Kapitel 38 - Sonntag, 21.8. (*2*)


Engumschlungen kamen sie auf der Terrasse an. Die beiden Kinder stürmten auf Sina zu, hatten noch zwei Freunde im Schlepptau.
„Sina!" brüllten sie. Sie legte nur den Finger auf den Mund, sofort senkten sie ihre Stimmen.

„Das ist Sina! Die ist hübsch, oder? So hübsch möchte ich auch einmal sein." sagte das Mädchen zu seiner neuen Freundin. „ Und sie kann Geschichten erzählen wie ein Film!"
Und der Junge erklärte seinem neuen Freund: „Die heirate ich mal!"
„Oh, Oh! Da haben ich aber etwas dagegen!" lachte Tom. „Das ist mein Mädchen!"

Die Eltern kamen zu dem Liebespaar. „Unsere Kinder sind ja ganz weg von Ihnen! Was haben sie denn mit denen angestellt?" fragte der Vater des ersten Pärchens lachend.
„Ich habe sie ernst genommen!" antwortete Sina nur. „Und ich habe ihnen Grenzen gezeigt! Das brauchen Kinder!"

Tom drückte sie an sich. Die Eltern sahen sie verwundert an. Ihre Tochter hatte den ganzen Nachmittag ihren Bruder gebeten, leiser zu sprechen, und er hatte gehorcht, etwas, was er bei ihnen selten tat.

„Haben Sie auch Kinder?" fragte die Mutter. Die Kleine sah so jung aus, da konnte sie sich das kaum vorstellen.
„Ja, jedes Jahr 400!" erklärte Sina kryptisch.
„Meine Freundin ist Förderlehrerin!" Tom war stolz auf seine Süße und sah sie wieder einmal nachdenklich an. Sie hatte es drauf mit Kindern! Mit Sicherheit liebten sie alle an ihrer Schule!
Sie gingen weiter, setzten sich an einen freien Tisch. Schon wieder kamen ein paar Kleine auf sie zu, lächelten sie vorsichtig an. Tom musste lachen. „Kann es sein, dass du Kinder anziehst wie ein Magnet?"

Sie verdrehte die Augen. „Das ist manchmal echt lästig! Wo ich hinkomme, habe ich den gesamten Nachwuchs um mich herum versammelt! Dabei mach ich gar nichts!"
„Das wird der Grund sein! Du biederst dich nicht an, buhlst nicht um ihre Gunst, und wenn du mit ihnen sprichst, nimmst du sie ernst, wie du schon gesagt hast!" Er küsste ihre hübsche Nase.

„Außerdem sollen Kinder ja einen ausgesprochen sicheren Geschmack haben!"
Anna kam, setzte sich zu ihnen, kurz danach flitzten auch Inga und Josie heran.
„TomTom, wir haben heute Schweinebraten mit Knödeln für dich gekocht!" rief Inga.

Er sah sie ungläubig an. „Ihr könnt kochen?" Er sah Sina entschuldigend an. „Sorry, Süße! Das war's dann mit uns! Zwei Frauen, die kochen können, da kann ich nicht widerstehen!" Sie lachten beide, und er erzählte die Story ihrer Nicht-Koch-Künste.
Die Zwillingsmädchen lachten Tränen. Sie gingen in die Küche, um das Essen für TomTom und seine Freundin zu holen.

„Sie hat Nudeln ins kalte Wasser geschüttet!" stellte Josie fassungslos fest.
„Aber sie ist verdammt hübsch!" antwortete Inga.
„Und du meinst, das ist einem Mann wichtiger?"
„Mit Sicherheit!" erklärte Inga.
„Wir könnten ihr doch ein bisschen das Kochen beibringen, und sie sagt uns dafür, wie man mit Männern umgeht!" schlug Josie vor.
„Ein guter Plan! Das machen wir morgen!" Inga war begeistert.
Sie machten zwei Teller zurecht für ihren TomTom und seine hübsche Freundin.

Nach dem Essen kamen wieder ein paar Kinder zu Sina. „Erzählst du uns eine Gute-Nacht-Geschichte?" baten sie leise.
Es hatte sich schon herumgesprochen, dass sie es nicht mochte, wenn Kinder zu laut redeten. Sina sah Tom fragend an. Der lächelte ihr aufmunternd zu.

Sie scharte die Kinder auf der angrenzenden Wiese um sich, alle wollten möglichst nahe bei ihr sein. Die Sonne war untergegangen, das Abendrot erhellte noch ein wenig den Himmel.
Sina begann eine Geschichte, die sie sich für Schullandheimaufenthalte ausgedacht hatte. Die Kleinen waren gebannt, nach und nach kamen auch immer mehr Erwachsene dazu.

Anna nahm Tom in den Arm, lächelte ihn an. „Sie kann gut mit Kindern!"
Er grinste wieder verlegen. „Anna, wir kennen uns gerade mal drei Wochen!"
„Drei Wochen erst? Ihr wirkt so vertraut!" wunderte sie sich.
„Wir sind vertraut! Sehr vertraut sogar!"
„Ich freue mich für dich, Tom! Du weißt, dass ich dir alles Glück der Erde wünsche, für das, was du für uns getan hast!"

Er drückte sie fest an sich, erinnerte sich an die dramatischen Stunden damals in der Schlucht. Es war das einzige Mal gewesen, dass er wirklich sein Leben riskiert hatte. Aber da waren zwei 15jährige Mädchen gewesen, die gestorben wären, wenn er nicht alles gegeben hätte!
Dann hörten sie beide wieder Sina zu, die mit ihrer wunderschönen Stimme und ihrem schauspielerischen Talent Kinder und Erwachsen gleichermaßen in ihren Bann zog.

Als der kleine Engel dann endlich den bösen Zauberer besiegt hatte, und als die Menschen ihre Träume zurückbekommen hatten, war es fast ganz dunkel geworden.
Die Kinder atmeten erleichtert auf, und manch einer der Erwachsenen auch.
„Und jetzt gehen wir alle ganz leise ins Bett und schlafen gleich ein, damit wir den kleinen Engel nicht aufwecken! Und morgen sind wir auch ganz lieb und leise, denn der kleine Engel braucht viel Ruhe!"

Die Kinder schlichen ins Haus, die Eltern sahen fassungslos zu. Es wurde der leiseste Abend auf der Hütte seit langem.
„Die engagieren wir!" stellte Anna fest. „Morgen handeln wir das Gehalt aus!"
„Da habe ich wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!" lachte Tom, der sein Mädchen stolz im Arm hielt.

Sie saßen zu zweit auf der Terrasse, sahen in den Sternenhimmel, waren glücklicher als je in ihrem Leben. Sie tranken Holundersaft, wenn Tom mit dem Heli unterwegs war, trank er nie Alkohol. Sein Standort war gemeldet, es konnte jederzeit ein Notfall eintreten.

Nach und nach kamen die anderen Erwachsenen zurück, die ihren Nachwuchs so schnell wie nie zur Ruhe gebracht hatten. Sie stellten die Tische zusammen, es war eine fröhliche Runde, in deren Mittelpunkt Tom und Sina standen. Anna spendierte eine Riesenplatte mit Speckbroten und eine Flasche Obstbrand.

Das Liebespaar musste erzählen, wie sie sich kennengelernt hatten, andere Paare erzählten ihre Liebesgeschichten, erinnerten sich an die Anfangszeiten ihrer Beziehungen.
Es wurde viel geküsst, gelacht an diesem Abend. Und Tom wusste, dass sein Engelchen viel dazu beigetragen hatte.

Sina musste lächeln. Sie dachte an die Vergangenheit, stellte sich vor, wie Max reagiert hätte.
„Halt dich mal ein bisschen zurück! Du musst nicht immer im Mittelpunkt stehen! Halt endlich mal deine Klappe! Kein Mensch will deinen Quatsch hören!"
Sie taten nicht mehr weh, seine Worte in ihrem Kopf! Denn andere Worte waren lauter: „Du bist süß! Ich liebe dich! Alle lieben dich!"

„Woran denkst du, süße Krabbe?" fragte Tom nah an ihrem Ohr.
„An die Vergangenheit und die Zukunft!" antwortete sie wahrheitsgemäß, und er verstand.
Sie zog Vergleiche, und er war sich total sicher, dass die Zukunft der Vergangenheit um Längen den Rang ablaufen würde. Und die Zukunft war mit Sicherheit eine Zukunft mit ihm! Und genauso sicher war er, dass sie irgendwann einmal die Vergangenheit vergessen haben würde.

Aber sein Traum neulich hatte ihm auch klargemacht, dass das nicht so ganz einfach war. Wenn er viele Jahre nach dem Ende seiner Ehe immer noch das Trauma mit Simone in seinem Gehirn herumtrug, würde er ihr auch Zeit geben müssen, viel Zeit! Noch dazu, weil das, was sie mitmachen hatte müssen, um so vieles schlimmer war als das, was er erlebt hatte!

„Warum nennst du mich eigentlich immer Krabbe?" fragte sie ihn später lachend.
Er drückte sie fest an sich. „Willst du die Wahrheit wissen?"
„Natürlich! Sonst würde ich ja nicht fragen!"
„Ich habe keine Ahnung! Ich habe dich nach dem Abend in der Disco in Gedanken so genannt, weiß aber bei Gott nicht, warum!"

Sina lachte. „Ist ja auch egal! Mir gefällt es, deine Krabbe zu sein! Und sicher hast du noch keine Frau vor mir so genannt!"
Und wieder einmal dachte er, wie seltsam es war, dass sie so seine Gedanken lesen konnte! Wie seltsam und wie wunderbar!

„Nein, kleine, süße, wunderschöne Krabbe! Sicher nicht!" Er knabberte ein bisschen an ihrem Ohr herum, denn er hatte heute sehr großen Krabben-Appetit. Sein Blick klebte an der Schleife ihrer Bluse, wollte an einem der Bänder ziehen, als sie seine Hand festhielt.
„Hörst du auf!" schimpfte sie leise glucksend.
„Ich wollte nur sehen, ob sie fest genug zu ist!" verteidigte er sich.
„Normaler Weise schon! Aber für dich wird es nicht fest genug sein!"
„Echt?" Er zog wieder ein bisschen.

„Tom!" Das Ziehen an der Schleife wäre nicht so schlimm gewesen, die Bluse würde auch halten, wenn er sie aufzog, aber was sein kleiner Finger an ihrer Brust machte, war ein bisschen mehr, als sie in Gesellschaft der Anderen aushalten konnte!
„Ist was?" fragte er unschuldig.
„Ja!" flüsterte sie atemlos. „Ich bin todmüde! Ich muss jetzt ins Bett!"
„Ach ja?" Er spielte immer noch den total Unbeteiligten. „Dann geh ruhig! Ich bleib noch ein bisschen!"

Sie sah ihn lächelnd an. „Wirklich?" Sie zweifelte daran.
Ihre Hand suchte unter der Tischdecke nach der mit Sicherheit vorhandenen Wölbung in seiner Jeans. Er zog die Luft ein, stöhnte leise auf, sprang auf. „Es ist unglaublich, wie schnell einen die Müdigkeit überfallen kann!" sagte er noch leise, wünschte allen eine gute Nacht, stolperte mit ihr die Treppe hoch.

Anna und ein paar Gäste sahen ihnen lächelnd nach. „Na, zwischen denen brennt aber auch den ganzen Tag die Luft!" sagte einer. „Ein Wunder, dass die den Hubschrauber noch nicht abgefackelt haben!"
Die Wirtin lachte leise. „Ich freue mich sehr für unseren Tom! Er hat alles Glück dieser Welt verdient!"

Sie erzählte die Geschichte der gefährlichen Rettung ihrer Töchter. Die Gäste staunten. Ein wenig hatten sie den gutaussehenden Mann für einen Show-Man gehalten, der den wechselnden Damen mit seinem Status als Pilot imponieren wollte.

Anna berichtete auch noch von seinen anderen Großtaten, und dass sie ihn noch nie mit einer Frau zusammen gesehen hatte. Alle waren tief beeindruckt, ein interessantes Pärchen! Sie hatte mit ihrem natürlichen Charme sogar ihre wilden Kinder gebändigt, er rettete Leben am laufenden Band, opferte seine Freizeit für Übungsflüge.

Das interessante Pärchen interessierte sich oben gerade sehr füreinander. Tom durfte endlich die Bändchen aufziehen und nachsehen, ob noch alles da war, für das er sich so sehr begeistern konnte. So, jetzt nur noch diese aufreizend enge Jeans loswerden! Als sie in ihrer entzückenden Spitzenwäsche vor ihm stand, musste er sich aber noch etwas beherrschen.

Er setzte sie auf seine Hüften, was für die Beherrschung zwar nicht gerade förderlich war, aber er musste sie auf die Waage stellen!
„Ha! 45,9!" freute er sich.
Sina verschwieg wohlweislich, dass diese 900 Gramm am Morgen sicher weg sein würden, und je nachdem, wie heiß die Nacht werden würde, auch noch ein paar Gramm mehr!

Die Nacht wurde ausgesprochen heiß, die Bodendielen unter dem Himmelbett quietschen sehr ausgiebig und lang, was aber niemand mitbekam, weil alle tief schliefen.
Anna zündete wie jeden Abend eine Kerze in einem sicheren Windlicht am Hausaltar für Tom an, schickte ihr Dankgebet in den Himmel. „Gott schütze dich!" schloss sie wie seit einem Jahr täglich. Und sie war nicht die einzige auf den Almen ringsum, die für ihn betete.

Der Morgen graute schon gewaltig, als Tom sich das letzte Mal von Sina löste. Heute war er wieder in einen totalen Liebesrausch gekommen. Er wusste nicht mehr, ob sie sich durchgehend geliebt oder doch Pausen gemacht hatten. Wenn letzteres, dann waren es kurze Pausen gewesen.

Sie waren vollkommen erschöpft, verschwitzt, aber auch aufgedreht. Ihrer beider Haut war so überreizt, dass sie sich nicht mehr berühren konnten, seine Armmuskeln schmerzten wie ihre Leiste, aber sie lachten sich glücklich an. Er taumelte noch ein letztes Mal ins Bad, dann schliefen sie tief und traumlos ein, hielten sich wenigstens an den Händen dabei.


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