7

Devin hatte wenigstens ein Lächeln aufgesetzt, als ich aus dem Wagen stieg.

Ein bisschen Sorge hatte ich schon, denn unser Haus (oder Villa, wie man es auch immer nennen mag) wirkte heute so dunkel. So verlassen.

Nadia machte mir auf. Sie war unsere „Hausfrau" und kümmerte sich um alles mögliche, von Wäschewaschen bis Pflaster auf kleine Wunden (auch seelische) kleben. Ich mochte sie. Einfach aus dem Grund, dass sie mir auch so viele Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählte. Über ihre gescheiterte Liebe und ihrem Weg ins neue Glück, all das waren kostbare Erfahrungen, und diese hatten mir schon in vielen Lebenslangen geholfen.

„Hallo, Liebe. Ich hoffe dir geht es gut... wie war die Schule? Gab es was neues? Und, hat euch der Hausmeister wieder angeschrien, weil ihr im Treppenhaus-

oh, die Milch!!!"

Aus der Küche hörte ich ein Brodeln, dann ein Zischen und dann eine fluchende Nadia.

Während wir die einst überkochte Milch aufwischten, erzählte ich über den heutigen Tag- allerdings ließ ich den Jungen von Old Baley raus. Das musste ich erst einmal verdauen.

Nachdem Nadia gegangen war, ging ich nach oben. Gerade als ich in mein Zimmer verschwinden wollte, hörte ich Gekeife. So wie die heftige Diskussion gestern.

Wortfetzen, verletzend und agressionsnah, kamen zu mir hinüber.

„...abhalten! Du Idiot, schaffst rein gar..."

„Ich...nicht fremdgegangen!"

„Bei so einem Schwächling geb ich doch...!!!"

Großes Poltern. High Heels auf Holzdielen waren zu hören. Diese näherten sich meines Zimmers, schnell huschte ich zu meinem Schreibtisch und tat so als ob ich ganz brav für Englisch lernen würde.

Allerdings gingen die High Heels an meinem Zimmer vorbei hinunter die ausladende Treppe. Anschließend nahm ich ein Türenknallen wahr (wahrscheinlich die Haustüre).

Sorgen plagten mich. Zwar waren wir nie eine Familie gewesen, die sich gegenseitig Dinge anvertrauten. Das bewies sich ja schon durch den Wortfetzen „fremdgegangen". Aber so schnell wollte ich meine „Familie" nicht verlieren.

Da ich wieder nicht einschlafen konnte, huschte ich wieder aus meinem Zimmer. Immer wieder checkte ich die Lage, ich wollte nicht, dass mich jemand bemerkte.

Nach dem Streit war mein Vater in sein eigenes Zimmer gegangen. Jedenfalls war er nicht im Büro meiner Mutter, dort, wo die grausame Wortdebatte stattgefunden hatte. Ich stattdessen schon.  

Auf dem Schreibtisch meiner Mutter lag der Brief von Old Baley. Zudem auch noch Rechnungen und anderer Geldkram. So etwas interessierte mich nicht die Bohne, und trotzdem las ich es mir durch, einfach um vielleicht mehr von dieser Situation zu verstehen. Doch da war nichts interessantes. 

Zurück im Zimmer checkte ich noch einmal mein Handy. Keine Nachricht von meiner Mutter, stattdessen eine von Rachel und Bell. Die Glücklichen durften nämlich zur Party von Amy, einer Mitschülerin, gehen. Ich natürlich nicht. Ich war eingeladen worden, aber meine Eltern ließen mich nicht mehr um 21:00 Uhr raus. 

Einfach frech. Ich bin doch keine zehn mehr! 

Wieder Willen musste ich wie immer zu Hause bleiben und mauerblümchenartig um elf im Bettchen liegen und schlafen. 

So wie jetzt gerade. 


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top