2. Kapitel
Lautstark weckte mich mein Wecker und dröhnte in meinem Ohr. Genervt hielt ich mir das Kissen über die Ohren und drehte mich in die andere Richtung.
"Hailey stell den scheiß Wecker aus! Ich will schlafen!", schrie meine Mutter von neben an.
Tja, das lange schlafen hatte ich von ihr.
Immer noch todmüde stand ich grummelnd auf und stellte den Wecker aus.
Schlurfend ging ich in mein Badezimmer, zog mich aus und schmiss meinen Schlafanzug in die Wäschetruhe.
Immer noch nicht wach stellte ich den Duschhahn an und eiskaltes Wasser prasselte auf mich hinab. Erschrocken schrie ich auf und drehte den Hahn in die andere Richtung.
Nachdem das Wasser endlich angenehm heiß war, schäumte ich mir mein blondes, schulterlanges Haar ein.
Etwas wacher stieg ich aus der Dusche, putzte meine Zähne und schminkte mich. Maskara, Eyliner und einwenig Concealer der meine Augenringe verschwinden ließ, mehr brauchte ich nicht.
Nur mit einem Handtuch bekleidet ging ich zurück in mein Zimmer und zog mir Unterwäsche, ein olivfarbendes Top, welches meine grünen Augen gut betonte, sowie eine schwarze, zerrissene Hotpants an, da ich ja dank meiner lieben Mutter keine Schuluniform besaß!
Danach machte ich mir mein Lieblings Frühstück: Rührei mit Bacon.
Meine Mom war morgens schon auf der Arbeit und kam abends erst spät zurück. Zu meinem Vorteil, dann musste ich sie nicht ertragen.
Heute morgen war ich total durch den Wind, was bei meiner Müdigkeit nicht verwunderlich war.
Als erstes schüttete ich die Milch auf die Theke und nicht in mein Glas.
Danach ließ ich mein Spiegelei anbrennen, das daraufhin nur noch verbrannt schmeckte und zum Schluss setzte ich mich nicht auf, sondern neben den Barhocker.
Am leibsten wäre ich jetzt mit meinem Auto gefahren, aber es würde erst morgen ankommen. Der Lieferwagen hatte einen Unfall und konnte so nicht weiter fahren.
Ich hatte noch ungefähr eine halbe Stunde bis ich zum Bus musste, so entschloss ich mich die Straße runter zum Bäcker zu gehen.
Draußen war es warm, von daher zog ich mir keine Jacke über, nahm meinen Schulrucksack und schloss die Tür hinter mir ab.
Es wehte eine leichte Brise, sodass meine Haare beim gehen flatterten.
Beim Bäcker holte ich mir ein belegtes Brötchen und biss herzhaft hinein, damit ich einen anderen Geschmack in meinen Mund bekam, als das verbrannte Rührei.
In Gedanken versunken ging ich zur Bushaltestelle, die nicht weit von unserem Haus entfernt war.
An der Bushaltestelle stand ein zierliches Mädchen mit langen strohblonden Haaren, schönen großen blauen Kulleraugen, perfekte Rundungen und einer perfekten Figur, sie kam mir bekannt vor.
Ich schüttelte meinen Kopf über diesen unsinnigen Gedanken.
Vorsichtig stellte ich mich neben sie und fischte mein Handy aus der Hosentasche und tat so als würde ich mit irgendjemandem schreiben.
Ich war hin und hergerissen. Sollte ich sie ansprechen? Mit irgendwem musste ich ja Kontakt knüpfen. Ach scheiß drauf!
"Ehm...hi.", begrüßte ich sie zögernd und ging auf sie zu.
Ein wenig skeptisch musterte sie mich, doch lächelte mich nach wenigen Sekunden an.
"Lass mich raten du bist doch sicherlich die Neue?", fragte sie freundlich.
"Ich bin übrigens Miranda. Ja, du brauchst mir nicht erzählen wie du heißt. Du heißt Hailey nicht? Ja, genau so war dein Name..."
Das Mädchen, also Miranda, erzählte einfach weiter, ohne das ich antworten konnte.
Irgendwie wurde mir Miranda deswegen symphatisch. Es schien so als ob sie mitten im Leben stände, dass gefiel mir.
"Und? Was hälst du davon?"
"Ehm, wovon?", fragte ich verwundert, anscheinend war ich zu sehr in meinen Gedanken vertieft.
"Ich hab dich gefragt, ob ich dir heute die Schule zeigen soll?"
"Gerne! Übrigens, woher weißt du meinen Namen?", fragte ich verwirrt.
"Ich hab das irgendwo aufgeschnappt.", antwortete sie ein wenig ertappt.
Ich wusste nicht genau was ich darauf antworten sollte, also schwieg ich lieber.
"Warum hast du eigentlich keine Schuluniform an?"
"Ich hatte keine Zeit eine zu besorgen, weil ich Kartons ausräumen musste.", log ich sie ohne mit der Wimper zu zucken an. Ich vertraute nicht direkt jedem.
"Ja, das versteh ich. Ich bin auch erst vor einem Jahr hier hin gezogen und musste auch viele Kartons ausräumen. Das kann einem manchmal echt den letzten Nerv rauben. Aber das Gute ist das man sich hier schnell einlebt."
Miranda sprudelte so viel Lebensfreude aus, das ich schmunzeln musste.
"Wann kommt der Bus?", fragte sie mich.
"In einer Viertel Sunde."
"Perfekt, ich hab eine Idee!"
Miranda packte mich am Arm und zog mich mit.
"Was wird das Miranda?". Ich stemmte mich leicht gegen sie und zögerte.
"Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Vertrau mir!", antwortete sie mit vollem Enthusiasmus.
Ich machte mir Sorgen. War sie nicht so nett wie sie schien? Wollte sie mir was an tun? War das hier gerade eine Entführung?
"Angekommen!", rief Miranda erfreut. Wir standen vor einem riesigen Haus, eine Villa, mit einem sehr gepflegten Garten. Das Haus hatte einen dunklen Klinker, was zu den weißen Fenstern, die fast die ganze Haushälfte einnahmen, einen schönen Kontrast bildeten.
Diese Villa machte unserer alten Konkurrenz und das hieß schon was.
"Komm!"
Ich hatte keine andere Wahl und folgte Miranda ins Haus. Es war sehr luxuriös eingerichtet, daran merkte man, dass jemand mit Ahnung ans einrichten gegangen war.
Teuer aussehende Gemälde hingen an der Wand und ließen die weiße Wand nicht zu steril wirken. Der dunkle Keramikboden glitzerte im Sonnenlicht, welches durch die Fenster herein schien und blendete leicht im Auge.
In der Mitte des breiten Flures führte eine lange Treppe in den ersten Stock und teilte sich in der Mitte auf, so dass man nach links oder nach rechts gehen konnte.
"Mein bescheidenes Heim.", sagte Miranda grinsend und fuhr sich durch ihre langen Haare.
"Cool, was machen wir jetzt genau hier?", fragte ich jetzt nur noch beeindruck.
Ich hätte nicht mit so einem Anwesen gerechnet.
"Ich gebe dir jetzt-"
"FUCK!", schrie eine männliche Stimme.
Ein gutaussehender, sehr gutaussehender Typ stampfte die Treppe runter.
"Mira! Bist du dumm oder so? Kannst du nicht einmal deine Sachen wegräumen?! Wegen deinem scheiß Ladekabel ist mir mein Handy runtergefallen und jetzt ist das Display am Arsch!", schrie er Miranda an.
Er sah echt gut aus. Grinsend ließ ich meinen Blick an ihm runter fahren und musterte ihn neugierig.
Volles schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn, strahlend blaue Augen starrten mich musternd an. Seine Nase war gerade als gerade und seine vollen Lippen luden nur so zum küssen ein.
Ich schüttelte über diesen unsinnigen Gedanken meinen Kopf .
Sein schwarzes Shirt lag eng an seinem Körper an, sodass man die Muskeln darunter deutlich erkennen konnte.
Seine Boxershorts saß tief auf seinen Hüften, aber besonders seine weit ausgeprägte V-Linie ließ meine Augen aufleuchten.
"Morgen Alec, auch schon wach?", fragte Miranda unwissend.
"Tut uns echt leid, aber du störst gerade. Wir müssen noch was erledigen und möchten nämlich im Gegensatz zu dir, nicht zu spät zur Schule kommen." Sie zeigte auf mich und sah Alec grinsend an.
''Wer ist das überhaupt?'', fragte Alec, kneifte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und musterte mich mit herablassendem Blick.
"Dieses 'Das' hat auch einen Namen!", knurrte ich und stemmte ihre Hände empört in ihre Hüften.
Arschloch.
"Das ist Hailey. Hailey, das ist Alec, mein nerviger, größerer Bruder.", stellte uns Miranda gegenseitig vor, sah zwischen uns hin und her und ignorierte meine Antwort.
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn erwartend an.
Er jedoch sagte nichts und ging wieder die Treppe hoch, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich warf einen kurzen Blick auf seinen Hintern und sah schnell wieder weg.
"Ich weiß, dass du meinen heißen Arsch anstarrst!", schrie er bevor er um die Ecke bog.
Ich schüttelte nur grinsend meinen Kopf und fuhr mit durch meine Haare.
"Ich muss mich entschuldigen, er ist nicht besonders höflich, aber er meint es nicht so.
Aber egal, jetzt müssen wir uns aber wirklich dran halten."
Ich antwortete Mira nicht, sondern dachte nur über Alec nach.
Arrogant, Überheblich und selbsteingenommen. Die drei Worte, die ihn perfekt beschrieben.
Der typische Macho, der dachte jede vögeln zu können.
Miranda schmiss eine Tür auf und zog mich in einen Raum.
Allem Anschein nach, war es ihr Zimmer. Es war riesig, weiß eingerichtet und hat eine brombeerfarbende Tapete. In der linken Ecke des Zimmers befand sich ein weißes Ledersofa, sowie ein rosa Sessel. In der hinteren Wand war ein Marmorofen eingebaut, der sicherlich ein Vermögen gekostet hatte. Die linke Wand schmückte ein riesen Panoramafenster, das bis zum Boden reicht, ein Schreibtisch mit einem Mac Book stand davor. An der hinteren Wand waren zwei Türen, welche sicherlich in ihr Ankleidezimmer und Badezimmer führten.
Doch das riesige Queensize-Bett, indem locker 5 Personen Platz finden würden, zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Es ähnelte sehr dem Zimmer in meinem alten zu Hause.
Sie ging auf eine, der zwei Türen zu und huschte schnell herein.
Sie kramte ein paar Minuten in ihren Sachen herum und sah mich dann triumphierend an.
"Wir müssen uns ranhalten, also hier ist deine Schuluniform."
Ich runzekte meine Stirn und ging auf sie zu.
"Was?", fragte ich verwirrt.
"Du hast mich schon richtig verstanden. Das ist jetzt deine Schuluniform, für heute zumindest. Da du ungefähr so groß bist wie ich müsste sie dir passen. Sie ist zwar maßgefertigt, aber eine andere Wahl haben wir nicht, in der kurzen Zeit."
Ich nahm Miranda die Schuluniform zögernd aus der Hand und rannte schnell in ihr Badezimmer, leider hatte keine Zeit mich richtig umzusehen. Ich zog die Schuluniform an und steckte meine anderen Klamotten in meine Schultasche, so dass wir noch rechtzeitig das Haus verließen, um den Bus nicht zu verpassen.
Wir bekamen den Bus in letzter Sekunde und ließen uns erleichtert auf zwei Plätze fallen.
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