Es geht um ihn nur um ihn
Kennt ihr das, wenn ihr zu Hause sitzt und versucht zu lernen, oder zu lesen, oder in Ruhe ein Youtube-video zu schauen und plötzlich entschiedet sich deine Mutter den lautesten Mixer der Welt zu benutzen und dabei den Staubsaugerroboter einzuschalten?
Plötzlich wird man aggressiv und hält das Geräusch nicht aus, aber man kann sich nicht aufregen, weil sich backt einen Kuchen und Kuchen sind lecker.
Dieses Gefühl der Aggression, gegen die man aber nichts tun kann, weil die Quelle dieser Wut wichtig für einen ist erlebe ich gerade jetzt.
Jackson Bennet, 1,85 cm groß, dunkle Haare, Lederjacke, Klischee-Badboy schlechthin, angesichts der Umstände sehr schwierig, ist der nervigste Mensch der Welt. Jeder Zentimeter meines Körpers hält ihn langsam nicht mehr aus. Doch ich kann mich nicht aufregen - da ich das hier tun muss um meinen Ruf nicht zu zerstören und den schönsten Laptop der Welt zu gewinnen.
Er ist wie ein Mixer, jeder seiner Töne bringt dich zur Weißglut.
Das klingt jetzt vielleicht etwas brutal, wenn man bedenkt, dass wir gerade erst Freunde geworden sind und sogar halbwechs viel Spaß miteinander hatten und wir uns schon geküsst haben und sein bester Freund denkt, dass er mich mag.
Aber Jackson Bennet, 1,85 cm groß, dunkle Haare, Lederjacke, Klischee-Badboy, angesichts der Umstände sehr schwierig, erzählt mir schon die ganze Autofahrt lang, und das sehr bildhaft, was er mit welchem Mädchen unserer Schule schon gemacht hat.
Schaue ich aus als ob mich das interessiert?
Als ob ich auf diese Informationen scharf bin?
Als ob ich mich zehre nach dem Wissen, wie gut Sierra Wilkins im Bett ist?
Irgendwas ist falsch mit dem Typen.
„Schade, dass sie nach Kanada ziehen musste. Wir hätten noch viel Spaß gehabt. Obwohl so kann sie sich wenigstens nicht in mich verlieben."
Er provoziert mich, das ist die einzige logische Erklärung, er provoziert mich bis zum Übermaß.
„Cool.", sage ich nur.
Er provoziert mich, ich lasse mich nicht provozieren. Ich denke nur an den Kuchen, der am Ende aus dem Mixer-geräusch wird.
Kuchen als Metapher für Geld und Ruhm.
Obwohl, wenn man bedenkt was ich gleich tun werde - damit meine ich das Gestehen von meiner neuer Gewohnheit zu wetten - ist dieses Geld mit diesem Ruhm am anderen Ende des Atlantiks.
Oder am Boden des Atlantiks.
Oder am Mond über dem Atlantik.
Egal wo, weit weg, ok?
Jackson ist jetzt wieder leise, nach seiner Schweigsamkeit am Anfang ist er - nach einem Redbull - plötzlich sehr redefreudig geworden. Fast als ob er sich aufwärmen musste.
Doch irgendwas ist falsch, so falsch dass er es nicht nicht zeigen kann.
Eine Mauer, auf die so viel Druck ausgeübt wurde, dass sie bröckelt.
-
Nach einer weiteren halben Stunde Kuchen backen sind wir endlich bei dem Ferienhaus von Ginas Familie angekommen, hier war ich schon tausend Mal mit meinen besten Freundinnen. Sofort erinnere ich mich an gute Zeiten, sorglose Zeiten, Zeiten in denen Chips und Filme der größten Spaß der Welt waren.
Wieder wir mir bewusst, wie verrückt diese Situation ist. Jackson Bennet, 1,85 cm groß, , dunkle Haare, Lederjacke, Klischee-Badboy, angesichts der Umstände sehr schwierig, und ich alleine.
Und das eine Nacht lang.
Und das wahrscheinlich zerstritten.
Na das klingt nach Freude.
-
Es ist eine Stunde später. Jackson und ich sitzen awkward auf dem Sofa. Ich zähle Sachen im Raum. 15 Polster, 4 Spiegel, 7 Schränke, 6379 Bücher.
Ich muss es ihm sagen.
„Ich bin hungrig."
Oder ich backe Pizza, Pizza ist viel wichtiger.
Aber ohne Mixer.
„Zum Glück haben sie, ehm wir, Tiefkühlpizza!"
Und so wird endlich das getan, was wir schon längst tun hätten sollen: es wird gegessen. Jackson schiebt die Pizza in den Ofen und ich suche im Kühlschrank etwas, aus dem man Salat machen kann. Nach dem Motto: gesundes Leben. Als ich die Teller aus dem Schrank hole steht Jackson plötzlich vor mir, sein Duft stärker denn je.
„Kannst du das Besteck aufdecken?", frage ich ihn nur. Erst jetzt sehe ich, dass er sich nicht rasiert hat, als ob er keine Zeit dazu hatte.
„Das ist gar nicht dein Ferienhaus oder?"
„Ehm nein, das meiner Eltern?"
„Aria, sag mir sofort wessen Haus das ist und das wir nicht gerade unbefugt hier übernachten."
Hier sind anscheinend Rollen getauscht.
„Traust du mir das wirklich zu?"
„Nein."
„Eben, mach dir keine Sorgen."
Er dreht sich wieder um und geht, mit ihm sein Duft. Wie kommt er auf die Idee, dass es nicht mein Ferienhaus ist? Wie kommt er auf die Idee, dass wir einbrechen?
Plötzlich kommt er wieder, diesmal mit einem Foto in der Hand. Er hält es mir unter die Nase und schaut mich erwartungsvoll an. Seine müden Augen fallen mir wieder einmal auf. Hat er überhaupt geschlafen? War er feiern?
Auf dem Bild ist ein Ehepaar abgebildet, die vor dem Haus stehen und lächeln, als ob sie noch nie zuvor gelächelt hätten.
„Meine Eltern?"
„Ich weiß, wie dein Vater ausschaut."
Oh.
„Oh."
„Wer ist das Aria?"
Er wird wütend. Wann ist diese Pizza endlich fertig?
„Es sind Ginas Eltern."
„Deine Freundin Gina?"
„Ja."
Er geht wieder, mit Duft, diesmal kommt er mit einer Flasche Alkohol zurück. Einer von denen, bei dem dein ganzer Hals anfängt zu brennen, wenn du einen Schluck davon machst.
„Also, ich weiß nicht wieso ich hier bin, aber ich weiß, dass das hier sicher hilft es zu überleben."
„Ahso, bin ich so schlimm?"
„Ja?"
Autsch.
Plötzlich läutet mein Handy und ich weiß sofort wer es ist. Jackson gibt mir mein Handy und ich gehe aus dem Raum.
„Ja, Josh?"
„Wie läufts?"
„Ist der Whiskey in eurer Bar teuer?"
„Oha, schon jetzt? Es ist sieben."
„Alkohol ist doch gut oder? Vielleicht lacht er dann darüber?"
Er ist kurz still.
„Josh?"
„Aria, pass auf dich auf, Jackson hat seinen Ruf nicht umsonst."
Jetzt bin ich die, die still ist. Er könnte doch nicht gewalttätig werden oder? Nein, ich kenne ihn jetzt, das sind nur Gerüchte, und wir führen doch eine sehr komische und komplexe Freundschaft oder?
„Mach dir keine Sorgen Josh."
„Es ist nur, ich bereue gerade meinen Plan sehr."
„Süß, aber unnötig. Ich rufe dich morgen an."
Und schon bin ich wieder alleine mit Jackson Bennet. Mit einer Nachricht, die ich ihm übermitteln muss und wirklich, WIRKLICH, nicht übermitteln will.
Na das wird was.
Als ich das Wohnzimmer betrete sitzt er mit Pizza wieder am Sofa und hält ein Glas Whiskey in der Hand. Er bemerkt mich nicht, starrt in sein Glas und wirkt irgendwie gebrochen. So gar nicht wie ein Junge, dem ich gerade erst zugetraut habe, er könnte mich schlagen.
„Wieso bin ich hier, Aria?"
Seine Worte sind gefühlsleer.
Soll ich es ihm jetzt sagen? Soll ich es riskieren?
Seine Hand zittert. Seine Wand fällt. Sein Blick wandert. Sein Herz wird leer.
Alles wird Nichts und Nichts wird Alles.
„Ich, Jackson was ist los? Es ist doch was?"
Ich erinnere mich an den Jungen, der verzweifelt am Boden in der Schule saß. Sein Gesichtsausdruck gleicht dem Jetzigen.
„Jackson?"
Er nimmt wieder einen Schluck, den letzten. Ich kann sehen wie er bricht, wie er sich nicht aufrappeln kann, wie er wie damals nicht tun kann, als ob nichts wäre.
Also ob er Jackson Bennet wäre, 1,85 cm groß, dunkle Haare, Lederjacke, Klischee-Badboy schlechthin, angesichts der Umstände sehr schwierig.
Meine Hand nimmt das Glas aus seiner Hand und streicht über seine Wange, runter zu seinem Nacken. Er neigt seinen Kopf zu Seite.
Verletzlich, offen, durchsichtig.
Mein Körper setzt sich näher zu ihm, meine Augen schauen in seine.
Er ist kurz davor alles fallen zu lassen. Es geht nicht mehr um mich und um BTCHS und um Aaron, es geht nur um ihn.
Vielleicht braucht er wirklich jemanden, der ihm hilft.
Nachdem sein Blick minutenlang starr war, macht er seine Augen zu und bevor ich überhaupt irgendwas realisieren kann fühle ich seine Lippen auf meinen. Es ist nicht wie beim ersten Mal, auch nicht wie beim zweiten Mal. Sein Mund ist wie Luft zum Einatmen. Sein Kuss ist wie die Tiefe und Stille eines Meeres. Mir wird heiß und ein völlig neues Gefühl breitet sich in mir aus.
Ist es das? Der Feuerwerk-kuss aus all den Geschichten?
Das Gefühl zu fliegen? Oder wäre das wieder übertrieben?
Ich grabe meine Hände in seine Haare und drücke ihn fest an mich, als er sich endlich fallen lässt.
Es geht um ihn, nur um ihn.
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