1. Kapitel

"Mom! Würdest du mir mal bitte helfen kommen!", schrie ich aus meinem Zimmer und stellte den Umzugskarton auf meinem provisorischen Bett ab.
Augenverdrehend räumte ich die Bücher in mein Regal ein. Mit einem lauten Knall viel es auf dem Boden, weshalb ich erschrocken zurück zuckte. Dieses Haus war einfach nur der größte scheiß! Es war nicht mal annähernd so groß wie unser Haus davor, und hässlicher war es obendrein auch noch. Eigentlich war es gar nicht so klein, aber im Vergleich zu unserer früheren Villa war das hier gar nichts.

Meine Mutter und ich zogen gestern in diese mikrige Villa ein, wenn man sie überhaupt so bezeichnen konnte. Sie war eher eine Bruchbude. Doch wie sagte sie so gerne, wir mussten mit unserem Geld ja nicht unbedingt angeben. Ich kann ja nichts dafür, dass mein Vater einer der größten Firmen Amerikas geführt hat und es jetzt meiner Mom vererbt hat, weswegen wir Unmengen an Geld besaßen.

Vor zwei Jahren war mein Vater gestorben. Er hatte Selbstmord begangen. Die schlimmste Zeit für mich und meine Mom. Sie arbeitete nur noch, hatte keine Zeit mehr für mich. Nach einem Jahr schleppte sie jeden Monat einen neuen Typen an, welchen sie nach spätetsens drei Wochen wieder fallen ließ.

Und jetzt saßen wir hier, in New York, in irgendeinem vergammelten Haus, weil die Zentralstelle der Firma in New York lag und meine Mutter sich um organisatorische Sachen kümmern musste.

Ich versuchte sie zwei Monate lang umzustimmen, doch sie ließ nicht locker, weshalb ich jetzt hier alleine ohne irgendwelche Freunde herum hocken konnte und mir die Zeit mit Däumchen drehen vertreiben darf.

Genervt räumte ich die nächste Kiste aus. Wir hatten bisher nur einen Drittel der Kartons ausgeräumt, weswegen unsere Wohnung nur noch daraus bestand. Wenn man Glück hatte kam man ohne Verletzungen die Treppe hoch und runter.
Die Kartons in meinem Zimmer waren schon so gut wie alle leer, ich hasste es, wenn alles unordentlich war.

Erleichtert öffnete ich den vorletzten Karton und holte das Bild von mir und meiner besten Freundin Henna an. Sie war die einzige, die mich einigermaßen verstand.

Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters war sie immer für mich da gewesen und hatte mich immer in ihre Arme geschlossen, wenn mich die Trauer wieder einmal übermannt hatte.
Bei ihr hatte ich mich immer geborgen gefühlt und jetzt lebte sie ungefähr 1300 km entfernt und ich konnte sie allerhöchstens in den Ferien besuchen.

Den letzten Karton weg geräumt, ging ich auf meinen weißen, Eichenholzkleiderschrank zu und öffnete die Türe.
Ich hatte wenigstens das beste Zimmer im Haus abbekommen.
Es war das Größte und es hatte auf der rechten Seite einen kleinen Balkon, welcher aber leider direkt an dem von unserem Nachbarn grenste, so dass ich ohne Probleme auf seinen Balkon springen könnte.

Nach einer halben Stunde hatte ich meinen Schrank komplett auf den Kopf gestellt.

Wo soll denn bitte meine scheiß Jogginghose noch sein?

-Hey! Ich bitte dich, keine Kraftausdrücke mylady!-

Ich hasse meine innere Stimme! Kann sie nicht einfach mal die Klappe halten?!

Das hab ich gehört!

Klappe!

Wow, jetzt war ich auch noch so verrückt, dass ich mit mir selber sprach! Die Stadt tat mir echt nicht gut.
Seufzend ließ ich mich auf meine lederne Couch fallen und fischte mein Handy aus meiner Hosentasche.

Keine neuen Nachrichten.

War ja klar, Henna war nie besonders verlässlich gewesen.

Gelangweilt schloss ich meine Augen. Ich werde hier vor Langeweile noch umkommen, wenn ich jetzt nichts unternahm.
Also sprang ich auf, suchte meine Sportsachen aus meinem Schrank und zog mir diese an.
Laufend nahm ich zwei Stufen auf einmal und lief die Treppe herunter.

"Mom! Ich bin weg!", schrie ich ihr zu, bevor ich die Haustüre hinter mir zu schmiss. Die warme Sommerluft flog mir entgegen und umhüllte meinen Körper. Weit in der Ferne hörte ich  Autos hupen und Sirenen schreien. Unser Haus lag ein wenig außerhalb des Zentrums, im Villenviertel.

Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik auf Anschlag auf. Langsam joggte ich durch die Siedlung immer weiter weg von der Hauptstraße in Richtung Park. Auf den Weg dort hin fuhren sehr teuer aussehende Autos an mir vorbei, mit was weiß ich für hoher Geschwindigkeit.
Doch ich war nicht neidisch, ich hatte mein Baby, meinen Lamborghini Centenario.

Mein Dad hatte ihn mir zu meinem sechszehnten Geburtstag geschenkt, ihr könnt euch vorstellen wie glücklich ich war.
Nach einer Stunde konnte ich langsam nicht mehr und entschied mich zurück zu laufen, was sich als gar nicht so einfach erwies.
Nach einer weiteren Stunde und Google maps kam ich ganz erschöpft zu Hause an. Ich schmiss meinen Schlüssel auf die Keramikschale und ging erschöpft ins Wohnzimmer.

Und siehe da, meine Mom und ihr Freund saßen knutschend auf dem gerade ausgepackten Sofa.

"Könntet ihr euch wo anders hin verziehen?", räusperte ich mich.

Meine Mom fuhr erschrocken zusammen, drehte sich um und sah mich mit einem falschen Lächeln im Gesicht an.
Sie war eine hochgewachsene, noch recht Junge Frau.
Vor Dad's Tod war sie das blühende Leben, was man von ihr jetzt nicht mehr behaupten konnte.
Sie war recht hübsch, aber die Falten um ihrer Nase lassen sie älter wirken.

"Liebes, ist irgendwas?", fragte sie emotionslos.

War das jetzt ihr ernst? Sie knutscht hier einfach so rum und tut so als wäre nichts?

Das Verhältnis mit meiner Mutter war noch nie besonders toll gewesen, doch seit dem Tod war alles zerstört. Sie redete nur noch das nötigste mit mir und interessierte ich kaum noch für mich. Sie beschuldigte mich für Dads Tot, weil ich ihm zu anstrengend gewesen wäre und er alle dem nicht mehr standhalten konnte.

"Vermisst du irgendwas?", hakte sie weiter nach, als sie merkte, das ich nichts sagte.

Moment...klar wieso war ich da nicht früher drauf gekommen? Dieses Biest!

"Ja, ich vermisse meine Schuluniform.", klärte ich meine Mom wütend auf. Sie hatte extra keine besorgt.

"Welche Schuluniform?", fragte meine Mutter gespielt überrascht. Ich biss die Zähne zusammen. Wenn sie mir jetzt keine Schuluniform besorgt hatte, wäre ich wütend, richtig wütend!

"Die Schuluniform die ich Morgen für die Schule brauche!", schrie ich ihr zornig ins Gesicht.

"Ich weiß nichts von einer Schuluniform."

Wütend schnaubte ich auf, wiederstand dem Drang ihr eine zu klatschen.

Wie sollte ich ohne Uniform bitte zur Schule gehen?
Ohnehin war Morgen meiner erster Schultag auf der neuen Schule! Wie sähe das denn aus, wenn ich ohne diese scheiß Uniform aufkreuzen würde?

Wenn ich mir nur all die Gesichter ausmale, die mich anstarren werden, könnte ich schon wieder ausrasten. Das hatte ich alles nur meiner Erzeugerin zu verdanken!

"Ach Luise, du bist manchmal so vergesslich."
Jacob, der Freund meiner Mom und das schon für geschlagene 4 Monate. Sie hatten sich auf einem Meeting kennengelernt, da er ebenfalls ein groses Unternehmen leitete.

Er war ungefähr zwei Jahre älter als meine Mom, also so um die 40 und war eigentlich ganz nett.

Jacob hatte volles schwarzes Haar, was für sein Alter eigentlich ungewöhnlich war und eine schlanke, muskulöse Figur.
Er sah gut aus, hatte immer Anzüge an.

Er war anders als Dad.
Dad war zu jedem offen und hilfsbereit gewesen, wohingegen dieser Mann vor mir, trotz seiner Freundlichkeit, höchstens drei bis vier Worte mit mir gewechselt hatte. Ich kannte nicht mal seinen Nachnamen.

Doch nur weil er nicht so schlecht aussah hieß es noch lange nicht, dass sie meinen Dad einfach so ersetzten konnte.

Er gab meiner Mutter einen langen, ausgiebigen Kuss, den sie mit viel Hingabe erwiderte. Ich verdrehte die Augen und ging zurück in mein Zimmer.
Ich nahm mein Laptop von meinem Nachttisch und setzte mich auf mein Bett, welches gerade im Moment leider nur ein Gestell mit einer Matratze war. Mein Queensize-Bett würde erst in einer Woche geliefert werden. So lange musste ich damit auskommen.

Ich schaute eine Folge meiner heißgeliebten Serie weiter und ging mir danach meine Zähne putzen. Ich schminkte mich noch schnell ab und legte mich in mein Bett .

Hoffentlich sind die alle nicht zu scheiße auf der Schule.

War mein letzter Gedanke bevor ich einschlief.

Nachdem ich mich auch mal wieder dazu entschlossen habe diese Geschichte zu überarbeiten ist hier wieder das erste Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top