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Aufgeregt suchte ich mir ein passendes Kleid aus dem Schrank. Es war moosgrün, passend zu meinen braunen Haaren und meinen braunen Augen, und es war mit Pailletten der selben Farbe bestickt. Es gefiel mir, und meiner Mutter anscheinend auch, da sie nur leicht abschätzig mit den Schultern zuckte.
Allerdings mussten wir auch schon gleich los, weshalb ich hektisch fluchend goldene Ohrringe aus meinem Kulturbeutel kramte.
"Nevica?", flötete meine Mutter bereits. Sie war schon richtig aufgeregt (das tut sie immer, wahrscheinlich um ihre Stimme für den Abend vorzubereiten... sie flötet ja dann andauernd). Ich kann sie aber irgendwie verstehen: Connors Familie ist Royal! Und "richtige" Engländer nehmen das sehr ernst...
Als wir dann nach gefühlter Ewigkeit ins Auto stiegen, nachdem Mum noch auf Klo war und sich Lippenstift draufschmierte, ich noch mein Handy holte und Dad sich noch nette Musik einpackte, damit er nicht die Schmonzetten Devins anhören musste.
Da Devin uns ja fährt, sitzen meine Eltern hinten im Auto. Ich sitze vorne. Ich liiiiiebe es, vorne zu sitzen (leicht kindisch von mir, aber so bin ich nun mal). Wir alle sind wohlgelaunt, Devin verbreitet einfach wunderbare Vibes...
Die Mountbatten-Windsors (Connors Familiy) saßen auch schon in unserer privaten Sitzecke (kann man das Sitzecke nennen? Oder ist das schon eine luxuriöse Suite?!?) und spielten Scrabble. Connor winkte mir zu, und ich setze mich neben ihm.
Nach sieben verrückten Scrabble- Spielen kam endlich unser Essen. Ich hatte vier mal gewonnen, während Connor nur einmal gewann. Sein Bruder, Jacob, war besser als er (zwei Siege), und so was war nicht allzu formidabel für Connors Ego.
Eigentlich ist es immer ganz nett. Nur die Liebe fehlt. Wir lieben uns nicht wirklich, Connor und ich. Wir sind einfach so etwas wie Freunde, Verwandte oder so.
Doch mitten im Essen wurde mein Vater angerufen. Die zwei ersten Anrufe vertuschte er, so als hätte er sie niemals gehört. Doch anscheinend hatte die Person auch noch die Dringlichkeit, meinen Vater das dritte mal anzurufen. So nahm er, zögernd und entschuldigend, das Telefonat an. Er telefonierte sehr lange. Nach circa einer Stunde setzte er sich zu uns, leichenblass. Keine Ahnung, was geschehen war, auf jeden Fall nichts Gutes. Außerdem wirkte er wütend. Und erschöpft.
Als er dann auch sagte, das wir jetzt gehen müssten, da ich ja morgen Schule hatte, gab es mir den Rest. Da war mächtig was los. Nie, nie, niemals würde er einfach so abhauen. Das würde ihm sonst ein schlechtes Image verleihen.
Meine Eltern tuschelten die ganze Fahrt über. Devin machte das sehr nervös, er kaute schon an seiner Unterlippe (ich kenn ihn ziemlich gut, seit der 2 Klasse fährt er mich zur Schule). Mich machte das noch nervöser. Eigentlich hilft da Musik, aber ehrlicherweise traute ich mich gar nicht, diese überhaupt anzuschalten.
Zu Hause war die Stimmung dann noch angespannter.
Ich konnte nicht einschlafen. Die Sorgen plagten mich, Albträume stiegen in mir hoch, und schreckliche Bilder vertrieben die schönen Gedanken. Schließlich rappelte ich mich auf. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon ein Uhr morgens war.
Aufgewühlt vom letzten Abend, stieg ich die Treppe hinunter, und erschrak: das Licht dort unten war noch an! Und wenn man genau hinhörte, nahm man Geschrei und Gekeife war. Was ging hier vor?
Hin- und her gerissen stand ich auf dem Treppenabsatz, uneinig, ob ich jetzt alles vergessen, oder ob ich alles wissen wollte.
Schließlich entschied ich mich für letzteres. Doch das vermieste mir meinen sorglosen Schlaf.
571 Wörter... (falls es jemanden interessiert... so wie @love_UNICORNS_HORSES ... :D)
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