Geplanter Schulausflug
Hey,
endlich habe ich auch wieder die Zeit gefunden, bei dieser Geschichte weiter zu schreiben. Wenn ihr euch auch für meine anderen Projekte interessiert, könnt ihr gerne etwas in meinem Buch „Wenn ich nachts nicht schlafen kann" herum stöbern. Dort findet ihr alle meine bereits angefangenen Büchern, teils mit Szenen, die euch einen Einblick in den weiteren Verlauf der Story liefern, und zum anderen einige für die Zukunft geplanten Ideen. Über eure Meinung dazu würde ich mich sehr freuen.
Nun aber zu Sapphira. In diesem Kapitel erfahrt ihr etwas mehr über ihre Vergangenheit, ihre Freunde und vor allem, was dazu geführt hat, dass sie am Abend bei Cosmo zu Hause ist. Lest einfach selber!!!
Viel Spaß!!
Eure Lila Leonie
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Sapphiras POV
Frustriert werfe ich meinen Rucksack in die nächste Ecke, sobald ich meine Zimmertür hinter mir ins Schloss gezogen und somit wieder in meinem eigenen ordentlichen Terrain Zuflucht genommen habe. Anschließend lasse ich mich auf mein Bett fallen und starre die weiße Raufasertapete an meiner Decke an. Meine Motivation heute irgendetwas für die Schule zu machen, ist gleich null. Zudem bin ich gedanklich gerade noch viel zu sehr mit den Ereignissen des heutigen Tages und der Suche nach einer möglichen Lösung für mein aktuelles Problem beschäftigt.
Worum es dabei geht? Dazu muss ich kurz in die vierte Unterrichtsstunde zurückspringen. Herr Young, unser Klassenlehrer, kam bereits außerordentlich gut gelaunt in den Raum geschlendert, bevor er uns gleich zu Beginn die gute Nachricht unterbreitet hatte. Unsere und die Parallelklasse werden in vier Wochen gemeinsam mit dem Abschlussjahrgang eine Woche ins Schullandheim fahren. Sofort hatte er die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Schüler gewonnen und ein allgemeines Gemurmel war unüberhörbar.
Vor allem den Mädchen aus meiner Klasse war die Begeisterung über diese Mitteilung deutlich anzumerken. Durch ihre lautstarken Unterhaltungen während der Pausen weiß ich inzwischen unfreiwilliger Weise, dass sie alle Jungs in unserem Alter als unreif und zurückgeblieben bezeichnen und deswegen nur auf eine Chance warten, sich einen älteren Typen zu angeln. Vermutlich war es auch genau dieser Fakt, der sie bei der Ankündigung unseres Lehrers so erfreut hatte.
Natürlich war die ausgelassene Stimmung Herrn Young ebenfalls nicht entgangen. Zur Ernüchterung meiner Mitschüler kam er deswegen auf einen entscheidenden Punkt zu sprechen. Diese Klassenfahrt soll nicht zum Vergnügen dienen, sondern es ist vielmehr eine Exkursion mit schulischem Inhalt, bei der man sich zusätzlich noch eine gute Note verdienen kann. Und damit war nun auch mein Interesse geweckt worden. Eine Klassenfahrt zum Spaß hätte mich nicht gelockt, aber eine Exkursion umso mehr.
Allerdings sind die Erklärungen, die er uns daraufhin mitgeteilt und anschließend für unsere Eltern schriftlich ausgehändigt hatte, offensichtlich an meinen beiden besten Freundinnen Brittany und Emily (Ironie lässt grüßen!!) vorbei gegangen, denn ihr Gespräch, als sie das Klassenzimmer kurz vor mir verlassen hatten, war so laut, dass ich genau verstehen konnte, wie sehr sie sich darüber freuen, mit Cosmo und Scott zusammen verreisen zu dürfen.
Ich konnte über diesen Nonsens nur mit dem Kopf schütteln. Die Beiden hatten echt nicht kapiert, um was es eigentlich geht. Und wenn dieser Cosmo oder Scott so toll wären, warum habe ich dann bisher noch nie etwas über sie gehört? Naja, so wie ich unsere zwei Lästerschwestern kenne, sind auch diese Kerle nächste Woche schon wieder abgeschrieben. Außerdem wusste ich überhaupt nicht, dass Cosmo ein richtiger Name ist. Bisher kenne ich ihn nur aus dem Film ‚Abgefahren – Mit Vollgas in die Liebe', aber da war es nur der Spitzname vom männlichen Hauptdarsteller.
Allerdings hatte ich mir über das Gespräch der beiden hirnlosen Weiber keine weiteren Gedanken mehr gemacht, sondern die große Pause dazu genutzt, um Informationen zu dem geplanten Ausflug zu recherchieren. Schnell war der Name des Schullandheimes bei Google eingetippt und mir wurden die gewünschten Daten auf dem Bildschirm angezeigt. Und je mehr Fakten ich verinnerlicht hatte, desto breiter wurde mein Grinsen und damit meine Vorfreude.
Schon alleine die Lage, genau neben einer mittelalterlichen Burg, die den Gästen einen Einblick in das Leben früherer Zeiten gewährt und einem angrenzenden Bauernhof, der ebenso Bestandteile der zahlreichen Projekte ist, wie die idyllische Landschaft, in der sich die Herberge befindet. Diese sollen es den Schülern ermöglichen, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen und in Gruppen- oder Partneraufgaben die Zusammenhänge zwischen Natur/Umwelt und Mensch zu erkennen. Ok, Teamarbeit ist nicht unbedingt mein Fall, aber alles andere klingt absolut fantastisch.
Mit einem strahlenden Lächeln hatte ich anschließend von meinem Handy aufgeschaut, nur um festzustellen, dass sich die Cafeteria inzwischen gut gefüllt hatte. Und gerade als ich mich nach meinen Freunden umschauen wollte, hatte mich ein merkwürdiges Gefühl befangen, fast so als wenn mich jemand beobachten würde. Ich kann auch nicht genau beschreiben, was es war, aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, stand bereits ein Tablett vor meiner Nase und eine Person hatte sich neben mich auf die Bank fallen gelassen.
„Hat mein hübscher Schlaukopf schon wieder mal vergessen, sich etwas zu Essen zu holen.", hatten mich Robins graue Augen im nächsten Moment amüsiert durch seine Nerd-Brille angestrahlt. Gordan saß mittlerweile ebenfalls auf seinem Stammplatz gegenüber von uns. Die beiden Jungs sind meine einzigen Freunde in der Schule, gehen aber leider in meine Parallelklasse, so dass wir uns nur in den größeren Pausen treffen können. Kennengelernt haben wir uns vor ungefähr einem Jahr in einer Zusatz AG.
Gordan war dort mein Sitznachbar, der vom ersten Eindruck her aufgrund seiner immer akkurat sitzenden Kleidung und Frisur total spießig auf mich gewirkt hatte, doch bereits nach einer kurzen Unterhaltung war klar, dass wir uns ähnlicher waren als gedacht und somit war der Grundstein für eine Freundschaft gelegt. Robin hatte sich erst nach einer Woche zu uns gesellt und obwohl er diese auffällige Brille trägt, muss ich zugeben, dass er mir vorher überhaupt nicht aufgefallen war.
Sie hören es zwar nicht gerne, aber trotzdem würde ich beide als die geborenen Streber bezeichnen. Obwohl, bei Robin bin ich mir da manchmal nicht so sicher. Mit seinen Sprüchen, die er hin und wieder in die Runde schmeißt, könnte er nämlich genauso gut den Badboys Konkurrenz machen. Und auch dieses Mal hatte seine Aussage nicht das Ziel verfehlt und dafür gesorgt, dass sich ein leichter Rosaschimmer auf meine Wangen gelegt hatte.
Nicht etwa, weil er mich hübsch genannt hatte oder wegen dem versteckter Lob bezüglich meiner Intelligenz, denn solche Bemerkungen oder eigenartige Spitznamen bin ich inzwischen von ihm gewohnt. Mir war es vielmehr unangenehm, dass ich mir erneut mein Mittagessen von ihm mitbringen lassen habe. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass ich den eigentlichen Grund der Pausen völlig aus den Augen verloren hatte, weil ich so vertieft darin war, den Stoff für eine im Anschluss stattfindende Klausur zu büffeln.
„Zum Glück habe ich ja dich. Du würdest mich doch nicht verhungern lassen!", war ich schnell auf seinen Kommentar eingegangen, um mein Unbehagen zu überspielen.
„Du hast Recht, das würde ich niemals zu lassen, Phira! Mit wem sollte ich mich denn dann in den Pausen unterhalten?" Mir wird es jedes Mal aufs Neue warm ums Herz, wenn ich den Spitznamen höre, auf den sich die beiden nach längerer Diskussion geeinigt hatten. Schließlich hatte sich vor ihnen nur eine einzige Person überhaupt die Mühe gemacht, einen Kosenamen für Sapphira zu finden, den ich aber leider schon seit Jahren nicht mehr zu hören bekommen habe.
„Ich bin auch noch da, Leute!", hatte sich Gordan sofort gespielt entrüstet zu Wort gemeldet.
„Natürlich, wie konnte ich das vergessen! Also mit wem außer Gordan sollte ich mich dann unterhalten?", erfolgte sofort Robins Konter mit einem verschmitzten Grinsen, bevor er sich erneut zu mir gewandt hatte.
„Jetzt lass es dir schmecken, damit deine Synapsen den restlichen Tag noch die gewünschte Leistung erbringen können." Seine fürsorgliche Art für seine Freunde war vermutlich der Grund dafür, dass sich unsere Beziehung selbst nach Beendigung der AG weiter vertieft hatte und wir jetzt diese enge Freundschaft zueinander pflegen.
„Vielen Dank! Das sieht total lecker aus!" Mit den Worten hatte ich mich endlich dem Teller vor mir gewidmet und konnte dabei aus dem Augenwinkel erkennen, wie sich ein zufriedener Ausdruck auf Robins Gesicht gelegt hatte. Doch nach nur zwei Bissen hatte mich wieder dieses unbestimmte Gefühl beschlichen, beobachtet zu werden. Als ich daraufhin meinen Blick unauffällig durch den Raum gleiten gelassen hatte, konnte ich zunächst nichts Außergewöhnliches erkennen.
Erst am letzten Tisch, an dem einige Schüler aus der zehnten Klasse herumalberten, begegnete mir plötzlich ein Blick aus auffällig blauen Augen. Ich brauchte eine Sekunde um das Gesicht dem Jungen von heute Morgen zuzuordnen. Unwillkürlich musste ich mich fragen, warum er mich so direkt angestarrt hatte? Und warum er den Blickkontakt nicht mal unterbrochen hatte, als ich ihn dabei erwischt und schon mehrere Sekunden ebenfalls in seine Richtung geschaut hatte? Vor lauter Verwirrung hatte ich mir sogar eingebildet ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können. Diese Fragen hatten sich aber im nächsten Moment schlagartig von selbst beantwortet, als ich ein unverkennbares Kichern hinter mehr vernehmen konnte.
Ohne mich umdrehen zu müssen, wusste ich, dass Brittany und ihr Gefolge am Tisch hinter uns Platz genommen hatten. Damit war mir sofort bewusst, dass der Kerl aus der Zehnten nicht mich im Visier hatte, sondern eine meiner Mitschülerinnen. Ist ja auch ziemlich logisch, immerhin sind diese Mädchen viel leichtere Beute. Allerdings hat ihr Auftauchen und die unvermeidbare Ernüchterung, die sich dadurch in mir bemerkbar gemacht hatte, auch etwas Positives, weil ich mich so wieder voll und ganz auf meine Freunde konzentrieren konnte.
„Hattet ihr heute schon Unterricht bei Herrn Fox?", warf ich somit in die Runde, um auf die Exkursion zu sprechen zu kommen.
„Ja, langweilig wie eh und je!", ertönte augenblicklich Robins Stimme neben mir, der sich ständig über den eintönigen Unterricht bei ihrem Klassenlehrer beschwert.
„Zum Glück hatte er heute nicht so viel Zeit für den Unterrichtsstoff, weil er uns noch einen einschläfernden Vortrag zur geplanten Exkursion halten musste. Wenn er nur nicht dieses angeborene Talent hätte, selbst so etwas Erfreuliches staubtrocken und öde erscheinen zu lassen." Seine Erklärung brachte mich zum Grinsen. Glücklicherweise habe ich selber keinen Unterricht bei diesem Lehrer.
„Und was haltet ihr davon?", sprudelte nun endgültig die Begeisterung aus mir heraus.
„Ich finde es super. Endlich hat die Schulleitung sich mal was Sinnvolles überlegt." Den Enthusiasmus konnte man Gordan bei seinen Worten mehr deutlich ansehen. Somit fingen wir beiden angeregt damit an, über eventuell mögliche Projekte zu spekulieren, während Robin sich grinsend einige meiner übriggebliebenen Pommes stibitzte, bevor er sich ebenfalls in unsere wilde Diskussion einbrachte.
„Zum Glück handelt es sich dabei um eine Exkursion mit schulischem Inhalt. Das ist ein gutes Argument für meine Eltern. Ansonsten könnte ich mir nicht vorstellen, sie davon zu überzeugen für die Kosten der Reise aufzukommen." Seine Aussage ließ mich unwillkürlich verstummen. Aber nicht, weil er indirekt auf die Probleme mit seinen Eltern zu sprechen gekommen war. Schließlich wussten wir bereits von diesen Schwierigkeiten und mir selber ging es mit meiner Mutter und Walter auch nicht viel besser.
Mich beunruhigte vielmehr der Punkt mit den Kosten. Hatte Herr Young so etwas auch erwähnt? Oder hatte ich das womöglich überhört? Da mich diese Überlegungen nicht mehr losgelassen hatten, fing ich an unruhig auf meinem Platz hin und her zu wackeln. Mein Stimmungsumbruch blieb dem aufmerksamen Brillenträger neben mir natürlich nicht unbemerkt.
„Was ist los, Phira?", wollte er wissen.
„Alles ok. Ich muss nur dringend mal für kleine Mädchen." Mit diesem Satz war ich bereits aus der Cafeteria gestürmt, nur um im nächsten Gang nach dem Zettel mit den Informationen für unsere Eltern zu kramen und anschließend mit weit aufgerissenen Augen auf die dreizeilige Zahl zu starren. Und damit war mein Dilemma perfekt. Jetzt stand ich vor der großen Frage, wie ich es schaffen sollte, in der bis zum Anmeldetermin verbleibenden Zeit den benötigten Geldbetrag zusammen zu sparen?
Zu allem Überfluss hatte das Telefonat, welches ich direkt nach Schulschluss mit meinem Chef geführt hatte, mir bei diesem Problem auch nicht weitergeholfen, sondern es nur noch mehr verschärft. Eigentlich wollte ich mich erkundigen, ob ich zusätzlich eine zweite Route übernehmen könnte, aber bevor ich die Möglichkeit hatte, dieses Thema anzusprechen, hatte Herr West mir schon die Hiobsbotschaft mitgeteilt.
Obwohl ich erst Ende nächsten Monats sechzehn werde, darf er mich angeblich aufgrund eines Paragraphen aus dem Jugendarbeitsschutzgesetzes nur bis zum Ende dieses Monats, also Mitte nächster Woche beschäftigen. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob seine Erklärung wirklich der Wahrheit entspricht. Schließlich habe ich bereits von den geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen und der damit einhergehenden Abschaffung von Teilzeit- und Miniarbeitsstellen gehört.
In meiner Verzweiflung bin ich sogar so weit gegangen, die Person, die ich heute erstaunlicherweise alleine auf dem Sofa und wie hypnotisiert auf den fackelnden Bildschirm starrend vorgefunden hatte, mit meinem Problem zu konfrontieren. Ihre ernüchternde Reaktion hat nicht lange auf sich warten lassen. Wenn ich Geld brauche, muss ich Walter fragen, war die knappe Antwort, die meine Mutter vor sich hingemurmelt hatte, ohne mir auch nur einen winzigen Blick zu schenken.
Und obwohl mir bisher noch keine andere Alternative eingefallen ist, bin ich mir sicher, dass ich nie so tief sinken werde, um diesen stinkenden Typen um Geld anzubetteln. Doch was für Möglichkeiten hätte ich sonst? Vielleicht könnte ich irgendetwas verkaufen. Sofort wandert mein Blick durch mein Zimmer, bevor er an einem fliederfarbenen Gegenstand hängen bleibt. Langsam stehe ich auf und angle das Sparschwein aus dem Regal hervor. Es ist recht schwer, doch welche Summe sich wirklich darin befindet, kann ich nicht sagen.
Als mein Blick schließlich auf den Schriftzug fällt, brennen mir augenblicklich die Augen. ‚Für meine kleine Sasa', steht dort, eine Erinnerung an bessere Zeiten, vor Walter und vor allem vor dem Unfall. Ohne es verhindern zu können, meine ich wieder den Flieder riechen zu können, der jedes Mal vor dem Haus meiner Großeltern geblüht hatte, als wir sie zu Ostern besucht hatten. Genau dieser Umstand war auch der Grund dafür, dass meine Lieblingsfarbe nicht Rosa war, wie bei den meisten meiner Freundinnen, sondern fliederfarben.
Nein, diesen letzten Teil aus meiner glücklichen Kindheit kann ich einfach nicht zerstören, nur um an das Geld im Inneren zu gelangen, was zum Schluss nicht mal annähend an die benötigten Kosten heran reichen würden. Behutsam stelle ich es wieder auf seinen angestammten Platz und drehe mich zurück zum Bett, wo mir mein Handy regelrecht ins Auge springt und ich mich siedend heiß an den Zettel von heute früh mit der Nachhilfe und der großzügigen Entlohnung erinnere. Entschlossen schnappe ich es mir und tippe bereits kurze Zeit später die angegebene Nummer in das Telefon ein.
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Bitte teilt mir eure Meinung zu diesem Kapitel mit.
Was haltet ihr bisher von Robin und Gordan?
Und denkt ihr, dass Sapphira es schaffen kann, dass Geld für die Exkursion zusammen zu sparen?
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