Kapitel 16 - Samstag, 6.8. (*1*)
Als Tom die Wohnungstüre aufschloss, spürte er gleich die Veränderung. Der Duft von Sina hing im Flur, auf dem Schuhregal standen ein paar Sandalen, die neben seinen Schuhen winzig wirkten. An der Garderobe hing ihre Jacke neben seiner und eine Handtasche. Im Wohnzimmer waren alle Fenster gekippt, die Rollos hochgezogen, frische Luft und Sonnenlicht durchströmte den Raum.
Er schloss immer alle Fenster und Jalousien, wenn er zum Nachtdienst musste.
Wenn er nach Hause kam, war die Wohnung finster und roch muffig.
Auf dem Tresen standen ein Teller, ein Glas, eine angebrochenen Flasche Wein, eine Schüssel, daneben lag eine aufgerissenen Tüte Flips. Wenn er früher die Wohnung verließ, war er immer akribisch darauf bedacht, dass alles sehr ordentlich und aufgeräumt war.
Und nie war er glücklicher als heute, als er sah, dass das Zimmer bewohnt worden war von seiner Kleinen, seiner Süßen, seiner reizenden, umwerfenden Sina!
Er schlich ins Schlafzimmer, sie lag diagonal in dem großen Bett. Es war eine Sonderanfertigung, mit seinen fast 1,90 m hatte er Probleme in einem 2 m Bett. Wegen der Proportionen hatte er es auch gleich 2,20 m breit machen lassen. Wie oft war er alleine darin gelegen! Einsam! Hoffend darauf einmal eine Frau zu finden, mit er es teilen wollte!
Und jetzt lag da die kleine Krabbe, die das Schicksal so sehr gebeutelt hatte, aber die im Schlaf lächelte!
Mein Gott, Tom! Du wirst sie lieben, lieben mit aller Kraft, mit deiner ganzen Seele! versprach er sich.
Du wirst gut machen, was andere ihr angetan haben! Du wirst sie so glücklich machen, dass sie nicht eine Minute mehr an die Vergangenheit denkt! Weil du gar nicht anders kannst! Weil du nur dann selbst glücklich werden kannst!
Kurz ging er ins Bad, um sich ein wenig frisch zu machen. Der ganze Raum duftete nach ihr. Ihre Zahnbürste lag auf dem Waschbecken, ihr feuchtes Handtuch war von der Stange gerutscht, lag am Boden. Er hob es auf.
Er ging ins Ankleidezimmer, um sich auszuziehen. Ordentlich hängte er seine Klamotten auf Bügel, ihre hatte sie über einen Stuhl geworfen, lächelnd räumte er sie in ihren Teil des Schrankes.
Die neuen Sachen lagen wie Kraut und Rüben in einem Fach. Er legte alles zusammen, war dabei glücklich wie nie in seinem Leben!
Gott sei Dank! Ein Hausmütterchen schien sie wirklich nicht zu sein.
Er zog sich einen Stuhl ans Bett, war todmüde, wollte sie aber ansehen, nur ansehen, versuchen, sein Glück zu fassen.
Doch bald öffnete sie die Augen, fühlte wohl seine Blicke auf ihr. Sie strahlte ihn an.
„Endlich ist Tom da!" flüsterte sie.
„Ja, endlich bin ich zu Hause bei Sina!" flüsterte er, sank ins Bett neben sie, fühlte ihre Wärme, ihre Haut, ihren Körper.
Seine Lippen fühlten ihre, seine Zunge fühlte ihre, fühlte ihre Rundungen, ihre allererogenste Zone, sein Körper spürte ihr Aufbäumen, seine Hände spürten ihre Brüste, seine Lippen auch, sein Körper fühlte ihre Zärtlichkeit, ihre Hingabe, ihre Weichheit, ihre Wärme. Ihre Körper fühlten die Ekstase, die Höhenflüge, die nur sie sich bereiten konnten.
Und ihre Seelen fühlten die Liebe, die sie verband, die alle Wunden heilte, alle Sehnsüchte stillte, für immer!
Bei einem späten Frühstück nach ein paar Stunden Schlaf gestand Tom ihr seinen Besuch bei ihrer Schwester.
„Süße, vielleicht war das übergriffig von mir, aber ich hatte eine solchen Wut im Bauch, die brauchte ein Ventil!"
Sina musste lachen. Das Gesicht ihrer Schwester hätte sie gerne gesehen!
„Du bist einmalig, Tom Bergmann!" sagte sie und sah ihn verliebt an.
„Vergiss das nie! Einen wie mich kriegst du so schnell nicht wieder!" scherzte er, um die erotische Spannung, die sich schon wieder aufbaue, ein wenig zu entschärfen.
In diesem Moment läutete es. „Das wird Bastian sein!"
Er drückte auf den Türöffner. Kurz darauf kamen der Kollege und vier Kumpel die Treppe heraufgeschnauft.
„Das hast du wohlweislich verschwiegen, dass du im vierten Stock wohnst, Boss!" beschwerte er sich.
„Mein Gott, das junge Gemüse hält gar nichts mehr aus!" schoss Tom zurück. Sina kam in den Flur, begrüßte die fünf Jungs. Denen fielen erst einmal die Augen aus dem Kopf.
Na, da hatte sich ja der Aufstieg gelohnt, wenn oben so etwas Hübsches wartet, dachte Marcel.
Aha, das ist also Sina, die Hübsche! dachte Bastian. Ob er auch einmal so eine Schönheit erobern würde? Vielleicht sollte er wirklich Tom mal um ein paar Tipps bitten.
Sie gingen ins Gästezimmer. Tom musste lachen, als er sah, wie schief das Bett stand!
„Na, Mäuschen, da hast du aber ordentlich zugetreten!" flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie grinste ihn an.
Bastian ließ sich aufs Bett fallen, wippte ein paar Mal auf und ab. „Warum gibt's du das denn her?" fragte er. „Ist doch eine tolle Matratze!"
Tom grinste nur vor sich hin.
„Es hat seine Schuldigkeit getan!" brummte Sina.
Aha, dachte Bastian, das ist wohl die freie Zone!
Dann schleppten die Männer das Monstrum vier Stockwerke hinunter, luden es auf den Transporter, der im Hof stand.
„Bye, bye!" flüsterte Sina und winkte dem verhassten Bett nach. Sie notierte in ihrem Herzen die feinfühlige Geste ihres Tom auf der Habenseite, dort, wo sich schon ganz viele Punkte angesammelt hatten.
Dann kamen alle sechs noch einmal nach oben, um einen Schluck Wasser zu trinken. Sonderlich durstig waren die jungen Männer zwar nicht, aber noch ein paar Blicke auf das reizende charmante Mädchen zu werfen, würde den Samstag ein bisschen versüßen.
Tom bemerkte die Blicke, die ihr folgten, als sie Gläser und Wasser holte. Er lächelte, als er sah, wie sie sich strecken musste. Da werde ich wohl alles ein bisschen tiefer hängen müssen! dachte er schmunzelnd.
Andererseits hatte es auch seinen Reiz, wenn ihr T-Shirt hochrutschte und ihren süßen Bauchnabel und die schlanke Taille freilegte.
Schließlich verabschiedete sich Bastian und zog mit seinen Freunden von dannen.
„Mann, hat der ein Glück!" entfuhr es Marcel.
„Hast du diese Augen gesehen?" Bob war noch hin und weg.
„Wo findet man denn ein solches Mädchen?"
Die Schwärmerei der jungen Männer dauerte noch ein ganze Weile an.
„So, fünf Herzen gebrochen!" stellte Tom oben lapidar fest.
„Quatschkopf!" Sina verwuschelte ihm zärtlich den Haarschopf.
„Na ja, ist besser, du bemerkst nicht alle Blicke, die an dir kleben bleiben!" Und sein Blick blieb ganz fest an ihren dunkelblauen Augen kleben.
Kurz darauf lagen sie wieder im Bett.
Eine Weile später musste Tom grinsen.
„Was ist?" fragte Sina und räkelte sich wohlig.
Puh, Mädchen vorsichtig. Deinem Lächeln kann ich ja im Augenblick noch widerstehen. Aber, wenn du dich so dehnst und streckst, wird es knapp mit der Beherrschung! dachte er und konnte seinen Händen einfach nicht verbieten, sich ein wenig auf die Reise über ihren Körper zu machen.
„Ich habe gerade daran gedacht, dass ich mir eingebildet hatte, bis Sonntag damit warten zu können, dich zu lieben!"
„Warum gerade bis Sonntag?" wunderte sie sich, und hielt still, wie ein Kätzchen, das gekrault wird.
„Weil am Sonntag der Dienst zu Ende ist, und ich endlich eine Nacht mir dir erleben kann. Und diese erste Nacht sollte etwas ganz Besonderes werden!" Er küsste sie zärtlich.
Sina musste lachen. „Und bis dahin wolltest du Händchen halten?"
„Na ja! Zwei Tage habe ich ja auch ausgehalten! Und ich hätte es auch noch am Mittwoch geschafft, wenn du nicht auf die Idee gekommen wärst zu joggen. Deine knappen Sportklamotten hätten jeden Mann geschafft." Er knabberte ein wenig an ihrem Ohr. „War das eigentlich geplant, Teufelchen?"
„Was? Dass ich verschwitzt, voll Sand von oben bis unten, das erste Mal Sex mit dir haben würde? Na du hast vielleicht Ideen!"
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Das war kein Sex, Sina!" sagte er leise. „Das war früher! Aber mit dir mache ich Liebe, okay?"
„Du meinst, der Sex ist mit diesem Bett aus deinem Leben rausgeflogen?" Sie konnte nur noch flüstern.
„Ja, Süße! Für Immer!" versprach er und er wusste, dass er die Wahrheit sagte.
„Heute fährst du mich aber nach Hause. Schau öfter Mal auf dir Uhr!" bat sie ihn nach dem nächsten Liebesspiel.
Er fuhr hoch. „Ich dachte, du bist zu Hause!"
„Ah! Was? Jetzt schon? So was muss man doch planen!" wandte sie ein.
„Wieso muss man das planen? Unsere Liebe haben wir doch auch nicht geplant!"
„Ja, aber ich muss doch erst ausziehen, damit ich hier einziehen kann!"
Eigentlich ein philosophischer Satz, dachte er. Sie musste ihr Leben dort beenden, um ihr neues hier beginnen zu können.
„Also gut!" räumte er ein. „Dann fahre ich dich heute nach Eilsbrunn, morgen ist Sonntag, ich habe fünf Tage frei. Da ziehst du aus, und ich hole dich nach Hause!"
„Das ist ein guter Plan!" stimmte sie glücklich zu.
Sie fuhren rechtzeitig los, beratschlagten, welche Möbel sie mitnehmen wollte.
„Den Schreibtisch kannst du ja ins Arbeitszimmer stellen, oder? Außer, du willst das leere Zimmer haben."
„Nein, das passt schon. Und die Regale auch?"
„Ja, Süße! Und frag jetzt bitte nicht mehr, ob.....!" Er küsste sie auf die Nase. „Versprochen?"
„Ja, Tom, ich versuch's ja! Aber so einfach ist das auch nicht. Stell dir mal den umgekehrten Fall vor: Du würdest hier einziehen!" gab sie zu bedenken. Er verstand schon. Sie hatte ja Recht.
„Also, weiter! Das Bett, das ist klar! Der Schrank hätte noch im Gästezimmer Platz, für Winterklamotten oder so." Sie gingen wieder nach unten. „Was willst du mit dem Wohnzimmer machen? Du kannst alles ins leere Zimmer stellen!" schlug er vor.
Sina verzog das Gesicht. „Das ist eigentlich nicht mein Geschmack. Ich hasse dieses rustikale Zeug."
Tom atmete ein wenig auf. „Gut! Meiner eigentlich auch nicht!"
Er stand vor der Stereoanlage, sah die CDs durch. Ein wenig zog sich sein Magen zusammen. Countrymusik war jetzt so gar nicht so sein Ding.
Sina sah ihm lächelnd zu. „Also, bevor du Bauchschmerzen bekommst, das sind noch seine. Meine sind oben im Arbeitszimmer. Nur, wenn ich die mitnehme, haben wir alles doppelt."
„Echt? Wahnsinn! Zeig mal!"
Sie liefen noch einmal nach oben. Er war verblüfft, es waren wirklich fast die gleichen Interpreten, die er auch hatte, einschließlich der Klassik. Er musste sie einfach wieder in den Arm nehmen, aber der Blick auf die Uhr zeigte, dass er sich zusammenreißen sollte.
Lieber eine Tasse Kaffee trinken. „Meinst du, du hättest eine Tasse Kaffee für mich?" fragte er süffisant.
„Du weißt, wo die Maschine steht!" sagte sie nur.
Er lachte, bis ihm die Tränen kamen. „Jetzt hat sie es mir aber gegeben, die Kleine!"
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich befolge nur deine Anweisungen, mon General!"
Er stupste sie auf ihr hübsches Näschen. „Du bist süß, Sina, zuckersüß!" Einen ganz kleinen Kuss riskierte er, bevor er hinunter lief und die Maschine einschaltete.
„Möchtest du auch eine Tasse, Mäuschen?"
„Ja, aber ich kann ihn mir auch selber machen!" antwortete sie grinsend.
„Wie viele Kollegen seid ihr eigentlich pro Schicht?" fragte sie, als sie mit dem Kaffee und ein paar Kuchenresten auf der Terrasse saßen.
„Drei Sanitäter und der Doc."
„Und der Pilot!"
„Wie der Pilot?" Er verstand nicht.
„Ja, einer muss den Heli doch fliegen?"
„Ja, ich!" Er lächelte sie an.
Sina fiel fast die Tasse aus der Hand. „Wie? Du? Du fliegst den Heli?"
Sonst hatte er beim Anbaggern immer gerne sehr schnell erwähnt, dass er Hubschrauber fliegen konnte. Aber bei ihr war er zurückhaltend gewesen, hatte irgendwie gewollt, dass sie sich in einen einfachen Sanitäter verliebte.
„Ja, Sinamaus! Wir sind Standort-Rettungsassistenten, wir müssen alle den Hubschrauber-Pilotenschein und den Führerschein für den großen Einsatzwagen haben!"
„Wow!" Sie war platt.
„Willst du mal mitfliegen mit mir?"
„Das geht doch nicht, mit dem Rettungshubschrauber!" wehrte sie ab.
„Nein, aber ich muss pro Monat eine bestimmte Anzahl an Überlandflugstunden absolvieren. Für Katastropheneinsätze oder so. Wir müssten nur mit dem Auto nach Straubing fahren, dann können wir den ganzen Tag rumgondeln."
Sie brachte immer noch kaum ein Wort heraus. Er hatte ihr in der Nacht in der Disco von seiner gescheiterten Ehe erzählt, aber kein Wort gesagt, was für ein toller Kerl er war. Nur, dass er Sanitäter war, dass er den Plan Medizin zu studieren, aufgegeben hatte. Sie verstand auch, warum er das verschwiegen hatte, fühlte es instinktiv. Er wollte vor ihr nicht prahlen, wollte, dass sie sich in ihn verliebte, nicht in den tollen Hecht!
Und schon wieder platzte sie mit einer Frage heraus, ohne lange nachzudenken.
„Wann hast du das denn den anderen Damen immer erzählt, dass du Helis fliegst?"
Er wich ihrem Blick nicht aus, wusste dass sie verstanden hatte, wieder einmal! „Ziemlich schnell!"
Wieder ein Pluspunkt auf der Liste, dachte Sina.
„Bei dir ist eben alles anders!" sagte er leise. „Alles!" Er räusperte sich.
„Also, was ist, fliegst du nächste Woche mal mit?"
„Natürlich! Wahnsinn! Super!" Sie war ganz aus dem Häuschen.
Er strahlte sie an. „Aber jetzt muss ich los, Mäuschen! Die letzte Nacht!" Er küsste sie noch einmal zärtlich.
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