Kannst du das auch sagen, ohne zu lügen?

Der Moment ist ruhig.

Fast unheimlich still.

Mir gehen tausend Sachen durch den Kopf.

BTCHS.

Jackson.

Kuss.

Mein Laptop.

Mein langweiliges Leben.

Das gar nicht mehr so langweilig ist.

Diese Idee von Josh.

BTCHS.

Jackson.

Kuss.

Gedanken sammeln war noch nie meine Stärke, doch plötzlich schließen sich alle anderen Türen in meinem Gehirn und nur eine bleibt offen.

Jackson.

Ich hebe meine Hand ein bisschen, um sein Gesicht zu halten. Seine Augen sind noch immer leer. Er kommt wieder näher, doch dieses Mal küsse ich ihn nicht zurück.

Er muss reden. Egal was es ist, er muss es mir jetzt sagen. Sonst hat dieses ganze fallen lassen und Mauern abbauen keinen Sinn gemacht.

Der Junge vor mir schaut mich verwirrt an, noch immer so verletzlich wie früher. Als ob man ihn nur berühren muss und schon zerfällt er in tausend Teilchen.

Er nippt an seinem Alkohol, wendet seinen Blick jedoch nicht von mir ab.

Wenn ich jetzt etwas sage, ist dann alles aus? Wird er wieder so wie früher?

Das Haus ist still, keine Einbrecher im oberen Stock, kein wildes Tier in der Garage.

Ich lehne mich wieder nach vor, Jacksons Blick noch immer auf mir. Küssen ist doch so einfach, zwei Lippen, der richtige Moment und schon wird man davon überrumpelt.
Meine Hand wandert zu seinem Nacken.

Kurz denke ich an den Jungen bei der Bushaltestelle, wegen dem ich den Bus verpasst habe. Den Jungen, der mir vor ein paar Stunden noch so auf die Nerven gegangen ist, dass ich ihn in den Kofferraum stopfen wollte.

Jetzt spüre ich seinen Atem an meiner Wange.

Gut, wenigstens lebt er noch, wenn er sich schon nicht bewegt.

Meine Augen sind direkt vor seinen, als ob ich einen Funken Gefühl in ihnen suche. Irgendeine Antwort wäre jetzt nämlich sehr sehr toll.

Ich bewege mich noch ein bisschen nach rechts, so dass mein Mund seinen nur ganz sanft streicht. Sofort spüre ich ein Kribbeln.

Reiß sich zusammen Aria, du bist hier auf einer Mission.

Eine 'Jackson Bennets Mauerstücke Analyse'-Mission. Die sehr viel Konzentration verlangt.

Jackson wird mein Spiel zu blöd und er bewegt sich endlich. Ruckartig legt er seine Hand auf meinen Hinterkopf und zieht mich zu sich. Schon wieder küssen wir uns, diesmal leidenschaftlicher, ohne Verletzlichkeit eines gewissen Jackson Bennet.

"Jackson?"

Da ich hab was gesagt, zufrieden?

Stille.

Na super.

Das habt ihr toll gemacht.

Jetzt sagt er gar nichts mehr, nie wieder.

"Jackson?"

Ok, zweiter Versuch, wenn ich das unbedingt wollt.

Wieder Stille.

Seht ihr? Ich habs doch...

"Ja?"

Oh.

ER HAT WAS GESAGT, WAS JETZT? WAS SOLLEN WIR JETZT MACHEN?

"Was ist los?"

Gleich die direkten Fragen stellen, schon klar, ihr seid schlau.

"Wir küssen uns, falls du das schon bemerkt hat."

Keine direkte Antwort, Überraschung.

"Ich meine mit dir, ich meine überhaupt in deinem Leben."

Idiotensicher.

"Was soll schon sein?"

Anscheinend nicht.

"Sag es einfach."

Jetzt?

"Es ist nichts Ria, wirklich."

Lüge. Er lügt! Habt ihr das mitbekommen? Er lüüüügt!

"Kannst du das auch sagen, ohne zu lügen?"

Ich nehme jetzt seine Hand, ok?

"Ja?"

Lüge.

"Ist es etwas mit deiner Gang? Deiner Familie? Einem Mädchen, oder Jungen, was auch immer du lieber hast."

Jetzt schaut er mich mit einem amüsanten Blick an.

"Meine Gang?"

"Deine obercoole Gang."

"Ein Mädchen?"

"Oder ein Junge."

"Würde ich dann hier mit dir sitzen?"

Draußen kann man jetzt lautes Vogelgezwitscher hören. Plötzlich wird mir ganz kalt und ein Gefühl von leichter Angst überkommt mich.

"Also deine Familie?"

Stille.

Stille, die ich mag.

Leute, wir sind kurz davor.

"Es, es ist..."

Ja???

"...nichts. Aria wirklich."

Lüge numero 62916201.

"Jackson, sag mir endlich was los ist und dann darfst du von mir aus diese ganze Flasche austrinken. Nur sag endlich was los ist."

"Wieso hast du mich her gebracht?"

"Lenk nicht vom Thema ab.", stottere ich jetzt perplex.

"Ja es ist meine Familie und nein, mehr sage ich nicht."

Meine Finger liegen auf seiner Brust und tippen sich immer höher.

"Bitte?"

Er atmet laut aus und schaut mich genervt an.

"Alkoholisierte Mutter, scheiss Vater, bist du jetzt zufrieden?"

Na das klingt nach viel Mist.

Als Antwort küsse ich ihn einfach, auf so etwas kann man ja auch nichts sagen. Das ist eine der Dinge, bei denen Worte nicht helfen, sondern alles schlimmer machen.

Plötzlich klingelt mein Handy, was ich ignoriere. Ich erlebe hier gerade einen der unrealistischsten Momente der Welt, mein Handy kann warten.

Wieder klingelt es.

Wer schreibt mir die ganzen SMS?

Egal, filmreifer Moment hier, dessen Wichtigkeit alles übertrifft.

Ding.

Ok, gut, Moment tot.

Ich nehme mein Handy in die Hand und lese meine Nachrichten durch. Jackson nimmt noch einen Schluck von dem Alkohol, nimmt die mittlerweile kalte Pizza (schrecklich, ich weiß) und geht in die Küche.

Plötzlich überkommt mich ein komisches Gefühl, als ob sich die Welt umdreht und ich raus falle und hoffe, dass das All wirklich unendlich ist.

3 Nachrichten in Abwesenheit

1. Nachricht von: Aaron

Ich hoffe wirklich du hast es ihm schon gesagt.

2. Nachricht von: Aaron

Sonst sage ich es ihm beim Winterzauber-Ball

3. Nachricht von: Alison

Eine Woche noch Aria. Am Ball erwarte ich Beweise und einen unsterblich verliebten Jackson Bennet

Mir wird heiß, mein Herz läuft einen Marathon, ich spüre wie mich Kohlendioxid zu schnell verlässt.

In einer Woche. Bis dahin muss ich es schaffen. Mein Blick wandert zu Jackson, der vorm Backofen steht.

Ich erinnere mich an alle gemeinen Kommentare, alle Geschichten von seinen Mädchen.

Und plötzlich wandern meine Gedanken zu unseren Küssen, dem Tag im Schwimmbad, unseren Unfall, die Polizei, das La Rose.

Zum ersten Mal in diesem schlecht geschriebenen Buch wird mir eines klar: das ist meine Chance. Ich könnte das wirklich schaffen.

Also verändere ich meinen Gesichtsausdruck, nehme einen Schluck von Jacksons Getränk und gehe auf ihn zu.

Laptop, du und ich, wir zwei, in einer Woche, na, was sagst du?

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Hi

mensch mit stressigem Leben hier

Teil 1 und 2 meiner Matura sind geschafft, fehlt noch Teil 3.

Schreibt was ihr denkt, was ihr wollt und was ihr euch vorstellt.

Liebeliebeliebe

wunschdroge

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