kein 'nein' kein 'aber'


Würde ich die Stufen des Vermissen aufzählen müssen, ich würde es nicht können. Irgendwie ist es eine große Stufe, auf der Tausend verschiedene Gefühle stehen. Da gibt es Liebe und Angst. Ein kleines Fünkchen Hass und Trauer. Und dann gibt es noch dieses Gefühl, dass sich irgendwo ganz hinten versteckt, und das ist Sehnsucht. Sehnsucht nach dem anderen, Sehnsucht nach dem Gefühl beim Anderen zu sein, in seinen Armen zu liegen, seinen Worten zuzuhören und einfach an nichts zu denken, außer daran, wie viel Glück man hat, diese Person zu haben.

Würde ich die Stufen des Vermissen aufzählen müssen, ich würde es nicht können. Doch ich würde sagen: Wenn du es noch kannst, dann tue alles, damit es so schnell wie möglich vorbei ist.

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Hier.", sage ich, während ich der Kundin einen 10-Euro-Schein gebe.

Mein Kopf arbeitet im Moment im Schneckentempo, und so auch meine Hände und Füße.

„Ehm, du hast mir 9,99 Euro zu viel zurück gegeben."

Und anscheinend auch mein Talent zu Rechnen.

„Oh, entschuldige." Sofort gebe ich ihr einen Cent und hoffe, dass mein Chef das alles nicht mitbekommen hat. So wie damals, als ich dem Pizzaboten fast 30 Euro Trinkgeld gegeben habe. Jackson hat so lange gelacht, bis ich seinen Mund mit der leckeren Köstlichkeit zum schweigen gebracht habe.

Ach Jackson.

„Und die Zehn Euro darf ich behalten?"

„Lieber nicht."

Sie legt den roten Schein auf den Tisch und stolziert kopfschüttelnd durch die Tür. Als ob sie nie schlechte Tage hat.

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Nach der Arbeit mache ich mich auf den Weg zu Gina, in der Hoffnung, dass ich dort auf Josh treffe. Ein Plan kann nur perfekt funktionieren, wenn jeder bereit ist mitzuspielen. Und da Josh so ziemlich der wichtigste Schauspieler in diesem Masterplan ist, muss ich ihn jetzt überreden.

Es wird kein ‚Nein' akzeptiert und kein ‚Aber' ausgesprochen.

Außerdem muss ich lernen und da ich keine Zeit für bockige Joshs habe, wird er sofort ‚Ja' sagen müssen. Denn das Wort ‚ja' ist im Moment meine einzige Hoffnung die Stufe des Vermissen zu überspringen und dabei nicht auf den Kopf zu fallen.

Oder aufs Herz.

Oder auf beides.

Mein Knie würde ich auch gern behalten.

Auch meine Leber soll weiterhin noch gute Arbeit im Entgiften leisten.

Egal, Organe bleibt alle heil, danke.

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„Nein."

Er hat es gewagt.


„Aber das ist doch verrückt Ria."

Nicht das Wort auch noch.

Ich denke an mein Chemiebuch, dass nur darauf wartet von mir in den Händen gehalten zu werden und reiße mich zusammen.

„Josh, was ist mit dem Jungen passiert, der mir geholfen hat, das Wochenende mit Jackson zu planen? Der Junge, der meinen schläfrigen Körper aus einem Autounfall gerettet hat? Der Junge, der mich als wir zwölf waren, ein Stück seines Spongebob-Riesengummibären gegeben hat? Du hast mir immer geholfen und ich verspreche dir, dass ist das letzte Mal, dass ich dich um etwas bitte."

Er schaut nachdenklich aus.

Er denkt darüber nach!

Das ist gut.

Er bewegt seinen Mund.

Bitte.

Bitte.

Bitte.

„Na gut, aber wehe das funktioniert nicht!"

„Ahhhhhhhhhhhhhhh.", kreische ich und umarme meinen Organe-Retter ganz fest. „Du bist der beste.", sagen mein Chemiebuch und ich dankbar.

Apropos Chemie-Buch: Es wird Zeit mein Drama-Leben in ein brave-Schülerin-Leben umzuwandeln. Denn es gibt da etwas namens Zukunft und es kommt immer näher. Nicht dass es irgendwann zu spät ist.

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Am Weg nach Hause genieße ich die Schneeflocken, die sich langsam herablassen und bald die ganze Kleinstadt belagern werden. Hm, komisch dass es keine Theorien gibt, dass Schneeflocken Aliens sind. Egal, bald ist Weihnachten und bald sind Ferien und hoffentlich liege ich bald in den warmen Armen eines gewissen Jungen, statt im kalten Wetter herumzuspazieren. So schön Schnee auch aussieht, er ist kalt und manchmal auch rutschig. Und wir alle wissen, wie sehr ich an meinen Organen hänge.

Ich spaziere an der Straße vorbei, in der Jackson lebt. Kurz überlege ich, es vielleicht noch einmal ohne Masterplan zu probieren, doch sofort verwerfe ich diesen Gedanken. Ich weiß gerade wirklich nicht, wo ich bei Jackson stehe. Er könnte mich total verarscht haben und mit einer nackten Blondine heißen Küchentisch-Sex haben und so will ich das wirklich nicht erfahren. So will man gar nichts erfahren.

Plötzlich sehe ich jemanden aus der Straße kommen, mit schnellen Gang kommt er mir entgegen. Dieser jemand sieht einem gewissen Jackson Bennet sehr ähnlich. Doch er ist nicht allein, er hat eine Blondine bei sich, kein Panik, sie ist angezogen.

Die beiden laufen die Straße runter und kurz bevor sie bei mir angekommen sind bleiben sie stehen und küssen sich. Er drückt sie gegen die Wand, gibt ihr noch einen letzten Kuss und flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie lacht nur und in diesem Moment kommt ein Bus die Straße runter gefahren und bleibt stehen. Und schon hat er das Mädchen mit sich genommen.

Der Junge will gerade zurück ins Haus, als er mich entdeckt.

„Aria?"

„Du brauchst nichts zu sagen, ich weiß schon was hier los ist. Du hast dich nicht geändert, nicht mal ein kleines bisschen."

„Bitte Aria, tu das nicht!"

Doch es bringt nichts, nichts würde jetzt etwas bringen. Meine Chemie-Bücher müssen warten, denn schon kommt mein Drama-leben zurück.

Und diesmal am Tagesplan:

Meiner besten Freundin sagen, dass ihr Freund sie betrügt.

Und glaubt mir, ich würde viel lieber lernen.

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Wie erwartet nimmt Lucy die Nachricht nicht gut auf. Nachdem sie sämtliche Dinge, die sie an Ben erinnern, ertränkt hat und alle seine SMS samt seiner Nummer gelöscht hat, legt sie sich auf ihr Bett und weint sich ihre Seele aus dem Leib.

„Ich vertraue nie wieder einem Player!", sagt sie zum 10 Mal dieses Jahr. „Wirklich, von nun an date ich nur noch schüchterne, süße Jungs, denen die Schule am Wichtigsten ist."

Wir alle umarmen sie und Elena kommt auf die geniale Idee Chemie zu lernen um Lucy abzulenken.

Wer glaubt, dass wir uns an diesem Abend nur ein Wort Chemie gemerkt haben, hat falsch geglaubt. Alle drei Sekunden ist jemandem etwas Schlechtes über Ben eingefallen und irgendwann haben wir es geschafft, dass Lucy wieder lächelt.

Diese Nacht habe ich kein Auge zu gemacht. Morgen habe ich einen Chemie-Test, morgen ist die Party, morgen bekomme ich endlich eine Antwort. Ich schaue zu Lucy rüber und hoffe nur, dass es die richtige Antwort ist.

Denn was ist, wenn ich nicht so stark bin wie sie?

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Hallihallo

Es ist wieder Weihnachtszeit und lustiger Weise spielt diese Geschichte genau in der richtigen Zeit.

Tut mir leid fürs nicht mehr so viel updaten, doch Pharmazie zu studieren ist kein Zuckerschlecken und eben ein 48-Stunden Job, nach dem man am liebsten Gossip girl suchtet und Kerzen anzündet. Außerdem will ich diese Geschichte nicht zu ende schreiben :(

Also: schreibt hier auf, wie euer Wunschende verlaufen würde.

Schreibt hier auf was für eine Geschichte ich danach weiterschreiben soll.

Und schreibt hier auf, was ihr euch zu Weihnachten wünscht.

Liebeliebeliebe

-Wunschdroge


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