3. Kapitel
Mira und ich stiegen aus dem alten, nach Fisch stinkenden Bus aus und konnten endlich wieder frische Luft einatmen.
Allmählich nahm ich die Umgebung wieder wahr und sah mich um.
Das große Backstein Gebäude ragte in den Himmel. Schüler saßen auf Bänken, standen an Wänden oder saßen auf dem Rasen.
Sie bemerkten mich alle nicht oder nahmen mich einfach nicht wahr, was ich nicht besonders schlimm fand. Ab morgen würde sich das sowieso ändern, wenn ich mit meinem Lamborghini aufkreuzte.
Mein Blick fiel auf ein Gruppe voller Jungs und Mädchen, die sich auf der Motorhaube eines Autos, welches zugegebener maßen ziemlich geil aussah, niederließen oder sich dagegen lehnten.
Man sah sogar von hier aus, dass das die möchtegern Badboys und Schulbitches waren.
Das Mädchen was auf der Motorhaube saß und gerade mit zwei Typen rumflirteten, schrie schon förmlich nach Sex. Halb lag sie über einem braunhaarigen Muskelprotz und warf gerade ihre roten bronzefarbenen Haare über ihre Schulter.
Ich verdrehte genervt die Augen und verschrenkte meine Arme.
Wie ich solche notgeilen Bitches bitte ernst nehmen?
Wie, als habe sie meinen Blick gespürt, drehte sie sich in meine Richtung und funkelte mich wütend an.
Was hatte die denn bitte für Störungen?
"Das da hinten ist Ava, auch bekannt als die Schulbitch.", ratterte Mira runter als hätte sie es auswendig gelernt.
"Hab ich mir schon gedacht.", murmelte ich und warf ihr noch einen vernichtenden Blick zu, bevor sich mich wieder Mira zuwandte.
"Komm wir gehen jetzt dein Schließfach suchen."
Sie führte Selbstgespräche, da ich gerade nicht in der Lage war, ihr zu zuhören, weil meine Gedanken immer noch bei Ava hingen.
Warum hatte diese Bitch mich eben so angestarrt? Ich hatte ihr doch nichts getan!
-Konkurrenz, Baby!-
Wie?
-Sie bekommt zum ersten mal Konkurrenz! Du bist viel hübscher als sie!-
Was?! Hast du mich gerade als hübsch bezeichnet?
-Du hast dich gerade selber als hübsch bezeichnet. Ich gehöre zu deinem Unterbewusstsein, Schatz!-
Am liebsten hätte ich jetzt meine Augen verdreht, doch wie sah das bitte aus, wenn ich hier aus dem Nichts mit meinen Augen rollte?
Dann würde ich sicherlich schon nach fünf Minuten als Psychopathin abgestempelt werden.
Miranda und ich machten uns auf den Weg zum Sekretariat und holten meine Schulbücher und Stundenplan ab.
Wir kamen fast zu spät zum Unterricht, doch gerade als es klingelte huschten wir in den Klassenraum.
"Würdet ihr zwei mal bitte nicht im Weg stehen und euch endlich auf eure Plätze begeben.", befahl eine freundliche Stimme hinter uns. Ich drehte mich erschrocken um und starrte den Lehrer an.
Unbewusst bis ich mir bei seinem Anblick auf die Unterlippe und grinste vor mich hin.
Heiß.
Volle braune Haare waren professionell hochgestylt, seine dunkelbraunen Augen beobachteten mich musternd und sein kleines Grübschen an seinem rechten Mundwinkel entging mir auch nicht.
Sein schwarzes Shirt zeichnete seine Bauchmuskeln ab und sein Bizeps spannte sich an seinem Shirtärmel. Mein Blick wanderte weiter nach unten und blieb an seinem teuren Pradagürtel hängen, welcher einen Buchstaben eingraviert hatte.
Ein geschwunges L.
Langsam sah ich wieder hoch und jedes mal, wenn ein Wort seinen Mund verließ, sah ich seinen Adamsapfel hoch und runter hüpfen.
Er runzelte seine Stirn und verschrenkte seine Arme, so dass seine Armmuskeln anspannten und mich schlucken ließ.
"Hailey!", schrie er auf einmal, so dass ich zusammen zuckte.
"Hörst du mir überhaupt zu?", fragte er mit einem leicht genervten Unterton und seufzte.
Verlegen schüttelte ich meinen Kopf und sah auf den Boden.
-Das kommt davon, wenn man sich Sex mit seinem Lehrer vorstellt!-
Es war nicht besonders schwer zu erkennen, dass fast alle Mädchen aus der Klasse für ihn schwärmten, oder wahrscheinlich sogar die ganze Schule, da sie ihm regelrecht hinterher hechelten
"Entschuldigen Sie, Mr. Johnson, sie ist zu überwältigt von allem.", erklärte Mira und klimperte mit ihren langen, geschwungenen Wimpern.
Er zog einen Mundwinkel nach oben und zwinkerte ihr kaum merklich zu, doch mir entging es nicht.
"Setz dich neben Kaylan."
Mr. Ich-bin-so-heiß-dass-ich-einen-Stein-zum-schmelzen-bringe zeigte auf die zweite Reihe, in der ein Junge mit einer Nerdbrille auf der Nase saß.
Schwerällig löste ich mich von dem Anblick an Mister oberheiß und musterte meinen neuen Sitznachbarn.
Dunkel blonde Haare standen leicht verwuschelt in alle Richtungen ab, sie sahen echt weich aus. Es sah trotz seiner Brille nicht aus wie ein Streber, sondern wie ein netter Kerl, mit dem man sich gut unterhalten konnte.
Langsam ging ich auf ihn zu, die bohrenden Blicke der Schüler ignorierend.
Wenigstens musste ich mich nicht vorstellen.
"Hey, ich bin Kaylan. Wie geht's?", begrüßte er mich freundlich.
"Ganz okay und selber?", antwortete ich genau so freundlich zurück und ließ mich auf den unbequemen Holzstuhl fallen.
"Gut.", sagte er schmunzelnd und zog eine Augenbraue hoch, als er auf meine Bücher sah.
"Ehm...wir haben Mathe und nicht Bio. Das ist das falsche Buch."
Ich ließ das Buch, welches ich gerade auf meinen Tisch gelegt hatte, ein wenig beschämt wieder in meiner Tasche verschwinden und nahm mein Mathebuch heraus.
Kann jedem ja mal passieren.
-
Nach der Stunde hatten wir Deutsch mit einer gewissen Mrs. Taylor, die mir die ganze Stunde über musternde Blicke zu warf, wie als habe sie Angst, dass ich die Unterrichtsstille stören würde oder so.
Deutsch hatte ich nicht mit Miranda, aber mit Kaylan, sodass ich mir nicht ganz so verloren vorkam.
Er war ein echt netter Typ, mit dem ich gut reden konnte. Er hörte einem aufmerksam zu und vermittelte einem den Ausdruck, richtig gemocht zu werden.
"Endlich Pause." Genervt räumte ich meine Sachen ein und sprang von meinem Stuhl auf.
"Komm, so schlimm war es doch nicht.", grinste er und folgte mir aus dem Klassenraum.
"Stimmt es war noch schlimmer! Die Frau sah aus als würde sie mich gleich eigenhändig erwürgen wollen und das nur weil mein Stift auf dem Boden gefallen ist!", widersprach ich ihm und folgte Kaylan zum Schulhof.
Er erwiderte nichts mehr darauf sondern verdrehte nur lächelnd seine Augen.
Als wir an den Spinden vorbei liefen wurden wir wegen eines Paares, welches sich wortwörtlich abschleckte aufgehalten,da sie mitten im Gang standen.
Ava und Alec.
"Könntet ihr bitte auf Seite gehen?", fragte ich gespielt freundlich.
Alec schaute kurz auf, machte aber ungerührt weiter.
"Bor Leute, könntet ihr euch denn wenigstens in eine Besenkammer verziehen? Bitte?", fragte ich weiter. Ich wollte heute irgendwann auch noch mal meine Pause genießen dürfen. Schließlich hatte ich keine Lust, irgendwelche Leute beim Flursex beobachten zu müssen.
"Nur weil du keinen Freund hast musst du nicht deinen ganzen Frust an uns auslassen, Hailey!", sagte sie schnippisch und betonte meinen Namen besonders.
"Was hab ich dir denn jetzt bitte getan?", fragte ich sie genervt und woher wollte sie bitte wissen, dass ich keinem Freund hatte? Nur weil sie sich durch die halbe Weltgeschichte vögelte, musste ich nicht gleich mit verurteilt werden!
"Du lebst, das reicht mir schon."
Sie lächelte mich falsch an, lehnte sich nach vorne und steckte ihre Zunge wieder in Alecs Hals.
Angeekelt betrachtete ich Alec. Wie konnte der das nur mit sich machen lassen?
Wie schwanzgesteuert musste man sein, um sich so eine Bitch zu angeln?
Schnaubend nahm ich Kaylans Hand, der bisher kein Wort gesagt hatte, schupste die zwei Turteltäubschen weg und ging an ihnen vorbei, in Richtung Pausenhof.
Ihre Drohungen ignorierte ich geflissentlich.
-
In der Mittagspause aß ich mit Kaylan, Miranda und Malara zusammen. Sie war eine der besten Freundinnen von Mira.
Ebenholz schwarzes Haar fiel seidig über ihre Schultern, die vorderen zwei Strähnen waren hinten zusammen gebunden. Braune, fast schwarze Augen schielten immer wieder zu mir rüber, wie als würde sie mir nicht ganz trauen. Verübeln konnte ich es ihr nicht, schließlich hatte ich mich einfach dazu gesetzt ohne sie zu fragen.
Eine lange Narbe prangte auf der rechten Wange und endete in ihrer Augenbraue. Es sah zugegebenermaßen schrecklich aus, doch sie konnte wahrscheinlich nichts dafür. Woher die Narbe stammte fragte ich sie nicht, ich wollte ihr nicht zu nahe treten.
Heute gab es irgendeine Pampe zum Mittagessen, die man nicht wirklich entziffern konnte.
Wahrscheinlich sollte es Kartoffelpüree sein, wenn man mal von dem Geruch absah, der nach alten Socken stank.
Nach zwei Gabeln bekam ich schon nichts mehr runter und fragte mich wie Kaylan dieses Zeug nur in sich rein bekam, ohne direkt zu kotzen.
"Ganz einfach, nach zwei Jahren auf dieser Schule bin ich langsam abgehärtet.", sagte er lachend und schob sich den nächsten Löffel in den Mund.
Innerlich klatschte ich mir gegen die Stirn. Wie dumm konnte ich sein, dass ich laut dachte?
"Respekt, der Loser Tisch hat noch ein Mitglied dazu bekommen."
Ich sah auf und Ava stand mit ihrem Tablett in der Hand vor mir.
Kindischer gings ja wohl nicht.
Augenverdrehend ignorierte ich sie und nahm einen Löffel von dem Kartoffelpüree, den ich jedoch schnell wieder ausspuckt.
Dieses "Essen" war echt schrecklich!
Mit einem fiesem Grinsen im Gesicht
ging Ava und ihr Gefolge davon und setzt sich an einen Tisch, an dem Alec, zwei andere Typen und ein weiteres Mädchen saßen.
"Der mit den dunkelblonden Haaren und den grauen Augen ist Calum und der andere Typ mit den blonden Haaren und der Lederjacke ist Raphael. Die Bitch mit den strohblonden Haaren ist Elizabeth oder Beth, wie sie alle nennen und Alec und Ava kennst du ja schon.", erklärte Malara ohne mich anzusehen und starrte zum Tisch herüber.
Natürlich bekamen wir den Unterton mit, als sie Calum beschrieb, was Malara rot anlaufen ließ, als sie unsere wissenden Blicke sah.
Am liebsten würde ich empört aufschnaufen! Wieso stand ihr die Röte im Gesicht? Bei mir sah das einfach nur gestört aus!
"Nur weil sie einigermaßen gutaussehen, Geld haben und mit Drogen dealen, nennt man sie Badboys. Aber jeder weiß doch, das das nur irgendein Titel ist, den man sich durch Beliebtheit regelrecht erkauft!", meinte Miranda voller Überzeugung.
"Echt so.", stimmte ich ihr zu und schob mein Tablet von mir weg. Dieses Essen werde ich nicht mal mehr mit einer Greifzange anfassen.
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