

Nur wage erkannte ich durch den Nebel zwei kämpfende Personen und gedämpft nahm ich Schreie wahr. Dann wurde es dunkel.

Mina

Wäre die Wut und der Zorn nicht gewesen, wäre ich wohl nicht dazu fähig gewesen, doch tatsächlich brachte ich genügend Kraft auf, um William nach einer heftigen Auseinandersetzung den Kopf umzudrehen und ihn endlich zu Fall zu bringen.

„Ich werde zurückkommen, das ist nicht das Ende ..." , keuchte er am Boden liegend und sich windend.

„Das glaube ich nicht." , flüsterte ich zornig und packte seinen Kopf. „Du wirst niemals mehr zurückkommen und du wirst niemals mehr jemanden verletzten. Das verspreche ich, so lange ich lebe."

Eine letzte Zuckung in seinen Armen, ein letztes Mal den Kopf gedreht und ich trennte eben diesen mit einem einzigen Ruck von seinen Schultern. Blut spritze, doch die Tropfen verloren sich in den Schwaden. Ein Großteil versickerte im Feld, als es herausquoll und endlich war William besiegt.


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