Kapitel 59 - Samstag, 27.8. (*4*)


Vier mehr als glückliche junge Leute betraten den Gastraum der Alm. Es duftete verführerisch nach Essen. Inga und Josie brachten TomTom und Sina Holundersaft, fragten die beiden anderen nach ihren Wünschen, die aber wollten das Gleiche trinken.

„Heute gibt es Gröstl mit Semmel- oder mit Kartoffelknödel. Wir müssen die Reste von vorgestern loswerden!"
Sie bestellten alle mit Kartoffelknödeln.
„Was war vorgestern?" fragte Marie, der das Glück noch immer aus den Augen strahlte.

Sie war richtig hübsch, dachte Tom. Die Kleidung war weiblicher geworden durch Sinas Einfluss, die Frisur flotter, die Wangen rosig. Aus dem eher unscheinbaren Mädchen wurde langsam eine Schönheit!

Sina berichtete von der Feier, von Toms Heldentaten, davon wie toll er war, wie alle ihn liebten.
„Ich geh dann mal eine Runde, bis du fertig bist!" sagte er lächelnd.
Dann sprachen sie über Paul und Joe, über Patricks Erfolge als Maler mit 25 in München. Marie schwärmte von seinen Bildern, von den positiven Zeitungsberichten, von der Galerie, die seine Bilder anbot.

„Ich geh dann mal eine Runde, bis du fertig bist!" sagte Patrick lächelnd.
„Kann es sein, dass wir zwei Deppen lieben?" fragte Sina.

„Ja!" stimmte Marie zu. „Bescheidene Deppen!"
Alle lachten Tränen, die Jungs nahmen ihre Mädchen in den Arm, küssten sie, bis das Essen kam.
Sie ließen es sich schmecken.

„Was habt ihr eigentlich am Genfer See gemacht?" fragte Patrick.
„Ein paar Jungs den Kopf verdreht!" antwortete Tom lächelnd.
„Du oder sie?" zog ihn Patrick auf, was ihm eine Kopfnuss einbrachte.

„Mit dem Mädchen kann ich nirgendwo hin! Überall wo wir auftauchen, säumen Männerleichen ihren Weg, gestorben an gebrochenem Herzen!"
„Tom!"

„Ja, ist doch die Wahrheit! Ich mache den ganzen Tag Kerben!" Er sah sie stolz an. „Aber es stört mich nicht im Geringsten! Ich verstehe ja das ganze Gehechele und Gebalze! Mir ging's ja nicht anders!" lachte er. „Da waren fünf gutaussehende Jungs, aber alle saßen auf dem Fest wie angeklebt am Tisch, sahen Sina an, hörten Sina zu, bewunderten Sina! Da kamen hundert Mädchen vorbei, haben sie angeflirtet! Nein, sie blieben schön sitzen, haben mein Mädchen angemacht!"

Er lachte in der Erinnerung an den gestrigen Abend.
„Tom! Hör auf!"
„Das kann ich doch erzählen! Wie ich den Kai aus seiner Trance aufgeweckt habe, als er dich ansah!"
„Du übertreibst kolossal!"
„Ich untertreibe kolossal!"
„Nein!"

„Doch! Bienchen, ich bin ein Mann! Ich erkenne buhlende Männer!
„Echt, du bist ein Mann?"
„Ja, ich glaube schon!"
Sie lachten alle vier, bis die Tränen kamen.

Anna und Christian setzten sich zu der fröhlichen Runde. „Na, euch geht es aber gut!"
„Klar! Wir zwei hässlichen Kröten haben die schönsten Mädchen der Welt erobert und sie lieben uns! Wie sollte es uns nicht gut gehen!"

Patrick trug heute auch sein Herz auf der Zunge. Aber er war doch auch so verliebt! Nach sechs Jahren war er in seine Marie verliebt wie damals auf dem Abi-Ball! Er fühlte noch immer ihre vorsichtigen Küsse damals, die ihn in den Himmel katapultierten. Er hatte das nicht geplant, er mochte sie vor dem Ball und liebte sie danach.

Und daran hatte sich nie etwas geändert. Und der Tag heute, da auf dieser Bank, hatte ihre Liebe neu befeuert. Die Gesellschaft von Sina, seiner anderen Hälfte, einer so glücklichen Sina, hatte ihn jung, frei, glücklich gemacht. Endlich, endlich konnte er sein Glück genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. In den vergangenen Jahren hatte er immer gelitten darunter, dass er glücklich war und sie nicht!

Und jetzt war das Leben leicht, wunderbar, unbeschreiblich!
Sina sah ihren Bruder an, verstand augenblicklich. Jetzt, da es ihr gut ging, ging es auch ihm gut!
Tom hielt sie fest im Arm, sie fühlte seine Muskeln, atmete seinen Duft ein, sah sein hübsches Gesicht. Sie sah ihm in die Augen, und beide wussten, nichts ging mehr! Wie damals in ihrem Flur, als sie vom Joggen zurückkamen! Da wussten sie auch genau, dass sie sich lieben mussten! So wie jetzt!

„Wir, wir, wir müssen uns mal umziehen!" stammelte sie und zog Tom mit sich. Die Kleine zog ihn, den großen Kerl, mit sich die Treppe hoch, und er ließ sich mehr als willig ziehen.
Sie fühlte dieses unglaubliche Begehren in sich, wollte diesen Mann, wollte ihn jetzt! Wollte diesen wunderbaren Körper spüren, wollte ihn in sich, seine Hände auf sich, seine Lippen überall.

Sie war fast von Sinnen vor Erregung. Tom überließ ihr das Kommando, überließ es ihr, ihn zu verführen. Er wusste, sie brauchte das jetzt, sie genoss die Macht, die sie über ihn hatte, und er liebte seine kleine Wildkatze über alles, als sie ermattet vom Strudel der Gefühle neben ihm lag.
„Ich liebe dich, kleine Krabbe!" flüsterte er ihr ins Ohr.
„Das ist gut!" antwortete sie leise. „Das ist sehr gut!"

„Heute sind aber mir die Sicherungen durchgebrannt!" stellte sie eine Weile später fest.
Tom lachte leise in ihr Haar. „Und ich habe fürchterlich darunter gelitten!"
„Ja, nicht wahr? So eine Tom-Verrückte ist schon eine Belastung!"
„Und wie! Es ist kaum zu ertragen! Warum bist du denn so Tom-verrückt?" hauchte er an ihren Lippen.

„Weil du so verdammt gut küssen kannst!"
„Und warum noch?" Seine Hände strichen über ihren Körper.
„Weil du so zärtlich bist!"
„Und warum noch?" Er fand eine gewisse Stelle zwischen ihren Beinen, heiß und feucht, wunderbar!
„Weil du verdammt gut im Bett bist!"

„Und warum noch?"
„Weil du ein faszinierender Mann bist!" Sie konnte nur noch stockend sprechen, keuchte schon wieder bei seinen Berührungen.

„Und warum noch?" Er legte sich neben sie, lieferte sich ihren Berührungen aus.
„Weil du mich dich so lieben lässt!" Sie genoss es wie immer, wenn er sich ihr so ergab.
„Und willst du wissen, warum ich so Sina-verrückt bin?"
„Ja!"
„Weil du die erotischste Frau bist, die es gibt!"
„Und warum noch?"
„Weil es nichts Schöneres für mich gibt als dich zu küssen, außer vielleicht, dich zu streicheln!"
„Und warum noch?"

„Weil du mich so zärtlich verwöhnst, und ich zum ersten Mal in meinem Leben Zärtlichkeiten will und sie genießen kann!"
„Und warum noch?" Sie streifte ihm ein Kondom über.
„Weil du eine faszinierende Frau bist!" Er konnte nur noch stockend sprechen, keuchte schon wieder unter ihren Berührungen.

„Puh! Mäuschen! Das war aber jetzt ein Himmelsbeben!" Er sah sich um. „Gut, das Haus steht noch! Wundert mich aber jetzt!"

„Aber jetzt sollten wir zurück zu den anderen!" bat Sina nach einer Erholungspause
„Meinst du, die sind noch da?" Er war gar nicht so sicher.

„Doch, schon! Die wissen, dass sie uns um die Bank betrogen haben!" lachte Sina. „Dass wir das nur nachholen mussten!"
Sie zogen sich lachend an, hüpften lachend die Treppe hinunter. Sie trugen die Sachen vom Genfer See, da hatten sie nicht lange suchen müssen.

Patrick grinste sie an. „Das bisschen, was du anhast, hat so lange gedauert?" Er handelte sich eine Kopfnuss ein. „Na, wenn du so unterwegs warst, wundert es mich nicht, das Männerleichen deinen Weg gesäumt haben!"

Er war zwar ihr Bruder, aber dass sie umwerfend aussah, bemerkte er auch. Er nahm sie in den Arm. „Mein Gott, wenn ich dran denke, was für Klamotten du früher immer anhattest!"
Tom war froh, dass er ihr Bruder war!

„Habt ihr eigentlich schon ein Ultraschallbild vom Baby?" fragte Sina.
„Wird aber auch Zeit, dass du fragst!" Patrick zog seinen Geldbeutel hervor, holte stolz die Aufnahme heraus.

Tom und Sina sahen es interessiert an. Viel Grau mit einem schwarzen Punkt in der Mitte.
„Hübsch!" stellte sie fest. „Und wem sieht es ähnlich?"
Patrick knuffte sie. „Du bist eine blöde Kuh!"
„Na ja! Vielleicht wächst es sich ja noch aus!" Tom grinste den werdenden Vater an, fing sich auch einen Knuff ein.

„Marie? Sind wir eigentlich mit dieser Bande verwandt?"
„Ich nicht!" antwortete sie trocken.
„Und was ist jetzt? Heiratet ihr oder nicht?" fragte Sina.
„Ja!" antwortete Patrick.
„Nein!" antwortetet Marie.
Sina verdrehte die Augen: „Also noch einmal: Heiratet ihr oder nicht?"
„Nein!" antwortete Patrick.
„Ja!" antwortete Marie.

Sina sah Tom hilfesuchend an. Der hatte schon Bauchschmerzen vor Lachen. „Kann das sein, dass ich 25 Jahre nicht bemerkt habe, wie doof mein Bruder ist?"
Der nahm sie in den Arm. „Ich bin nicht doof, große Schwester! Ich nur vollkommen aufgedreht vor Glück!" Marie strahlte ihn an. Ja, er war glücklich, so glücklich wie noch nie! Es ging Sina gut, endlich! So hätte es schon die ganze Zeit sein sollen. Zwillinge, die sich so nah sind, hätten zusammen sein sollen, hätten das Glück miteinander teilen sollen. Verdammte Susanne! Verdammter Max!

„Also, natürlich heiraten wir! Diese Chance lasse ich mir nicht entgehen!" bestimmte Patrick.
„Wie wäre es dann mit einem Heiratsantrag?" Marie grinste ihn an.
„Nichts da! Dann sagst du wieder nein!" Patrick wollte auf Nummer sicher gehen. „Gerade hast du vor Zeugen ja gesagt! Das gilt! Und zwar ein Leben lang, mein Fräulein, nur dass du Bescheid weiß!"

Er versuchte seine Rührung mit einem Scherz zu überspielen. Es war ihm nie wichtig erschienen, zu heiraten, aber seit er wusste, dass sie Eltern werden würden, hatte er immer öfter darüber nachgedacht. Er musste sie aber nun küssen, ein Verlobungskuss, ein richtig langer, aber dafür sollten sie vielleicht nach oben gehen! Diese Bergluft turnte ganz schön an!

Sina und Tom blieben noch ein wenig sitzen, himmelten sich ein wenig an, küssten sich ein wenig, streichelten sich ein wenig.
„Morgen ist Sonntag, Flugverbot! Dann kommst du ein wenig zur Ruhe!" sagte er leise.
„Ruhe? Ruhe habe ich in meinem Leben genug gehabt! Ich will leben! Alles erleben, was ich lange versäumt habe! Ich will verrückt sein, ich will quasseln, ich will lieben, ich will lachen, ich will durchs Leben fliegen! Das will ich! Keine Ruhe!"

„Das ist gut, Sina! Denn ich bin jetzt auch nicht der ruhige, häusliche Typ!"
„Echt, das hätte ich jetzt gar nicht gemerkt!" zog sie ihn auf.

Tom wurde nachdenklich. Ganz stimmt das jetzt nicht, war er gesagt hatte. In der Vergangenheit war er eigentlich anders gewesen. Arbeit, ab und zu ein paar Flüge, hin und wieder in den Club mit Freunden oder alleine, nach Hause meistens mit einer Frau, Joggen, ein wenig Krafttraining, Fernsehen, lesen.

So umtriebig, so dauernd auf Achse war er eigentlich erst, seit er mit ihr zusammen war! Und er war es so gerne!
Er merkte, wie ihr die Augen zufielen. „Komm, Krabbe, gehen wir schlafen!" Sie lag noch nicht richtig im Bett, als sie schon schlief. Er dachte noch ein bisschen über die Nacht nach, in der sie das wunderschöne Baby machen würden.

Er hatte alles minutiös geplant, die Hochzeitssuite gebucht, ein Dinner vorbestellt, überlegt, welche CDS er einpacken würde, was er anziehen würde. Für sie würden sie ein wunderschönes Kleid kaufen, sie würde aussehen wie eine Prinzessin!

Er würde sie lange und zärtlich lieben, dann würden sie einschlafen und den flotten Jungs Glück auf ihrem Weg zu den Mädels wünschen. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln im Gesicht schlief er ein.


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